Wie soll das eigentlich funktionieren, dieses Tandemstillen? Ich habe es probiert und für gut befunden. In diesem Beitrag will ich meine Erfahrungen mit Dir teilen. Ich will Dich ermutigen, es auf einen Versuch ankommen zu lassen, wenn Du Dich mit dem Gedanken trägst, auch die Geschwister Deines Babys zu stillen.
Was ist Tandemstillen?
Tandemstillen heißt, dass die Mama zwei oder mehr Kinder stillt. Das können Zwillinge sein, aber auch ältere Geschwister des Babys.
Angstfreies Stillen von Anfang an
Schon lange vor unserer Familienplanung war mir klar: Meine Kinder werden von Anfang an die von der Natur vorgesehene Nahrung bekommen. Als unsere große Tochter dann geboren war, kam es genau so.
Ich stillte mein Baby. Ein Blick auf die Uhr hätte dabei nur gestört. Eine Gewichtskontrolle hätte mich nur verunsichert. Zufüttern? Das ist unnötig; Babys zeigen genau, wenn sie sich bereit fühlen, das Essen der Großen zu erkunden. Ein Schnuller hätte nur zu Saugverwirrung geführt. Und vor allem hatte ich keine Angst, mein Kind zu verwöhnen.
Kinder können nicht verwöhnt werden, indem sie zu viel von dem bekommen, was sie wirklich brauchen. – Jesper Juul
Milchpulver, Sauger oder Nuckelflasche? Brauchte ich nicht! Es gab für mich – wie bei der Hausgeburt auch – überhaupt keinen Grund, an der ordnungsgemäßen Funktion der weiblichen Brust zu zweifeln. Was sich jedoch als praktisch erwies, waren Still-BHs und stillfreundliche Oberteile.
Ich hatte den Zuspruch unserer Hebamme, das Vorbild meiner großen Schwester und befürwortende Lektüre wie das Stillbuch von Hannah Lothrop. Was könnte da schon schiefgehen?
Vom Vollstillen zum Langzeitstillen und zur zweiten Schwangerschaft
Ab dem achten Monat interessierte sich unser Kind für größere Mengen unser Speisen. Dennoch deckte sie den Großteil ihres Bedarfs an Nahrung fast bis zum ersten Geburtstag aus den beiden Brüsten ihrer Mama.
Erst danach konnten wir klare Gedanken fassen und weiteren Nachwuchs planen. Als unser Erstling 15 Monate alt wurde, freuten wir uns über die Schwangerschaft mit unserem zweiten Wunschkind. Ja, man kann trotz Stillen schwanger werden, wenn die Beikost dazu führt, dass das Kind nicht mehr so viel Muttermilch braucht.
Durch die erste Beerenernte im Jahr und reichlich Milchzähne im Gebiss nahm unsere Große innerhalb von drei Monaten ausreichend feste Nahrung zu sich.
Schwanger mit Kleinkind: Weiterstillen ist ungefährlich für das Ungeborene
„Das Baby nimmt sich, was es braucht. Wenn die Versorgung des Babys im Bauch unter dem Stillen des großen Kindes leidet“, so erklärte mir die Hebamme, „fährt der schlaue Körper der Mutter die Milchproduktion zurück“. Im Laufe des zweiten Trimesters der Schwangerschaft geschah genau das.
Meine Brustwarzen wurden zudem sehr empfindlich. Die Brüste sollten von nun an die Funktion einer Vertrauens- und Schutzbasis übernehmen – und nicht mehr die einer Versorgungsstation. So stillten wir zum Einschlafen fast ausschließlich „trocken“. Trocken zu stillen bedeutet, dass das Kind an der mütterlichen Brust saugen kann, dabei jedoch keine Muttermilch fließt. Dabei sei erwähnt, dass der Fluss der Milch nicht bei jeder Frau komplett versiegt.
Viele Mütter berichten, dass die großen Stillkinder während der Schwangerschaft behaupten, es käme nach wie vor Milch. Unsere Tochter versicherte mir genau das, obwohl ich erst in den letzten Wochen vor der Geburt wenige Tröpfchen der gelben Vormilch ausstreichen konnte. Während der „Trockenphase“ lief für sie wohl die „Milch der Liebe und Vorbereitung“, die sie nicht anders beschreiben konnte.
Ohne sicher zu sein, ob es für künftiges Tandemstillen Sinn ergeben würde, fanden wir bald eine Vereinbarung: Aus der „Brust mit Punkt“ (Leberfleck) könnte unser großes Mädchen trinken, aus der anderen, der „Babybrust“, das Baby.
Die Zuweisung einer eigenen Brust eigentlich nicht nötig, aber aus Gründen der Hygiene manchmal sinnvoll. So wird zum Beispiel verhindert, dass sich das eine Kind mit dem Mundsoor des anderen ansteckt.
Stillen während der Schwangerschaft ist nicht „wehenauslösend“!
Immer noch warnen manche Frauenärzte, die Stimulation der Brustwarzen in der Schwangerschaft löse Wehen aus. Allein deshalb wäre Stillen in dieser Zeit tabu. Fakt ist jedoch, dass das Stillen bis kurz vor der Geburt nicht wehenfördernd wirkt – obwohl das Gehirn das „Kuschelhormon“ Oxytocin dabei ausschüttet.
Denn erst wenn es an der Zeit ist, steigt die Zahl der Oxytocin-Rezeptoren in der Gebärmutter. Und erst dann kann das Stillen die Wehen auslösen.
Genau diese Erfahrung durften wir auch machen: Die Geburt unseres zweiten Kindes wurde nicht durchs nächtliche Stillen ausgelöst. Vielmehr setzten wir wieder auf die „altbewährte Methode“ wie zur ersten Hausgeburt. Welche das ist, erfährst Du in Patricks Geburtsbericht.
Die erste Zeit zu viert: Tandemstillen – was galt es zu beachten?
Bei der Geburt war die Stimulation der Brustwarzen für mich tabu. Nach der Geburt bestand unser geübtes Stillkind schon bald darauf, zusammen mit dem Baby angelegt zu werden. So nuckelte das große Kind Kolostrum (so nennt man die Vor- bzw. Erstmilch) an der „Brust mit dem Punkt“ und das Baby trank an der „Babybrust“. Das erste gemeinsame Tandemstillen fühlte sich sehr beglückend an.
Die Hebammen hatten keine Einwände gegen das Tandemstillen. Sie erwähnten aber, dass ich darauf achten solle, dass ich das Baby zum Trinken des Kolostrums zuerst anlege.
Da unser großes Kind sowieso nicht aus der „Babybrust“ trank, änderte sich dort an der Zusammensetzung nichts. War das große Geschwisterkind außer Haus, konnte ich das Baby abwechselnd an beiden Seiten anlegen.
Tandemstillen – Die Vorteile
Zuhause wollte unsere Große jedoch viel vom Baby sehen und viel von ihrer Mama haben. Entsprechend zeitig kam ein sanfter Milcheinschuss. Ja, das kräftige Mitstillen half nicht nur bei der raschen Rückbildung der Gebärmutter, sondern ließ auch schon in der zweiten Nacht die weiße, süße Milch bilden.
Die Milchbar fühlte sich nicht hart oder gestaut an, wie Frauen es oft beim ersten Milcheinschuss erleben. Diesmal war keine Massage oder warme Dusche nötig, um die Milchkanäle zu öffnen und die Milch zum Fließen zu bringen.
Das Stillen des großen Geschwisterkindes erleichtert ungemein. Unsere damals Zweijährige war eine dankbare Hilfe, wenn es darum ging, große Mengen zu trinken, Spannungsgefühle in der Brust zu mindern und Milchstau zu lösen.
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Später half sie manchmal dem Baby, indem sie zwei Schlucke aus der „Babybrust“ abtrank, wenn sich das Kleine ständig verschluckte.
Stillpositionen fürs Tandemstillen
Tandemstillen heißt nicht, dass beide Kinder tatsächlich auch gleichzeitig gestillt werden. Ein Tandemfahrrad bleibt ja auch ein Tandemfahrrad, wenn nur ein Radfahrer darauf sitzt.
Das gleichzeitige Anlegen bedeutete für mich, eine Stillposition zu finden, in der sich alle wohlfühlen. Das war schwierig. Mütter von Zwillingen bekommen den Dreh recht schnell raus. Ein spezielles Stillkissen ist eine große Hilfe, um die Kinder beidseitig anzulegen.
Ungewohnte Positionen können ein großes Geschwisterkind überfordern. Von unserer großen Tochter verlangte ich nach der Geburt ihrer Schwester, sich auf meine Hüfte zu legen, während ich „bequem“ auf der Seite liegend zum Baby gedreht war. Eifersucht und Zorn waren oft die Folge.
Sitzpositionen, bei denen das Baby in meinem Schoß lag und das Kleinkind halb sitzend, halb hockend versuchen musste, an die „Punktbrust“ zu gelangen, waren ebenso wenig befriedigend. Unserer Großen gefiel auch die Position in Seitenlage nicht, in der das Baby auf ihrem Körper ruhte.
Als mein Baby etwas größer war, funktionierte das Tandemstillen auf dem Sofa im Sitzen: Das Baby lag auf meinem Schoß, das große Geschwisterkind kuschelte sich seitwärts an mich.
Was ich als Nicht-Muskelprotz sagen kann: Beide Kinder im Bett liegend zu stillen, ist für die Arme, auf denen die Köpfe der Kinder aufliegen, nicht zu unterschätzen.
Eine richtige Lieblingsposition hat sich bei uns nicht entwickelt. Mit der Zeit ist es aber sehr einfach geworden, den Bedürfnissen beider Kinder schnell gerecht zu werden.
Mein Rat für Mütter, die das Tandemstillen in Betracht ziehen: Es hilft sehr, verschiedene Stillpositionen mit dem Geschwisterkind zu üben, bevor das Baby zur Welt kommt.
Eifersucht und Leidenschaft
Die Eifersucht zwischen den Kindern blieb trotz Tandemstillen weder im Wochenbett noch in der Zeit danach aus. Ich fand es aber unglaublich schön, wenn sich beide Kinder beim Stillen anschauten oder streichelten. So lernten sie sich viel besser kennen. Das dämmte das „Entthronungstrauma“ der großen Schwester ausreichend ein.
Beide Kinder wurden größer und älter. Und so bereitete mir das Tandemstillen unvergessliche Momente:
- Die großen Säuglinge klatschten sich gegenseitig in die Hände.
- Nach einem Streit vertrugen sie sich schnell wieder an ihrer Milchquelle.
- Oder sie summten sich abwechselnd Töne vor, um den anderen zum Kichern zu bringen.
Update mit Kind Nr. 3: Abstillen oder Tandemstillen?
Nun, inwischen stille ich drei Kinder. Aber von vorn …
Schon recht bald hatten sich die Mädchen während meiner letzten Schwangerschaft abgestillt. Wie das verlief, erzählte ich unter anderem hier:
Unsere Erstgeborene verkündigte, dass sie mit ihren damals vier Jahren nicht mehr gestillt werden bräuchte und die Brust gerne dem Baby überlässt. Die Mittlerste ist sehr kooperativ und fand es okay, erst wieder nach dem Milcheinschuss mitzutrinken.
Nach der Geburt unseres Nesthäkchens stellte sich heraus, dass unsere Große mir nicht mehr beim Abtrinken helfen konnte. Das Saugbedürfnis von Kindern lässt um das sechste Lebensjahr nach. Durch die lange Stillpause veränderte sich auch die Fähigkeit, zu stillen. Uns beiden das einzugestehen, war ernüchternd.
Ist die Große krank oder hat immensen Weltschmerz, kann ich sie inzwischen wieder stillen. Allerdings braucht das etwas Anlauf; die Milch muss dazu entweder schon „laufen“ oder die Brust eine Minute im Mund stecken, bis sie den Dreh raus hat.
Unser Stillalltag mit dem dritten Kind
Der Einjährige wird wach, pinkelt in sein Töpchen, kuschelt sich wieder neben mich und ich stille ihn. Er ist schnell fertig und stapft schon mal durch die Wohnung. Das weckt seine Schwestern. Die Große, inzwischen sechs Jahre, springt ihm hinterher. Die Mittlerste, demnächst vier Jahre alt, legt sich an eine volle Brust und trinkt sie leer.
Tagsüber stille ich fast nur noch den Buben. Die Mädchen trinken selten mit uns und verlangen auch keine „Einschlaf-Mumi“, wenn wir abends ins Familienbett schlüpfen.
Hast du immer noch genug Milch?
Hätte ich Drillinge oder wären alle drei Kinder gleichzeitig krank, wäre es kein Problem, sie zu stillen. Die Milchmenge passt sich entsprechend an.
Von zu wenig Milch kann ich nur sprechen, wenn ich selbst nicht ausreichend gegessen habe, zum Beispiel bei Krankheit. So macht sich ein Fastentag durch eine stark reduzierte Milchproduktion sofort bemerkbar.
In der Stillzeit verbrennt man etwa 300 bis 600 Kilokalorien am Tag zusätzlich. Stillen macht hungrig und durstig. Wenn ich ein Kind anlege, ist der Durst sofort da. Bei der Auswahl natürlicher und gesunder Lebensmittel vertraue ich meinem Körper. Er weiß, was ich und mein Kind am meisten brauchen.
Schlussworte
Wie beim Stillen unterwegs (in der Öffentlichkeit) gilt auch beim Tandemstillen: Es ist ganz allein die Angelegenheit von Dir und Deinen Kindern. Ihr müsst euch da nicht reinreden lassen. Solange es sich für euch richtig anfühlt, könnt ihr stillen, wie ihr es braucht. Denn die Muttermilch ist das Beste für Deine Kinder.
Mein persönliches Fazit für jegliches Tandemstillen bleibt nach wie vor marktwirtschaftlich: Die Nachfrage reguliert das Angebot. Biete ich die Brust häufig an, regt das die Milchbildung an. Mache ich dies nicht, könnte ich bald wieder meine Mädchen-Bustiers anziehen.
Aber davon halten meine Milchknilche noch nichts. ;-)
Bis bald, Deine Evelin
Wieso die Frau zwei Brüste hat – Tandemstillen von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Ein spannendes Thema ;)
Ich habe einen Sohn, der im letzten November 3 Jahre geworden ist. Seit dem 7. Jan. ’19 habe ich auch eine Tochter. Etwas anderes als stillen wäre mir nicht in den Sinn gekommen – auch wenn gerade beim ersten die Verzweiflung oft groß war.
Zum beginn der zweiten Schwangerschaft hat mein Sohn noch oft gestillt, aber immer zum einschlafen. Irgendwann gegen Ende des ersten Drittels der Ss hat sich mein Sohn ziemlich abgestillt. Er trank eigentlich nicht mehr. Hin und wieder wollte er an die Brust, saugte zwei/dreimal und gut war es.
Seit unsere Tochter da ist, möchte unser Sohn wieder viel häufiger an die Brust. Er saugt immer noch nicht lange, aber länger. Tatsächlich hat auch er das richtige saugen etwas „verlernt“. Aber es ist für mich gut auszuhalten.
Ich dachte wirklich, er hätte sich abgestillt ;)
Was die position angeht: Im sitzen kommt er gut hin. Wenn ich die kleine Maus im liegen, auf der Seite stille, kommt der große über meinen Rücken an die freie Brust. So klappt es sehr gut.
Liebe Grüße
Kati
Hallo liebe Kati,
zunächst noch meine herzlichsten Glückwünsche zur Geburt und alles Liebe für euch als Familie! Ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut; es ist schließlich selten, dass tandemgestillt wird.
Danke, dass du deine wertvollen Erfahrungen schilderst. Für alle „Ungeübten“ klingt die letztgenannte Stillposition vielleicht sogar etwas akrobatisch. :-) Je älter das Baby wird und je mehr das große Geschwisterkind in seine neue Rolle hineinwächst, wird alles entspannter.
Euch eine gutes Hineinwachsen!
Liebe Grüße
Evelin
Wow …du bist echt eine tolle Mami ❤ du hast mir gerade jeglichen Stress mit dem Beitrag abgenommen..bin im 5.Monat schwanger und meine Maus (17 Monate) liebt das Stillen nach wie vor. Durch die extrem empfindlichen Brustwarzen und das gleichzeitige Ziehen im Bauch hab ich ein großes Fragezeichen in meinem Hirn gehabt..aber ich möchte nun auch Tandemstillen.Vorausgesetzt es klappt. Allein der Gedanke ans Abstillen treibt mir die Tränen in die Augen..habe Angst, dass meine Kleine sich ausgeschlossen fühlt in dem ganzen Babyprozess und der Gedanke „ein letztes Mal“ stillen macht mich fertig. Aber abgehakt. Ich werde beide stillen. Danke für deinen tollen Beitrag ❤
Hallo Kübra,
wie schön, dass ich dir eine Sorge nehmen konnte. Es freut mich, dass du nach der Geburt neben dem Baby weiterhin dein Kleinkind stillen möchtest. Ich bin mir sicher, dass ihr das schafft und es für euch drei richtig schön werden wird.
Tandemstillen bedeutet ja nicht, dass du gleichzeitig stillen musst. Und dass deine große Tochter noch so jung ist, ist dabei nur von Vorteil. Ältere Stillkinder haben das Stillen manchmal während der Schwangerschaft verlernt oder haben (bei aller Liebe zur Mama) einfach kein Interesse mehr an der lieblichen Milch. Gerade bei Milchstau oder beim Abtrinken, wenn sich das Baby oft nur verschluckt, sind die Geschwister eine wertvolle Hilfe.
Ich wünsche dir noch eine gesunde Schwangerschaft, eine schöne Geburt und einen guten (Still-) Start ins Leben mit dem neuen Baby.
Herzliche Grüße, Evelin
Ein schöner Beitrag, Danke! :)
Seit 3 Tagen bin ich nun auch am Tandemstillen, der Große ist knapp 2 und nun haben wir noch eine kleine Tochter bekommen. Der Große hat sich durch die Schwangerschaft nicht beeindrucken lassen, auch durch das Wegbleiben der Milch nicht und hat immer fleißig weiter gestillt :D
Nun sind wir grad in der Findungsphase wie wir das Handhaben – zuvor haben wir nur zum Mittagschlaf und Nachts gestillt, nun will er natürlichbauch tagsüber viel ran. Das darf er meist natürlich auch. Ich hoffe dass es ihm so leichter fällt, das neue Familienmitglied zu akzeptieren ;)
Gleichzeitig stillen wir meist halb im Liegen mit der kleinen Maus auf mir drauf und mein Sohn kuschelt sich neben mich (er kann sich aus so gut wie jeder Position die Brust schnappen ;D) – im Liegen klappts wenn er auf meinem Arm seitlich liegt und die Kleine auf meinem Bauch – aber dann am Besten mit Kissen die Arme unterstützen sonst wirds sehr anstrengend :)
Das einzige Problem das wir angehen müssen ist, dass mein Sohn ein notorischer Dauernuckler ist – und das geht nun so in der Art und Weise nicht mehr. Bin mal gespannt wie schnell wir da einen Weg finden.
Ich freue mich immer über solche Beiträge da man sieht, dass man mit seinem Weg nicht alleine ist :)
Liebe Grüße,
Franziska
Hallo Franziska,
zunächst gratuliere ich dir herzlich zu dem zweiten kleinen Schatz!
Bei uns ist es momentan haargenau so. :-D Ich sehe die gleichen Herausforderungen; unser Zweijähriger will momentan ständig an die Brust, sobald das Baby daran hängt. Ich kenne das auch noch von unserer Großen, die sich ganz ähnlich verhielt. Was mir heute hilft ist das Wissen, dass es Geduld, Geduld und Geduld braucht… Da nun wieder Milch fließt, sind die leckeren Mamis erstmal wieder total gefragt. Das muss wahrscheinlich ausgekostet werden. Vielleicht dauert es einfach ein paar Wochen, bis das Geschwisterkind merkt, dass es auch nach dem Spielen, Anziehen, Frühstücken etc. noch trinken darf. Manchmal verwehrte ich der Großen (damals 2) die zweite Brust, was für lauten Protest sorgte und mich gereizt machte.
Ich habe das Gefühl, dass ein „Erstmal trinken lassen wie die Kinder wollen“ späteren Stress erspart. Dem großen Geschwisterchen half dann, neue spannende Beschäftigungen zu entdecken. Mir half der Gedanke, dass das Kalorienverbrennen mit zwei Kindern noch leichter geht. :-D
Meine jetzt Siebenjährige erklärte mir heute, als ich die zwei Jungs tamdemstillte: „Ich weiß noch, wie schön das war. Die Brust fühlt sich so schön an und es riecht auch so gut.“
Alles Liebe für dich und ein entspanntes Wochenbett zu dritt! ;-)
Evelin
Hallo Evelin,
Vielen Dank :)
Ja, ich denke auch, dass verwehren die ganze Thematik verlängert. Tagsüber lässt es bei uns schon etwas nach.
Wo wir etwas ratlos sind ist Nachts – wie handhabt ihr das da wenn ich fragen darf? Unser Großer ist generell nicht der beste Schlåfer und war auch vor dem Baby häufig und lange an der Brust in der Nacht. Ich hatte gehofft, dass sich das etwas legt wenn wieder Milch fließt aber leider ist das nicht so… Die Kleine braucht wohl auch noch viel Körperkontakt und wacht dann auf wenn ich den Großen stille und der Große machtbriesen Theater wenn er nicht gleich an dir Brust kann… Viel Schlaf gibt es hier aktuell also nicht. Hast du irgendwelche Tipps?
Lg Franziska
Liebe Franziska (und ihr anderen Still-Mamas von mehreren Kindern),
manchmal scheuern uns unsere Augenringe die Nasenflügel wund, nicht wahr? Ein Baby fordert nachts unsere gesamte Aufmerksamkeit. Wenn dann ein weiteres Kind Theater macht, kann uns das ziemlich auf den Wecker gehen.
Das gemeinsame Trinkenlassen bringt viele schöne Seiten mit. Aber das Tandemstillen ist mitunter auch anstrengend. Besonders nachts, wenn das große Geschwisterkind die Brust nicht mehr hergibt. Oder, wenn es nicht sofort „andocken“ kann. Statt ausreichend Schlaf ernten wir Eltern Tränen und Wut. Und das Baby? Das schläft natürlich auch nicht immer seelenruhig weiter.
Leider habe auch ich jetzt beim dritten Mitstiller keine mustergültige Lösung. Immer, wenn ein neues Baby hinzukam, gab es nächtliches Theater. Nur unsere zweite Tochter war (und ist) ganz „brav“. Was mir half und hilft, ist die Unterstützung vom Papa, der Appell an meinen nächtlichen Verstand und die Beachtung mehrerer Bedürfnisse.
Die Bedürfnisse der Geschwisterkinder versuche ich, so gut es nur geht, schon vor dem Schlafengehen zu befriedigen. Das heißt im Einzelnen: Mein Zweijähriger sollte richtig satt und nicht mehr durstig sein und ausgiebig gekuschelt haben (macht man beim Stillen ja automatisch). Wenn unser Junge die Brust nicht hergeben will, liegt es meist an diesen Problemen:
1. Er muss mal.
2. Beim Abendessen wurde er nicht satt.
3. Er ist durstig.
4. Am Abend gab es Ärger.
5. Im Bett fehlen ein Kuscheltier oder das Lieblingsauto.
6. Schlechte Träume.
7. Er wird krank.
Wenn unser Zweijähriger nachts im Schlaf unruhig wird, liegt das meist am Harndrang. Wir machen das dann so: Erst aufs Töpfchen im Bett setzen, dann stillen bis er ohne Brust fest weiterschläft.
Tandemstillen funktioniert nachts nicht gut, weil der Große dann nicht von allein aufhört und schließlich weint oder wütet. Und von Patrick lässt er sich nicht auf Töpfchen setzen. Beim Papa wütet er noch mehr, weil das ja noch mehr „Mama-Entzug“ bedeutet.
Deshalb gebe ich das Baby in diesen Fällen an Patrick ab. Er wiegt es dann sanft in seinen Armen. In der Zeit setze ich den Großen aufs Töpfchen. Ich begleite das Vorgehen mit einfachen Erklärungen: „Komm mein Schatz, wir machen erstmal Pipi, danach Mumi. Das Töpfchen ist rot, so wie die Feuerwehr. Die Feuerwehr hat den Löschschlauch, der macht ssss… und wenn die fertig sind, legen die sich wieder hin, trinken was und schlafen weiter…“
Nach maximal zehn Minuten drehe ich mich auf die andere Seite, nehme das Baby und alle schlafen weiter.
Meine anderen Vorschläge wären:
Probiere, ob Dein zweijähriges Kind nach der Stillzeit an etwas anderem weiternuckeln kann. Fläschchen mit Wasser oder Nuckel könnten vielleicht ein „Ersatz“ sein. Wir haben eine Trinkflasche mit Wasser im Bett, was schon in der Schwangerschaft gut bei unseren Kindern ankam.
Ein anderer Vorschlag ist, dass das ältere Kind zwar auch neben dir (genauer: an deiner Brust) einschläft. Anschließend bettest Du es für den Nachtschlaf aber um. Damit meine ich nicht, dass dein großer Sohn in ein anderes Zimmer oder Bett verfrachtet wird. Im Familienbett kann es helfen, eine kleine Barriere einzubauen: Wenn sich der Papa nachts zwischen euch legt, ist die Milchquelle nicht so nah. Dein Kind riecht sie weniger und wird durch das Baby, das nachts unruhig wird, nicht geweckt.
Allerdings könnten diese beiden Vorschläge Nachteile. Der Nuckel könnte abhängig machen bzw. das Kind könnte sich ausgegrenzt fühlen.
Ich kann Dir nur Mut und Kraft schicken, noch wenige Monate durchzuhalten. Das große Kind nimmt ja schon viel Rücksicht durch die Entthronung. Schlaf bedeutet Erholung und Kuschelzeit. Es ist viel verlangt, diese besondere Zeit als Kleinkind ein Stück weit „herzugeben“. Wir wissen von uns selbst, wie schwer es fällt, logisch zu denken und schlüssig zu handeln, wenn wir müde sind. Wir dürfen also getrost darauf verzichten, an den Verstand eines müden Kleinkindes zu appellieren.
Die letzte Hoffnung, die ich Dir und anderen Müttern in derselben Situation machen möchte, ist (wie so oft): Es wird besser. Versucht, nicht durchzudrehen. Bleibt tapfer. Und wenn eure Augenringe schon die Nase wundgerieben haben, genehmigt euch irgendwas, das euch für den Moment gut tut, zum Beispiel Schokolade. ;-)
Alles Liebe
Evelin
Hallo Evelyn,
ein toller Beitrag. Er hat mir solchen Mut gemacht meine Erstgeborene in der Schwangerschaft unseres Sohnes weiterzustillen und darüberhinaus Tandem zu stillen. Die zwei haben einen Altersabstand von 24 Monaten.
Nun ist unser Sohn gerade einmal 8 Monate alt und ich bin in der 17. SSW. Ich stille aktuell zwei Kinder und bin schwanger. Manchmal ist es sehr anstrengend, aber das Beste für unsere Kinder. Da unsere Große die „Mama-Milch“ so liebt, rechne ich damit drei Kinder zu stillen. Die Große wird bei der Geburt gerade drei Jahre alt sein und der Kleine 13 Monate.
Also nur Mut, dass jede Familie ihren Weg findet und sich nicht beirren lässt, weil man halt keine Familie kennt mit mehreren Stillkindern.
LG
Angela
Liebe Evelin, unser 3. Sohn (heute 23 Tage jung) ist nun geboren und unser fast 2 jähriger stillte in der Ssw noch trocken und nun stillt er wieder mit.
Meine Hebi sagte gleich zu Beginn des Tandemstillens dass ich die Brust immer gut abwaschen sollte mit abgekochtem Wasser wenn der Große dran war, weil sonst würde das Baby sofort Soor bekommen. Obwohl ich das diszipliniert tat (durch ihre Worte leider auch etwas verunsichert), hat der Kleinste nun Mundsoor :-(
Eine Bekannte schlug zu Beginn des Tandemstillens vor jedem Kind eine Brust zu zu teilen.
Meinst du dass wäre nun auch noch von Vorteil? Ich konnte mir das nach der Geburt einfach nicht vorstellen weil ich dem Neugeborenen nichts vorenthalten wollte. Aber vielleicht würde es jetzt die Situation schneller verbessern?
Und wie sind deine Erfahrungen nach längerer Zeit mit zugeteilten Brüsten? Habt ihr das jetzt beim 4. Kind auch wieder gemacht?
Und hast du bis auf Mykotische Mittel noch einen anderen Vorschlag zur Behandlung?
VlG Jenny
Liebe Jenny,
zunächst sende ich dir die herzlichsten Glückwünsche zur Geburt deines 3. Kindes! Schön, dass du tandemstillst! :-)
Um deine Frage zum Tandemstillen bei Mundsoor so gut wie nur möglich zu beantworten, habe ich sie anonymisiert an Stillberaterinnen und Hebammen weitergeleitet. Und siehe da: Die Meinungen gehen weit auseinander.
Zum Einen kommt das Allgemeine über „dieses gefährliche Soor“, was einem bei jeder Google-Suche hinterhergeschossen wird, aber nicht wirklich weiterbringt. Von meiner eigenen Hebamme, die ich für kompetent und sehr erfahren wie auch belesen halte, wurde mein Bauchgefühl zur Sache des Mundsoors heute wieder einmal gestärkt.
Wie du bestimmt unlängst weißt, ist Soor ein Pilz. Damit sich ein Pilz wohlfühlt, d.h. sich ausbreitet, wünscht er sich „Pilzwetter“. Also warm und feucht. Deshalb finden viele Hebammen das häufige und womöglich warme Abwaschen der Brust nicht optimal. Stilleinlagen aus Silikon oder mit Folienschutz sind gute Brutstätten. Stattdessen helfen Sonne und frische Luft der Brustwarze, um gesund zu bleiben. Ein Hygienespüler oder Teebaumöl etc. wird in „schweren Fällen“ für die Wäsche empfohlen.
Soor und Bindehautentzündungen sind für das Baby die ersten harmlosen Erkrankungen, die das Immunsystem des neuen Menschen fordert und stärkt. Man braucht also nicht hektisch werden. Behandelt werden kann mit Rose-Teebaum-Essenz, Rosenhonig, Eigenurin, Calendula oder klassisch mit Infectosoor-Mundgel. Es gibt ganz viele Empfehlungen. Diese Mittelchen dürfen direkt auf die Brustwarze – somit werden alle mitbehandelt. Eventuell muss bei Problemen der Po mitbehandelt werden. (Ca. drei Wochen nach der Feststellung des Mundsoors kann der Pilz beim Po „ankommen“.)
Unser 2. und 3. Baby hatten auch Mundsoor. Weil jeweils das ältere Geschwisterkind mittrank, wusch ich anfangs auch jedes Mal die Brust ab. Hätte ich das mal nicht getan – mit dem heutigen Wissen. Jede „Mini-Erkranung“ kann einen ja ganz schön beschäftigen und unter Stress setzen. Ich hatte Angst vor Mundsoor – und promt kam er. Ich probierte es aus, jedem Kind eine Brust zuzuteilen. Aber das allein beseitigt keinen Mundsoor. Ein Baby fängt m.M. doch ebenso Keime ab, weil es auch mal ein Küsschen von Familienmitgliedern bekommen, etwas anfasst und die kleinen Fingerchen in den Mund wandern… Klar, Mundsoor ist lästig und sieht blöd aus. Es half mir, darüber bewusst zu werden, dass das Baby nicht furchtbar darunter leidet.
Ein Mittel von der Kinderärztin nützte nichts. Heute würde ich es zunächst mit Kamille, Eichenrinde, Nelkenwurz, Salbei, Thymian probieren, bevor ich mir ein Mittelchen aufschwatzen lasse, das nach chemischer Orange schmeckt und nichts taugt.
Zugegeben – ich bin manchmal experimentierfreudig mit Eigenurin. Bindehautentzündungen verschwinden bei den Kindern damit innerhalb weniger Stunden. Auch Entzündungen schwellen sehr zügig ab. Ob der körpereigene Apothekensaft auch bei Mundsoor nützt, kann ich aber nicht versprechen.
Wir nutzten damals InfectoSoor. Ich ernährte mich (vorübergehend) zucker- und glutenfrei, und versorgte mich mit stärkenden Kräutern, Kokosöl, Tees usw.
Nach einigen Anwendungen waren wir den weißen Besuch auf der Zunge wieder los.
Unser kleinster Babyjunge ist jetzt über vier Monate alt und teilt sich beide Brüste mit seinen Geschwistern. Ich achte nur darauf, dass unser Jüngster „dünne“ und „dicke“ Milch bekommt. Er entwickelt sich zu meiner vollsten Zufiedenheit. <3
Meine Brust wasche ich eigentlich nur frühs und abends. Ich denke mir, dass mein Baby alle Geschwisterkeime gut wegstecken kann. Okay, sollte doch mal ein Rest vom Schokokuchen oder Mittagessen auf meiner Brust verschmiert sein – dann geht das für mich persönlich natürlich nicht. Aber das kommt kaum vor. Bis jetzt blieben wir von Soor verschont.
Die Brust brauchst du nach Meinung meiner (und anderen) Hebamme also nicht aufteilen. Das hat den Vorteil,
dass du nicht zu unförmig aussiehst,
dass dir keine Brust schmerzen wird,
dass sich das Baby nicht an eine Seite gewöhnt (und die andere Brust irgendwann ablehnt) und
dass beim Baby keine eventuellen Probleme in der Seh-Entwicklung heraufgeschworen werden. Es gibt noch mehr Vorteile, aber diese hier genügen mir schon, um beidseitiges Stillen zu bevorzugen. :-)
Wenn du dich wohler damit fühlst, mal für ein paar Tage die Brust fest einem Kind zuzuteilen, kannst du das aber auch machen. Fühlt es sich für deine Brust gut so an – nicht schmerzhaft, wund o.ä., wird das für die Kinder bestimmt durchsetzbar.
Erzähle gern, was euch hilft. Bestellt dem Pilz schöne Grüße von mir. Er darf sich jetzt gern ein anderes Zuhause suchen. Im Wald vielleicht? ;-)
Alles Gute!
Evelin