Liebe Freunde,

wie viele von euch wissen, wurde unsere Älteste aus freiem Wunsch zum Schulkind. „Freilernen“ war gestern, „Schule testen“ ist heute. Das sorgte für Aufregung. Schließlich passt das gar nicht zu unserem krassen Lebensstil. Deshalb gebe ich all meine Tricks preis, wie wir hoffentlich bald wieder ungewaschen, nackt und ungezähmt in den Tag hineinleben können. Zu kurz soll auch nicht kommen, wie ich den Lehrern das Leben zur Hölle mache. Aber fangen wir zunächst mit dem Wichtigsten an: Wie schaffe ich es, meinem Kind den Spaß an der Schule zu verderben?(1)

Einschulung und die ersten Schultage

Die feierliche Einschulung war trotz Abstands- und Maskenregeln recht locker. In ihrer Rede betonte die Direktorin, jedes Kind sei wertvoll und einzigartig. Ein gemeinsamer Nenner – das ist doch was!

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Kind mit Zuckertüte

Voller Stolz trägt unser Kind die große Weltraum-Zuckertüte nach Hause. Sie mochte das „Kribbeln im Bauch“.

Die ersten Schultage beschrieb meine Tochter so:

  • Erster Tag: „Ganz wunderbar!“
  • Zweiter Tag: „Schön.“
  • Dritter Tag: „Langweilig.“
  • Vierter Tag: „Morgen habe ich aber keine Lust mehr.“

Nun, auch wenn es mir manch einer gern unterstellt: Ich habe ihr nichts aus- oder eingeredet. Betrachten wir uns den Erziehungsaspekt kurz philosophisch: Meine Tochter ist sieben Jahre alt. Nicht wenige sehen in ihr ein „Kind“, das als solches Führung bedarf. Ich sehe sie als jungen Menschen, der nicht manipuliert werden darf. Ich will ihr nicht sagen, was sie tun oder lassen soll. Meiner Verantwortung bin ich mir deshalb nicht weniger bewusst. Aber ich unterstütze sie bei ihren Entscheidungen.

In den letzten Jahren gestalteten wir unser Familienleben sehr frei. Und auch das Lernen ohne Schule war uns offiziell möglich. Ich beobachtete meine Kinder und tauchte tief in das Thema „selbstbestimmtes Lernen“ ein. Und mir wurde klar, wie und wieso die Bildung ohne Schule nachhaltig gelingt.

Kommt meine Tochter mit strahlenden Augen aus der Schule, freue ich mich mit ihr. Bedrückt sie etwas, nehmen wir Eltern sie ernst. Als sie postulierte: „Ich habe keine Lust mehr“, schauten wir uns zusammen den Stundenplan an. Es standen noch einige Fächer an, die sie gern ausprobieren wollte. Und da war sie plötzlich wieder da: die Lust aufs zeitige Aufstehen, auf neue Menschen, „Lern-Materialien“ und Erlebnisse in der Schule. Die Freude daran ist ihre Motivation.

Die Bedeutung der Lehrer für die Freude an der Schule

Besonders freute sich unsere Große auf den Schulsport. Doch nach der ersten Stunde war sie bitter enttäuscht. Corona-Hygiene-Maßnahmen schreiben die Desinfektion des Treppengeländers und der Schülerhände vor. „Das stiebt. Da müssen wir husten und es brennt auf meiner Haut.“, klagt unsere Große. Zudem beschrieb sie die Lehrerin als unhöflich, sie würde „bestimmen und nicht bitten“.

Tags darauf war unser Mädchen nicht zur Schule zu bewegen. Patrick griff zum Telefon. Die Klassenlehrerin am anderen Ende der Leitung versicherte unserem Mädchen, sie hätte sich viele tolle Sachen für den heutigen Tag ausgedacht und würde sich so auf sie freuen. Es klang so lieb und ehrlich, dass mir die Tränen in die Augen schossen. Auch unsere Tochter ließ sich überzeugen.

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Im Anschluss gab es eine Rücksprache mit der Direktorin: Ein biologisches Mittel zur Desinfektion, das der Gesundheit nicht schadet? Kein Problem, das können wir einfach mitgeben. Und der harsche Ton der sonst sehr freundlichen Sportlehrerin rühre vom Zeitdruck, der nun wegen den Corona-Maßnahmen in der Turnhalle herrsche. Nach dem nächsten Unterricht mit besagter Lehrerin hatte wohl kein Kind mehr etwas zu beanstanden.

Wir ... als Klassengemeinschaft.

In den letzten zwei Jahren hat sich einiges getan …

Es scheint, als sei die Klassenlehrerin ein echter Glücksgriff. Denn sie unterrichtete bereits an freien Schulen, ist selbst „kinderreich“ und pflegt mit ihren Erstklässlern einen höflichen und hilfsbereiten Umgang. Außerdem ist sie Vegetarierin, findet Gerald Hüthers Arbeit gut und einer ihrer Söhne hat die Schule nur selten von innen gesehen. Heute studiert er Medizin. Es ist schön, wenn Lehrerinnen sich nicht als „Respektspersonen“ verstehen, sondern eher als erwachsenen Freund und Mentor des Kindes.

Was das Klassenzimmer alles ist ...

Das Klassenzimmer als Lernort, Spielwiese und Wohlfühlzone :-)

Meine Empfehlung für euch:

Was wir sind und was wir sein könnten: Ein neurobiologischer Mutmacher von Gerald Hüther*
Der Neurowissenschaftler Gerald Hüther macht dem Leser in diesem Buch Mut, radikal umzudenken. Wir leben in einer Zeit, in der eine Krise auf die andere folgt und „Burn-out“ zur Pest geworden ist. Er zeigt, wie wir besser mit Kindern, Mitarbeitern, alten Menschen und uns selbst umgehen können, wie wir unsere Begeisterung behalten und unsere Potenziale bestmöglich entfalten.

Hochsensibilität, Neugier und Begeisterung

Die Hochsensibilität unseres Schulkindes zeigt sich im haargenauen Beobachten: Wer erzählt was? Welche Lehrer loben in welcher Stimmlage? Wem könnte sie helfen? Wen soll sie trösten? Wer hat sein Heft vergessen? … Ihre Reflexion teilt sie oft am späten Nachmittag oder vor dem Einschlafen mit uns.

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Namen ihrer Mitschüler kennt sie kaum, aber sie mag alle. Es ginge ruhig zu, auch in den Pausen. Nur in den Hofpausen tobt unsere Tochter gern mit den ihr bekannten Jungen und Mädchen der höheren Klassen.

Ausmalen, Buchstaben verbinden und Zahlen nachziehen – das macht ihr keine rechte Freude. Aber das Fach Musik findet sie toll. Gäbe es Einblicke in die Astronomie und in die menschliche Anatomie – und würde das Wissen der Hebammen auf dem Lehrplan stehen oder das Spiel eines Instruments – ja, DAS wäre es! So etwas würde unsere Siebenjährige begeistern.

Und nun?

Unser Mädchen meint, „bis Weihnachten“ wolle sie noch zur Schule gehen.

Und was ist mit mir? Nun, eigentlich habe ich Hunderte von Hummeln im Hintern. Ein Mediziner würde mir bestimmt die Diagnose „Fernweh“ stellen.

Schildkröte chillt an einem Brunnen in Sibenik (Kroatien)

Das Reisen war so schön und entspannt. Hier: eine kroatische Chill-dkröte ;-)

Doch vielleicht sollte ich nun doch mal unsere Koffer auspacken? Bei der Gelegenheit könnte ich auch das Zelt abbauen und uns für eine feste Wohnung bewerben. Unser „Test-Leben“ in Garten und Wohnung meiner Eltern ist schließlich keine Dauerlösung.

Vielleicht widme ich mich dann bald in einer eigenen Dreckhöhle einem Text über meine treibende Kraft als Schulgegner und Tunichtgut.(1)

Auf bald, eure Evelin

 

(1) = Ironie. Man muss das Leben ja nicht immer so ernst nehmen. :-)

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CC BY-SA 4.0 Schule statt Freilernen – ein erstes Resümee von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.