Unser ultimatives Schlaflernprogramm für Kinder: eine nebenwirkungsfreie, instinktive, sanfte und bindungsorientierte Vorgehensweise für friedvolle Nächte mit unseren Kleinen.
Blicken wir zurück:
In der Entwicklungsgeschichte der Menschheit gab es eine Zeit ohne die Gemütlichkeit und Sicherheit eines beheizten, befestigten und abschließbaren Nachtlagers. Als Jäger und Sammler waren Menschen nächtlichen Prädatoren schutzlos ausgeliefert.
Ein schreiendes Baby dreißig Meter abseits von Vater und Mutter ins Moos gebettet hätte sich nicht nur als leichte Beute für durch das schrille Geplärr angelockte Raubtiere erwiesen. Bei kalter Witterung ohne elterliche Körperwärme wäre das Kind zwangsläufig erfroren.
Werden die Kleinen müde, suchen sie die Nähe ihrer Mutter und den Zugang zu ihrer Brust. Nur wenn ein Kind sich wohlbehütet fühlt, wird es entspannt ein- und durchschlafen – und damit auch seine Eltern. Kinder besitzen ein ausgeprägtes Gefühl für eine geschützte Schlafumgebung.
Das Kind zu tragen, nachts miteinander zu kuscheln, um sich gegenseitig zu wärmen, und die Erfüllung der Bedürfnisse des Kindes (Geborgenheit, Nahrung und Sauberkeit) sicherten das Überleben der gesamten Gemeinschaft.
Das ultimative Schlaflernprogramm, das wir „anwenden“, beruht auf tief in der menschlichen Evolution begründeten Tatsachen.
Ein konventionelles „Schlaflernprogramm“ ist eine Foltermethode.
Die Kulisse: ein kuscheliges, vergittertes Bett in einem verschlossenen Zimmer, ein Nachtlicht, sanfte Klänge aus der Spieluhr und ein eingeschaltetes Babyphone.
Was uns unter Umständen wie eine angenehme Schlafumgebung für unser Kind erscheint und unser Sicherheitsbedürfnis befriedigt, ist für ein Baby eine Szenerie wie in einem Horrorfilm: Unvertraute Einsamkeit, skurrile Schatten und gruselige Geräusche lassen dem Kind das Blut in den Adern gefrieren. Es fühlt sich hilflos und isoliert, gerät in Panik und schreit sich die Seele aus dem zarten Leib.
Ein Elternteil kommt ins Zimmer, schaut nach dem Nachwuchs, spricht ein paar tröstende Sätze und verschwindet erneut mit den Worten: „Ich bin nebenan, Du musst keine Angst haben.“ Das Kind versteht es nicht. Es weint sich, am Ende seiner Kräfte, in Morpheus Arme.
Nach einer Phase unruhigen Schlafs erwacht es jäh aus seinem Traum.
- “Wieder ist niemand da.“
- “Ich wurde ausgesetzt.“
- “Es ist finster. Schatten überall. Ich fürchte mich.“
- “Wo ist nur meine Mama?“
- “Ich muss dringend Wasser lassen, und dieser grausame Durst! Mein Mund ist ganz trocken vom Schreien.“
- “Mama, ich vermisse Dich!“
Das müssen die Gedanken und Gefühle eines Kindes sein, das ganz allein in seinem Babybettchen im „eigenen“ Zimmer schlafen muss.
Der Akt wiederholt sich: Das Baby schreit. Ein Elternteil kommt herein, spricht ein paar tröstende Worte, stellt die Spieluhr an und lässt das Kind erneut allein in seiner Verzweiflung zurück. Es beginnt zu brüllen, bis es schließlich kapituliert. Das Baby schläft übermüdet und verzweifelt ein, nachdem es dem Druck seiner Blase nicht mehr standhielt, einnässte und sich niemand um die nasse Windel kümmerte.
Wir empfinden es als Quälerei, ein Baby jener „Verhaltenstherapie“ zu unterziehen.
Zur Veranschaulichung:
Die Bloggerin Kathrin von „Nestling“ stellte die Situation für das Baby in einem Video nach:
Wir wollen in diesem Artikel nicht näher auf das oben bildlich dargestellte „Schlaftraining“ eingehen, und unseren Fokus auf eine Alternative lenken, die Eltern wie Kindern zuträglich ist.
Ein Kind reagiert perfekt, wenn es seine Bedürfnisse, Wünsche und Ängste zum Ausdruck bringt. Wäre das Schreien „sinnlos“, hätte die Evolution dieses Verhalten nicht hervorgebracht! Es ist für uns Eltern ein eindeutiges Zeichen, dass es dem Kind nicht gut geht.
Schlaflernprogramm: Kinder sanft in den Schlaf begleiteten.
Vorweggesagt: Aller Anfang ist schwer. Unsere nicht einschlafen wollenden Kinder trieben uns bisweilen an den Rand der Verzweiflung, wenn wir selbst dringend Schlaf brauchten oder zuvor Pläne schmiedeten, die die Teilhabe des Kindes nicht mit einschlossen.
Babys schlafen vorzüglich ein, wenn sie im Tragetuch getragen und / oder gestillt werden. Vorsingen, liebevolle Streicheleinheiten oder sanfte Worte unterstützen das rasche Einschlafen wirkungsvoll.
Wenn ein Baby trotz eindeutiger Müdigkeitsanzeichen (Gähnen oder Augenreiben), nicht einschlafen kann und sich unruhig windet, drückt mit hoher Wahrscheinlichkeit seine Blase. Bei Kleinkindern kann das Hungergefühl das Einschlafen erfolgreich behindern, wenn sie vorm Zubettgehen nicht ausreichend aßen.
Die Windelfreiheit unserer Kinder sehen wir als echten Vorteil: Wir nehmen unser Kind aus dem Tragetuch oder von der Brust, halten es über eine Schüssel ab, es erleichtert sich und gleitet, im Anschluss daran, befriedigt und beruhigt zurück ins Land der Träume. Das Baby findet einen tiefen, festen Schlaf. Jetzt bekommen wir ein ausgedehntes Zeitfenster, um uns um unsere „persönlichen Angelegenheiten“ zu kümmern: Der Arbeit nachgehen, den Haushalt schmeißen, lesen, ein Video anschauen oder eine kuschlige Zeit zu zweit zubringen.
Alle, die Windelfreiheit nicht praktizieren wollen oder können, dürfen unsere Anmerkungen zum Wasserlassen im nachfolgenden Text ignorieren. Gewindelte Babys gewöhnen sich nach einiger Zeit daran, sich in die Windel zu erleichtern.
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Schauen wir uns die einzelnen Schritte für einen erholsamen Schlaf von Eltern und Kind genauer an:
Nächtliches Stillen fördert den Schlaf des Babys.
Es wird nicht ausbleiben, dass das Kind nach einer Weile unruhig wird. Ideal finden wir es, wenn wir uns nicht weiter als zehn bis fünfzehn Sekunden Reaktionszeit vom Bett entfernt aufhalten und uns dazu bereithalten, unsere derzeitige Beschäftigung jederzeit zu unterbrechen.
In unserem Fall ist die Mama gefragt, weil sie die einzige Person im Haushalt ist, die zufriedenstellend stillen kann; Fläschcheneltern genießen den Vorteil, dass sie sich in die nachfolgend beschriebene Prozedur hineinteilen können. Abgepumpte wie auch „künstlichen“ Flaschenmilch haben jedoch den Nachteil, dass darin die „Schlafhormone“ für das Baby fehlen. Da wir weder abgepumpte Milch noch Fertignahrung im Fläschchen als Stillersatz verwendeten, könnten wir über das Beruhigungspotential und die Auswirkungen jener Art der Kinderernährung nur spekulieren.
Windelfrei ist der Schlüssel.
Das von uns vorgestellte, ultimative Schlaflernprogramm basiert u.a. auf der Physiologie des menschlichen Körpers. Denn die Ursache nächtlicher Unruhe liegt bei unseren Kindern zu nahezu 100 Prozent (außer im Krankheitsfall oder beim „Zahnen“) darin, dass die winzige Blase randvoll ist. Das leuchtet ein, denn wir Großen müssen ebenfalls nach dem Wachwerden zur Toilette, weil die Blase drückt. Unsere Erwachsenenorgane haben vergleichsweise gewaltige Ausmaße, weshalb wir Großen nachts i.d.R. ohne Pinkelpause durchschlafen.
Die Mama nimmt das Kind an ihre Brust und hält es, wie zuvor beschrieben, über einer bereitgestellten Schüssel ab. Im Video zeigt Evelin an unseren größeren Kindern, wie sie vorgeht:
Wenn das Baby fertig ist mit Pipi machen, kann sich die Mama entspannt und weiterstillend mit hinlegen, bis das Baby von der Brust „abfällt“. Der winzige Kindermagen ist gefüllt, die Blase entleert und das Baby fühlt sich durch die Nähe seiner Mutter behütet. Das Kind wird befriedigt weiterschlafen.
Abhängig vom Alter des Babys und der Entwicklung seiner Organe wiederholt sich das nächtliche Spiel.
Entspannung und ausreichend Schlaf für alle.
Unser „Geheimtipp“ ist, uns zum Vormittags-, Mittags- oder Nachmittagsschlaf (jedes Kind hat einen eigenen Rhythmus) mit hinzulegen, falls wir nachts gefühlt zu wenig Schlaf bekommen haben. Wir verstehen, dass das leider nicht jedem möglich ist.
„Da gibt es eine Studie, die besagt, dass ‚Schlaftraining‘ dem Kind nicht schadet.“
Wir finden es zweitrangig, ob Kinder, die ein „Schlaftraining“ über sich ergehen lassen mussten, im späteren Leben unter Schlaf- oder Bindungsstörungen, gemindertem Selbstbewusstsein oder psychosomatischen Erkrankungen leiden oder nicht, wie manche „Studien“ behaupten.
Was zählt, ist die Gegenwart unserer Kinder! Wir sind uns als Mama und Papa, die ihre Kinder über alles lieben, bewusst, dass wir sie zutiefst verletzen, würden wir ihre Bedürfnisse und ihre Signale ignorieren.
Familienbett – für uns unentbehrlich.
Ein Verzicht aufs Schlafen im Familienbett würde das hier beschriebene „Schlaflernprogramm“ unnötig verkomplizieren und zu hoher nervlicher Belastung aller Beteiligter führen.
Eine aktuelle Studie belegt(!) die Bedeutung des Familienbetts, wird von Wissenschaftlern und Medien, unserer Meinung nach, jedoch falsch interpretiert. Die Forscher untersuchten die Schlafzeiten von Kindern, die im eigenen Zimmer schlafen mit denen, die im elterlichen Schlafzimmer übernachten. Das Familienbett fand nicht explizit Erwähnung.
Kinder, die bei den Eltern schlafen, haben reduzierte Schlafzeiten. Die Wissenschaftler schließen aus dieser Beobachtung, dass die Kinder durch die ständige Intervention der Eltern beim kleinsten Pieps im Schlaf gestört werden und dadurch nur mühsam wieder einschlafen.
Wahrscheinlicher finden wir, dass die Kinder, wenn sie bei ihren Eltern schlafen, einen viel tieferen und damit deutlich erholsameren Schlaf haben als Kinder, die in ihrem eigenen Zimmer schlafen müssen. Aufgrund dessen brauchen sie nicht so viel Schlaf.
Beruhigende Worte für das einschlafende Kleinkind.
Aussagen wie: „Schlaf jetzt! Es ist schon ganz spät!“, oder: „Alle Kinder schlafen jetzt!“, ziehen bei unseren Kindern nicht.
Sie nehmen unser Gängeln lediglich zum Anlass, um noch quengeliger zu werden.
Stattdessen hilft es, unseren Kindern zu sagen, dass wir für sie da sind, wir eine Pause brauchen und morgen ein traumhafter Tag wird, an dem wir etwas schönes zusammen unternehmen. Wir lesen ihnen Geschichten aus ihren Lieblingsbüchern vor und singen im Anschluss ein Schlaflied.
Bücher und weiterführende Links
Vergesst bitte solche Schundliteratur wie „Jedes Kind kann schlafen lernen“ von Annette Kast-Zahn und Hartmut Morgenroth! Die Erfahrung zeigt: Jedes Kind wird hervorragend schlafen, wenn seine Bedürfnisse erfüllt sind. Das ist bei uns Erwachsenen schließlich genauso.
Zum Thema „Kinderschlaf“ wollen wir Dir folgende Literatur empfehlen:
Weiterführende Links:
Rabeneltern: Ammenmärchen über das Schlafen
Kinder verstehen: Schlafprobleme aus Sicht der Evolution
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Das ultimative Schlaflernprogramm für Kinder (aktualisiert) von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Hi, ihr Lieben,
der Artikel ist zwar schon etwas älter, aber nach 4 Jahren Familienbett kann ich auch besser ein Resümee ziehen:-)
Unsere Situation kurz beschrieben: Mama liegt in der Mitte, die beiden Jungen liegen rechts und links daneben. Der Papa ist mangels Platz auf ein Lager direkt daneben ausgewichen (da er früh morgens aufstehen muss, rüttelt er auch weniger die Kinder wach).
Bei uns hat windelfrei nachts leider nicht funktioniert. Der ältere hatte irgendwie immer hinterher Bescheid gegeben, wenn er fertig war. Egal, wie sehr ich ihn beobachtet hatte, ich war immer zu spät oder eben sah keine Signale vorher. Unsere Kommunikation lief irgendwie andersherum. Beim Jüngeren klappte es auf Anhieb, allerdings wehrte er sich, wenn ich ihn nachts abhalten wollte, trotz Brust usw. Erst vermutete ich, er wollte nicht beim Bett abgehalten werden (Nestbeschmutzer-mäßig), aber ganz aufstehen war für ihn noch schlimmer (so richtig aus dem Schlaf geholt…). Also entschieden wir uns nach Wochen, ihm nachts eine Windel umzulegen. Ab da schlief er ruhiger. Tagsüber lief alles gut usw.
Es gab Leute, die behaupteten, dass windelfrei bedeute, die Kinder würden früher trocken usw. und das würde ja nicht stimmen, im Schnitt seien die meisten Kinder mit 2-2,5 Jahren tagsüber trocken, der Aufwand lohne sich nicht…
Meiner Meinung nach ist das der verkehrte Ansatz.
Ansonsten haben wir für uns festgestellt, dass wir alle ausreichend Platz benötigen, damit nicht einer den anderen weckt, wenn er sich dreht. Aber: Auch heute noch, wenn ich mich zum Älteren umdrehe, robbt mir der Jüngere (2 Jahre) hinterher. Er sucht nach Körperkontakt und schläft tatsächlich besser ein, wenn er weiß, ich bin da. Dann legt er sich auf meinen Arm und schlummert wieder. (Das funktioniert so gut, dass der Papa mich nicht ersetzen kann: Der Jüngere tastet den Papa ab, Oberteil hoch, keine Brust? Händchen ins Gesicht… Bart? ab da ist er hellwach und ruft Mama…)
Klar, lernen Kinder im Beistellbett irgendwann, selbstständig wieder einzuschlafen und auch bald durchzuschlafen (scheint unter Eltern ein Wettrennen zu sein „Mein Kind schlief mit… Monaten durch…“). Übermüdete Eltern haben es echt schwer! Aber im Ganzen betrachtet ist diese Schlafbeziehung in unseren Augen dem Kind gegenüber respektvoller. (Obwohl es angeblich Kinder gibt, die nicht bei ihrer Mama schlafen wollen.)
Wenn ich nachts nicht schlafen kann, dann drehe ich mich aber auch zu den Kindern um und beobachte im Mondlicht ihre Gesichter. Alles scheint so friedlich und ruhig. Oder ich höre zu, wie sie im Schlaf kichern usw. All das würde mir entgehen, wenn die beiden Jungen nicht bei mir schlafen würden. Hellhörig ist man als Mama oder Papa ja ohnehin (ich zumindest schlafe seit die Kinder da sind wie ein Hase, egal, ob mein Ältester wie früher üblich im eigenen Zimmer schlafen musste oder eben jetzt mit den beiden Jungen).
Der zweite große Vorteil, den ich sehe, liegt an der HS unserer Kinder. Sie finden besser zur Ruhe, wenn das Einschlafen bei uns im Arm oder an der Seite stattfindet, trotz vorheriger Geschichte, Kuschelzeit usw. Sie fühlen sich geborgener und wir hatten bisher nie ein Szenario, dass sie nicht schlafen gehen wollten. Das ist bei uns eben positiv besetzt!
In unserer Umgebung stößt das Familienbett bei der U40-Generation noch auf …. Akzeptanz bis Zustimmung. Die Ü40-Generation verdreht die Augen… (ähnlich auch beim Tragen usw. Unsere Nachbarinnen (Ü80 und Ü50) sind gelinde sehr besorgt, ob ich das Kind nicht körperlich deformiere durch das Tragen, oder verwöhne…)
Daher: Vielen Dank für eure Beiträge und hoffentlich können sich mehr Eltern für ein ursprünglicheres Familienmodell erwärmen.