Liebe Freunde,
unsere Familie ist wieder gewachsen – fast pünktlich nach ungefähr zwei Jahren.
Mit vier Kindern erhaschen wir ja sowieso schon gern ein paar freundliche Blicke mehr. Unsere Orgelpfeifen zählen heute neun, sieben, vier und zwei Jahre. Der Altersabstand ist also schnell überschlagen und so kommt, je nach Menschenschlag, oft die Frage, wann denn das nächste Brüderlein oder Schwesterchen kommt.
Unverhofft kommt oft: Unser Familienzuwachs ist adoptiert
Nun: Unser „Nächstes“ ist ein Brüderlein geworden. Wie die anderen hat er helles Haar, die Augen ähnlich dunkel wie bei mir. Es war überhaupt nicht geplant, es ist einfach passiert. Als wir erst das Herzchen spürten, die zarten Tritte, später das leise Winseln … Wir waren hin und weg!
Sein Köpfchen misst etwa 44 Zentimeter. Die Körperlänge übertrifft die der anderen großen Babys und wenn wir ihn in unseren Armen wiegen, schmiegt er sich an und wird wie ein leichter, kleiner Floh. Dabei hat er bei uns schon gut zugelegt und ist mit inzwischen 16 Kilogramm ein stattlicher Brocken. Hier sollte ich erwähnen, dass unser neues Familienmitglied nicht unser leibliches Kind ist. Wir lernten es vor zwei Monaten im Apuseni-Gebirge in Rumänien kennen, wo es in erbärmlichen Zuständen lebte.
Weil der kleine Schatz noch keinen Namen hatte, hatten wir bei der Namensgebung freie Wahl. Eigentlich wollten wir ihn nur als Pflegekind aufnehmen. Das „Brüderlein“ wuchs unserer ganzen Familie jedoch so ans Herz, dass wir uns zur Adoption entschieden. Natürlich stellt die Sache unsere Reisen durch Europa und die Welt vor neue Herausforderungen. Schnell einspielen konnten wir uns aber trotzdem. Der Familienalltag mit seinen kleinen und großen Aufgaben funktioniert.
Nun sind wir also acht – wenn man die Katze mitzählt. Und wir hoffen, dass Bello einen schönen Lebensabend bei uns verbringen wird. Die letzten 10 Jahre verbrachte er an einer Eisenkette im erdigen Zwinger – bei jedem Wetter.
Wie Bello, der Hund aus Rumänien, unsere Herzen eroberte
Unsere große Tochter befreite ihn ohne Scheu, nachdem der Vermieter unseres Ferienhauses außer Sichtweite war. Sofort schlossen wir ihn und er uns ins Herz. Dieses traurige Dasein beendeten wir mit Spaziergängen, einer neuen Leine, Freiheit, Liebe am Tag und einem warmen Schlafplatz in der Nacht.
Anfangs waren seine Beine so matt vom vielen Liegen, dass er nur kurze Strecken gehen konnte. Es kam uns so vor, als hätte er noch nie eine Wiese betreten. Als wir ihn das erste Mal über frisches Gras führten, staunte er über jeden Käfer und setzte seine Pfoten so zart, langsam und vorsichtig, dass er keiner Fliege etwas zuleide tat.
Bello: der liebste Hund von allen
Wir haben noch nie einen so ausgesprochen lieben Hund kennengelernt. Der Tierarzt lobt ihn über alle Maßen, ehemalige Hundehasser verlieben sich in ihn und unsere Kinder sind so glücklich mit Bello! Und er begegnet ihnen im Gegenzug voller Vertrauen, Vorsicht und Gelassenheit. Unser Zweijähriger kann ihn an der Leine ausführen, ohne hinter dem Vierbeiner durch den Dreck geschleift zu werden. Will jemand mit ihm spielen, sein Maul untersuchen, ihn tragen, baden, bürsten, scheren, ohne Leine Gassi gehen – er lässt alles mit sich machen. Wichtig ist: Man darf ihn zu nichts zwingen, hastige Bewegungen, Drohgesten und lautes Anherrschen vermeiden und ihn nicht am Halsband ziehen.
Und: Er verträgt sich mit jedem anderen Hund. Bei manchen „erziehenden“ Hundehaltern hat man keine Chance auf einen kurzen Austausch. Bei Frauchen oder Herrchen mit Welpen, Mischlingshunden oder Tieren aus dem Ausland haben wir mehr Glück und es findet sich schnell ein Spielkamerad.
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Bello knurrt oder bellt extrem selten. Wenn doch, so kann man davon ausgehen, dass er, wie in Rumänien, einen Wolf oder eine andere Gefahr wittert. Als wir mit ihm in Deutschland ankamen, ängstigte er sich vor allen zurechtgestutzten Büschen. Und weil ihm auch sein Spiegelbild ungeheuerlich erschien, hängten wir wie nach einem jüdischen Trauerfall alle Spiegel und Glastüren mit Tüchern ab. Inzwischen erkennt er sich und wartet mit schief gelegtem Kopf, ob der freundliche Vierbeiner endlich aus dem Spiegel hüpft.
Es ist erstaunlich, dass Bello so ein Traumhund ist! Wie würde sich ein Mensch verhalten, der sein Leben lang „nichts wert“ war und kleingehalten wurde?
Hund aus Rumänien und die Katz‘: Familienzusammenführung
Große Sorgen bereitete uns unsere Katze. Bisher machte sie keine guten Erfahrungen mit Hunden. Weil „Panik“ ihr zweiter Vorname ist, wollten wir Bello deshalb eigentlich vermitteln. Bei einer Familie, die wir für geeignet hielten, litt er unter starkem Heimweh. Wir „mussten“ ihn wieder zu uns holen.
Seit diesem Tag getraut sich unsere Katzendame immerhin in seine Nähe.
Die beiden Samtpfoten können ihre Zeit in einer gemeinsamen Wohnung verbringen. Ohne Gebell. Ohne umfliegende Futterschüsseln und ohne abstürzende Gardinenstangen. Die beiden schauen sich an; Der Hund würde sie gerne so vorsichtig beschnüffeln wie einen kleinen Käfer, die Katze lieber den Rückwärtsgang einlegen. Aber wir hoffen, dass sie sich einfach weiterhin in Ruhe beobachten werden und sich bald nicht mehr so fremd sind.
Fellnase statt leibliches Kind
Ihr Lieben, fühlt euch bitte nicht auf den Arm genommen. Ich wollte mit euch teilen, was ich seit kurzem auf die Frage „Na, da bist du doch bestimmt bald wieder schwanger?“ erkläre. Denn manche wissen es noch nicht: Mein Mann hat sich dazu entschlossen, die Verhütung in die Hand zu nehmen und wir sind damit bisher sehr glücklich.
Doch zurück zu unserer Fellnase: Es ist wirklich so schön, das Leben mit so einem ruhigen Wesen zu teilen. Denn ich habe mir schon lange einen Hund gewünscht.
Ich finde, Bello passt wunderbar zu uns. Er zeigt uns immer wieder, dass es Liebe statt Hiebe braucht – für Vierbeiner, kleine wie große Menschenkinder und überhaupt auf diesem Planeten.
Von Herzen kommende Grüße von eurer gerade sehr glücklichen Evelin :-)
PS: Wenn ihr auch einem Hund aus Rumänien ein schönes Zuhause und eine liebevolle Familie bieten wollt, schaut gern mal bei „Wir retten Hunde“ oder bei „Animal Souls“ vorbei. Beide Vereine vermitteln rumänische (Straßen-)Hunde.
Stiller, ungeplanter Familienzuwachs mit 16 Kilogramm von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Ich liebe deinen Humor! Ein toller Blogartikel.
ich auch! immer so erfrischend-erheiternd:) Macht Spaß zu lesen.
Hallo,
es freut mich sehr dass auch ihr einen Hund gerettet habt und euch allen gut geht. Wir sind mit unserer Rumänin auch sehe glücklich und sie mit uns. Hat dein Mann eine Vasektomie durchführen lassen? Ich finde es super, dass die männliche Dauerverhütung immer mehr Aufmerksamkeit bekommt. In meinem Freundeskreis gibt es einen stolzen Papa, der sterilisiert ist und der Mann meiner besten Freundin nimmt noch etwas Anlauf.
Liebe Grüße
Madlen
Hallo Madlen,
es freut mich, dass ein Hund mehr glücklich und in einer Familie aufwachsen darf.
Ja, mein Mann ist sterilisiert. Dazu gibt es auch einen gesonderten Artikel hier im Blog.
https://freeyourfamily.net/2020/10/sterilisation-vasektomie-erfahrungen-mann/
Herzliche Grüße aus Albanien
Evelin
Hallo Madlen,
ja, hat er. ;-) Es gibt dazu auch einen Artikel im Blog: https://freeyourfamily.net/2020/10/sterilisation-vasektomie-erfahrungen-mann/
Ich bereue diesen Schritt gar nicht.
Unser Bello ist ein sehr feinfühliger und liebenswerter Hund, der null Probleme macht. Der alte Mann genießt seinen Lebensabend.
Danke für Deine Worte und liebe Grüße auch an Dich!
Patrick