Liebe Grünlinge und Pflanzenfresser,

vegane Lebensmittel liegen im Trend. Nein, nicht Salat. Ich meine den „Gaumenkitzel“, der den Umstieg von einer omnivoren auf eine vegane Ernährung erleichtern soll. Doch rein pflanzliche Produkte sind nicht immer gleich vegan. Ja, viele als „vegan“ gekennzeichnete Waren sind einfach Mist. Welche das sind und warum, das erfahrt ihr in diesem Blogpost …

An sich sollte es jedem, der vegan lebt oder vegan leben will, Freudentränen in die Augen treiben: In den Geschäften wimmelt es seit einigen Jahren von Erzeugnissen, durch die das Wort „Verzicht“ im Zusammenhang mit dem Veganismus endgültig an Bedeutung verliert.

Anzeige


Käse, Wurst, Burger, Chicken-Nuggets, Schnitzel, Pizza, Eis, Süßigkeiten, Fisch, Milch – es gibt gefühlt keine tierliche „Ware“, zu der es nicht heute schon eine vegane Alternative im deutschen Supermarkt gibt. Noch dazu stehen die Imitate dem schaurigen Original in Konsistenz und Geschmack in nichts nach. Die Industrie hat damit ins Schwarze getroffen. Denn es gibt definitiv einen Markt für solche Fertigprodukte.

Sehen wir genauer hin, ist jedoch nicht alles so schön grün, nachhaltig und gesund, wie es den Anschein hat. Es gibt ein paar Dinge, die besser nicht im Einkaufswagen landen, obwohl sie als vegan angepriesen werden. Viele „Veganer“ stürzen sich trotzdem darauf wie aufs Klopapier zu Beginn der Corona-Pandemie. Und ihr werdet sehen, dass das nicht nur Lebensmittel betrifft, sondern auch andere Dinge des täglichen Bedarfs.

Vegane Produkte mit Palmöl

Palmöl ist spottbillig und bei Raumtemperatur schön fest. Für die Produzenten von Gebäck, Schokoriegeln, Schlagsahne, Knabberkram und Seife sind das ideale Eigenschaften, um mit wenig Aufwand hohen Profit zu erzielen. Wir haben uns über das Palmöl in diesem Blogpost bereits ausgelassen.

Kurzum: Es ist eine Katastrophe für alle Regenwaldbewohner, unsere Umwelt und die Gesundheit. Genau das wollen wir Veganer aber nicht, und darum lassen wir Produkte mit Palmöl oder -fett im Laden.

Vegane Schokoriegel locken unsere Kinder am meisten. Doch selbst unser vierjähriger Spross will nicht daran schuldig sein, dass fürs Palmöl Regenwälder gerodet werden und viele Tiere wie die Orang-Utans ihren Lebensraum verlieren. Vegan finden wir das nicht, selbst wenn Palmöl selbst „rein pflanzlich“ ist.

Palmfett auf Zutatenliste

Manche Hersteller werben mit „palmölfrei“. Ansonsten hilft es nur, die Zutaten zu studieren. In diesem Beispiel hat der Konsument Pech.

Wer dem Palmöl entsagen will, muss für die „unbedenklichen Alternativen“ tiefer in den Geldbeutel greifen. Oder man macht sie einfach selbst. Ein positiver Aspekt dabei ist, dass die Kinder mitmachen können. Ihr könnt mit ihnen zum Beispiel verführerische Schokoriegel formen.

Anzeige

Auch bei Hygieneartikeln könnt ihr auf Palmöl verzichten. Seife gibt es, statt mit Sodium Palmate (aus Palmfett) oder Sodium Tallowate (Muh!), etwa auch aus mit Natronlauge verseiftem Olivenöl. Meine Lieblingsseife ist die Aleppo-Seife, die ihr oft sogar unverpackt in orientalischen Geschäften findet. Nur ihr Geruch ist im ersten Moment ungewohnt. ;-)

Vegane Produkte von Nestlé

Gefallen euch:

  • die Rodung von Regenwäldern,
  • Tierversuche,
  • Kinderarbeit ,
  • Menschenhandel ,
  • die Privatisierung von Trinkwasser auch und vor allem in den ärmsten Ländern der Welt,
  • Gentechnik und vieles mehr?

Dann könnt ihr guten Gewissens zu Produkten von Nestlé greifen.

Es gibt wohl kaum ein Unternehmen, das wegen dieser Dinge so stark in der Kritik steht wie jener Konzern. Und das völlig zu Recht! Ihr glaubt mir nicht? Dann schaut euch dieses Video von MrWissen2go an:

Nestlé verspricht zwar, nachhaltiger agieren zu wollen und tut hier und da was, um zum Beispiel auf Plastik bei den Verpackungen zu verzichten. Doch in Anbetracht all der Untaten wirken solche Versprechen auf uns wie feinstes „Greenwashing“.

Einem Unternehmen wie Nestlé geht es, wie jedem anderen auch, um Profit. Daher dürfte klar sein, und man sieht es auch an der übrigen Produktpalette, dass die „veganen Produkte“ von Nestlé nicht unbedingt entwickelt worden sind, um eine bessere Welt zu schaffen geschweige denn Menschen zum Veganismus zu bekehren.

Zap some sats our way – it's all about value for value!

Bitcoin Lightning QR-Code

Unterstütze uns via Bitcoin Lightning Network mit ein paar sats direkt an: [email protected]

Nestlé ist es nicht verborgen geblieben, dass es einen Markt für rein pflanzliche Produkte gibt. Doch durch die pure Dominanz wird Nestlé mit seinem „veganen“ Sortiment nach und nach kleinere Unternehmen vom Markt drängen, die wirklich hinter dem Veganismus stehen.

Es ist gewiss nicht leicht, Nestlé mit all seinen zugehörigen Marken (hier eine Übersicht) zu meiden. Aber für die Zukunft unseres Planeten ist es unserer Ansicht nach ratsam, genau das zu tun.

Vegane Produkte von Unilever, Mondelēz und Kraft Heinz

Ihr liebt das „vegane“ Magnum-Eis? Zugegeben: Es schmeckt köstlich. Nur hat es einen Haken: Magnum gehört zu Unilever. Und das belegt Rang Zwei auf der Liste der Großkonzerne, deren vegane Produkte wir nicht kaufen.

Der Konzern ist bekannt als das größte palmölverarbeitende Unternehmen auf der Welt. Doch auch wenn Unilever mit Unterstützung des WWF der Menschheit das Gegenteil weismachen will: Es gibt kein „nachhaltig produziertes Palmöl“ (siehe verlinkten Beitrag oben im Punkt „Vegane Produkte mit Palmöl“).

Was man Unilever zugute halten muss, ist der Verzicht auf Tierversuche seit einigen Jahren, zum Beispiel bei Dove. Trotzdem wollen wir so ein Unheil stiftendes Unternehmen sicher nicht sponsern, zumal es genug Alternativen gibt. Hier bei PETA könnt ihr recherchieren, ob eure Lieblingsprodukte tierversuchsfrei sind.

Platz Drei der Unternehmen, von denen wir nichts kaufen wollen, belegt Mondelēz. Ihre Produkte meiden wir im Prinzip aus denselben Gründen wie bei den beiden Konzernen in den Punkten zuvor: Regenwaldabholzung, Gentechnik, usw. Also: „Tschüss, Oreo!“

Wer selbst noch einmal alles Wichtige zu Nestlé, Unilever und Mondelēz nachlesen will, wird auf EatNoShit.org fündig.

Produkte von Fleischproduzenten und Molkereibetrieben

Wollt ihr wissen, wie ich bei meiner Liebsten ins Fettnäpfchen trete? Ich bringe ihr Orangensaft aus der Kühltheke mit heim. Beim Einkauf werfe ich keinen Blick auf das Etikett. Zu Hause tadelt mich Evelin, dass der Saft von einer Molkerei stammt. Wie blöd, ein veganes Produkt in den Händen zu halten, das bereits durch blutbeschmierte Pforten wanderte!

Unternehmen, die töten, Körper von Tieren zerlegen und aus diesem Horror Kapital schlagen, nutzen oft ihre Expertise im Würzen von Leichenteilen, um der veganen Basis aus Sojaprotein oder Seitan die Konsistenz und den Geschmack von „echtem Tier“ zu verpassen. Ja, vielleicht schmeckt das dann authentisch und ist rein pflanzlich. Doch mit dem Kauf derartiger Produkte unterstützen wir Menschen, denen es leider nicht um das Wohl der Tiere geht.

Wer diesen Gedanken weiterspinnt, wird schnell dahinter kommen, dass man mit jedem Einkauf im normalen Supermarkt vermutlich Menschen bereichert, die nicht vegan leben. Wollt ihr das vermeiden, könnt ihr zum Beispiel in rein veganen Online-Shops shoppen, bei denen „vegan“ nicht nur ein Modebegriff ist.

Kokosprodukte aus Thailand

Thailand ist Welt-Hauptlieferant von Kokosprodukten. Wusstet ihr, dass in Thailand Affen ausgebeutet werden, um die Kokosnüsse von der Palme zu zupfen? PETA berichtete darüber. Das betrifft zwar nicht alle Lieferanten, doch es ist nicht auf dem Etikett deklariert. Um sicher zu gehen, müssten wir laufend Produktanfragen stellen.

Außerdem ist der gesundheitliche Nutzen von Kokosöl eher zweifelhaft – selbst wenn die Lobby die Verbraucher gern vom Gegenteil überzeugen will. Ja, ab und zu kaufen auch wir Kokosnüsse oder Produkte mit Kokosöl – aber nur, wenn wir uns sicher sind, dass dafür keine Affen „genutzt“ worden sind.

Avocados

Die fette Superfrucht ist extrem durstig: Für ein Kilo Avocado benötigt man etwa 1.000 Liter Wasser. Zum Vergleich: Für die gleiche Menge Tomaten braucht es nur 180 Liter. Für den Anbau in Südamerika werden wertvolle Naturräume zerstört, Boden verseucht und die natürlichen Pinienwälder abgeholzt. Die Produzenten zweigen das Wasser ab. Flüsse, Täler, Bewohner – die bleiben im Trockenen. Mehr Infos gibt es hier bei PETA. 

Umweltfreundliche Avocados gibt es zum Glück trotzdem. Sie lassen sich zum Beispiel in Bioläden, Gemüsekisten oder bei spanischen Bio-Bauern bestellen.

Mandeln

Der Wahnsinn ums Wasser macht auch vor Mandeln nicht halt. 80 Prozent aller Mandeln kommen aus Kalifornien. Für die riesigen Plantagen betreibt man Wanderimkerei. Mit hunderten Trucks karrt man Bienenvölker heran. Es sind 500 pro LKW.

Habt ihr auf eurer Mandelmilch oder Marzipanschokolae schon mal gelesen: „Beim Genuss dieses Produktes nehmen sie Reisestress, Pestizide und die Verbreitung aggressiver Krankheiten von Milliarden Bienen in Kauf“?

Keine Sorge, das haben die Amerikaner nicht vor. Lieber lassen sie das Vegan-Label aufdrucken.

Die Alternativen sind zum Beispiel biologische Mandeln und Mandelprodukte aus Italien, Spanien oder Rumänien. Aber vielleicht reizt euch auch eine Reise im September nach Kroatien? Mit etwas Glück habt ihr, so wie wir, einen Mandelbaum im Garten eures Ferienhauses.

Selbstgeerntete, frische Mandeln und Katze

Unsere Mandelernte … und die Katze spricht: „Igitt, vegan! Das ess‘ ich nicht!“

Mehr zu Bienchen und Mandelblütchen lest ihr im Beitrag „Ist Mandelmilch vegan? Oder: das große Bienensterben“ der lieben Eva vom Blog „Eva meint’s gut“.

Kakao aus unfairem Anbau

Sklaverei, Kinderarbeit, schlechte Bezahlung – das gibt es nicht nur im Kaffeeanbau (worauf wir ebenfalls „verzichten“, weil es uns nicht schmeckt). Und wir wollen so etwas mit unserem Konsum nicht unterstützen. Es reicht uns nicht, wenn der Kakao nur UTZ-zertifiziert ist. Denn das Siegel ist im Grunde nichtssagend.

Um etwas gegen die Ausbeutung der Menschen zu unternehmen, greifen wir bei exotischen Produkten lieber zu solchen aus fairen Anbau, die ein „echtes“ Fairtrade-Siegel tragen. Die sind dann oft auch bio. :-)

Plastikwahnsinn

Steht ihr manchmal im Laden und denkt euch: „Boah, dieses Produkt ist vegan? Wie cool! Das will ich unbedingt haben!“, und stellt dann fest, dass ihr dafür Unmengen Plastik in Kauf nehmen müsst, das am Ende irgendwo in der Umwelt landet (wie in Montenegro)? Um diesen Irrsinn nicht mitzumachen, kaufen wir nach Möglichkeit plastikfrei ein und lassen das Objekt der Begierde auch mal im Geschäft.

Müll im Bach

Im Zweifel landet der Müll eben in der Umwelt …

Wenn wir nicht um eingetütete Waren herumkommen, lassen wir zumindest die Verpackung im Laden (vor allem bei Obst und Gemüse) – um damit ein Zeichen zu setzen, dass wir Verbraucher diesen Müll nicht wollen. Die Kosten für die Entsorgung trägt dann der Supermarkt.

Convenience-Produkte: vegane Lebensmittel gegen die Gesundheit

  • Gesättigte Fette,
  • Zucker,
  • Auszugsmehle,
  • Konservierungsmittel,
  • künstliche Farb- und Süßstoffe,
  • gentechnisch veränderte Lebensmittel,
  • Alkohol

… und anderes, was in einem beim Blick auf die Inhaltsstoffe eines Produktes die Frage aufkommen lässt: Gehört das vielleicht doch besser in ein Chemielabor?

„Vegan“ heißt eben nicht immer gleichzeitig „gesund“. Aber wir Veganer sind’s ja gewohnt: das Lesen von Zutatenlisten. ;-)

Was guten Gewissens im Einkaufskorb landen kann

Wenn ihr den Blogartikel auf euch wirken lasst und mit dem abgleicht, was es im Supermarkt zu kaufen gibt, so beschleicht euch vielleicht das Gefühl, dass Veganismus zumindest in unserem Fall doch sehr viel mit „Verzicht“ zu tun hat. Tatsächlich glauben wir, dass man einen großen Teil des Angebots überhaupt nicht braucht. Nur die Werbung schafft eine Nachfrage.

Aus eigener Erfahrung können wir sagen, dass sich der „bewusste“ Konsum lohnt: Wir wissen, dass wir uns nicht schuldig fühlen müssen am Leid anderer. Zudem tragen wir durch unser Einkaufsverhalten dazu bei, die Umwelt zu schützen und unsere eigene Gesundheit (und die unserer Kinder) zu bewahren.

So landen in unserem Körbchen vor allem Zutaten, aus denen wir die tollsten Gerichte zaubern oder mit denen wir all das selber machen können, was wir „wirklich“ brauchen.

Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte und Öle – mehr benötigen wir nicht für unsere Ernährung. Wir kochen meist selbst. Wasser trinken wir aus Quellen oder aus der Leitung, wenn es die Qualität hergibt. Und wenn wir doch Fertigprodukte kaufen, achten wir auf deren ökologischen und sozialen Fußabdruck. Das ist gar nicht so schwierig, da wir ja wissen, was wir NICHT wollen.

Jeder Schritt zählt

Durch das schiere Überangebots haben wir manchmal das Gefühl, gegen Windmühlen anzukämpfen. Doch nicht nur mit unserem Konsum, sondern auch mit unserem Blog haben wir eine Mission: Denn je mehr Leute sich finden, die genauso oder ähnlich „konsumieren“ wie wir, umso eher wird sich spürbar etwas ändern. William Ashburn hat eine kurze, inspirierende Geschichte verfasst, die verdeutlicht, dass auch ein kleiner Schritt, die kleinste, bewusste Entscheidung FÜR das Leben immer einen Unterschied macht:

Der Seestern

Als ein älterer Mann bei Sonnenuntergang den Strand entlang ging, sah er vor sich einen jungen Mann, der Seesterne aufhob und ins Meer warf. Nachdem er ihn eingeholt hatte, fragte er ihn, warum er das denn tue. Die Antwort war, dass die gestrandeten Seesterne sterben würden, wenn sie bis Sonnenaufgang hier liegen blieben. „Aber der Strand ist viele Kilometer lang und tausende Seesterne liegen hier“, erwiderte der alte Mann: „Was macht es also für einen Unterschied, wenn Du Dich abmühst?“ Der junge Mann blickte auf den Seestern in seiner Hand und warf ihn in die Wellen. Dann meinte er: „Für diesen hier macht es einen Unterschied!“

Wenn ihr also mal wieder ein leckeres Seitan-Steak oder veganen „Käse“ essen wollt, ist es vielleicht eine gute Idee, lieber zu dem Produkt eines rein veganen Unternehmens zu greifen und nicht zu dem eines Großkonzerns. So fließt das Geld zu denen, die es wahrhaft verdient haben.

Bewusste Entscheidungen – bewusster Konsum: Wie seht ihr das?

Achtet ihr darauf, was ihr kauft und konsumiert? Bei welchen Produkten fällt es euch schwer, einen Bogen herum zu machen? Oder habt ihr vielleicht schon Alternativen gefunden oder eigene Rezepte kreiert, damit euer „Leckerli“ auf ganzer Linie frei von Tierleid, Ausbeutung und Umweltzerstörung ist? Oder seid ihr schon damit glücklich, wenn euch eure omnivore Verwandtschaft wenigstens etwas „rein pflanzliches“ bereithält? Schreibt es gern in die Kommentare!

Bis bald
Euer Patrick

CC BY-SA 4.0 Vegan und trotzdem kacke: Rein pflanzlich heißt nicht immer vegan! von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.