Liebe Freunde der Harmonie und des familiären Friedens,

mit vier Kindern (oder Geschwisterkindern allgemein) in einem Haushalt zu leben, ohne dass ständig die Fetzen fliegen, kann herausfordernd sein: Kennt ihr auch diese Tage, an denen sich die Kinder gefühlt von früh bis spät in den Haaren liegen? So lasst uns einen Blick hinter diese Fassade werfen. Denn – zumindest bei uns – gibt es (trotz all des Zanks, Streits und Malträtierens) auch einen unglaublichen Zusammenhalt unter den Geschwistern.

Bei uns brennt die Luft

Unsere Mädchen sind jetzt sieben und neun Jahre alt. Im letzten halben Jahr sind sie sichtlich gewachsen. Und mit ihnen ihr Repertoire an Schimpfworten. Klar, ich kenne Familien, in denen die Kinder absolut freundschaftlich miteinander umgehen. Doch Sätze wie: „Liebe Schwester, ich bin mit deiner Art zu spielen nicht einverstanden. Können wir uns auf etwas anderes einigen?“, bringen meine Kinder bisher nur selten über die Lippen.

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Wir gehören nicht zu den Eltern, die immer cool bleiben. Auch wir tragen unser eigenes „Elendspäckchen Kindheit“ mit uns herum. Und egal, wie brennend wir ihnen unsere Vorstellung von einer heilen Welt predigen: Geschwister sehen sich oft als Rivalen. So kämpfen sie mit allerlei Mitteln um die Gunst unserer Aufmerksamkeit und machen – kurzum – tüchtig Krach.

Zeit miteinander

In den letzten Tagen ist etwas passiert, das ich euch nicht vorenthalten will. Was meine beiden Töchter (und natürlich die zwei kleinen Jungs) zusammenschweißt und ihre „Aggressionen“ mindert, sind gemeinsame Aufgaben. Nein, keine Verpflichtungen wie „Haushalt“ oder Schulkram. Ich meine solche Herausforderungen, die sie sich in der Regel selbst überlegen und sich ihnen gemeinsam stellen.

Die Kinder gestalten Valentinskarten

Zur Zeit lesen wir die Bücher über die Kinder vom Möwenweg von Kirsten Boie. Denn sie ist zur Zeit die Lieblingsautorin unserer Großen. In einer Geschichte bastelten die vier Freundinnen Valentinskarten, um sie an Freunde, Geschwister, Eltern und Nachbarn zu verteilen. Diese freundliche Geste nahmen sich meine beiden großen Ober-Streithammel zum Vorbild. Sie suchten ihr Briefpapier zusammen und schrieben los.

Meine siebenjährige Tochter hat eine Vorliebe für verschnörkelte Schreibschrift. Die Ältere favorisiert die Druckschrift, seit sie die Schule „ausprobiert“ hat. Im Sinne des radical unschooling lasse ich sie ihre Schrift auch weiterhin so wählen, wie sie das möchten.

Jedenfalls saßen die beiden Mädchen stundenlang friedlich und ausdauern nebeneinander, schrieben und halfen sich gegenseitig. Sie fragten einander um Rat oder um die Meinung der anderen. Sie sprachen sich zu, wie hübsch eine Karte geworden sei und, dass sich der Empfänger sicher mächtig freuen wird.

Wer Valentinspost bekommt – und warum

Die Harmonie, mit der beide Schwestern ihre Worte zu Papier brachten, bekommen zum Valentinstag nicht nur Freunde und Familienangehörige zu spüren. Auch an ein paar Nachbarn wurde gedacht. Sie dürfen ein paar Zeilen von dem lesen, was unsere Kinder ihnen schon längst mal sagen wollten. So erhält zum Beispiel eine Frau freundlichen Zuspruch, die bei Wind und Wetter ihre Babys ausfährt.

selbst gemachte Valentiskarten

Valentinskarten unserer Kinder – für Freunde, Verwandte und Nachbarn

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Dann gibt es Nachbarn, über die sich unsere Kinder erst tüchtig ärgerten. Denn damit sie ihr Haus bauen konnten, wurden zwölf große, dicke Bäume mit unzähligen Vogelnestern gefällt. Logisch, dass das die kleinen Naturliebhaber traurig macht! Trotzdem überlegten sie sich, was sie den Nachbarn (die übrigens sehr nett sind) schicken könnten. Sie entschieden sich für: „Euer Haus ist das Schönste auf der ganzen Straße“.

Eine Karte, die vielleicht am rührendsten ist, ist ein Valentinsgruß an eine mächtige Fichte: „Lieber Baum, ich mag dich so. Ich hoffe, du wirst nie gefällt!“, heißt der Text.

Stolz hält unsere jüngere Tochter die Valentinskarten in die Kamera

Stolz hält unsere jüngere Tochter die Valentinskarten, die sie gemeinsam mit ihrer Schwester gebastelt hat, in die Kamera

Zusammen fühlen sich Geschwister sicherer

Gestern nutzte ich die Vorzüge meiner rechtsfähigen Töchter: Die Große brauchte dringend neue Socken. Doch weil für uns Eltern derzeit die G2+/G3-Regelung gilt, schickte ich sie allein in ein Bekleidungsgeschäft, während ich vor der Tür wartete.

Ihre Augen verrieten mir, dass ihr mulmig zumute war. Socken in der richtigen Größe in der Wühlkiste zu finden, ist für uns Erwachsene manchmal schon eine Herausforderung. Wie schweißtreibend musste das erst für eine Neunjährige sein?

Mit ängstlicher Stimme fragte meine Große ihre Schwester, ob sie mitkäme. „Ja klar!“, antwortete diese. Ich sah, wir ihr ein schwerer Stein vom Herzen fiel. Allen wurde wieder klar, wie gut es tut, ein Geschwisterchen zu haben. Vorm Schlafengehen sinnierten wir darüber, was unseren Kindern als Geschwisterteam guttut.

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Exkurs: „Gesellschaftsspiele“ sind überwiegend alles andere als hilfreich

Letztens stolperte ich über einen Post bei Instagram, der besagt, dass viele Spiele eher die Konkurrenz fördern als das, was auf der Packung steht. Denn: Zusammenhalt, ein gestärktes Wir-Gefühl und gemeinsam vertriebene Zeit – all das passiert nicht, wenn es am Ende einen gibt, der „Erster“, „Letzter“, „Gewinner“, „Verlierer“, „Bester“, „Schlechtester“, zu klein, zu jung, zu dumm usw. ist.

Erst, wenn sie langsam ins Teeniealter kommen, sind Kinder in der Lage, Wettbewerbsspiele als Ansporn für sich selbst zu nutzen. Den jüngeren zeigen wir mit „Mensch ärgere dich nicht“ und Co. doch vordergründig, wie Wettbewerb funktioniert. Diese Gedanken stifteten mich dazu an, die Dinge zusammenzutragen, die Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft und Verbundenheit fördern. So kam ich auch auf die „Aufgaben“, von denen ich anfangs schrieb.

Beim Spielen vorgegebener Spiele entsteht ein Problem: Die Geschwister sehen sich noch stärker als Rivalen. Eltern sagt man immer so schön, sie sollten die Kinder nicht miteinander vergleichen. Doch genau das passiert, wenn man die Spiele nicht ein wenig „ummodelt“. Im Folgenden ein paar Beispiele.

„Soziale“ Regeln bei Brett- und Gesellschaftsspielen einführen

Wir haben ein Regal voller Brett- und Gesellschaftsspiele. Nein, es sind keine Spiele wie Mandalakärtchen und Yogatücher. Man findet bei uns eine ganz „normale“ Sammlung. Mit ein paar Tricks können aber auch diese Spiele so gespielt werden, dass keiner als Verlierer abgestempelt wird. Ein paar Beispiele:

  1. Memory spielen wir so, dass es einen gemeinsamen Stapel für alle aufgedeckten Paare gibt.
  2. Beim Schneckenrennen (Tempo, kleine Schnecke!) wählt sich niemand eine spezielle Farbe aus. Wir würfeln reihum mit dem Farbwürfel, und befördern die Schnecke in Richtung Ziel, deren Farbe gewürfelt wurde. Wir verhelfen den sechs bunten Schnecken gemeinsam zu ihrem leckeren Salat.
  3. UNO spielen unsere Kinder so, dass nach dem Ablegen der letzten Karte eine Wunschkarte gezogen werden darf. Das Spiel ist meistens erst dann zu Ende, wenn sie keine Lust mehr haben. Dieses einfache Kartenspiel ist momentan das Lieblingsspiel unserer Großen. Denn sie würde am liebsten nichts anderes mehr spielen.

Spiele, die den Zusammenhalt unter Geschwistern fördern

Natürlich findet man in unserem Regal auch ein paar Spiele und Dinge, die das freie, partnerschaftliche und phantasievolle Spielen fördern. Besonders begehrt sind bei unseren Kindern:

  • Jongliertücher
  • Schwungbänder
  • Schwungtuch für (kleine) Gruppen
  • Gummitwist
  • Muggelsteinchen aus Glas
  • Bausteine mit Buntglas-Einsatz und
  • Kapla-ähnliche Bauhölzer (die günstigere, aber „gleichwertige“ Variante)

Sicherlich finden es manche überzogen, die guten alten Brettspiele ins schlechte Licht zu rücken. Meiner Meinung nach brauchen wir das aber gar nicht. Wir sollten sie nur in ein anderes Licht rücken. Sollen Spiele Spaß machen? Oder lieber entzweien?

Geschwister spielen Eisladen mit Schwungtüchern

Geschwisterliebe: Die jüngere Tochter spielt zusammen mit ihren Brüdern Eisladen (mit bunten Tüchern)

Hier findet ihr noch mehr Gründe und tolle Ideen für Spiele ohne Verlierer, die sich auch für Kindergeburtstage, Spiel- und Jugendgruppen eignen.

Zu zweit statt allein: Das schweißt Geschwister zusammen

Was meine beiden Töchter meinten, was sie lieber zu zweit statt alleine tun:

  • das Pflegebett der Uroma „ausprobieren“ (hoch, runter, kippen, usw. – ihr glaubt gar nicht, wie viel Spaß sie dabei haben!),
  • „Erledigungen“: Zum Beispiel zur Post, zur Apotheke oder zur Bäckerei gehen,
  • eine Obsttorte belegen,
  • Briefe austragen,
  • partnerschaftliche Gemeinschaftsspiele wie Gummitwist, Kaufmannsladen und Ballspiele spielen,
  • sich gegenseitig schminken oder frisieren,
  • in einem Zelt spielen,
  • spazieren gehen, Inliner fahren und ihre Puppen umherkutschen,
Die (verkleideten) Geschwister gehen mit Puppen und Katze spazieren

So sieht es aus, wenn die (verkleideten) Geschwister mit Puppen und Katze spazieren gehen

  • bei den Nachbarn klingeln,
  • jemanden besuchen,
  • Rollenspiele spielen, bei denen es keinen höheren oder niedrigeren Rang und keinen Bestimmer gibt, zum Beispiel „Freundinnen“ spielen oder Plüschtierhunde ausführen,
  • Badewannenzeit (Unsere Töchter haben eine selbst eingeführte Regel: „Kein Streit in der Badewanne!“. Diese Vereinbarung ist ihnen seit fünf Jahren heilig. Es liegt wohl daran, dass keiner nassgespritzt werden möchte. Unsere Jungs sehen das anders. Aber sie mögen es bisher generell wilder.) und
  • in ein Konzert gehen (Dank G2-Regelung unternahmen das die Mädchen auch schon gemeinsam ohne ihre Eltern.)

Fazit zur Geschwisterliebe: Auch wenn’s oft kracht, sind Geschwister ein Herz und eine Seele

Selbst wenn wir uns als Eltern manchmal über den Geschwisterstreit mokieren: Wir sind doch froh und vor allem stolz, dass sie im Ernstfall zusammenhalten wie Pech und Schwefel.

Geschwisterliebe fördern: Zeit miteinander verbringen

Geschwisterliebe: Auch wenn sie sich oft streiten, sind sie im Grunde die besten Freunde

Das merken wir dann vor allem in solchen Situationen, in denen einem der Geschwisterkinder etwas passiert ist. Zum Beispiel wenn sich jemand verletzt oder ins Krankenhaus muss, wenn jemand anderes eines der Kinder ärgert oder wenn es darum geht, dass nur ein Kind irgendwo mit hin „soll“. Dann wollen die anderen bei ihrem Geschwisterchen sein, ihm beistehen oder es beschützen. Wenn es darauf ankommt, halten sie immer zusammen, selbst wenn die Geschwister im Alltag gefühlt ständig streiten oder sich gar weh tun.

Gibt es etwas, das eure Kinder zusammenschweißt? Oder denkt ihr, so wie ich an manchen Tagen, darüber nach, euch Ganzkörper-Schutzanzüge für die Kinder zuzulegen? ;-) Ich freue mich auf eure Kommentare!

Euch allen wünsche ich die nötige Geduld bei „Geschwisterstreitigkeiten“ und die Zeit, um die Momente der Harmonie zu genießen – egal ob am Valentinstag, davor oder danach.

Auf bald, eure Evelin

CC BY-SA 4.0 Geschwisterliebe: Was Geschwister zusammenschweißt von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.