Als „Pleb“ erhalte ich aus meinem Familien- und Freundeskreis gelegentlich E-Mails oder Links zu Artikeln von Leuten, die anderer Meinung sind als ich. Diesmal handelt es sich um den Artikel „Bitcoin Is No Substitute For Gold“ von Clint Siegner in der deutschen Übersetzung „Bitcoin ist kein Ersatz für Gold“ auf Goldseiten.de.

Das erste, was mir an dem Artikel auffällt, ist, dass Clint sich offenbar nicht entscheiden kann, ob er Bitcoin nun gut finden und empfehlen soll, oder ob er in der Tat strikt dagegen ist und deshalb lieber FUD verbreitet und allen Lesern ans Herz legt, lieber in Gold zu investieren, denn: da weiß man, was man hat. Vielleicht will er aber auch erst das Echo auf seinen Beitrag abwarten, bevor er selbst „investiert“. Ich will mal nicht so sein ;-) Aber lest seinen Beitrag ruhig erst mal selbst.

Nun mein Kommentar dazu: Es liegt nahe, Bitcoin als digitales Gold zu bezeichnen – weil es einige Eigenschaften hat, die es dem Gold ähneln lassen. Aber Bitcoin ist viel mehr als „digitales Gold“. Wäre Bitcoin dasselbe wie Gold, bräuchten wir Bitcoin nicht. Doch er verfügt über Eigenschaften, die physisches Gold nicht hat (genauso wie Gold Eigenschaften hat, die Bitcoin nicht hat, aber das ist hier nicht das Thema – das könnt ihr schließlich in seinem Artikel nachlesen).

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Wodurch unterscheidet sich Bitcoin von Gold?

Bitcoin unterscheidet sich von Gold in vielerlei Hinsicht. Wir werden sehen, dass Gold kein Ersatz für Bitcoin ist.

Gold vs. Bitcoin (BTC)

1. Bitcoin ist begrenzt und schwieriger zu gewinnen als Gold.

Vor allem durch seine Knappheit und Wertbeständigkeit übertrifft Bitcoin als noch sehr junger Vermögenswert das traditionelle Gold. Das glaubt ihr mir nicht? Ein Blick auf die Website FixYourMoney genügt.

Die absolute Limitierung von Bitcoin auf 21 Millionen Einheiten ist in Stein gemeißelt – im Gegensatz zu Gold, das zwar ebenfalls nur spärlich in der Erdkruste vorkommt und dessen Abbau mühsam und kostenintensiv ist, aber theoretisch effizienter gestaltet werden könnte. Bitcoin zu „gewinnen“ wird mit jedem Halving schwieriger. Mit dem Halving in diesem Jahr wird Bitcoin noch „härter“ als Gold werden, wenn man Metriken für Rohstoffe wie das Stock-to-Flow-Modell heranzieht.

Im Laufe der Zeit wird es immer weniger Bitcoins geben. Viele sind bereits für immer verloren, weil Menschen ihre Seeds vergessen oder verlieren, ohne ihre Bitcoins zu vererben sterben, ihre Bitcoins ins Nirgendwo senden und so weiter und so fort. Nicht umsonst gibt es in der Bitcoin-Szene das Meme „Alles durch 21 Millionen“. Solange es Bitcoin gibt (Zeitpräferenz), wird Bitcoin mit jeder Dekade seltener und schwieriger zu bekommen sein. Wie viele andere bin auch ich der Meinung, dass wir noch „sehr früh“ sind.

Schaut euch auch gern mal die Website BitcoinsPerPerson an.

2. Bitcoin ist umweltfreundlicher und sozialer als Gold

Im Gegensatz zu Gold lässt sich Bitcoin einfach mit erneuerbaren Energien „schürfen“ und die Abwärme der Miner zum Heizen nutzen. Hier findet ihr 7 Gründe, warum der Bitcoin gut für die Umwelt, Tiere, Menschen und unsere Zukunft ist.

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Bitcoin erleichtert zudem den Zugang zu Vermögenswerten, insbesondere in Regionen mit instabilen Währungen oder beschränktem Zugang zum traditionellen Bankensystem. Gold ist unter solchen Umständen oft schwer zu erwerben und zu handeln. Bitcoin steht allen offen. Ich empfehle dazu meinen Blogbeitrag Magic Internet Money: Bitcoin als spirituelle Währung.

Wie ihr seht, ist die Schaffung neuer Bitcoins ökologisch und sozial möglich, auch wenn es hier natürlich noch Raum für Verbesserungen gibt. Beim Gold steht das in den Sternen (Schlagworte: Kinderarbeit und Blutgold). Mehr über die Umweltkosten von „nicht digitalem Gold“ (aber auch von Fiat-Währungen), erfahrt ihr im Nodesignal-Podcast.

4. Der Transport von Bitcoins ist ein Kinderspiel

Um physisches Gold in großen Mengen zu transportieren, braucht es sichere Lager, Transportwege, oft einen vertrauenswürdigen Dritten (oder gleich mehrere davon). Das bedeutet Aufwand, Kosten und Zeit.

Bitcoins hingegen können in Minuten, dank des Lightning-Netzwerks sogar in Millisekunden rund um den Globus geschickt werden. Schnell, unkompliziert, effizient und vor allem ohne eine dritte Partei auf dem Weg.

5. Bitcoin ist zensurresistenter als Gold

Gold konnte zu jeder Zeit leicht von Regierungen konfisziert werden (Stichwort: Goldverbot). Die Menschen hatten nur die Wahl, ihr Gold abzugeben oder es aufwendig zu verstecken. Mit den 12 oder 24 Wörtern des Seeds der eigenen Private Keys, die man auch nur im Kopf behalten kann, entzieht sich Bitcoin dem Zugriff autoritärer Staaten (und Dieben). Konfiszierung oder staatliche Zensur des Netzwerks? Praktisch unmöglich.

Die Gefahr bei Bitcoin besteht vielmehr darin, „gescammt“ zu werden, also Opfer von Betrügern zu werden, die es auf die gehaltenen Bitcoins abgesehen haben. Das ist nicht so gravierend wie bei Altcoins / Shitcoins, wo manche Betrüger eure digitale Brieftasche leeren, wenn ihr sie mit ihrer Webseite verbindet.

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Eure geheimen Schlüssel zur Blockchain gehen niemanden etwas an und das sollte eure oberste Priorität sein. Nicht eure Schlüssel, nicht eure Coins! – Not Your Keys, Not Your Coins!

6. Bitcoin ist problemlos teilbar.

Gold kann zwar geteilt werden, aber nur mit erheblichem Aufwand und vermutlich mit einem Verlust an materiellem Wert.

Bitcoin lässt sich einfach bis auf acht Nachkommastellen stückeln (0,00000001 BTC, bekannt als ein Satoshi). Lightning erlaubt sogar Millisatoshi – also 1000 msat = 1 sat. Mit Bitcoin könnt ihr auch kleinste Beträge übertragen.

7. Bitcoin macht Fälschern das Leben schwer

Im Gegensatz zu Gold, das trotz seiner Schönheit und Kostbarkeit manchmal gefälscht oder mit minderwertigen Metallen vermischt wird, ist Bitcoin resistent gegen Fälschungen.

Der Schlüssel zu dieser Fälschungssicherheit ist die Blockchain-Technologie. Ihr könnt euch die Blockchain wie ein öffentliches, unveränderliches Register vorstellen, in dem jede Transaktion erfasst wird. Jedes Mal, wenn jemand Bitcoins überträgt, wird dies in diesem Register vermerkt. Dieses Buch ist über ein riesiges Netzwerk von Computern verteilt, so dass niemand es manipulieren kann.

Bei Gold hingegen muss man sich auf traditionelle Methoden verlassen, um seine Echtheit zu überprüfen – wie Waagen, Säuretests oder Röntgenfluoreszenzanalyse. Diese Methoden sind effektiv, aber nicht so unfehlbar wie die digitale Verifizierung von Bitcoin.

Dezentralität und Sicherheit von Bitcoin Lightning

Ihr könnt euch Lightning als eine Art goldgedecktes Bargeld vorstellen, das aber nicht durch Gold sondern durch Bitcoin gedeckt ist. Ihr seht also, dass man hier auch nicht die Sicherheit braucht, die durch die Bitcoin-Miner auf der Blockchain selbst gewährleistet wird. Denn im normalen Leben trägt man ja auch nicht sein gesamtes Vermögen mit sich herum, sondern nur das, was man für den Konsum braucht. Dennoch ist es natürlich wichtig und richtig, dass auch das Lightning-Netzwerk geschützt ist.

Clint Sieger kritisiert in seinem Artikel die mangelnde Dezentralität von Bitcoin-Lightning, dem Second-Layer-Protokoll für Bitcoin. Was meint er damit? Nun, fast die Hälfte der Lightning-Nodes werden in der Cloud bei Anbietern wie Amazon (AWS) oder Google gehostet – und ja, das birgt potenzielle Risiken, zum Beispiel durch großangelegte Hackerangriffe auf die Anbieter.

Das Problem ist bekannt und es existieren bereits Lösungen dafür: So gibt es eine relativ neue Studie von Oktober 2023, die die zunehmende Zentralisierung des Lightning-Netzwerks untersucht. Die Autoren schlagen eine neue Strategie für das Autopilot-System des Netzwerks vor, die auf einer qualitativen Bewertung der Knoten basiert. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Methode zu einer höheren Dezentralität im Netzwerk führt und die Widerstandsfähigkeit des Netzwerks gegen Angriffe verbessert. Wenn euch das interessiert – hier die Studie zum Nachlesen: Decentralizing the lightning network: a score-based recommendation strategy for the autopilot system.

Die eigene Lightning-Node für zu Hause

Die Dezentralität des Lightning-Netzwerks ist letztlich sogar einfacher zu realisieren als die der Bitcoin-Blockchain. Denn man muss den Node gar nicht irgendwo bei einem Webhoster oder in der Cloud laufen lassen. Es ist relativ günstig, einen eigenen Lightning-Node zu Hause zu betreiben. Wer etwas Zeit und ein wenig Verständnis für Hard- und Software hat, bastelt sich einen solchen Netzwerkknoten für Lightning einfach selbst – zum Beispiel den Raspiblitz.

Es gibt aber auch Anbieter, bei denen man fertige Lightning-Nodes kaufen kann.

Wirklich jeder kann auf diese Art Teil des Netzwerks sein – nicht nur diejenigen, die sich den Betrieb eines Bitcoin-Miners leisten können.Gleichzeitig fungieren diese kleinen Geräte auch als Full Node für die Bitcoin-Blockchain und tragen so zur Dezentralität von Bitcoin bei.

Hier gilt: Not Your Node Not Your Rules – Nicht dein Netzwerkknoten, nicht deine Regeln. 

Wie ihr Lightning nutzen könnt, habe ich hier beschrieben: Bitcoin Lightning Network für Blogs: die Revolution der Spendenoption.

Der Vergleich mit dem ersten Sozialen Netzwerk MySpace hinkt

Clint Siegner deutet in seinem Artikel „Bitcoin ist kein Ersatz für Gold“ an, dass Bitcoin vielleicht die erste Kryptowährung ist, aber dass es in Zukunft eine andere Kryptowährung (Altcoin/Shitcoin) geben könnte, die das Rennen macht. So wie MySpace von Facebook abgelöst worden ist. Ich will jetzt gar nicht so viel darüber schwadronieren, sondern euch einen absolut lohnenden Artikel an die Hand geben, in dem ihr erfahrt, was Bitcoin von „Krypto“ unterscheidet: Liebe Krypto- und Fiat-Bros: Der Preis der Freiheit ist Verantwortung. Denn (Zitat daraus):

„Die meisten Bitcoiner betrachten Bitcoin nicht als Investition. Es handelt sich um eine bahnbrechende Technologie, die es dir ermöglicht, Vermögen durch Raum und Zeit zu bewegen. Es geht nicht darum, in Fiat-Werten reich zu werden. Es geht um einen Ausweg, nicht um einen Umweg. Es geht darum, dein Vermögen in Sats zu messen, nicht in USD oder EUR oder irgendeinem anderen beliebigen Shitcoin. Dein Vermögen. Gehalten und kontrolliert von dir.“

In diesem Sinne: Focus on the signal, not on the noise! (Auf das Signal konzentrieren, nicht auf das Rauschen!)

FUD oder nicht?

Es stimmt: Bitcoin lässt sich nicht physisch bestaunen. Ihr könnt euch nicht an seinem Glanz erfreuen. Aber es ist, wie im eingangs erwähnten Artikel geschrieben, „eine innovative Technologie, die das Potenzial hat, die Welt zu verändern“ – und damit bereits begonnen hat – siehe El Salvador, Próspera, Zentralafrikanische Republik, Argentinien, Equador. Ich habe manchmal das Gefühl, wir im „Westen“ ruhen uns zu sehr auf dem Euro und dem Dollar aus, weshalb wir Bitcoin nicht als „Währung“, sondern nur als „Sparanlage“ betrachten.

„Anleger sollten ihn [den Bitcoin] kaufen, weil sie das Projekt verstehen und an seinen Erfolg glauben“ – hier sollte man meiner Meinung nach ansetzen. Deshalb empfehle ich euch das Buch „Die orange Pille“ von Ijoma Mangold.

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Ihr könnt es auch bequem online über genialokal.de bestellen und dann in eurem Buchladen des Vertrauens vor Ort kaufen. Und wer Thalia-Kunde ist, kann diesen Link nutzen. Das sind alles Affiliate-Links und wir bekommen eine kleine Provision, wenn ihr darüber etwas kauft. Damit unterstützt ihr den Erhalt des Blogs. Vielen Dank dafür!

Doch bevor ihr etwas anderes über Bitcoin lest, hört oder anseht, lade ich euch ein, diesen wunderbaren Vortrag auf euch wirken zu lassen:

Fazit: Gold ist kein Ersatz für Bitcoin

Wie Clint in seinem Beitrag schreibt: „Es gibt gute Gründe, Bitcoin zu besitzen, aber es sind nicht dieselben Gründe, physisches Gold zu besitzen.“

Das stimmt. Denn genau genommen ist Bitcoin ebenso wenig „digitales Gold“ wie Gold ein „analoger Bitcoin“ ist. Bitcoin hat zwar teilweise ähnliche Qualitäten, löst jedoch Probleme, die mit Gold nicht zu lösen sind. Solange es auch nur an ein paar Orten der Welt Strom und Internet gibt, wird es auch Bitcoin geben. Und so bin ich der festen Überzeugung, dass Bitcoin gekommen ist, um zu bleiben – ob man ihn nun „digitales Gold“ nennt oder nicht. Diese Bezeichnung wird ihm nicht gerecht, ist aber im Grunde auch völlig irrelevant. Denn es gilt: 1 BTC = 1 BTC. :-)

Gehabt euch wohl!
Euer Patrick

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