Das Apuseni-Gebirge liegt im Nordwesten Rumäniens und trennt Siebenbürgen vom Kreischgebiet. Auf einer Fläche von etwa 14.500 Quadratkilometern erstreckt sich eine Landschaft, die anmutiger nicht sein kann: Aufragende Gipfel, unberührte Wälder und „echte Wildnis“ – die Region ist ein Paradies für alle Abenteurer und Outdoor-Fans. Das wurde uns aber erst klar, als wir hier waren.
Das Apuseni-Gebirge als Geheimtipp für Wanderer und Mutige ;-)
Das Apuseni-Gebirge ist ein großartiges Reiseziel für alle, die die Natur und das Wandern lieben. Zahlreiche Wanderwege führen durch die betörend schöne Landschaft.
Bisweilen suchte Google Maps uns solche Wege fürs Auto aus. Seitdem wissen wir: Google weiß eben doch nicht alles. Dass wir jedenfalls nur mit einem stinknormalen VW-Bus reisen, blieb bei der Routenwahl außer Acht. Einmal mussten wir uns unseren Weg durch den westlichen Teil des Apuseni-Gebirges (Codru-Moma) bahnen. Das Navi führte uns durch Schnee und Pfützen, die Seen glichen. Doch am aufregendsten waren die Schlammpisten, die ausschließlich für Geländewagen und Traktoren geeignet sind. Mit viel Adrenalin und jeder Menge neuer Eindrücke haben wir es schließlich geschafft, die 40 Kilometer „Umweg“ über die Landstraße einzusparen.
Wenn ihr kein geländetaugliches Gefährt habt, empfehlen wir euch, vorher in eine „echte Landkarte“ zu schauen oder bei Google Maps so nah wie möglich heranzuzoomen. So könnt ihr zumindest erahnen, wie weit ihr mit einem normalen Auto kommt. Viele Sehenswürdigkeiten sind zudem nicht mit dem Pkw zu erreichen.
Das Apuseni-Gebirge als Paradies für Hobby-Höhlenkundler
Höhle im Wolfsrevier
Im Apuseni-Gebirge liegen einige der eindrucksvollsten Höhlen Europas. Manche der Höhlen sind auf keiner Karte verzeichnet, wie diese kleine, schnuckelige Höhle bei Cărpinet, die uns einen Sonntagsausflug wert war. Der Weg dort hin führte an einem Bächlein entlang, über Schafweiden und schlammige Wege. Hier bekamen wir einen ersten Eindruck von der rumänischen Wildnis: Denn vor der Höhle lag ein toter Fuchs, der von der Klippe gestürzt war. Und auf dem Rückweg ist ein Rudel Wölfe vor uns geflüchtet – in 50 Metern Entfernung. Nach diesem Erlebnis war der „Wolf“ das bestimmende Thema bei unseren Kindern.
Höhle mit gähnendem Abgrund und Müllstrudel
Andere Höhlen im Apuseni-Gebirge, wie die „Peştera Câmpenească“ am Rande Izbucs, sind für normale Menschen wie uns nicht touristisch erschlossen. Vielleicht ist dies der Grund für manchen Anwohner, den Hausmüll bequem im Bach zu entsorgen. Denn der führt zielsicher in den klaffenden Schlund der Höhle. Trotz des Müllstrudels, der darin ewige Runden dreht, ist sie ein Augenschmaus. Ich finde es spektakulär, was die Natur an diesem Ort erschaffen hat.
Leider liegt überall in Rumänien, selbst im Apuseni-Gebirge, ziemlich viel Müll herum. Das ist ein großes Problem. Aber Rumänien ist mit diesem Phänomen nicht allein. Wir hoffen, dass in Zukunft ein Umdenken bei der breiten Masse stattfindet. Denn Umweltschutz hilft nicht nur, Mensch, Tier und die Natur zu bewahren. Er macht das Land auch attraktiver für Touristen.
Tropfsteinhöhle für Besucher in Stöckelschuhen
Ein besonderer Tipp unter den Höhlen im Apuseni-Gebirge ist die „Peștera Urșilor“. Sie ist ganz offiziell für Besucher geöffnet und touristisch erschlossen. Ihr kommt dort problemlos mit dem Auto hin und müsst Eintritt bezahlen (ab fünf Jahren). Dafür braucht ihr weder Wanderschuhe noch Regenmantel und könnt – neben dem Tropfen des Wassers in die Höhlenseen – in Ruhe der auf Rumänisch gehaltenen Führung lauschen. Den Anblick der „Bärenhöhle“ mit ihren imposanten Tropfsteinen und den fossilen Knochen der Höhlenbären werden wir so schnell nicht vergessen.
Höhlen für einen Besuch im Sommer
Einmal wollten wir einen Ausflug zu den anderen Höhlen machen, die kurz vor Stâncești ausgeschildert waren: die „Peștera de la Căput“ und die Gletscherhöhle „Peștera Ghețarul Focul Viu“. Als wir gesehen haben, dass wir noch sieben Kilometer zu Fuß bis dort hin wandern müssten, versuchten wir es mit der nächsten Höhle. Wir fuhren weiter der Serpentinenstraße entlang dem Berg hinauf. Es wurde immer winterlicher. Hinter Padiş mussten wir schließlich umkehren. Warum? Hier seht ihr’s:
So ist das in Rumänien! ;-)
Schluchten und Wasserfälle
Doch der Tag war gerettet. Denn das Apuseni-Gebirge hat nicht nur Höhlen zu bieten, sondern auch tiefe Schluchten und tosende Wasserfälle. Wir fuhren die Serpentinen zurück nach Boga. Dort angekommen folgten wir dem Crișul Pietros River, einem reißenden Wildwasserfluss (jedenfalls zu dieser Jahreszeit). Auf ihm versuchen sich manche Waghalsigen mit dem Kajak. Nachdem ich unserem Auto den Weg nicht mehr zumuten wollte, stellten wir es am Wegesrand ab und spazierten gemütlich im Regen bis zum Wasserfall „Cascada Schmidl“. Wir wurden nicht enttäuscht.
Auf dem Rückweg sammelten wir noch einen ganzen Regenschirm voll Bärlauch und stillten an einem Quell unseren Durst.
Die traumhafte Wildnis Rumäniens – vereint im Apuseni-Gebirge
Eine Reihe seltener und gefährdeter Arten ist in der Region heimisch. Mit etwas Glück und gebührendem Abstand könnt ihr Wölfe, Bären, Luchse und Füchse in freier Wildbahn beobachten.
Doch eher trefft ihr beim Wandern auf Feuersalamander, Laubfrösche und Eidechsen, die zwischen „Siebenbürgischem Leberblümchen“ und „Weißem Hundszahn“ entlang kriechen. Wir erfreuen uns an der Fülle von Wildkräutern und den vielen Tieren, die wir hier entdecken und kennenlernen können. Mal wieder stehen wir mitten im Lehrbuch!
Im Apuseni-Gebirge ist’s steil
Das Bihor-Massiv im Zentrum des Apuseni-Gebirges hält so manche Challenge für Kletterer und Bergsteiger bereit. Sie finden in den höchsten Gipfeln würdige Gegner:
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- Cucurbata Mare (1.849 Meter),
- Vladeasa-Gipfel (1.836 Meter)
- Muntele Mare (1.826 Meter)
Mir reichte schon der Aufstieg zu den Ruinen der Burg „Cetatea Finiș“ nahe Beius. Da der „offizielle Weg“ nicht ausgeschildert ist, kletterte ich (ohne meine Familie) am steilen Hang irgendwie nach oben.
Nachdem ich die Stätte erkundete, habe ich den regulären Pfad entdeckt. Doch auch der ist für ungeübte Wanderer oder Familien mit kleinen Kindern nicht zu empfehlen. Denn er ist abschüssig und rutschig.
In der Wintersaison kommen Skifahrer und Snowboarder im 1.670 Meter hoch gelegenen Skigebiet Buscat voll auf ihre Kosten. Daneben lockt Vârtop auf einer Höhe von 1.041 bis 1.400 Metern jedes Jahr zahlreiche Wintersportfans an. Wir sind auf der Suche nach der Höhle „Peștera Porțile Bihorului“, die wir nicht fanden, durch den Ort gefahren. Dabei haben wir die winterliche Landschaft und den Baustil der Häuser bestaunt, der sich doch sehr von der Architektur im Tal unterscheidet.
Klöster und Kirchen: orthodoxe Religion im Apuseni-Gebirge
Im Apuseni-Gebirge gibt es auch ein paar historisch und kulturell interessante Orte zu erkunden. So können wir euch zum Beispiel einen Besuch des „Manastirea Izbuc“ nahelegen. Das orthodoxe Kloster liegt abgeschieden im Wald und zieht viele Touristen und Gläubige an, die warmherzig von den Mönchen begrüßt werden.
Da unsere Nachbarn uns Tage zuvor an unserem Ferienhaus mit selbst gemachten Lebensmitteln überhäuften, mussten wir uns überlegen, was wir mit all der „unveganen“ Kost machen sollten (wir leben vegan). So gaben wir Knackwürste, Gebäck, Speck, und all das, was bei uns keiner isst, an das Kloster weiter. Zum Dank luden uns die Ordensbrüder zum Essen ein, segneten mich als „Familienoberhaupt“ mehrmals und packten den Kids Geschenktüten mit Obst und Süßigkeiten. In der Klosterküche zu sitzen und mit anderen Brot und ein warmes Essen zu teilen, war ein herzerwärmendes Erlebnis! :-)
Später hatten wir die Gelegenheit, bei der Messe den ekstatischen Gesängen und Gebeten der Mönche zu lauschen. Der Glauben ist fest im Volk verankert und wird nicht nur mit Unmengen von Devotionalien ausschweifend zur Schau gestellt.
Auf dem Gelände des Klosters könnt ihr eine in Europa einzigartige Karstquelle bewundern. Ihr Wasser tritt in zyklischen Abständen aus dem Berg an die Erdoberfläche. Die Quelle wird von den Menschen als Heiligtum verehrt, denn dem Quellwasser werden heilende Kräfte zugesprochen.
Die urige Holzkirche „Biserica de lemn Sf Ioan Teologul“ im Ort Brădet solltet ihr euch ebenfalls nicht entgehen lassen.
Zwar nicht im Apuseni-Gebirge, doch nah dran: Castelul Corvinilor (Burg Hunedoara)
Einer unserer Ausflüge führte uns zur gewaltigen Burg „Castelul Corvinilor“ in der Stadt Eisenmarkt (bzw. Hunedoara). Sie liegt zwar südlich des Apuseni-Gebirges – aber wenn man einmal dort ist …
Jene Festung diente schon manchem Film als schaurige Kulisse. Dank einer App könnt ihr ohne Sprachkenntnisse in die Geschichte der mittelalterlichen Burg eintauchen.
In der Burg gibt es auch einen Kerker und eine Folterkammer zu bestaunen. Jeweils einer von uns wartete mit den Kindern draußen, weil’s doch recht grausam ist, was gezeigt wird.
Gleich nebenan gibt es ein komplettes Foltermuseum. Wir haben uns den Eintritt dafür gespart, weil wir das nicht unbedingt sehen müssen. Zumal das auch für unsere Kinder nichts gewesen wäre.
Im gleichen Haus ist noch eine kostenfreie, ethnologische Ausstellung untergebracht, die wir euch ans Herz legen können, wenn ihr in der Stadt seid.
Auf dem äußeren Burghof findet ihr einige Souvenirstände. Hier merkt ihr ebenfalls, dass ihr in „Transsilvanien“ seid – im Lande „Draculas“. Denn dort bekommt ihr allerlei Gruselkram zu kaufen. ;-)
Fazit zum Apuseni-Gebirge
Egal, ob ihr Natur- und Outdoor-Fans seid oder das Abenteuer sucht: Das Apuseni-Gebirge in Rumänien wird euch mit Sicherheit den Atem rauben. Dank der unzähligen Bäche, Wälder und wildlebenden Tiere kommt mit Garantie bei keinem Kind Langeweile auf. Ganz gleich, ob ihr euren Aufenthalt für wenige Tage, ein paar Wochen oder mehrere Monate plant.
Wart ihr schon dort? Was hat euch im Apuseni-Gebirge am besten gefallen?
Bis bald
Euer Patrick
Das Apuseni-Gebirge: ein Traum für Outdoor-Fans von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Dein Reisebericht ist ganz toll, ihr habt Land und Leute kennen gelernt, so etwas erlebt man eben nur, wenn man individuell reist.
Vielen Dank! Ja, wer langsam reist, reist intensiver. :-)
Tolle Eindrücke, herzlichen Dank. Hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm…
Wir zuvor auch nicht. ;-)