Schmale Frauen, große Babys - ein GeburtsberichtZarte Frauen können große Babys nicht natürlich gebären? Hier ist mein Geburtsbericht, der Dich vom Gegenteil überzeugen wird.

Die Hiobsbotschaft

Zu der Zeit als ich unsere erste Tochter unter meinem Herzen trug vermerkte meine einstige Frauenärztin mit Rotstift im Mutterpass: „Großer Partner!!!“ Patrick und ich witzelten darüber.

Die Warnung der Ärztin vor der komplizierten Geburt eines zweifellos stattlichen Kindes, das angesichts meiner zarten Figur mit hoher Wahrscheinlichkeit nur durch Kaiserschnitt entbunden werden könne, beeindruckte die Hebammen nicht. Meine Statur oder mein schmales Becken waren zu keiner Zeit ein Thema, dass einer natürlichen Geburt der Abkömmlinge meines hünenhaften Gemahls entgegengestanden hätte.

Zur Vorstellung in der Klinik, in die ich im Falle einer Verlegung der Hausgeburt gekommen wäre, wurde zuallererst mein Becken vermessen; das Kind könnte da nicht durchpassen. „Für solche Fälle haben wir modern ausgestattete OP-Säle.“, hieß es.

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Die Hoffnung der Ärzte auf ein kleines Taschengeld angesichts ihrer Prognosen zur Geburt musste ich bitter enttäuschen. Meine nunmehr drei Hausgeburten bestätigen, dass eine kleine Frau auch große Kinder auf natürlichem Wege zur Welt bringen kann. Wie? Das erfährst Du im nachfolgenden Geburtsbericht.

Ich lasse mein Baby in Ruhe!

Der berechnete Entbindungstermin war vor einer Woche. In der 10. Schwangerschaftswoche ließ ich einen Ultraschall vornehmen, um ein besseres Gespür für den Geburtszeitraum zu bekommen. Eine Woche später checkte eine Hebamme aus dem Geburtshaus mit ihrem Fetal-Doppler die Herztöne meines Kindes.

Der Ultraschall des Sonographiegerätes der Ärztin und der Fetal-Doppler lösten in meinem Bauch gewaltige Druckwellen aus, sodass ich im Weiteren kein elektrisches Gerät mehr an meinen Bauch heranließ. Trotzdem blicke ich auf eine sorgenfreie Schwangerschaft zurück.

Schon bald fand ich eine Hebamme, die uns hin und wieder zu ein paar Vorsorgeuntersuchungen besuchte. Sie brauchte keinen Nachweis einer Ultraschalluntersuchung durch die Frauenärztin, keine Urinuntersuchung, keinen Fetal-Doppler, keinen Zuckertest und keine Versicherung. Es entwickelte sich ein starkes Vertrauen zu ihr und in eine natürliche Schwangerschaft.

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.

Nun, eine Woche nach dem berechneten Geburtstermin, mustere ich mich morgens in dem zimmerhohen Spiegel, der unseren Flur geräumig erscheinen lässt. „Ein wunderschöner, kugelrunder Bauch!“, denke ich, streichle ihn und gehe weiter ins Badezimmer. Meinem Baby und meiner Gebärmutter wünsche ich einen guten Morgen und sage ihnen, dass ich mich bereit für die Geburt fühle. Ich will nach dem Muttermund tasten. Bisher habe ich das nie geschafft, weil er so hoch saß. Dabei wurde mir die Größe des Köpfchens bewusst. Aus irgendeinem Grund dachte ich, dass das, was ich ertaste, ein Jungenköpfchen sein könnte. Doch heute kann ich den weichen Muttermund fühlen.

Ich ziehe mein Nachthemd aus und bemerke, das auch meine Brüste vorbereitet wirken. Sie sind schwerer als sonst.

Nach dem Frühstück gehe ich mit den Kindern hinaus. Wir sammeln Kastanien und ich freue mich, dass all meine wichtigsten Aufgaben erledigt sind. Vor einer Woche dachte ich noch, dass ich ja gar keine Zeit hätte, das Baby zu bekommen. Nachdem ich meiner Freundin und Bloggerkollegin Mirjam Adams in einer E-Mail all meine Bedenken diesbezüglich äußerte, fühle ich mich befreit. „Was bis jetzt nicht bewerkstelligt ist, wird eben ein anderes Mal.“, sage ich mir heute. Ich erlebe einen sonnigen Herbsttag mit meiner bezaubernden Familie.

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Ohne Zweifel, ohne Zwang

Kuscheln im Famiienbett

Es ist 20.30 Uhr. Ich bringe unsere zwei Mädchen ins Bett. Die Zweijährige schläft gleich ein. „Mama, ich kann nicht einschlafen.“, verkündet unsere Vierjährige. Ich sage zu ihr: „Versuch mal kurz, alleine weiter einzuschlafen! In meinem Slip ist es so nass und ich muss kurz im Badezimmer nachschauen, wieso.“ Ich steige die Treppe hinab und teile Patrick mit, dass ich womöglich Fruchtwasser verliere. „Ach was!“, meint er scherzhaft. „Es gab doch gar keinen Knall!“ In meinem Slip erkenne ich das sogenannte „Zeichnen“ – eine zarte Blutspur. Das lasse ich Patrick wissen.

Unsere zwei Mädchengeburten haben Patrick und ich bewusst „eingeleitet“. Prostaglandine und Oxytocin leisteten dabei hervorragende Arbeit. Doch diesmal wollte ich das Baby entscheiden lassen und es nicht vorantreiben.

Frei von Schmerz

Es ist nach 21 Uhr und ich verziehe mich aufs stille Örtchen. „Schon mal bisschen Platz machen.“, denke ich mir. Es folgt die erste Wehe. Sie ist okay und erträglich. „Ich bin frei von Schmerz.“, suggeriere ich mir selbst. Im Buch von Jobina Schenk habe ich das so gelernt. Um eine schmerzfreie Geburt zu erfahren, arbeitete ich ihr Buch von vorn bis hinten durch. Ich meditierte, der dort beschriebenen Instruktion folgend, täglich für die jetzt bevorstehende, schmerzlose, orgastische Geburt.

Dabeisein ist alles!

Patrick und ich klettern die Treppe hinauf zu unseren Mädchen ins Bett. Ich töne in den nächsten zwei Wehen, die momentan alle fünf Minuten kommen. Meine Große und Patrick liegen an mich gekuschelt. Patrick schlägt mir ein warmes Bad vor. Wir steigen erneut die Treppe hinab.

Wehen in der Badewanne

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„Mama, ich kann immer noch nicht einschlafen!“, ruft es uns hinterher. Ich sage zu meiner Tochter: „Komm‘ ruhig mit runter, die Geburt geht los.“

Mein großes Mädchen wünscht sich von Herzen, ihr Geschwisterchen auffangen zu dürfen. Für mich und die Hebamme wäre das absolut okay, denn die große Schwester brennt seit der Geburt ihrer Schwester für den Hebammenberuf.

Tochter will dabei sein

Im warmen Wasser unserer Badewanne singe ich im Zuge der nächsten Wehe. Just in dem Moment muss ich wieder Platz schaffen. So plötzlich, dass mir Patrick einen Eimer reichen muss. Unser großes Mädchen findet das erheiternd. „Wie gut, dass wir alle voreinander kacken können und quasi ohne Badtür auskommen, seitdem wir Kinder haben.“, denke ich.

Allein, allein

Während der Schwangerschaft habe ich mich nicht nur mit der „schmerzfreien Geburt“ auseinandergesetzt, sondern auch mit Alleingeburten. Ich kenne zwei hinreißende Frauen persönlich, die dieses Jahr zügige Alleingeburten erlebten – davon eine fast ohne Schmerzen. Nicht nur die beiden begeisterten mich. Auch Sarah Schmidt und Nina Winner.

Ich stelle mir meine Geburtsbetreuung so vor: Würde meine monatelange Vorbereitung mit Jobina Schenk aufgehen, wünsche ich mir eine ungestörte, erotische Alleingeburt mit meinem Mann. Sollte ich die Wehen indes als schmerzhaft empfinden, wünsche ich mir die Unterstützung meiner Hebamme.

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Nun, ich steige aus der Badewanne und bitte Patrick, unsere Hebamme anzurufen. Es ist ca. 22 Uhr und ich verlange zusätzlich nach meiner Mutter, die einen Blick auf das schlafende und auf das wache Mädchen haben soll. „Hallo Ulrike, hier ist Patrick. Ich glaube, es geht los. Nein! Ich weiß, es geht los!“, vernehme ich, als ich ein Telefonat vom Badezimmer aus belausche.

Sicherheit und Vertrauen

Kurz vor 23 Uhr umarme ich unsere Hebamme Ulrike in unserem „Arbeitszimmer“. Wir freuen uns, dass das Baby kommt.

Umarmung der Hebamme

Zwischen den Wehen, die mich jetzt in einem Abstand von ca. drei Minuten erfassen, laufe ich etwas umher. Unter den Wehen summe ich meine Meditationsmusik und stütze mich im Vierfüßlerstand auf Patrick.

Ulrike kontrolliert die Herztöne nur mit ihrem Hörrohr. So hatte ich es mir für unser Baby gewünscht. Wir haben vereinbart, dass sie den Fetal-Doppler nur kurz vor der Austreibungsphase einsetzen wird, da dann das Hören mithilfe des Hörrohrs nicht möglich ist.

Hebamme hört mit Hörrohr

Um 23.20 Uhr tastet Ulrike nach meinem Muttermund. Auch hier haben wir ausgemacht, dass ich keine Zentimeterangaben brauche. Ich vertraue meinem Körper, meinem Muttermund. Es ist mir egal, dass er jetzt erst vier Zentimeter geöffnet ist (wie ich später in Ulrikes Aufzeichnungen nachlesen konnte). Die Wehen werden jetzt kräftiger. Mein Gesang auch.

Die Befreiung

Es ist jetzt 23.40 Uhr. Ich verlange mein mobiles Klo, den Eimer. Meine Sitzungen sind zwar üblicherweise frühs, doch mein Darm will schon mal Vorarbeit leisten, damit ich mein Wochenbett ohne Bauchkneifen genießen kann. Patrick bringt den Eimerinhalt weg.

Zur nächsten Wehe kommt meine Mobiltoilette erneut zum Einsatz. Um 23.50 Uhr übergebe ich dem Eimer mein komplettes Abendbrot.

Platz schaffen

Ulrike braucht nun keine Muttermunduntersuchungen mehr vornehmen, denn sie kann die körperlichen Anzeichen auf den sich öffnenden Muttermund übertragen. Bei Erbrechen während der Wehenarbeit ist der Muttermund sechs Zentimeter geöffnet.

Meine Hebamme Ulrike meint: „Das Baby kommt noch heute.“ Ich bin anderer Meinung, denn das Datum gefällt mir nicht.

Geisterstunde

Um Mitternacht ist mein Muttermund bis auf einen kleinen Saum vollständig geöffnet. Ich taste selbst danach. Die Fruchtblase wölbt sich vor. Ulrike sagt, dass das schlaue Baby die Fruchtblase „vorarbeiten“ lässt.

Um 00.20 Uhr ist die Geburt echt anstrengend und ich summe nicht mehr. Ich schreie ein bisschen. Ulrike schickt mich auf meine stationäre Toilette und ich halte dort vier Wehen aus. Ich spüre schon einen mächtigen Druck und versuche, ein bisschen zu schieben. Im Geburtsbericht der Hebamme lese ich später, dass sich das Köpfchen während der Wehen bis zur Beckenmitte schiebt.

Wir wechseln abermals den Raum. Mein Blick fällt auf unsere große, gemütlich tickende Standuhr im Arbeitszimmer. Mir fällt auf, dass mein Lieblingsdatum jetzt erreicht ist. Es ist 0.45 Uhr und die Fruchtblase steht noch immer. Ulrike lauscht nach den Herztönen. „Alles prächtig und gut.“, sagt sie.

Meine Gedanken schweifen ab.

„Wenn nur die Schmerzen nicht wären.“, denke ich. Ich ärgere mich temporär, dass ich Jobina Schenks Abhandlung so viel Aufmerksamkeit gewidmet habe. Beim Lesen ihres Buchs lösten unzählige Kommafehler Unbehagen in mir aus und ich wollte es oft beiseitelegen. Da sie scheinbar keinen Lektor hatte, sah ich dann doch darüber hinweg.

Ich wusste es!

Ich stütze mich wieder im Vierfüßlerstand auf Patrick und spreche zu meinem Baby: „Komm doch bitte bald raus, du kleiner Junge!“ Im Hintergrund höre ich es leise lachen. Damit das aufhört, ergänze ich: „Oder du kleines Mädchen.“

Geburtsgeschehen

Ich taste immer wieder nach dem Köpfchen und spüre die vorgewölbte Fruchtblase. Ich weiß, dass dieses Köpfchen nur das Köpfchen „meines Jungen“ sein kann. Unsere jüngere Tochter protestierte schließlich auch jedes Mal verärgert, wenn jemand behauptete, in meinem Bauch sei ein Mädchen: „Nein, das ist ein Junge!“

Ich bin ein nasser Sack.

Es ist 1.00 Uhr und ich habe echt keine Lust mehr auf die blöden Schmerzen. Die Wehen sind so gewaltig! Doch das Baby scheint nicht vorwärtszukommen. Ulrike setzt jetzt den Fetal-Doppler ein. Im Bericht erkenne ich später, dass die Herztöne etwas schwächer wurden. Unsere Hebamme erkannte die Situation, tat das einzig Richtige und sagte, dass ich mich hinstellen und bei Patrick einhängen soll.

Er steht nun hinter mir und das Stehen tut so gut! Es ist wunderbar, Arbeit an die Schwerkraft abzugeben. Ulrike vermerkt um 1.10 Uhr, dass die Herztöne wieder super sind. Allerdings geht es jetzt rund.

Ich setzte das Kinn auf meine Brust, um nicht in meiner hohen Kindergärtnerinnenstimme zu quieken. Ich habe keine Kraft mehr, mich mit den Füßen am Boden abzustützen und lasse mich in den Wehen von Patrick halten. Wie ein nasser Sack hänge ich in seinen starken Armen. Ulrike und meine Mutter stützen meine Beine. Das tut ebenfalls gut!

Piloarrektion

In den Wehen schiebe ich und schreie. Laut! Mein großes Mädchen schaut noch immer zu. Sie blickt Ulrike über die Schulter. Meine Tochter weiß, dass Geburten laut sein dürfen, denn sie kennt bereits mehr deutsch- und englischsprachige Allein- und Hausgeburten auf YouTube als ich. Am Tag nach der Geburt erzählt mir meine Vierjährige, dass sie „ein ganz kaltes Gefühl“ hatte. Nicht, weil es kalt gewesen wäre. Vor Freude! Sie hatte Gänsehaut. Da ging es ihr also wie unserer „großen“ Hebamme.

Meine Kräfte lassen nach. Ich kann nicht mehr!

Ich bin schon seit Stunden etwas von Sinnen. Der typische Geburtsschmerz bleibt mir nicht erspart, ebenso wenig der Wunsch, Powerpressen zu betreiben. So kraftvoll ist mein Pressen nicht, weil die Müdigkeit an meinen Kräften zehrt. Ich drücke das Baby Wehe für Wehe, so stark ich kann, nach unten.

Dammbruch – sofort evakuieren!

Es ist 1.20 Uhr. Die Hebamme gibt mir Coffea C 30. Das homöopathische Mittel ist mein einziger Dammschutz. Bei den vorhergehenden Geburten kam ich nicht um einen Riss des Damms herum und ich weiß, dass mir das große Köpfchen trotz der schützenden Fruchtblase und meiner günstigen Haltung im Stand wieder einen Riss bescheren wird. Ich will jetzt auch gar nichts mehr vorsichtig herausschieben. Die nächste Wehe. Das Kind muss raus da! Jetzt!

Ich schreie. Und jammere, dass es brennt. Ein Wahnsinnsgefühl, dass das Köpfchen gerade heraus guckt, ich aber bis zur nächsten Wehe warten muss. Ulrike befreit den Kopf meines Babys von der Fruchtblase. Mein Kind ist mit so was wie einer „halben Glückshaube“ geboren.

Wie bei den Kindern Nummer Eins und Zwei verkneife ich mir auch diesmal die Bemerkung nicht, dass ja mal jemand dran ziehen könnte. Auf mich hört wie erwartet niemand. Doch, mein Körper! Er schenkt mir eine letzte Geburtswehe und – platsch – kommt der zarte Babykörper mit einer Ladung Fruchtwasser aus mir heraus.

Austreibungsphase

Ulrike bewahrt das Baby vor einem Sturz auf den Boden und legt es mir in die Arme. Die antike Standuhr zeigt 1.31 Uhr. Patrick und ich sind zum dritten Mal Vater und Mutter geworden!

Bekanntschaft schließen

Wir setzen uns mit unserem neugeborenen Kind vor das Sofa und sind überwältigt. Unser Baby ist so sauber – frei von jeglichem Blut, Schleim oder Käseschmiere!

Hebamme hilft mir aufs Sofa

Auf dem Sofa ist es dann doch bequemer und ich rufe mein etwas planlos dastehendes, verlegen lächelndes Mädchen zu mir. Jetzt strahlt sie über beide Augen und kommt dazu. Ich halte das kleine nackte Baby und fühle schon mit meiner Hand, dass unser Baby ein Junge ist. Ich verkünde es den Anwesenden. Alle freuen sich sichtlich. Und unsere große Tochter darf unter das rote Handtuch schauen, das sie für das Baby vorbereitete. „Ein Brüderchen!“ Unsere Große strahlt und sagt seinen Namen.

Es ist ein Junge!

Mein Baby ist ganz warm, weich und feucht. Man kann gar nicht in Worte kleiden, wie sich ein frisch geborenes Baby anfühlt, wenn man nicht selbst mal eines in den Armen hielt. Es ist das größte Gefühl!

Der Beweis, dass zarte Frauen große Babys natürlich gebären können.

Die Hebamme zückt ihr Maßband und legt es vorsichtig an. Unser Sohn misst 38 cm Kopfumfang und eine Körperlänge von 52 cm. Ulrike nimmt ihn kurz, um ihn mit ihrer elektronischen Federwaage zu wiegen: 3980 Gramm! Damit läuft er meiner zweiten Tochter den Rang ab, die mit 3940 Gramm zur Welt kam. Das große Geburtsgewicht macht mich schon stolz. Ha! Wenn das die Ärztin von damals wüsste!

Die Geburt der Nachgeburt

Um 2.00 Uhr fühle ich einen Druck in meinem Bauch. Es tut nicht weh. Ich gebäre die Plazenta – zum ersten Mal aus eigenem Antrieb heraus. Das finde ich besonders schön. Die Plazenta ist schwabbelig, weich und vollständig. Wir durchtrennen die Nabelschnur nicht und legen den diesmal großen Mutterkuchen in ein Sieb mit Schüssel.

Die Plazenta

Es sind der Schmerzen nicht genug.

Meine Nachwehen setzen ein und werden mich in den nächsten drei Tagen heftig begleiten. Aus ihrem Homöopathiefundus gibt mir unsere Hebamme ein Röhrchen mit Caulophyllum C30. Ich nehme es halbstündlich. Zudem helfen mir bewusste Gesichtsentspannungen, mich von den Nachwehen abzulenken.

Ulrike sichert mir zu, dass mein Dammriss zweiten Grades bei so einem großem Kind kaum vermeidbar gewesen wäre, aber ohne zusätzliche Naht heilen wird. Die Natur hat es schon so eingerichtet, dass eine Verletzung dort ausgesprochen gut verheilt.

Das Yang im Yin

Es ist rührend, wie stolz Patrick auf meine Leistung ist. Ich brauche seinen Zuspruch, dass ich die Geburt toll gemeistert habe, weil es eben keine schmerzfreie, orgastische Alleingeburt am tropischen Strand im Lichte eines idyllischen Sonnenuntergangs gewesen ist.

Die Bettstatt herrichten.

Nach einer halben Stunde verabschieden sich die Hebamme und meine Mutter, und Patrick bereitet ein Matratzenlager in unserer Spiel-Wohn-Küche vor. Sie ist nun zu einer Spiel-Wohn-Schlaf-Küche geworden und ich bin froh, trotz Wochenbett mittendrin im Familienleben zu sein. Ich finde es viel schöner als in unserer letzten Wohnung, in der ich mein Wochenbett abgeschieden im Schlafzimmer überwiegend allein mit dem Baby verbrachte.

Das Matratzenlager - mein Wochenbett

Was Google wohl dazu sagt?

Patrick legt unsere Zweijährige aus unserem Ehebett mit aufs Matratzenlager. Am frühen Morgen begrüßt sie ihren Bruder schweigend und bis über beide Ohren strahlend. Mit einem Finger streichelt sie vorsichtig sein Köpfchen. Endlich ist ihr „Google“ geboren – so nannte sie den Bauchbewohner immer.

Erstkontakt mit dem Geschwisterchen

Als Ulrike gegen 10 Uhr wieder nach uns schaut, lobt sie unsere Große für ihre Begeisterung, ihr Durchhaltevermögen und ihr Geburtsverständnis. Sie hätte noch nie ein vierjähriges Kind erlebt, das nachts bei einer Geburt durchgehend so aufmerksam dabeigewesen wäre. Hier findest Du den Geburtsbericht unserer Tochter.

Dankbarkeit und Dissens

Ich bin dankbar für meine dritte Geburt zu Hause, bei der mich eine kompetente Hebamme und meine Familie unterstütze. Sollte wieder einmal jemand behaupten, schmale Frauen könnten keine Kinder, noch dazu solche großen, auf natürlichem Wege bekommen, und ein Dammriss läge an schlechtem Bindegewebe, am Powerpressen, an einer ungünstigen Gebärposition oder einer unprofessionellen Geburtsatmung, möchte ich ihm eins überziehen! Aber erst nach dem Wochenbett. ;-)

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