Ausmalbilder werden unentwegt als pädagogisch wertvoll für Kinder angepriesen. Immerhin dürfe das so beschäftigte Kind die Farben selbst auswählen und sei motiviert, etwas zu Ende zu bringen. Es könne sich darin üben zu erkennen, ob das vorgegebene Motiv ein Tier, ein Mensch oder eine Pflanze ist …
Kunstpädagogen raten von Malbüchern ab. Das hat einen guten Grund: Jedes Kind entwickelt eine individuelle bildnerische Ausdrucksweise; eine eigene Bildsprache. Durch all die Klischeedarstellungen in Malbüchern, aber leider auch in den Fluren der Kindergärten und Schulen, verkennen wir das allzu oft.
Sind Ausmalbilder ein Spiegel braver Konsumenten?
Wer sind wir, dass wir meinen, Kinder brauchen Vorlagen? Kann das Kind seine Kreativität nicht viel mehr entfalten, wenn man ihm die Wahl lässt, was es malen möchte? Wenn es seiner Fantasie freien Lauf lassen kann?
Wenn Mädchen und Jungen nur noch nach Malheften von „Anna und Elsa“ oder „Cars“ verlangen, sind sie auf dem Weg, unkritische Konsumenten zu werden. Menschen, die annehmen, was man ihnen vorgibt. Das ist nichts Schlimmes, wenn sich die Eltern für ihr Kind ein „ganz normales Leben“ wünschen.
Nehmen wir Kinder nicht für voll?
Bevor nun die Mistgabeln und Hacken gegen mich erhoben werden, werfe ich in den Raum: Nein, man kann sicher nicht alles in einen Topf hauen.
Es geht mir nicht darum, etwas schlecht zu reden. Aber niemand kann die Augen vor den schrägen Gegebenheiten verschließen, mit denen unsere Kinder durch die Industrie konfrontiert werden: unrealistische Tiere, Autos mit Augen, Mädchen mit Barbie-Figur. Will man den kleinen Ausmalern vorwerfen, sie könnten die reale Welt nicht verkraften? Mit Malvorlagen ist es wie mit
- der hohen, übertrieben Kindergartentantenstimme und -sprache,
- der grellen Kleidung mit „kindgerechten“ Aufdrucken und angenähten Wuschelohren,
- den bunten, verführerisch abgepackten Süßigkeiten und
- dudelnder, nervtötender Musik.
Alles für Menschen einer besonderen Gattung, die gesondert behandelt werden muss, die klein und niedlich ist und deshalb nicht für voll genommen werden braucht.
Kunsterziehung in Kindergärten und Schulen
Hältst Du es für sinnvoll, Talentfächer zu benoten? Ich finde, dass selbst eine positive Bewertung die Talente und die Begeisterung eines Kindes blockiert.
Was ist es wert, wenn Kinder
- vorgegebene Formen nachbilden,
- Schablonen ausschneiden oder
- in der Gruppe gleichartige Farbübungen durchführen?
Das Opfer der Anpassung, des Vorgehens nach Schema F, ist der schleichende Verlust der Kreativität.
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Viel schöner finde ich es, wenn Kinder ihren eigenen „Sinnbildern“ völlig frei Ausdruck verleihen können, indem sie ihre ureigene und unverwechselbare Sicht der Welt darstellen.
Der Ausbildungsinhalt von ErzieherInnen im Hinblick auf die kreative Bildung sieht vor, die kindliche Entwicklung bei jeglichen Angeboten zu beachten. Dass es nicht auf das fertige Produkt (zum Beispiel auf das vom Kind das Gebastelte) ankommt, sondern auf die Freude am eigenen Schaffen, wird vom Ausbilder in der Regel betont. Fantasie gedeiht nicht, wenn alles vorgefertigt ist.
Es gibt solche und solche Kindergärten. Und es gibt solche und solche ErzieherInnen. Manchen kommen Malbücher gerade recht. Sie erinnern sich womöglich nicht an alle Ausbildungsinhalte und tragen Dir beim nächsten Elternabend die zu Beginn genannten, vermeintlichen Vorteile vor. Sollte Dich das stören, schicke ihnen gerne meinen Artikel weiter. ;-)
BuNtgEkLecKstE Grüße
Deine Evelin
Warum das Huhn vier Beine hat – Das Geheimnis der kindlichen Bildsprache
Suchst Du noch mehr Wissen zum Thema? Dann habe ich hier eine Buchempfehlung für Dich.
„Wenn man mit Kindern malen will, wenn man ihre Fähigkeit, sich in Bildern auszudrücken und ihre Freude am Malen, angemessen fördern möchte, muss man als Voraussetzung ihre Bildsprache verstehen. Knut Philipps versucht mit diesem Buch, Eltern und Erzieher/innen die Bildsprache des Kindes und ihre Eigengesetzlichkeiten zu erschließen. Kurz und bündig, übersichtlich und verständlich ist hier zusammengestellt, was Eltern und Erzieher/innen als Grundlage über das Malen mit Kindern wissen sollten. Mit über 180 meist farbigen Abbildungen wird der begleitende Text anschaulich gemacht. Ein Augenschmaus für jeden, der Freude daran hat, wie Kinder sich mit der erlebten Welt in eigenen Bildzeichen auseinandersetzen. Streng geht der Verfasser mit Klischees, Schablonen und einseitigen Bastelangeboten ins Gericht.“ – Klappentext des Buchs „Warum das Huhn vier Beine hat“
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die Lieblingsmalseite meiner Tochter ist (kommerzieller Link entfernt) Deine Malideen sind auch toll.
Hm, da scheint ihr wohl zur Gruppe der Ausmalbefürworter zu gehören. ;-) Malideen habe ich eigentlich nicht. Die kommen bei den Kindern von selbst. Liebe Grüße :-)
Hi Evelin,
Habe das Thema in der Kita angesprochen und würde nun entsprechend Litertaur oder wissenschaftliche Artikel weiterleiten. Hast du da einen Tipp für mich? Ich finde Ausmalbilder auch alles andere als toll…
Liebe Nadine,
ich empfehle das im Artikel angepriesene Buch. Es richtet sich an Leute vom Fach, Leihen verstehen es aber auch.
Wissenschaftliche Arbeiten zum Thema „Ausmalen“ sind im Netz bislang nur dünn gesäht. Vielleicht hat man auf englischsprachigen Seiten mehr Glück.
Nicht so direkt, aber ähnlich, wird das kindliche Malen auch in den Büchern von André Stern und Arno Stern betrachtet.
Ich hoffe, du stößt nicht auf taube Ohren. Viel Erfolg und herzlichen Dank für deinen Einsatz! Evelin
Genau danach suche ich auch. Wie wirkt sich freies malen aus vs. ständig Ausmalbilder- auch auf die Kommunikation untereinander über Ein-und Ausdrücke… vielleicht wird es ja meine Bachelor-Arbeit