Sven von BLOGGiraffe rief zu einer Blogparade zum Thema Selbständigkeit (Link leider nicht mehr verfügbar) auf. Mit meinem Blogartikel gehe ich Fragen auf den Grund, die mir von Freunden, Verwandten und Bekannten regelmäßig in Gesprächen gestellt werden: „Und, was machst du so?“ Wenn ich sage: „Online-Business“, lauten die nächsten Fragen: „Was soll das denn sein?“ und: „Kann man davon leben?“
Ich schreibe über meinen Weg vom Angestellten zum Selbständigen, gehe auf die Gewerbeanmeldung und meine angemeldeten Tätigkeiten ein, auf die großen Herausforderungen, die die Selbständigkeit mit sich bringt, sowie auf ihre Ziele und Vorteile.
Abschließend stelle ich Dir noch den Wireless Life Guide vor – ein umfassendes Handbuch für Menschen, die sich ein selbstbestimmtes, ortsunabhängiges Leben um ihr Online-Business designen wollen.
vom Angestellten…
Als hochsensibler Mensch und Generalist hatte ich meine Schwierigkeiten im Angestelltenverhältnis. Hierarchie, Weisungsgebundenheit, Teamwork, „sinnlose“ Tätigkeiten, örtliche und zeitliche Einschränkungen sowie den fehlenden Kontakt zu meiner Familie empfand ich als über alle Maßen unbefriedigend.
Im Ingenieurbüro standen regelmäßig unbezahlte Überstunden auf dem Programm. Hinzu kamen täglich zwei Stunden / 100 km Autofahrt.
So stellte ich mir mein Leben nicht vor.
Ich dachte erst: „Vielleicht muss ich nur den richtigen Arbeitgeber finden, bei uns in der Nähe. Der öffentliche Dienst verspricht menschenwürdige Arbeitszeiten, gerechte Bezahlung und eine gewisse Möglichkeit zur Selbstverwirklichung.“ In Wahrheit betrieb ich mir gegenüber Augenwischerei.
Obwohl ich mit meinem Master-Abschluss in der „Gebäude- und Energietechnik“ (Schwerpunkt „Gebäudemanagement“) angeben konnte, war es einfach nicht drin, den Arbeitsplatz meiner Träume zu finden.
Wissenschaftler wollte ich werden. Das „System“ und die „Wirtschaft“ hatten jedoch andere Pläne.
… zum Selbständigen.
Als ich, nach der Kündigung im Ingenieurbüro, Vollzeit an einer „Integrationsmaßnahme in den Arbeitsmarkt“ teilhaben sollte, reichte es mir. „Wenn der Job nicht zu mit kommt, komme ich eben zum Job.“, dachte ich. „Dadurch komme ich auch aus dieser schwachsinnigen Maßnahme raus.“ Ich setzte alle Hebel in Bewegung, um mein eigenes Ingenieurbüro für technisches Gebäudemanagement zu eröffnen.
Nach kurzer Zeit flatterten erste Aufträge für Energieausweise ins Haus. Doch Erfüllung empfand ich nicht. Zumal ich feststellen musste, dass es unzählige Regelungen gibt, die mir das Leben als freiberuflicher Ingenieur schwermachen sollten.
Ein Beispiel: Obwohl wir im Studium Nichtwohngebäude energetisch untersuchten und Nichtwohngebäude-Energieausweise ausstellten, wäre es nach dem Studium notwendig gewesen, viel Geld in die Hand zu nehmen; Um ein teures Seminar zu besuchen, nach dessen Abschluss ich erst die Energiebilanz von Nichtwohngebäuden berechnen dürfte. Hinzu kämen hohe Ausgaben für die Softwareupdates, die aktuellen Normen und Richtlinien sowie für die Mitgliedschaft in der Ingenieurkammer.
Und es gab die Konkurrenz, die alles viel billiger anbot; nun erkläre mal dem Kunden, weshalb er sich lieber auf die Berechnungen eines Ingenieurs als auf die Pauschalangebote im Internet verlassen sollte!
Ein zweiter Anlauf.
Dann stand der Umzug ins Erzgebirge an. Die Wohnung, in der wir bisher wohnten, gaben wir aufgrund von Schimmelbefall, kinderfeindlichen Nachbarn mit Katzenallergie und dem anstehenden Verkauf des gesamten Hauses auf.
Im Internet stieß ich auf Ka Sundance mit seiner „Sundancefamily“ (Link leider nicht mehr verfügbar), die uns als Familie unglaublich inspirierte: Ein „Online-Business“, ein selbstbestimmtes Leben, kreativ sein, als „digitale Nomaden“ umherreisen, Freiheit!
Ich legte meine Tätigkeit als Ingenieur auf Eis. Wir recherchierten, starteten unser Blog, legten eine Facebook-Fanpage an, knüpften Kontakte, nahmen Videos für Youtube auf und arbeiteten uns nach und nach in das Thema ein. Als es ums Geldverdienen ging, stand der nächste Schritt an: Die Gewerbeanmeldung.
Gewerbeanmeldung: Die Art der Tätigkeit
Für die Gewerbeanmeldung und im Fragebogen zur steuerlichen Erfassung war es notwendig, die Art der Tätigkeit, der ich mich mit meiner Selbständigkeit widmen will, auszuformulieren. Es empfiehlt sich, den zur Verfügung stehenden Platz auszunutzen und die Tätigkeitsbeschreibung weitgreifend auszufüllen. Vorteil: im Falle einer Neuausrichtung des Unternehmens bleibt eine Eintragsergänzung oder -änderung erspart.
Mein „Online-Business“ umschrieb ich wie folgt: „IT- und Internetdienstleistungen aller Art, Online-Marketing, Betreiben von Webseiten zum Zwecke der Monetarisierung, Handel mit digitalen Medien und Gütern, Textarbeit, Schreibaufträge, Internet- und Einzelhandel außer Waren nach §38 GewO, Onlinecoaching und -Beratung“
Schauen wir uns die einzelnen Punkte genauer an:
1. IT- und Internetdienstleistungen aller Art
Das gibt mir die nötige Freiheit, um z.B. als Freelancer Online-Dienstleistungen zu erbringen, PCs zu reparieren und zu warten oder Informations- und Telekommunikationssysteme zu administrieren.
Als gelernter IT-System-Kaufmann und computerbegeisterter Mensch (Evelin findet mich manchmal ganz schön „nerdig“ ;-)) fallen mir derartige Tätigkeiten leicht.
2. Online-Marketing
Wenn ich mit SEO (Suchmaschinenoptimierung) oder Internetwerbung mein Geld verdiene, wird es mit diesem Punkt abgedeckt.
3. Betreiben von Webseiten zum Zwecke der Monetarisierung
Mit der Angabe sind Einnahmen durch Affiliatelinks, Werbeanzeigen und Spenden erfasst, wie wir sie mit https://freeyourfamily.net, unserem Shop, Nischenseiten wie Patricks Ratgeber zum Thema Curved Monitor und unserem Youtube-Kanal generieren.
4. Handel mit digitalen Medien und Gütern
Das ermöglicht mir, E-Books, Onlinekurse, Online-Kongresse oder Tutorials zu verkaufen.
5. Textarbeit & Schreibaufträge
Zu vergütende Dienstleistungen erstrecken sich über die Texterstellung bis hin zur Textkorrektur für Online- und Offlinemedien.
6. Internet- und Einzelhandel außer Waren nach §38 GewO
Durch diese Angabe ist der Handel mit realen Waren online (z.B. mittels Amazon FBA) und im „Ladengeschäft“ abgesichert.
Ich beging aus Bequemlichkeit den Fehler, Waren nach §38 GewO auszuschließen, was mich in meinem Spielraum einschränkt, obwohl dem Handel mit solchen Produkten (u.a. Fahrräder, hochwertige Elektronik usw.) nichts entgegensteht. Ich erwäge, den Teil mit dem Paragraphen streichen zu lassen.
7. Onlinecoaching und -beratung
Dieser letzte Punkt deckt z.B. Coachings und Beratungsgespräche via Skype oder Hangouts ab, in denen man anderen Menschen Wissen vermittelt oder ihnen hilft, ihre fachlichen Probleme zu lösen.
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Die Gewerbeanmeldung ist kein Hexenwerk. Die Themen Steuern und Buchhaltung sind ebenfalls viel unkomplizierter, als man denkt. Man lernt all die wesentlichen Dinge auf dem Weg der Selbständigkeit.
Die großen Herausforderungen.
Finanzen
In finanzieller Hinsicht ist gerade die erste Zeit der Selbständigkeit schwierig. Bis ein ausreichender Geldfluss aufgebaut ist, ist Geduld gefragt. Die wenigsten Menschen starten mit einer enormen Summe Geld durch, werden gefördert oder gesponsert.
Auch wenn Deutschland über ein sicheres Sozialsystem verfügt, das die Startphase sowie finanziell schwierige Zeiten „absichern“ kann, ist es weder erfüllend noch erstrebenswert, sich in der „sozialen Hängematte“ auszuruhen. Für mich ist es nicht der Sinn der Selbständigkeit, dauerhaft am Existenzminimum in ständiger Sorge um das finanzielle Auskommen meiner Familie zu leben.
Die größten Unsicherheiten sind das schwankende Einkommen und, gerade in der Anfangszeit, die ungenügenden Einnahmen. Sparsamkeit und Minimalismus ermöglichen ein relativ sorgenarmes Leben. Geld, was ich nicht ausgeben muss, muss ich nicht verdienen. :-)
Was kann man anbieten? Was wird gebraucht?
Es gilt im Online-Business, sein Angebot nach dem Trial-and-Error-Verfahren am Markt zu testen. Falsch ist, dass man auf Teufel komm raus eine „Nische“ finden und eine völlig neue Geschäftskonzeption entwickeln muss, um erfolgreich selbständig zu sein. Würde das stimmen, könnte sich kein Bäcker, kein Autohaus, kein Anwalt, kein Friseur und kein Krankenhaus halten. Nichts ist schlimmer, als sein Geld in ein neuartiges, vermeintlich innovatives Produkt zu investieren, das letztendlich aber niemand haben will.
Erfolgversprechend ist, sich ein etabliertes, gewinnbringendes Angebot zu suchen, es abzuändern und zu verbessern. Das kann bei einem materiellen Produkt z.B. eine andere, umweltfreundlichere, schönere Verpackung, eine Zugabe, ein nettes Gimmick oder eine bessere Produktbeschreibung sein. Mit Kleinigkeiten hebt man sich von der „Konkurrenz“ ab; wobei ich das Wort nicht mag. Konkurrenzdenken finde ich schrecklich.
Bitte gib mir noch Zeit!
Die letzte große Herausforderung ist der zeitliche Aspekt der Selbständigkeit in der Aufbauphase des Unternehmens. Der Aufbau eines erfolgreichen Blogs und einer gewinnversprechenden Vermarktungsstrategie ist zeitaufwendig und sollte keinesfalls unterschätzt werden.
In viele Online-Geschäftsmodelle muss man zu Beginn enorm viel Zeit investieren, um sein Produkt zu erschaffen, einen Bekanntheitsgrad aufzubauen und Einnahmen zu generieren.
Ein Online-Business hat den Vorteil, dass man sich die Zeit frei einteilen kann. Um Zeit mit unseren Kindern zu haben, fallen viele Arbeiten auf die frühen Morgenstunden und die Abendzeit.
Da wir bald unser drittes Kind erwarten wird ein „gemütlicher Feierabend“ noch mehr die Ausnahme als die Regel sein. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass sich das eines Tages ändern wird – spätestens wenn die Kleinen groß geworden sind.
Ziele und Vorteile – lohnt sich Selbständigkeit?
Auf jeden Fall! Die Selbständigkeit mit einem „Online-Business“ ermöglicht es definitiv, ein selbstbestimmtes und ortsunabhängiges Leben zu führen.
Da es Internetzugänge heute fast überall auf der Welt gibt, kann ich weltweit an meinem Business arbeiten. Ich bin weder zeitlich noch örtlich und schon gar nicht an Weisungen eines „Chefs“ gebunden. Ich kann für meine Familie, meine Kinder da sein.
Als Selbständiger bin ich unkündbar, lerne ständig dazu, kann meiner Kreativität freien Lauf lassen und mich immer an den Bedürfnissen des Marktes ausrichten. Mit der „richtigen“ Geschäftsidee verdienen Selbständige im Schnitt deutlich besser als im Angestelltenverhältnis – auch im Online-Business.
Bezüglich Versicherung und Vorsorge besteht Wahlfreiheit. Steuern muss man in Abhängigkeit von Rechtsform und Umsätzen bezahlen. Wenn man als Kleinunternehmer in die Selbständigkeit einsteigt, hat man zusätzliche Vergünstigungen.
Als Selbständiger darf man sogar in Großmärkten (z.B. bei METRO Cash & Carry) entspannt einkaufen gehen. ;-)
Würde ich die Selbständigkeit weiterempfehlen?
Definitiv ja!
Zumindest Menschen, die sich nicht vorstellen können, ihr Lebtag von früh bis spät für den Reichtum eines anderen zu schuften.
Ich empfehle sie denen, die keine Erfüllung in ihrem Beruf finden sowie denen, die sich nicht durch ein kritisches Umfeld unter Druck setzen lassen. Denjenigen, die sich ständig weiterentwickeln wollen, die harte, zeitaufwendige Arbeit, um ihre Ziele zu erreichen, nicht scheuen und denen, die ein freies Leben führen wollen, sei die Selbständigkeit ebenso ans Herz gelegt.
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt! – Mahatma Gandhi
Wenn Du den Schritt in die Selbständigkeit wagen, Dir ein eigenes ortsunabhängiges Business und ein selbstbestimmtes Leben aufbauen willst, lege ich Dir den Wireless Life Guide von Sebastian Kühn ans Herz.
Wireless Life Guide 2017 – für Selbständige mit „Online Business“
Das ist ein umfangreicher, praxisbezogener Leitfaden für digitale Nomaden, Emigranten und ortsunabhängige Online-Entrepreneure, die rund um die digitale Selbständigkeit ein Leben nach ihren eigenen Auffassungen gestalten wollen.
Auf über 500 Seiten erhältst Du praktische Ratschläge, zahlreiche Interviews mit (bereits erfolgreichen) Online-Unternehmern sowie eindeutige Handlungsschritte für Deine Ortsunabhängigkeit.
Den Wireless Life Guide 2017 gibt es in verschiedenen Varianten. Ich empfehle:
1. die Economy-Class-Version für 57 €
- eGuide (500+ Seiten im PDF-, EPUB- und Mobi-Format)
2. die Business-Class-Version für 117 €
- eGuide (500+ Seiten im PDF-, EPUB- und Mobi-Format)
- Wireless Life Lounge (mit Videointerviews, Fallstudien, Checklisten und mehr)
- Wireless Life Community (Zugang zur privaten Facebook Gruppe)
- E-Mail-Kurs (8-teilige E-Mail-Serie begleitend zum Buch)
Wenn mich jetzt nochmal jemand fragt, was ich „so mache“, was es mit dem „Online-Business“ auf sich hat und ob man davon leben kann, verweise ich ihn auf diesen Blogpost. ;-)
Selbständigkeit: Und, was machst du so? von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Gutes Thema,
alleine schon weil ich auch Selbständig bin und weiß was es für Hürden zu überwinden gibt.
Es ist irgendwie Schade, wie Mitarbeiter heutzutage verheizt werden und sich
gerade die guten dazu entscheiden werden etwas eigenes zu machen.
Ich finde übrigens sehr interessant, wie du bei der Gewerbeanmeldung dein Online-Business beschrieben ist. Und auch der Punkt das Rad nicht neu zu erfinden kann ich mich nur zu anschließen.
Hallo Yvonne,
danke für Deinen Kommentar! :-)
Zum Glück ist der Mensch in seinen Entscheidungen frei.
Viele Grüße nach Berlin!
Patrick
Hey Patrick,
ich danke dir nochmal für die Teilnahme an meiner Blogparade. Sie ist zwar schon ein bisschen her, aber dennoch habe ich hierzu eine kleine Zusammenfassung gemacht :-).
Viele Grüße
Sven
Hallo Sven,
danke für die Zusammenfassung und den Backlink! :-) Interessant sind auch Deine Antworten auf die Fragen.
Alles Gute und viele Grüße!
Patrick
Hallo Patrick, seid ihr die Businessschule von Ka Sundance durchlaufen oder habt ihr euer Online-Business nach eigener Recherche aufgebaut?
Liee Grüße, Magdalena
Liebe Magdalena,
Ka Sundance hat uns mit seinem Online-Business und dem Leben als Digitale-Nomaden-Familie zwar inspiriert, aufgebaut haben wir unser Blog samt allem, was dazugehört, aber ohne die Business-Schule.
Nach dem, was ich so gehört habe, ist es auch hilfreicher, gehaltvoller und weniger kostenintensiv, ein paar grundlegende Bücher zum Thema zu lesen (hierüber wollte ich demnächst einen Artikel schreiben). Bei Ka Sundance ist alles sehr kurz und kompakt gehalten. Ich glaube, dass die Businessschule selbst ein sinnvolles Online-Business-Modell ist und Ka es versteht, die Leute zu begeistern.
Ich denke aber auch, dass viele es nicht schaffen, sich mit seinem System ein lukratives Unternehmen aufzubauen. Ausnahmen bestätigen die Regel. ;-)
Wenn Du weitere Fragen hast, frag gern!
Alles Liebe
Patrick
Hallo Patrick,
cool, vielen lieben Dank für deine ausführliche und schnelle Antwort. Was hat euch denn genau geholfen, also welche Bücher beispielsweise? Vielleicht könntest du ja in deinem geplanten Beitrag darauf eingehen :) Ich freue mich jedenfalls schon darauf.
Liebe Grüße,
Magdalena