Barfuss durch Trümmer, Schutt und GeröllBarfuß zu laufen ist immer wieder ein Thema auf unserem Blog. Zuletzt stellten wir Dir in einem Video unsere Barfußschuhe mit einer für uns hervorragenden Lösung für den erzgebirgischen Winter vor.

Gestern erreichte uns hierüber die E-Mail eines Studenten der Gesundheitsförderung von der Hochschule Fulda, der seine Bachelorarbeit dem Thema des Barfußlaufens widmet. In der Hoffnung, ihn bei seiner wissenschaftlichen Arbeit unterstützen zu können, stellte er ein paar Fragen.

Diese beantworten wir natürlich gerne und möchten sie euch dabei nicht vorenthalten. Bist Du auch Barfußläufer? Vielleicht hast Du ebenso Lust, diese Fragen in der Kommentarfunktion unter dem Artikel zu beantworten.

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Der freundliche Student namens Christian richtete seine Fragen zunächst an Evelin, die sie nun beantwortet. Los geht’s!

Was war dein längster Trip den du barfuß unternommen hast und auf welchem Untergrund hat dieser stattgefunden?

Meine längste und abwechslungsreicheste Wanderung, die ohne Schuhe stattfand, unternahm ich in Italien.

Es war mein erster Urlaub mit Patrick. Schon mit dem Auto war die Hinreise abenteuerlich, weil wir am Navigationsgerät eine „grüne Route“ wählten, die uns durch die unbekanntesten Hinterhöfe, über die steilsten Anstiege, durch schmale Tunnel und enge Gassen führte. Hier ein paar Impressionen:

Bezaubernder Ausblick über die Alpen

Bezaubernder Ausblick über die Alpen

Zwischenstopp am Penserjoch

Zwischenstopp am Penserjoch

Zwischenstopp am Penserjoch

Zwischenstopp am Penserjoch

Als wir eines Morgens von unserer Unterkunft in Tremosine aus unseren Fußmarsch zu dem 6 Kilometer entfernten Campione del Garda am Ufer des Gardasees starteten, ahnten wir noch nicht, dass auch dieser ziemlich steil und für unsere Füße alles andere als eintönig werden würde.

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Der Abstieg

Den ersten Kilometer entlang der geteerten Straße gingen wir barfuß bevorzugt auf den hellen Streifen, denn der schwarze Asphalt hatte sich bereits gut erwärmt und brannte unter den Füßen. Die kleinen Steinchen, über die wir die nächsten zwei Kilometer über Feldwegen bergab liefen, pieksten mich als langjährige Barfußläuferin keineswegs.

Bald erschloss sich der Gardasee aus wunderschöner, uriger Sicht: Wir kamen an einen Wasserfall, der wie aus dem Nichts aus den Bergen hervorgetreten schien, sein kühles Nass über steiles Felsgestein ergoss und unten zwischen grünem Farn und bunten Blüten seinen friedlichen Weg in den See fand.

Der Weg nach unten schien zunächst nicht weit. Für unsere Füße stellte sich dieser Weg jedoch als große Aufgabe heraus. Teilweise ging es den Felshang steil hinunter. Stellenweise war es so glatt, nass und rutschig, dass wir mit den Händen nach Halt suchen mussten. Gerade weil dieser Weg so steil war, war ich froh, ein guter Barfußläufer zu sein. Mit üblichen Turn- oder Wanderschuhen hätte sich mein Fuß den verschiedenen Untergründen nicht anpassen können.

Nach weiteren zwei Kilometern kamen wir etwas verschwitzt im Tal an. Der letzte Barfuß-Kilometer über angenehm kühlen Waldboden, Pflastersteine und Sandstrand war demgegenüber ein „Klacks“.

Am Gardasee

Als neue Schwierigkeitsstufe empfand ich die glitschigen, spitzen Steine sowie kleine Müllteile wie Kronkorken im Wasser bis hin zum Schwimmbereich, doch das angenehme Wasser und die gigantische Aussicht ließen das vergessen.

Durch Trümmer, Schutt und Geröll

Den Heimweg wünschten wir uns etwas weniger felsig. Deshalb wählten wir eine alte Straße, die schon länger nicht mehr befahren werden konnte. Die Tunnel hatten einst eine zur Seeseite hin offene Bauweise und man konnte an den alten Säulen erahnen, wieviel Mühe sich früher beim Straßenbau mit Ziegelsteinen gemacht wurde.

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Nach einigen hundert Metern befanden wir uns inmitten von Trümmern; inzwischen hatten besonders die Tunnel gelitten und hielten nur noch mithilfe der Vegetation, die sich ungestört ausgebreitet hatte.

Da wir unseren Heimweg noch im Sonnenschein fortsetzten, konnte ich gut erkennen, wohin ich trat. Natürlich wurden meine Füße ordentlich eingestaubt, aber unsere Unterkunft verfügte über eine Waschgelegenheit, weshalb ich mir diesbezüglich keine Sorgen machen brauchte.

Im Dunkeln

Doch dann führte unser Weg durch einen Tunnel in einen weiteren, neuen Tunnel: zu einer befahrenen Straße. Anders als bei dem alten Tunnel fiel kein einziges Licht hinein. Ziemlich waghalsig wagten wir uns hinein und liefen hintereinander, vorn und hinten mit unseren Handys leuchtend, durch den Tunnel.

Die Autofahrer schienen wohl ziemlich überrascht über barfüßige Fußgänger. Kein einziger Fahrer hupte uns an, wobei sich häufiges Hupen und stark gestikulierende Autofahrer als italienisches Urlaubserlebnis stark in unseren Köpfen eingeprägt hat.

Nach einem geschätzten halben Kilometer im dunklen Tunnel konnten wir vom Seitenstreifen auf einen mit Schotter aufgefüllten Fußweg wechseln. Noch immer leuchteten wir mit unseren Handys. Eines gab bald den Geist auf.

Der Schotter war durchaus unangenehm unter meinen Füßen. Doch da ich mit den Zehen statt mit der Ferse aufsetzte, bekam ich ziemlich schnell ein Gefühl dafür, wie ich über die Steine zu laufen hatte. Vielleicht denkst Du auch, dass ich eine mächtige Hornhaut an meinen Füßen habe – doch das ist nicht der Fall.

Immerhin war ich, frisch verliebt, im Besonderen darauf bedacht, dass ich meinem Patrick vom Kopf bis zum Fuß sehr gepflegt erscheinen würde.

Glück im Unglück

Während ich barfuß über den Schotter balancierte, stieß ich plötzlich mit dem Fuß gegen etwas Metallenes. Es schepperte und ich verhedderte mich in dem kalten Ding. Patrick leuchtete mit dem Handy nach unten. Ich war nicht verletzt, nur staubig bis zu den Knien.

Wir entdeckten einen herumliegenden, stabilen Draht. Wahrscheinlich war er beim Straßenbau liegengeblieben. Wie praktisch! Jetzt hatten wir endlich etwas gefunden, mit dem wir die Beine unserer einzelnen Hotelbetten aneinander befestigen konnten. Der Draht kam also mit und weiter ging unser Fußmarsch.

Es war noch hell draußen als wir endlich aus dem Tunnel traten – und standen neben der Straße direkt im Wald. Eine Wohltat für meine Füße; Der sanfte, vom Nachtregen aufgeweichte Waldboden schmeichelte mir, als wäre ich eine Prinzessin.

Der Aufstieg

Ein Wanderpfad führte noch ein wenig der alten Straße entlang und dann steil im Zickzack hinauf in unseren ca. 410 m hoch liegenden Urlaubsort. Teilweise musste ich auf allen Vieren laufen und stellenweise versank ich etwas im matschigen Boden.

In einer engen Kurve rutschte uns ein anderer Tourist auf dem Hosenboden entgegen. Ansonsten trafen wir während des Anstieges niemanden und konnten den Gesängen der Vögel lauschen und beim kurzen Verschnaufen von hoch oben direkt unter uns in den wunderschönen See blicken.

Als wir unsere Füße wieder auf den Stein der ersten Terrasse setzten, empfing man uns mit Applaus – trotz der kohlefarbigen Knie und unseren Händen, die durch die anhaftende Walderde eher wie Bärentatzen wirkten. Es handelte sich offenbar um einen Pfad, den nicht jeder ging. Und erst recht nicht barfuß.

Hier ein paar Bilder aus unserem Urlaub am Gardasee:

Am Gardasee - Hier: in Schuhen

Am Gardasee – Hier: in Schuhen

Blick von den Klippen, unten sieht man Teile der alten Straße

Blick von den Klippen, unten sieht man Teile der alten Straße

Campione del Garda am Fuße der Klippen

Campione del Garda am Fuße der Klippen

Die Schauderterrassen

Die Schauderterrassen

Fast den gleichen Weg in umgekehrter Richtung lief Uli auf http://www.auf-den-berg.de. Er hat dazu auch ein paar Bilder gemacht und Videos von anderen Wanderern gibt es ebenfalls zu sehen. Dann kannst Du Dir gleich einen Eindruck von unserem Ausflug verschaffen.

Nach diesem kleinen Bericht unserer bisher längsten Barfußwanderung (ohne Barfußschuhe) kommen wir nun zu den weiteren Fragen.

Hast du dich bei dem Barfußlaufen schon einmal in irgendeiner Form verletzt?

Nein. Meine nackten Füße habe ich mir noch nie verbrannt, aufgeschnitten oder aufgerieben. Beim Barfußlaufen ist es mir auch noch nicht vorgekommen, dass ich stolperte – abgesehen von meinen Spaziergängen durch dunkle Tunnel.

Hat sich deine Fußsohle durch das Laufen verändert?

Dass sich meine Fußsohle verändert hätte, kann ich nicht bestätigen. Dabei trug ich über viele Jahre täglich ausschließlich hohe Absatzschuhe. Allerdings bemerke ich, dass ich inzwischen viel weniger unter Knieschmerzen leide.

Könnte ich vielleicht von dir ein paar Bilder zu dem Barfußlaufen geschickt bekommen? Ideal wäre es mit einer Draufsicht deiner Füße sowie deiner Fußsohle vor und nach dem Barfusslaufen.

Klar – hier veröffentliche ich Bilder meiner gewaschenen Füße. ;-)

Evelins Füße

Evelins Füße

Evelins Fußsohle

Evelins Fußsohle

Evelins Füße - Draufsicht

Evelins Füße – Draufsicht

Hat sich deine Fußform verändert durch das Barfußlaufen? Ist z.B. dein Fuß breiter geworden?

Es ist mir nicht aufgefallen, dass sich meine Fußform verändert haben könnte. Ich habe schon immer sehr schmale, schlanke Füße und trotz jahrelangen High Heels einen „Normalfuß“.

Vielmehr fiel mir während meiner unkomplizierten Schwangerschaften (siehe hier und hier) auf, dass sich meine Schuhe schnell zu eng anfühlten.

Für Christians Bachelorarbeit wünschen wir ihm viel Erfolg! Du kannst ihm sicher damit weiterhelfen, wenn Du Deine Erfahrungen in den Kommentaren mit uns teilst und seine Fragen beantwortest. :-)

CC BY-SA 4.0 Barfuß durch Trümmer, Schutt und Geröll von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.