Am Morgen des 26. November 2019 riss uns das Erdbeben, dessen Zentrum in Albanien lag, aus dem Schlaf. Was für ein einschneidendes Erlebnis!

4 Uhr nachts – das erste Beben

Ich liege im Bett. Plötzlich brummt irgendetwas tief. Nun wackelt das ganze Haus. Alle Hunde in der Nachbarschaft bellen. Die Gockelhähne krähen fast kreischend. Das Bett rutscht und vibriert. Die Fenster schlagen auf und zu. Der Kleinste wird wach und pullert vor Schreck ein. „Schatz!“, rufe ich. „Patrick! Erdbeben!“

Patrick ist schneller wach als sonst. Wir liegen vollkommen regungslos in unserem großen, ruckelnden Bett, neben und zwischen unseren Kindern. Ich halte den Kleinen fest. Sollten wir raus gehen? Die nackten Kinder in Sicherheit bringen? Nur wo? Auf dem Dach? Schließlich befinden wir uns fast auf Meeresspiegelniveau und ein Tsunami würde hier alles verschlingen. Wir schieben den Gedanken daran zur Seite (wir haben wohl zu viele Filme gesehen).

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Dann verstummen die Tiere. Stille kehrt wieder ein, und nach einiger Zeit können wir wieder einschlafen.

Weitere Erdbeben am Morgen

Unsere zwei Großen werden frühs um kurz nach sieben Uhr vom zweiten Erdbeben aus dem Schlaf gerissen. Über eine Stunde vergeht, dann folgt die nächste Welle. Als Patrick wach wird, schaut er gleich im Internet nach, was passiert ist.

Erdbeben in Albanien – unserem nächsten Reiseziel

Die Nachrichten im Netz sind voll mit Berichten, zum Beispiel hier. Ein Erdbeben der Stärke 6,4 erschütterte Albanien. Es gibt hunderte Verletzte und auch einige Tote.

Das Deutsche Geoforschungszentrum in Potsdam und die US-Erdbebenwarte (USGS) teilten mit, dass das erste Beben seinen Ursprung ungefähr 30 Kilometer nordwestlich von Tirana hatte. Das Epi-Zentrum lag etwa zehn Kilometer unter der Erdoberfläche.

In vier Tagen reisen wir weiter – weg aus der Stadt Bar in Montenegro.

Für den gesamten Dezember haben wir eine Unterkunft in Albanien gemietet. Doch ob sie überhaupt noch heil ist? Ist die Reise für uns und unsere Kinder weiterhin sicher? Wie geht es unserem albanischen Vermieter gerade?

Ich muss ihn kontaktieren und greife zum Smartphone. Es zeigt 10.20 Uhr. Die Gardinen schwingen, die Schränke, die Tür. Während ich diesen Text schreibe, wackelt alles. Wir spüren das dritte Erdbeben. Laut Internet liegt das Epizentrum diesmal in der Nähe von Mostar in Bosnien und Herzegowina.

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Zum Anrufen komme ich jetzt nicht. Wir wollen hinaus. Schauen, wie es in der Altstadt aussieht. Vor einigen Tagen waren wir dort. Sie liegt direkt vor den steilen Felsen. Die schmalen Wege hinauf zu einem orthodoxen Kloster erinnern an die Straßen im Himalaya; die, wo man so oft von Busunglücken hört.

Erinnerung an die Schwarmbeben im Erzgebirge

Als wir noch im deutschen Erzgebirge wohnten, bekamen wir die ruckartigen Erdbewegungen auch zu spüren. Es war 2018, als die Erde bebte – ebenfalls in den Nachtstunden. Unser Bett auf dem Dachboden wackelte. Doch man hätte eher meinen können, eine übergewichtige Katze sei auf unser Bett gesprungen oder ein stark beladener LKW wäre zu schnell durch die Straßen gedonnert.

Was es mit unseren Kindern macht

Den Praxisteil der Geografie / Geologie haben wir heute noch einmal nachgeholt.

Neben ihrem Spiel „Erdbeben! In Sicherheit bringen!“ faszinieren sie jetzt genauso die Nachforschungen und Erklärungen, was mit der Erde passiert.

Erdbeben in Albanien und Montenegro - Kindern erklärt

Geologie & die Entstehung von Erdbeben: Wie Plattentektonik funktioniert

Die Mädchen greifen sich eine Landkarte von Europa. Für das Mittelmeer, das Europa von Afrika trennt, hält ein blaues Stück Stoff her. Langsam wird die die afrikanische Platte unter die eurasische Platte geschoben. „Manchmal sind große Felsen im Weg, die verhindern, dass die eine Platte weiterkommt. Irgendwann ist der Druck zu groß. Wenn die Platten dann aneinander vorbeigleiten, bricht der Felsen ab. Und das ruckelt.“, erkläre ich.

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Was die Erdbeben-Erfahrung mit uns macht

Die verregneten Tage in Montenegro führen manchmal zu Langeweile. Die Erdbeben heute sorgten definitiv für Aufregung. Für Faszination. Für Begeisterung. Ebenso denken wir aber auch an die Opfer in Albanien und anderen Orten, die von solchen Naturgewalten betroffen sind. Sie haben unser Mitgefühl.

Obwohl die Epizentren in Albanien und Bosnien lagen, hat man die Erdbeben hier im Nachbarland Montenegro noch deutlich gespürt. Es ist eine faszinierende Erfahrung, die unbändige Kraft der Erde zu fühlen. Gleichzeitig merkt man, dass das, was so fest und stabil scheint, doch überaus fragil ist – nur in einem viel gewaltigeren Maßstab.

Auch wenn die Erde bebt: Wir fühlen uns behütet. Es geht uns gut. Wir leben in Dankbarkeit und Sicherheit.

 

CC BY-SA 4.0 Erdbeben in Albanien – Wie es mich aus dem Schlaf riss von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.