Montenegro im November
Liebe Reise-Freunde, für November 2019 fehlt noch unser Reisebericht aus Montenegro im Blog. Hier ist er! Du planst einen Urlaub in dem kleinen Staat an der Adria oder gar eine langfristige Reise? Ich stelle Dir das Land vor, in dem wir einen ganzen Monat verbrachten, und schreibe über unsere Erfahrungen. Natürlich habe ich einige Reisetipps für Dich und zeige Dir Bilder von unseren Ausflügen und Abenteuern. Nur eines vorab: Montenegro hinterlässt gemischte Gefühle bei uns. Denn es ist weder die Perle noch das Juwel der Adria als das es oft bezeichnet wird. Und „ökologisch“ schon gar nicht.

Von Kroatien durch Bosnien und Herzegowina nach Montenegro

Mir ist es wichtig, den gesamten Winter einmal im halbwegs Warmen zu verbringen. Deshalb ziehen wir nach drei schönen Monaten in Kroatien ins Nachbarland weiter (unsere Reiseberichte zu Kroatien findest Du hier und hier).

Kirche und Friedhof von Kladnjice (Kroatien)

Kirche und Friedhof von Kladnjice (Kroatien)

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Obwohl wir nicht als Halter unseres VW-Busses in den Papieren stehen, gibt es beim Grenzübertritt nach Bosnien-Herzegowina in Donji Vinjani keine Probleme. Manchmal wird eine Vollmacht des Halters verlangt.

Der freundliche Grenzbeamte spricht fabelhaftes Deutsch. Er plaudert mit uns und schreibt uns die „günstigste Route“ durch Bosnien und Herzegowina nach Montenegro auf ein Blatt Papier. Hinter uns staut es schon.

Die Landschaft auf dem empfohlenen Weg ist tatsächlich atemberaubend schön. Wir fahren durch das Bregava-Tal bei Stolac und bestaunen Felsen, weite Ebenen, alte Stadtmauern und Flüsse. Da hat der Grenzer uns wohl die hübscheste Strecke durch seine Heimat gezeigt.

Es gibt viele freilaufende Rinder in Bosnien

Es gibt viele freilaufende Rinder in Bosnien. Das heißt: vorsichtig fahren!

Kurz vorm Grenzübergang nach Montenegro, am Bileća lake, schossen wir noch diese beiden Bilder:

Eine alte Frau sucht auf der Mülldeponie am Bilećko jezero nach Verwertbarem

Eine alte Frau sucht auf der Mülldeponie am Bilećko jezero nach Verwertbarem

Kurz vor Montenegro: Müllhalde am Bilećko jezero

Das sieht nicht gesund aus.

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Einreise nach Montenegro

Bei der Einreise nach Montenegro, am Grenzübergang bei Deleuša, erleben wir, wie zwei junge Männer, die in einem Auto mit deutschem Kennzeichen unterwegs sind, etwas strenger kontrolliert werden. Um Probleme zu vermeiden, legt Patrick die „grüne Versicherungskarte“ bereit und überreicht sie dem Beamten. Der grimmig schauende Polizist stempelt unsere Reisepässe ab. Wir freuen uns über die Stempel, auch wenn sie nicht besonders originell sind. Falls Du Dir mal bei Google Maps die Bewertungen für den Grenzübergang Deleuša und Vraćenovići anschaust, suchst Du Dir freiwillig einen anderen Weg. ;-)

Nachtrag vom 16.02.2023: Wir haben die Grenzen in der letzten Zeit noch ein paar Mal passiert. Ja, man muss an den großen Grenzübergängen noch immer etwas Zeit mitbringen. Aber im Grunde ist alles in Ordnung.

Nun sind wir also in Montenegro. Wir staunen während der Berg- und Talfahrten. Unser Jüngster ruft „Oh“ und „Ah“ bei jedem Tunnel, in jeder Kurve. Denn er genießt die letzten Fahrtstunden ausnahmsweise vorn neben dem Fahrersitz.

Straßenhunde in Montenegro

Während einer kurzen Rast treffen wir auf die ersten Straßenhunde in Montenegro.

Montenegro sieht völlig anders aus als Bosnien und Herzegovina. Die gewaltigen Berge und Felsen bestehen aus zerklüftetem Gestein. Alles wirkt schroff und bizarr wie aus einer anderen Welt. Plötzlich taucht die Bucht von Kotor vor uns auf. Uns stockt der Atem.

Bucht von Kotor (Montenegro)

Bucht von Kotor

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Aus dem Hochgebirge fahren wir direkt hinunter und schlängeln uns die Straße entlang, die um die Bucht führt. Hier herrscht Massen-Tourismus. Tausende Menschen und unzählige Reisebusse verlangsamen unsere Fahrt. Und es wird zügig dunkel.

Den Rest des Wegs entlang der Küste bis zur Unterkunft in Bar legen wir im Dunkeln zurück. Daher können wir die Landschaft und die tolle Aussicht nur erahnen.

Unser Ferienhaus in Bar (Montenegro)

Bar liegt im Süden von Montenegro direkt an der Küste. Unser „Zuhause“ für November fanden wir über Airbnb. Der Host bat uns, das Ferienhaus nicht über das Portal zu buchen. Denn dann müsste er in Russland und in Montenegro Steuern auf diese Einnahmen bezahlen.

Man soll auf sowas eigentlich nicht eingehen – zum eigenen Schutz (und dem der finanziellen Interessen von Airbnb). Da der Vermieter russischer Herkunft uns sympathisch erschien, es das Haus laut Google Maps / Streetview wirklich gibt und wir den Betrag einfach vor Ort zahlen könnten, gingen wir das Risiko ein.

Das Navi führt uns sicher zum Ziel, wo das Vermieter-Ehepaar schon auf uns wartet. Bevor wir das Auto ausräumen, zeigt uns das Paar die Wohnung. Alle Fenster sind weit geöffnet und es riecht frisch – nach Raumduftspray.

In diesem Video zeige ich Dir unsere Ferienwohnung in Montenegro:

Wir bezahlen die vereinbarten 300 Euro Miete für die Unterkunft. Zusätzlich wird ein Euro pro Tag fürs Wasser fällig. Die Kilowattstunde Strom berechnen sie uns mit günstigen 12 Cent.

Ich überziehe die Betten. Zwei Kopfkissen zeigen deutliche Spuren von Schimmel. Zum Glück haben wir noch zwei Babykissen dabei.

Der erste Tag in Montenegro

Erst am nächsten Tag stellt sich heraus, weshalb unsere Vermieter so gründlich lüfteten: Die Wände scheinen stellenweise frisch überstrichen.

Der Schimmel drückt darunter hervor. Die Wohnung riecht nicht mehr nach dem Apfelduft-Spray, das neben der Toilette platziert wurde, sondern ziemlich muffig. Wie pfiffig von den beiden, dass wir das Ferienhaus nicht auf Airbnb bewerten können. ;-D

Da klopft es an der Tür. Es ist der Vermieter, der darauf besteht, dass noch eine „Bettensteuer“ von etwa 30 Euro pro Erwachsenem fällig wird. Die entrichten wir treudoof in der Touristen-Agentur. Angeblich würde das bei der Ausreise kontrolliert werden, was wir einen Monat später aber nicht bestätigen können.

Montenegro? Pfft… Willkommen in „MonteRegno“!

Wir bereisen das kleine Land an der Adria außerhalb der Saison – im November. Wie das ist, konnten wir bereits von Freunden erfahren. Denn auch sie waren im nassen November in Montenegro. Es ist der regenreichste Monat – und das bekamen wir nun zu spüren.

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Das Klima an der Küste Montenegros ist zwar typisch mediterran und die Temperatur im November angenehm mild. Aber es gibt kaum einen Tag der nicht nass und verregnet ist. Montenegro bekommt von uns den lieblichen Spitznamen „Monte-Regno“.

Nachtrag vom 16.02.2023: Einige Leser und Leserinnen meinten, wir würden uns über das Wetter im November beschweren. Das sollte so nicht rüberkommen. Wir haben es nur mit Faszination registriert, dass es wirklich fast jeden Tag regnete. :D

Wenn Du nicht auf das kühle Nass von oben stehst, sondern auf einen schönen Badeurlaub und Abkühlung im Meer, so ist der Sommer die beste Reisezeit für Montenegro.

Montenegro mit Kindern: Vorsicht Verkehrsrowdys!

Unsere Ferienwohnung liegt etwas außerhalb des Zentrums von Bar. Mit dem Auto benötigen wir nicht mal fünf Minuten dahin. Zu Fuß (mit Kindern) sind es jedoch mindestens 30 Minuten bis zum ersten großen Supermarkt.

Der Fußweg ist beschwerlich. Wir bleiben nicht nur wegen den vielen Straßenhunden ständig stehen, die schließlich gestreichelt werden wollen. Auch wegen des starken Verkehrs halten wir oft an. Es gibt kaum Fußwege. Und selbst in den kleinsten Gassen und Mini-Straßen kommt ein Auto nach dem anderen angerast. An Tempolimits hält sich hier übrigens niemand.

Es verwundert mich nicht, dass die Eltern hier auch große Kinder im Buggy schieben. An den Hauptverkehrsstraßen, die zum Glück einen breiten Fußweg haben, werden die Kinder von den dicken Brummis mit drohender Faust angehupt, wenn sie den „Sicherheitsabstand“ von einem Meter zum Straßenrand nicht einhalten.

Von den Verkehrsrowdys erzählt mir auch ein Nachbar. Er ist Radfahrer (eine bedrohte Spezies in Montenegro) und warnt mich freundlich auf Deutsch: „Hier in Montenegro muss man sich gut in Acht nehmen, besonders mit Kindern. Autofahrer nehmen keine Rücksicht und fahren auch mal jemanden an.“

Nachtrag vom 16.02.2023: Das ist keine Kritik an Land oder Kultur, sondern an Menschen, die rücksichtslos Auto fahren. Solche gibt es überall.

Internet in Montenegro

Da wir Google Fi verwenden, interessiert uns das Roaming nicht sonderlich. Für Touristen und Reisende aus Europa können die Roaming-Gebühren aber sehr hoch sein. Denn Montenegro ist (noch) nicht Mitglied der EU.

Patrick kauft zusätzlich eine lokale Daten-SIM-Karte bei der Telekom, die als einzige Telefongesellschaft im Herbst noch die „Touristentarife“ anbietet. Hier gibt es 1.500 Gigabyte Daten für 35 Tage. Zehn Euro kostet uns das absolut vorbildliche Angebot. Wo in Europa bekommt man so viel mobiles Internet für so wenig Geld wie in Montenegro?

Essen und Einkaufen in Montenegro

Da wir unser Essen gern selbst zubereiten, besorgen wir uns unsere Lebensmittel im Supermarkt oder im kleinen Geschäft nebenan. Du kannst in Montenegro alles in Euro bezahlen, obwohl das kleine Land nicht in der EU ist. Es ist die offizielle Währung des Landes, was uns die ganze Umrechnerei erspart.

Die Preise für regionale Lebensmittel sind in Montenegro recht günstig. Auf dem Bild weiter unten kannst Du einige Kilopreise sehen. Übrigens musst Du an der Kasse nicht auf die präzise Herausgabe von Wechselgeld warten. Denn 1-, 2- und 5-Cent-Münzen gibt es hier nicht.

Für Veganer noch interessant: Texturiertes Sojaprotein (TVP) ist sehr preiswert zu haben. Wenn Du gern selbstgemachtes Chili Sin Carne oder Sojamedaillons isst, kannst Du Dich in Montenegro daran satt essen. Pflanzendrinks wie „Sojamilch“, „Hafermilch“ usw. sind jedoch sehr teuer und Tofu gibt es keinen. Und wenn Du auf Palmöl in Lebensmitteln verzichtest, darfst Du einen großen Bogen um die Margarine und das Regal mit den Knabbereien und Süßigkeiten machen.

Das Einkaufen in Montenegro ist für vegan und ökologisch lebende Menschen irgendwie „speziell“: Obst und Gemüse gibt es fast ausschließlich unverpackt. Das ist toll.

Unverpacktladen? Vorbildlich angebotene Lebensmittel ohne Plastikverpackungen in Montenegro

Unverpacktladen? Vorbildlich angebotene Lebensmittel ohne Plastikverpackungen

Das kommt (nicht) in die Tüte!

Doch die Freude über die hüllenlosen Lebensmittel hält nicht lange an: Willst Du in Montenegro eine einzelne rote Rübe, Mango oder Gurke kaufen, wird Dir die nackte Frucht von der „Gemüse-Frau“ abgenommen, die sie in eine Plastiktüte steckt. Und erst jetzt darf sie auf die Waage.

Darauf zu bestehen, Produkte ohne Tüte zu kaufen, braucht einige Erklärungen. Oft kann ich mich durchsetzen. Dann wiegt zwar die Angestellte fast alles ohne Tüte. Die Kassiererin jedoch kritisiert das beleidigt. Ich lächle falsch und packe die Waren in meine Baumwollbeutel.

Um mich nicht immer rechtfertigen zu müssen, nehme ich bereits benutzte Plastiktüten mit in die Geschäfte. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Die weißen Tüten sind nicht dieselben, wie die orange-farbenen aus dem Laden, in dem ich gerade stehe. Und nur DIESE dürfe ich verwenden.

Es ist üblich, die eingekauften Dinge an der Kasse nochmals in Tüten einzupacken. Jene gut verschnürten Päckchen rutschen über das Kassenband und werden wieder in den Einkaufswagen geräumt. NICHTS verlässt den Laden ohne Tüte!

Plastic Planet: Die Tüten sind hier so angesagt wie Alditüten nach der Wende in Ostdeutschland.

Plastic Planet

Sobald der Wagen mit den Tüten befüllt ist, rollen die Einheimischen ihn bis vor die Tür des Geschäfts. Dort lassen sie ihn stehen und holen ihr Auto vom Parkplatz. Dann beladen sie den Kofferraum vorm Eingang des Supermarkts.

Hier werden Süßigkeiten aus Tüten in Plastikbecher umgefüllt

Hier werden Süßigkeiten aus Tüten in Plastikbecher umgefüllt …

Und hier werden die umgefüllten Süßigkeiten angeboten

… und hier verkauft

In Montenegro am Strand

Dass sich in Montenegro etwas ändern muss, bemerken wir bald bei einem Bummel am Strand. An der Strandpromenade gibt es einige Spielplätze, moderne und verbrauchte. Die Kinder freut’s. Doch der Strand ist wahnsinnig vermüllt. Die ganze Küste hier in Montenegro ist voll mit den Zeugen der „Zivilisation“.

Nachtrag vom 16.02.2023: Der Müll dort wird von Meeresströmungen angespült. Vermutlich stammt er aus dem gesamten Mittelmeerraum und nicht nur aus Montenegro. Wir möchten mit diesem Reisebericht auch ein Bewusstsein für diese Probleme schaffen.

Müll am Strand in Montenegro

Strandgut: Müll am Strand in Montenegro

Wir treffen auf eine Gruppe junger Leute, die einige Säcke „Strandgut“ aus Plastik gesammelt hatten. Ein freundliches Gespräch erhellt unsere Gemüter. Es sind Studenten aus Großbritannien, die im Namen der NGO „Marine Mammals Research Association“ (DMAD) Müll in großen Säcken sammeln und ihre Funde in Studien auswerten.

Marine Mammals Research Association, DMAD in Montenegro: Müll einsammeln am Strand

Marine Mammals Research Association: Müll einsammeln am Strand

Sie wollen mit dem „Montenegro Dolphin Research Project“ das öffentliche Bewusstsein für die bedrohten Lebensräume im Meer schaffen. Es tut gut, unter Gleichgesinnte zu kommen.

Patrick nehmen die Zustände am Strand in Montenegro so sehr mit, dass er anfängt, den Unrat vom Strand in unseren Bollerwagen zu packen und später in die öffentlichen Müllcontainer zu werfen. Die Kinder und ich helfen ihm. Das haben wir schon oft gemacht, zum Beispiel in Polen.

Keine Kuscheldecke fürs Baby

Mit Gleichgesinnten aus Deutschland treffen wir uns auch in unserer Ferienwohnung. Wir tauschen uns aus und unsere Kinder spielen vergnügt zusammen. Dann kochen und essen wir gemeinsam. Es ist schön, dass auf Reisen so leicht neue Freundschaften entstehen.

Als die Vermieterin die Tagesdecke fürs Bett auf den Fliesen liegen sieht, wird sie zur Furie. Dem Baby der anderen Familie wollte ich nun wirklich nicht den kalten, harten Fußboden anbieten. „Ob wir das zuhause auch so machen würden“, übersetzte unser neuer Freund, der sehr gut Russisch spricht. Und ich denke mir so: „Also wirklich! Was fällt mir ein, eine Wolldecke auf dem Boden auszubreiten? Und dann auch noch für ein Baby!“

Die Brüllfrau

Wir haben ein Stückchen Grasweg entdeckt. Ich lasse die Kinder die 20 Meter mit ihren Rädern vor- und zurückfahren. Immer nur zwischen den anliegenden Gärten. Privat-Grundstücke betreten wir nicht.

Hinter einem Zaun lebt einen Hund, der in einem (in der Gegend üblichen) winzigen Stacheldrahtgehege gehalten wird. Er wedelt mit dem Schwanz und freut sich über meine Kinder. Sie sprechen ihm tröstende Worte zu, denn er hat einen großen Kack-Haufen in seinem Mini-Zwinger und pinkelt in eine Ecke.

Vom Bellen des Hundes aufgescheucht, kommt die Herrin des Hundes hinzu. Anstatt sich mit mir zu unterhalten, schimpft sie mich in ihrer Sprache voll. Ich solle verschwinden, gibt sie mir zu verstehen.

Ich erkläre ihr auf Englisch, dass wir nur etwas hin- und herfahren möchten – auf dem Weg, nicht auf ihrem Grundstück. Das versteht sie nicht.

Die Frau schimpft und wütet und besteht darauf, dass wir uns verziehen.

Ich frage sie, wo das Problem sei. Eine Antwort darauf findet sie nicht. Stattdessen droht sie, den Hund loszulassen.

Hm, vielleicht ist das seine Chance auf Freiheit?

Ich entgegne, dass wir Hunde mögen und keine Angst vor ihrem Hund haben. Mit verbissenem Mund reißt die Dame die Zwingertür auf. Der Hund springt aus dem Gehege und …

… rennt fröhlich in den Garten seines Frauchens. Er genießt die Bewegung sichtlich.

Nachdem das nicht so lief wie geplant, ärgert sich die Frau nur noch mehr. Denn sie brüllt mich lauter an als zuvor. Ach, ich verstehe sie nicht.

Ich frage sie, ob die Polizei helfen soll. „Policia, Policia!“, dröhnt es aus ihr heraus und sie greift zu ihrem Handy, das sie dann aber doch wieder weglegt.

Das wäre sicher spannend geworden mit der „Policia, Policia“. Doch ich gehe mit den Kindern den Weg zurück.

Dann biegt der Mann der drohenden Frau in den Grasweg ein. Er düst uns mit seinem Auto entgegen. Ob er uns überfahren will? Oder hat er es so eilig, weil er seine Frau beruhigen muss? Vielleicht soll er auch den Hund aus dem Garten zurück in den Zwinger treiben; Oder die Kacke entfernen.

Schade! Da müssen wir wieder auf Spaziergänge verzichten.

Wo die Kinder frei spielen dürfen

Zum Glück können die Kinder mit ihren Fahr- und Laufrädern rund ums Haus unserer Vermieter kurven. Im kleinen Garten stehen Kiwi-, Mandarinen- und Apfelsinenbäume. Die Früchte sind schwarz vom Straßenruß. Aber hier riecht es zumindest etwas weniger nach Innenstadt – also weniger nach Schimmel, nassem Wischmop und Müll.

Im Garten dürfen sich unsere drei kleinen Lieblingsveganer auch an den Mandarinen und Kiwis bedienen. Die Vermieter zeigen sich hier sehr großzügig und stellen uns oft Obsttüten vor die Tür.

Die Erfahrungen decken sich

Ich lege einen Arbeitstag am Strand ein und sitze mit meinem Laptop im Auto, während Patrick mit den Kindern einen Spaziergang macht. Eine ältere Dame sieht unser Auto und spricht mich auf Deutsch an. Sie ist Serbin, der Mann Montenegriner. Doch kennengelernt haben sie sich in Bayern, wo sie 40 Jahre lang lebten. Nun reisen beide als Rentner zwischen „ihren“ Ländern hin und her. Die fröhliche Frau erzählt mir, dass Freundlichkeit nicht zur Stärke der Montenegriner zählt. „Doch in Albanien ist es besser“, tröstet sie.

Nachtrag vom 16.02.2023: Diese Worte stammten von der Frau, nicht von uns.

Sonnenuntergang in Montenegro

Sonnenuntergang in Bar (Montenegro)

Am Meer in Montenegro, Regen am Horizont

Die Abenddämmerung genießen

Sehenswürdigkeiten in Montenegro: Über dem Abgrund

An einem sonnigen Tag beschließen wir, zum orthodoxen Kloster „Manastir Sergija Radonjeskog“ in die Berge zu fahren. Der Ausflug ist eines der absoluten Highlights unserer Reise nach Montenegro. Weil er das wiederspiegelt, was für uns einen „Roadtrip“ ausmacht: Die Strecke ist abenteuerlich – und wunderschön. Entlang an steilen Felshängen windet sich eine schmale Serpentinenstraße hinauf ins Rumija-Gebirge. Auf der einen Seite vom Auto zieht schroffes Gestein vorbei, auf der anderen blicke ich in den Abgrund. Die Kulisse erinnert mich an den Himalaja. Dort, wo man so oft von Busunglücken hört.

Schmale Straße im Rumija-Gebirge von Montenegro

Schmale Straße im Rumija-Gebirge von Montenegro

Ein Ausweichen oder Überholen ist nicht möglich. Zum Glück kommt uns niemand entgegen. Die Fahrer der wenigen anderen PKWs hier kommen mir entspannter vor als die Stadtmenschen in Bar.

Wir staunen über die Berge. Und am Gebirgskamm des Rumija bleiben die Wolken hängen.

Rumija-Gebirgszug: Volkswagen VW T4

Was für ein wunderschöner, ruhiger Ort mit einer grandiosen Aussicht

Montenegro, Rumija: Auf der linken Seite ist die Straße, die zum Kloster führt

Links: Die Straße, die zum Kloster führt

Wie klein die Stadt Bar von hier oben wirkt! Und trotzdem bleibt sie hässlich grau und voller dreckigem Beton. Wir genießen es, davon Abstand zu gewinnen.

Nachtrag vom 16.02.2023: Wir sind allgemein keine großen Fans von Städten.

Von unserer Unterkunft bis zum Kloster sind es nur 17 Kilometer. Aufgrund der „besonderen“ Wege sind wir aber sicher 45 Minuten unterwegs. Wir halten immer wieder an. Entweder, damit ich Patrick mit dem Auto zwischen engen Pfosten hindurch dirigiere, oder einfach, um zu staunen (und zu fotografieren).

Schmaler Weg: Mit dem VW T4 durchs Nadelöhr

Mit dem T4 durchs Nadelöhr: Viel breiter dürfte unser Auto nicht sein

Wenn Du ohne Kinder oder mit größeren Kindern in Montenegro wandern willst, empfehle ich Dir die Route von Bar zum Kloster. Die Natur ist unbeschreiblich schön.

Das Kloster im Gebirge

Wir kommen am serbisch-orthodoxen Kloster Manastir Sergija Radonjeskog in den Bergen an. Die meisten Menschen in Montenegro (über 70 Prozent) gehören übrigens der serbisch-orthodoxen Kirche an.

Mit seinen goldenen Kuppeldächern wirkt das Kloster pittoresk, ohne in dieser verlassenen Gegend aufdringlich zu sein. Durch das Läuten der Glocke am Eingang durchbrechen wir die eindrückliche Stille, die jenen Ort umgibt, und melden unseren Besuch an. Eine freundliche Nonne bittet uns hinein.

Manastir Sergija Radonjeskog

Manastir Sergija Radonjeskog

In der kleinen Kapelle sehen wir mehrere Bilder mit Maria und dem Jesuskind. Es duftet nach Weihrauch und Bienenwachs. Nachdem wir uns umgesehen haben, spenden wir am Ausgang einige Euros. Die Kinder erhalten getrocknete Apfelringe und Patrick sucht sich etwas Räucherware aus.

Bevor wir gehen, streicheln wir noch die wohlgenährten, zutraulichen Katzen im Klostergarten. Hier oben scheint es auch im Sommer kühler zu sein, denn hier wachsen viele Apfelbäume, bei uns heimische Kräuter und Blumen. In das große Gewächshaus erhaschen wir nur einen flüchtigen Blick.

Kleiner Spaziergang am Manastir Sergija Radonjeskog, Rumija

Kleiner Spaziergang am Manastir Sergija Radonjeskog (Rumija)

Die Ruhe und der Frieden hier tun gut. In Nähe des Klosters erfrischt uns eine Quelle. Obwohl das Leitungswasser in unserem Ferienhaus Trinkwasser ist, geht doch nichts über frisches, klares Quellwasser! Patrick und die Kinder erfreuen sich zudem an den Echos ihrer Stimmen, die im Gebirge widerhallen.

Stara Maslina – Old Olive Tree

Wenn Du genauso über alte Bäume staunst wie wir, dann gehört der mit über 2.200 Jahren wohl älteste Olivenbaum Europas zu DEN Sehenswürdigkeiten in Bar / Montenegro.

Für ein geringes Eintrittsgeld von einem Euro pro Erwachsenen gelangen wir in einen winzigen Park.

Einer der ältesten Olivenbäume der Welt: Stara Maslina

Einer der ältesten Olivenbäume der Welt: Stara Maslina

Wir sind froh, dass unsere drei Kinder hier ausgelassen spielen dürfen; am Baum und in seinem Stamm (der „Höhle“), auf Bänken und Treppenstufen, und auch auf dem Rasen. Dabei entdecken sie etwas Besonderes: Einige Schildkröten leben hier und erfreuen die Besucher.

Hungrige Schildkröte am Old Olive Tree in Bar (Montenegro)

Hungrige Schildkröte am Old Olive Tree in Bar

Die geheime Bucht Bigovica

Blick auf Rumija

Blick auf Rumija

Bei der Radiostation RDC Site Volujica: Blick aufs Meer

Bei der Radiostation RDC Site Volujica: Blick aufs Meer

Bei der Radiostation RDC Site Volujica, im Hintergrund: Rumija

Bei der Radiostation RDC Site Volujica, im Hintergrund: Rumija

Die Sonne lässt sich im November in Montenegro so selten blicken, dass wir die Tage, an denen sie scheint, unbedingt nutzen müssen. So unternimmt Patrick mit unserer ältesten Tochter eine kleine Wanderung zu einer einsamen Bucht mit dem Namen „Bigovica“.

Die Bucht Bigovica bei Bar

Die Bucht Bigovica bei Bar

Ausgebrannte Autos, frei herumlaufende Rinder, Pferde und Ziegen, ein verlassenes Haus und „Edelsteine“ machen den Ausflug zu einem spannenden Highlight unserer Zeit in Montenegro.

Ausgebranntes, verrostetes Auto

Ausgebranntes, verrostetes Auto

Mineralien, Edelsteine sammeln

Edelsteine sammeln

Rind und Kind

Rind und Kind

Verlassenes Haus

Verlassenes Haus

Doch auch hier tauchen immer wieder Müllhalden auf.

Tolle Aussicht auf Polje / Bar

Tolle Aussicht auf Polje / Bar

Selbst die kleine Bucht ist voll mit Müll

Selbst die kleine Bucht ist voll mit Müll

 

Die Altstadt von Bar

Nach einer aufregenden Nacht, in der uns das schwere Erdbeben in Albanien aus dem Schlaf reißt (ich berichte hier darüber), wollen wir uns noch die Altstadt von Bar anschauen.

Wir parken mit dem T4 an einem Bolzplatz. Obwohl das hier kein kostenpflichtiger Parkplatz ist, kommt kurz darauf ein Mann zu uns, der von uns zwei Euro als Parkgebühr haben will. Wir lehnen ab und fahren noch etwas weiter. Vor den Mauern von Stari Bar, einer alten Stadt, von der nur noch Ruinen übrig sind, finden wir einen kostenlosen Parkplatz.

Die Altstadt außerhalb von Stari Bar

Die Altstadt außerhalb von Stari Bar

Süße Bars und kleine Läden in der Altstadt von Bar

Süße Bars und kleine Läden in der Altstadt

Außerhalb der Saison ist in der Altstadt von Bar nichts los. Aber hübsch sieht sie aus. Wäre da nicht unsere Art, auch mal die Wege abseits der Touristenpfade zu erkunden …

Im Hintergrund: Stari Bar

Im Hintergrund: Stari Bar

Müll im Bach

In Montenegro sind die Gewässer voller Abfall und Plastikmüll

Weil es schon so spät ist, schauen wir uns das Gelände innerhalb der Stadtmauern nicht mehr an. Wenn Du Stari Bar besuchen willst: Der Eintritt kostet zwei Euro für Erwachsene und einen Euro für Kinder.

Ulcinj: ein friedlicher und freundlicher Ort

Blick über Ulcinj im Süden von Montenegro

Blick über Ulcinj

Statt in Bar gefällt es uns nahe der albanischen Grenze besser. Wir besuchen die hübsche Altstadt von Ulcinj, der südlichsten Stadt Montenegros, und tauchen in die Geschichte es Ortes ein. So nahe an der albanischen Grenze ist der Einfluss der muslimischen Religion deutlich: Stündlich ruft der Muezzin.

Freilernen in Montenegro

Freilernen in Montenegro

Historische Wiege im Museum von Ulcinj

Historische Wiege im Museum von Ulcinj

Strandgut und Müll in Ulcinj

Strandgut und Müll in Ulcinj

Über 70 Prozent der Bewohner bezeichnen sich selbst als Albaner. Die Menschen in Ulcinj sind hilfsbereit und erfreuen sich an unseren Kindern.

Überall gibt es Katzen zum Streicheln

Überall gibt es Katzen zum Streicheln

Als wir ein Katzenbaby in einer abgeschlossenen Bar maunzen hören, bittet Patrick im nahegelegenen Restaurant um Hilfe. Ein Mann organisiert sogleich den Schlüssel und befreit das Jungtier aus einer Tonne, die in dem Häuschen stand. Seine Tochter darf das verängstigte Kätzchen mit nach Hause nehmen und soll es versorgen. Wie gut, dass wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren!

Kleines, aus der Not gerettetes Kätzchen

Das gerettete Kätzchen

Fazit: Unsere Zeit in Montenegro

Eingeschränkt von Regenwetter und dem geringen „Freigang“ sind wir viel in unserer Ferienwohnung. Die elektrischen Radiatoren verbrauchen immens viel Energie und machen es trotzdem nicht richtig warm. So sitzen wir oft dick angezogen am Couchtisch zum Malen und Basteln.

Wir zählen die Tage in Montenegro (einige davon mit Fieber und Erkältung), bis wir nach Albanien weiterziehen.

Kartoffeldruck mit Kindern

Kartoffeldruck

Alternative zur Sandmalerei: Mehlmalerei

Alternative zur Sandmalerei: Mehlmalerei

Obwohl Montenegro mit einer fantastischen Landschaft glänzt, kommt dieses Land nicht auf die Liste der Länder, die wir gerne wieder bereisen wollen. Du merkst schon: Indem wir hier unsere Erfahrungen mit Dir teilen, fördern wir den Tourismus Montenegros nicht sonderlich. Vielleicht ist das auch gut so, denn das Müllproblem würde es sonst eher verschlimmern. In seiner eigenen Verfassung bezeichnet sich Montenegro als „ökologischer Staat“. Die Realität sieht jedoch anders aus.

Wenn Du Fragen zu unserem Reisebericht hast oder etwas loswerden willst: Ich freue mich über Deinen Kommentar.

Mit vielen Grüßen
Deine immer noch reisebegeisterte Evelin =)

 

CC BY-SA 4.0 Montenegro: Weder Perle noch Juwel an der Adria von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.