„Kinder die ihr Zimmer aufräumen? Pfft… Mütter mussten ihren Sprösslingen schon immer hinterherräumen.“ Das Bild meiner Mutter im Kopf, bahne ich mir den Weg durch das Zimmer, um umherliegendes Spielzeug, ausgespuckte Olivenkerne, schlammige Gummistiefel und halbleere Trinkbecher zusammen mit der Schmutz- und Stinkwäsche aufzusammeln.
Hierbei trete ich mit meinem Strumpf in eine angebissene Tomate und stoße mir das Knie am Puppenwagen.
„Woher haben meine Kinder nur diese Unordnung?“, frage ich mich.
Der Schraubenzieher und die benutzten Herrentaschentücher auf dem Fußboden antworten mir prompt.
Ich frage mich ernsthaft, ob Erziehung hier geholfen hätte. Das Bild meiner Schwiegermutter taucht in meinem Kopf auf, als ich die Gartensachen meines Liebsten die Sofalehne verzieren sehe. Schon drei Tage liegen sie dort. Fünf Schritte sind es bis zum Wäschekorb. Der Weg zurück in den Kleiderschrank ist nicht länger.
Aufräumen – der ewige Kampf zwischen Ordnung und Unordnung
Unordnung und Chaos sind imstande, die liebevolle Beziehung zu den Kindern und zum Partner auf eine harte Probe zu stellen.
All die gut gemeinten Tipps für ein aufgeräumtes Zimmer, mit separaten Schachteln für Spielzeugautos und Puppenkleidung, transparenten Kisten für Legosteine und verschiedenfarbigen Wäschekörben, sind nutzlos! Jene Maßnahmen hindern kein Kind daran, (Dreck-)Spuren im Zimmer zu verteilen oder neben den Tisch zu spucken.
Einmal sah ich dem dreijährigen Kind einer Freundin beim Aufräumen eines Puzzles unter erzieherischer Anordnung zu. Im Anschluss daran wohnte ich im gleichen Zimmer der Herstellung tausender Papierschnipsel auf dem frisch gesaugten Teppich bei. Das war sie: die Gegenreaktion.
Eine „Ordnungs- und Sauberkeitserziehung“ ist sinnlos. Davon bin ich überzeugt!
Ich habe von Jesper Juul gelesen, dass nicht mal Schulkinder in der Lage sind, Ordnung zu halten. Das ist in meinem Hinterkopf gespeichert. Es hilft mir aber nicht, mich über die am weißen Strumpf haftende Tomate zu freuen.
Das Wesen von Ordnung und Unordnung verstehen
Das Kopfkino läuft weiter und Konfuzius taucht auf. Leicht nach vorn gebeugt legt er seine Hände in Brusthöhe übereinander und spricht: „Erkläre mir, und ich vergesse. Zeige mir, und ich erinnere. Lass es mich tun, und ich verstehe.“
Wie soll ein Kind Unordnung verstehen, wenn es sie nicht erleben darf?
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Detailliertere Aussagen trifft Ekkehard von Braunmühl, der meint, dass Kinder mit unserer Ordnungsvorstellung nicht viel anfangen können – und deshalb z.B. ihr Zimmer nicht aufräumen.
Kinder verfügen schon zeitig über ihre eigenen Vorstellungen von Ordnung. Das sehen wir an den alltäglichen Ritualen, bei denen wir keine Änderung vornehmen dürfen.
Unsere hochsensible Große bestand z.B. lange Zeit darauf, dass Worte beim Vorlesen nicht verändert werden. Beim Essen sollte jeder stets auf demselben Platz sitzten. Nur Mami durfte den Autogurt lösen. Und nur Papi sie aus dem Reboarder heben.
„Wer von dem Wert der Ordnung wirklich überzeugt ist, duldet gern jede Unordnung, weil Kinder das Recht haben, den Wert der Ordnung selber zu erfahren, und das geht nicht durch Vorbild oder Erpressung, sondern im Erleben von Unordnung.“, schreibt Ekkehard von Braunmühl in „Zeit für Kinder“.
Selber aufräumen!
Zum „Zimmer aufräumen“ führt er weiter aus: „Im Übrigen räumt, wenn es vernünftig und ehrlich zugehen soll, derjenige auf, der sich an Unordnung stört.“
Unsere Kinder wollen an allem, was wir tun, teilhaben. Das schließt das Aufräumen mit ein. Da wird das Zimmer gesaugt, die Treppe gekehrt oder der Müll in den Mülleimer verfrachtet. Solange wir sie nicht zum Aufräumen zwingen, nicht zur Ordnung erziehen und sie nicht dafür bestrafen, dass sie keine Ordnung halten, können wir darauf hoffen, dass sie den Spaß an all den Tätigkeiten nicht verlieren.
Wenn wir sagen: „Räume doch bitte ein bißchen hier auf.“, ist das viel zu ungenau. Bitten wir unsere Kinder darum, eine spezifische Aufgabe zu übernehmen – z.B. die Kinderstühle aus dem einen Zimmer wieder in das andere Zimmer zu räumen – erhöht es die Chancen enorm, dass unserer Bitte entsprochen wird.
Es liegt in der Natur der Kinder und in ihrem Spielbedürfnis begründet, dass es kurz nach dem Aufräumen wieder genauso aussieht wie zuvor.
In diesem Sinne schenken wir unseren Kindern Vertrauen und lassen wir sie die Schattenseiten der Unordnung und damit den Wert der Ordnung erfahren. In den meisten Fällen ist das ja nicht schwer. ;-)
Weiterführende Informationen findest Du beim gewünschtesten Wunschkind aller Zeiten und bei der Süddeutschen.
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Zimmer aufräumen? Nein danke! – Warum Unordnung für Kinder wichtig ist. von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Ja für mich passen die Wörter Ordnung und Kind nicht zusammen. Bei uns wird Abends aufgeräumt wenn das Kind nicht mehr spielt.
Es ist eine „andere“ Ordnung. :) Wir räumen auf, wenn es die Zeit erlaubt. Das kann dann sein, wenn der andere mit den Kindern spazieren geht, am Abend oder früh am Morgen, wenn der Rest der Familie noch im Familienbett miteinander kuschelt. Danke für Deine Kommentare!
Was ich noch dazu sagen wollte ich finde Kinder setzen ja ganz viel Phantasie ein und sehen alles mit ihren Augen die sehen keine Unordnung oder Chaos sondern ihre Phantasie ( zumindest meine Tochter)
Das stimmt. Da werden Stühle und Tische zu einer Eisenbahn zusammengerückt, Die Puppen ausgefahren, Haushaltsgegenstände zweckentfremdet, um damit zu telefonieren, Schaffner zu spielen oder Bauwerke zu errichten. :-) Ich denke, das trifft auf alle Kinder zu. Liebe Grüße, Patrick
Wenn es nur das Kinderzimmer wäre… meine Jungs (6 und fast 4) verwüsten regelmäßig die ganze Wohnung, am liebsten unser Wohnzimmer. Sie bauen Höhlen, Zelte, Abenteuerspielhäuser aus Stühlen, Tischen, Regalen, unzähligen Decken, gestapelten Kisten und da werden alle möglichen Gegenstände drin verfrachtet.. eigentlich ist das ganz wunderbar und kreativ was sie da machen, aber alles auch wieder aufzuräumen haben sie meistens keine Lust und ich möchte keine verwüstete Wohnung. Sehr anstrengend, sie immer wieder zu motivieren, ich versuche Anweisungen zu geben, wer was machen soll bsp. „B., du räumst alle Matratzen wieder an ihren Platz, A., du schiebst alle Kisten wieder ins Kinderzimmer“ usw. Ich glaube nämlich angesicht des riesen Chaos sind sie zum einen überfordert, womit überhaupt anzufangen ist, zum Anderen stört es selber nicht. Muss vielleicht wirklich erst einen unangenehmen Punkt treffen.. sehr gerne spielen sie Brettspiele auf dem Boden und räumen es dann nicht wieder zurück in die Schachteln.. dann wird getobt und schwupps ist das komplette Spiel im Zimmer verteilt und wenn man es wieder spielen will, fehlen Teile. Hatten wir neulich! Da sagte ich „Wenn ihr hinterher gleich wieder aufräumen würdet, würde jetzt nichts fehlen und ihr könntet es spielen!“ Er so „Egal. Dann spielen wir halt was anderes!“ Irgendwann wirds bestimmt besser..
Liebe Mama,
ich kann mir nur zu gut vorstellen, welche Auswirkungen das kreative Spiel deiner Söhne hat. Uns geht es ganz ähnlich, weil wir gar kein Kinderzimmer haben.
André Stern berichtete einst ganz ähnlich von seinem Sohn Antonin. Antonin spielte Postbote. Lange räumte er unzählige Dinge von seinem Zimmer ins Zimmer seiner Eltern. Als Pauline, die Mama, meinte, er solle jetzt alles zurück in sein Zimmer bringen, meinte Antonin, dass das doch viel zu viel Arbeit wäre… Für Antonin machte das Verräumen im Spiel keine Mühe, denn er war voller Begeisterung. Das Aufräumen zählte nicht zu seinem ernsten Spiel.
Kinder im Kleinkindalter und Vorschulalter sind oft einfach überfordert, wenn es um das Aufräumen geht. Deshalb ist es nicht verkehrt, Vorschläge zu machen, ähnlich wie du es tust. Bei uns klingt das in etwa: „Wollen die Puppen heute wieder in ihrem Bett schlafen? Ich glaube, die Bücher hier wollen wieder zurück zu den anderen. Wer kann mir denn mal helfen bei …“ usw. Die kleinen Sachen von Brettspielen und Co. übernehme ich selbst, weil sie oft aus so vielen kleinen Einzelteilen bestehen.
Erst im Schulalter dämmert es Kindern: „Das sind meine Sachen, ich trage die Verantwortung.“ Und sie können mit der Zeit lernen, selbst aufzuräumen. Beim Großputz muss Mama natürlich noch immer ran…
Irgendwann wird das gewiss besser. Mit 16 werden sie wahrscheinlich keine Höhlen und Zelte im Wohnzimmer bauen. ;-)
Herzliche Grüße, Evelin
Das mit dem aufräumen ist so ein Thema, ja :/
Ich sehe es immer wieder bei meinen Nichten und Neffen, das artet richtig in Machtkämpfen aus bis hin zu den uralten Sprüchen: „Ich hole nun den blauen Sack und werf euer Spielzeug weg!“
Wenn wir aber mit unserem zweijährigem Sohn auf Augenhöhe kommunizieren, dann läuft das Aufräumen (bisher :D) ziemlich gut. Es ist bei uns keine große Sache, wir räumen das wirklich auf oft völlig zerrupfte Wohnzimmer und die anderen Räume einfach auf. Wir machen das eben dann, wenn wir sehen, es spielt nicht mehr. Oder die Bücher sind gelesen, dann fragt man ihn: „Magst du sie wieder aufräumen?“ Und schon stehen sie im Regal. Malt er mit seiner Kreide die Wände oder Möbel an, dann schimpfen wir nicht, er putzt gern mit dem Lappen alles weg. Ich frage ihn einfach, ob er es aufwischen mag.
Bin gespannt wie es in Zukunft läuft :P Ich denke mir, es sollte gar kein Drama um herum liegendes gemacht werden, aber eben auch nicht ums aufräumen. Es gehört dazu. Ganz einfach.
Wie schreibt es Jean Liedloff in ihrem Buch „Auf der Suche nach dem verlorenem Glück: „Ich war Zeuge der ersten Augenblicke im Arbeitsleben eines kleinen Mädchens. Die Kleine war ungefähr zwei Jahre alt. Ich hatte sie bei den Frauen und Mädchen gesehen; während diese Maniok in einen Trog rieben, spielte sie. Jetzt nahm sie ein Stück Maniok vom Haufen und rieb es an dem Reibholz eines Mädchens in ihrer Nähe. Das Stück war zu groß; sie ließ es bei dem Versuch, es über das raue Brett zu führen, mehrmals fallen. Von ihrer Nachbarin erhielt sie ein liebevolles Lächeln und ein kleineres Stück Maniok. Ihre Mutter, auf das Auftauchen des unvermeidlichen Impulses schon vorbereitet, reichte ihr ein winziges Reibholz für sich allein. Das kleine Mädchen hatte die Frauen beim Reiben gesehen, solange es zurückdenken konnte, und so rieb es sofort das Klümpchen an seinem Reibebrett auf und ab wie die anderen.“
Oft räume ich dann auch abend oder nachts auf.
Alles liebe
Hallo Kati!
Wir Eltern haben durch die Art wie wir leben und handeln einen ungeheuren Einfluss auf unsere Kinder. Sie spiegeln uns. Das kann schön sein, aber auch erschreckend.
Durch die eigenen Kinder lernen wir Großen uns selbst besser kennen und unser Verhalten zu reflektieren.
Vielen Dank für Deinen Kommentar! Entschuldige bitte die verspätete Reaktion.
Liebe Grüße
Patrick