gemeinsam musizierende Menschen im Konzert

… wenn auch nur in Teilzeit. ;-) Ja, in jedem von uns ist das freie Lernen tief verankert. Sich frei zu bilden ist die natürlichste und effektivste Methode der Aneignung von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten – und Du weißt das! Wir brauchen keine Schulpflicht, um die Bildung unserer Kinder zu gewährleisten, sondern eine freie, kinder- und lernfreundliche Gesellschaft.

Ich bin ein bedeutender Paläontologe und Astronom

Wie der wohl bekannteste Freilerner unserer Zeit, André Stern, immer wieder betont, lernen Kinder vor allem durch das Spiel. Wenn ein Kind z.B. voller Begeisterung malt, reift mit jedem seiner Kunstwerke die Fähigkeit, die Bilder in seinem Kopf zu Papier zu bringen. Daher auch der Spruch: „Übung macht den Meister.“

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Und am meisten macht die Übung Spaß, wenn man für das brennt, was man tut. Lernst Du Gitarre oder Klavier zu spielen, weil Du es „musst“, wird man es den Liedern immer anhören. Dann fehlt die Emotion, die „Seele“ in der Musik.

Ich erinnere mich, dass ich mich als Kind ständig für neue Dinge begeistern konnte. Das geschah ganz automatisch. So wusste ich mehr über die Urzeit und den Weltraum als jeder andere aus meiner Klasse.

Als in meinem Heimatort das Gelände für die neue Autobahn und die ICE-Strecke ausgehoben wurde (und ja, ich habe dagegen demonstriert!), sammelte ich zusammen mit einem Freund unzählige Ammoniten oder versteinerte Pflanzenreste in den von Baggern freigelegten Gräben. Eine wahre Fundgrube!

Demonstration gegen die A71 und die neue ICE-Strecke

Für eine bessere Welt!

Und als es in der Zeitung hieß: „Hale-Bopp“ würde am Nachthimmel zu sehen sein, stand ich voller Begeisterung im Hof und bewunderte mit einem Feldstecher jenen Kometen auf seiner Reise durchs All. Gleichzeitig sah ich, wie viel mehr der Nachthimmel außerdem zu bieten hat, was mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist – wie Sternenhaufen und kosmische Nebel. Ich wollte mehr wissen, wälzte Bücher, ging in die Sternwarte und sog das vorhandene Wissen um die Welt da draußen in mich auf.

Jeder, der sich in dem wiederfindet was ich schreibe, und jeder, der sich mit Begeisterung einem Thema oder einer Tätigkeit widmet, ist ein Freilerner – oder weiß zumindest jetzt, wie „freilernen“ funktioniert. ;-) Welchen Dingen hast Du Deine Aufmerksamkeit gewidmet, ohne dass die Schule darin involviert war? Welche Hobbys und Interessen musstest Du einschränken, damit Du die Aufgaben erledigen konntest, die die Schule mit sich brachte?

Früher nannte man Freilerner auch Autodidakten. Es ist also nichts Neues und funktioniert erwiesenermaßen. 

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Das Lernen liegt Kindern im Blut

 

Ich weiß, dass sich meine Kinder für vieles begeistern können. Durch die Begeisterung eignen sie sich Fähigkeiten und Wissen an. Mir kommt es so vor, als wäre Langeweile ein Fremdwort für sie. Unsere Kinder „beschäftigen“? Das müssen wir nicht. Sie können das von ganz allein.

Unsere Kinder stellen Fragen, wollen wissen, wie die Welt funktioniert, warum wir vegan leben und andere nicht, wie die Buchstaben oder die Zahlen heißen. Sie wollen sich Bücher anschauen, Geschichten vorgelesen bekommen, sie als Hörspiel anhören und Videos schauen. Sie wollen bei dem, was wir Großen tun, dabei sein und helfen. Ich bin der Meinung, wir Eltern haben die Pflicht, die Fragen der jungen Menschen zu beantworten und ihr Bedürfnis, die Welt zu entdecken, zu stillen.

Natürlich gibt es Dinge, die wir nicht wissen oder können. Wir sind aber in der Lage, uns jederzeit Wissen und Können (auch gemeinsam mit den Kindern) anzueignen.

Freilernen im Alltag, Feuerwehr

Freilernen im Alltag

Außerdem gibt es unzählige Menschen da draußen, die bereit sind, ihr Wissen mit jungen Menschen zu teilen, z.B. die Arbeiter der hiesigen Kanalreinigung. Sie blühten regelrecht auf, als sie merkten, dass sich jemand für ihre Arbeit interessiert. Voller Enthusiasmus zeigten sie Evelin und den Kindern ihr Einsatzfahrzeug. Sie erklärten, wie viele Badewannen voll Wasser in den Tank auf dem LKW passen und was sie auf ihrem Bildschirm sehen, wenn die Kamera in der Tiefe filmt. Die Kinder, die gleich nebenan den Kindergarten besuchen, „durften“ nur von einem Baumstamm in der Nähe des Kindergartenzauns aus zusehen. 

Mehr dazu erzählt Evelin im Online-Kongress „Empower the Child“ von Regina Sari. 

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Sperrige Inhalte, abstraktes Wissen

In einer Leserzuschrift wurden wir gefragt, wie wir unseren Kindern „sperrige Inhalte“ vermitteln, wie zum Beispiel Grammatik, Fremdsprachen, Rechtschreibung etc.

Rückblende …

All die Diktate, die ich in den ersten Klassen schreiben musste, enthielten nur einen Bruchteil meines Sprachwortschatzes. Das kann also nicht der Grund gewesen sein, dass ich jetzt „recht schreiben“ kann. Ich erlernte die richtige Schreibweise hauptsächlich durchs Lesen. Ich prägte mir dabei das Aussehen der Wörter ein und war dann in der Lage, sie richtig zu schreiben. 

Außerdem erlernte ich die Rechtschreibung durchs Nachschlagen von Wörtern, bei denen ich mir nicht sicher war, wie sie geschrieben werden. Ich wollte es wissen. Beim Erlernen einer Sprache gehört Begeisterung und das Erkennen der „Notwendigkeit“ dazu. 

Genauso funktioniert’s mit der Grammatik. Die erlernt ein Kind einerseits durchs Lesen, andererseits durchs Sprechen. Gerade der Sprachgebrauch der Bezugspersonen und des Umfelds eines Kindes hat einen enormen Einfluss auf seine Sprachentwicklung. Ein prägnantes Beispiel dafür sind Dialekte.

Die Theorie der Grammatik fällt später umso leichter, je mehr die Kinder im alltäglichen Umgang mit der „korrekten Anwendung“ der Sprache konfrontiert sind. Vorgelesene Geschichten, Hörspiele, der Nachrichtensprecher im Radio, die Unterhaltungen von und mit „Erwachsenen“ – all das prägt das Verständnis für die Grammatik. Die Fachtermini für bestimmte Satzgefüge, Zeitformen und Ausdrücke sind meiner Meinung nach nicht so wichtig.

Worldschooling

Wenn wir auf Reisen gehen, sehen wir viel Neues. Wir bewundern die Schönheit von Landschaften und der Natur, lernen die Kultur und das Leben anderer Menschen kennen und unsere Kinder stellen oft fest, dass die Menschen am Urlaubsort eine ganz andere Sprache als Mama und Papa sprechen. Sie wollen aber verstehen, was gesprochen wird. Das ist für sie von größter Wichtigkeit.

in England im Museum von Richborough

in England im Museum

Sie fragen uns dann, wie dieses oder jenes z.B. auf Englisch heißt. Oder sie wollen sich zuhause fremdsprachige Videos und Kinderlieder anschauen bzw. -hören. Am besten lernen (junge) Menschen eine Sprache durch ihren Gebrauch und durch den Kontakt zu Leuten, die anders sprechen. Gerade längere Aufenthalte im Ausland haben sich zum Erwerb von Sprachkenntnissen bewährt.

Junge Menschen sind Meister darin, neue Sprachen zu erlernen. Das sehen wir an unseren syrischen Freunden, deren Jungs bereits ausgesprochen gut deutsch sprechen können. Bei einer anderen befreundeten Familie stammt die Mama aus Russland und spricht mit ihren Kindern bevorzugt in ihrer Muttersprache. Sie wachsen wie selbstverständlich zweisprachig auf und kennen es nicht anders. Eine „Fremdsprache“ auf eine natürliche, greifbare Art und Weise zu lernen, ist viel effektiver als der frontale Sprachunterricht in der Schule. Deswegen funktionieren auch immersive Sprachlernprogramme wie Rosetta Stone so gut.

Ich selbst hatte zwar einige Jahre lang Französischunterricht in der Schule. Viel mehr als meinen Namen, mein Alter und meinen Wohnort bekomme ich aber nicht mehr auf Französisch zusammen. :D

Bildung mit allen Sinnen

Es braucht keine Schule, um alle Sinne eines Kindes anzusprechen, sondern das Spiel. Wir Menschen (auch die ganz jungen) lernen, indem wir etwas hören, sehen, nacherzählen und erklären oder selbst tun.

im Raumfahrtmuseum

im Raumfahrtmuseum

Wenn wir unseren Mädchen ein Buch vorlesen, wenn sie ein Video ansehen oder ein Musikstück hören, erzählen sie die Geschichten in ihrem Spiel nach. Sie verwandeln sich in die Figuren aus dem Film oder summen und singen die Lieder, die sie hörten. Sie zeichnen, malen und entwickeln kreative Lösungen. In ihrem Spiel steckt all das, was es zum „Lernen“ braucht: hören, sehen, nacherzählen oder -spielen und selbst machen.

Solange es für unsere Kinder immer einen Grund gibt, etwas zu lernen, z.B. dadurch, dass sie es voller Begeisterung in ihr Spiel einbauen können, werden sie das „Gelernte“ auch behalten. Unsere Hebamme, die die Geburt unseres dritten Kindes begleitete, meinte, dass unsere Große schon sehr viel über Geburtshilfe weiß, toll mitgeholfen hat und eine wunderbare Hebamme wäre.

Wir wurden auch gefragt, ob wir „didaktische Schulbücher“ verwenden. Nein, wir brauchen sie nicht. Wissen prägt sich viel besser ein, wenn es in „Geschichten“ verpackt ist. So ist es nicht verwunderlich, dass Stephen Hawking mit seinem Buch „Eine kurze Geschichte der Zeit“ so erfolgreich war. Heute nennt sich das Verpacken von Informationen und Wissen in Geschichten auch „Storytelling“.

Wenn Du Deinen Kindern Wissen in der Gestalt von Feen und Zwergen, von Prinzen und Mäusen, Käferchen und Häschen anbietest, können sie es aufsaugen wie ein Schwamm. Das menschliche Gehirn nährt sich aus Bildern, Geschichten, Erfahrungen und dem Spiel. Reines, unverknüpftes „Faktenwissen“ braucht es nicht. Deswegen fällt es uns auch so schwer, etwas ohne Praxisbezug zu lernen und zu behalten.

Du kannst niemandem etwas lehren. Du kannst ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken. – Galileo Galilei

In diesem Sinne schenken wir unseren Kindern Vertrauen, beantworten ihre Fragen, hüten uns davor, ihr phantasievolles Spiel zu unterbrechen und sorgen dafür, dass sie immer kreativ sein können und neuen Input erhalten, z.B. durch Reisen, Geschichten, das Kennenlernen neuer Menschen usw. Als Freilerner oder Autodidakten werden sie erfolgreich lernen und gedeihen. Dafür brauchen sie keine Schulpflicht

Alles Liebe
Patrick

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