Heilerde, Erde essen, GeophagieBabys in der Sandkiste machen es vor. 80 % der Afrikaner, vor allem Schwangere, tun es. Wir auch. Ich spreche von Geophagie, das Essen von Erde.

Und selbst im Volksmund ist die Weisheit „Dreck reinigt den Magen“ tief verankert.

Diese Ansicht vertrat auch Evelins Oma, die mit Kindern eben nicht schimpfte, wenn Essen auf den Boden fiel, sondern aufmunternd sagte, dass so ein bisschen Schmutz auch mal ganz gesund sei (je nach Haushalt und der dort verwendeten chemischen Putzmittel würden wir unseren Kindern heute jedoch davon abraten, etwas vom Boden zu essen).

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Inhaltsverzeichnis:

1. Erde essen ist natürlich und gesund
2. Der Ekel ist anerzogen
3. Kleiner Exkurs zur Evolution des Menschen
4. Adolf Just und die „Heilerde“
5. Was ist „Heilerde“?
6. Meine erste Bekanntschaft mit heilender Erde
7. Wirkungen der Heilerde
8. Zusammensetzung von Heilerden
9. Erkranke ich vom Aluminium in der Erde nicht an Demenz?
10. Worauf ist bei der Einnahme zu achten?
11. Nachteile der Heilerde
12. Heilerde in der äußerlichen Anwendung
13. Bezugsquellen für Heilerde
14. Fazit und Literaturempfehlungen


1. Erde essen ist natürlich und gesund

Viele Säugetiere, u.a. die Schimpansen, Elefanten und Papageien, essen absichtlich Erde oder nehmen sie zwangsläufig mit ihrer Nahrung auf, ohne Schäden davonzutragen.

Im Gegenteil: Wild lebende Tiere sind so gut wie immer gesund. Jahrmillionen haben die Tiere es getan; Ihr Körper ist darauf eingestellt. Bei Vormenschen und Homo Sapiens als überwiegende Frucht- und Wurzelesser wird es nicht anders sein.

In der westlichen, zivilisierten Gesellschaft ist Erde nicht mehr in aller Munde, sondern eine Substanz, von der sich die Menschen entfremdet haben. Wurzelgemüse gibt es im Supermarkt nur akribisch gereinigt und in Plastikfolie verschweißt zu kaufen.

Auch, wenn mit schadstofffreiem Mutterboden behaftetes Biogemüse erworben oder aus dem eigenen Garten geerntet wird, befreit der moderne Konsument es energisch vom Schmutz und damit von allerlei gesundheitsförderlichen Stoffen wie Vitamin B12 und Bor. Dem industriellen Vorbild und der allgemeinen Hysterie vor allerlei Unannehmlichkeiten wie Hepatitis A, Noroviren, Salmonellen, Parasiten, Pilzen, Blei oder Quecksilber sei Dank! ;-)

Rote Rüben und Möhren mit Erde

Leckeres, erdiges Gemüse (Quelle, CC0 Public Domain)

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Wie eingangs erwähnt, gibt es Menschen und Kulturen rund um den Globus, bei denen das Erdessen en vogue ist. Doch warum? Der Grund für das Essen von Erde klingt paradox: Erde schützt vor Giften, Parasiten und Keimen. Dazu später mehr.

Mittlerweile ist Geophagie sogar ein Thema in der exotischen Gastronomie.

2. Der Ekel ist anerzogen

Den Grundstein für die Entfremdung legen die Menschen bei ihren Kindern, indem ihnen verboten wird, den Geschmack und die Beschaffenheit von Sand und Erde mit dem Mund zu erfahren und im Dreck zu spielen. Manche gehen so weit, dass alles, mit dem die Kinder in Berührung kommen, zuvor desinfiziert werden muss.

Ich selbst bringe das Knirschen und den Geschmack von Erde und Sand mit traumatischen Kindheitserlebnissen in Verbindung. Die Entfremdung durch Erziehung ging bei mir so weit, dass ich Rotz und Wasser heulte, weil der „Sandkuchen“ eine abscheuliche Konsistenz aufwies.

3. Kleiner Exkurs zur Evolution des Menschen

Übrigens war die Fähigkeit, stärkehaltige Pflanzenteile (hauptsächlich Wurzeln) zu verdauen, der Grund für das Gehirnwachstum und die weitere Evolution des Menschen, wobei der Gebrauch des Feuers zur Nahrungszubereitung diese Fähigkeit zusätzlich verbesserte, wie Forscher herausfanden.

Diese Erklärung klingt für mich logisch, denn wäre Fleischkonsum der Grund für die Entwicklung vom Vormenschen zum hochentwickelten „Homo Sapiens“ gewesen, müssten auch andere fleischfressende Tiere einen vergleichbaren Entwicklungsverlauf aufweisen.

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4. Adolf Just und die „Heilerde“

Es gibt eine Erde, die speziell für die innerliche Anwendung beim Menschen aufbereitet wird: Heilerde.

Schon im Altertum wurden „heilende Erden“ in Ägypten (Nilschlamm) und China eingesetzt. In Griechenland kannte man sie als Mittel gegen Pest und Gifte. Dieses Wissen um die Heilwirksamkeit eiszeitlichen Lösses erfuhr im 19. Jahrhundert eine Renaissance.

Universitäts-Professor Geheimrat Dr. Julius Stumpf setzte Bolus alba, eine weiße Tonerde, bei der Behandlung von Durchfällen, Ruhr und Cholera ein. Er inspirierte Adolf Just (1859-1936), einen deutschen Naturheilkundler und überzeugten Verfechter der „streng fleischlosen Kost“, zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach einer geeigneten Erde zu suchen, die sich sowohl innerlich als auch äußerlich einsetzen ließ.

Er fand sie im Löss, den er mittels thermisch-mechanischer Aufbereitung bei 130 °C derart fein zermahlte, dass sich die Sorptionseigenschaften im Vergleich zum Ausgangsmaterial beträchtlich verbesserten. Aus dem Bauch heraus nannte Adolf Just den Löss „Heilerde“, wie er bis heute genannt wird.

Vitrine mit Bolus Armenicus und anderen Heilerden im Deutschen Apothekermuseum

Vitrine mit Bolus Armenicus und anderen Heilerden im Deutschen Apothekermuseum (von Ribax [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons)

Im Jahre 1918 gründete Adolf Just die „Heilerde-Gesellschaft Luvos Just“ und stellte „Adolf Justs Luvos Heilerde“ her, die rasch in Deutschland und den angrenzenden Ländern zum Inbegriff eines natürlichen Behandlungsmittels bei Magen-Darm-Beschwerden sowie Haut- und Muskelerkrankungen wurde. Noch heute besteht die Heilerde-Gesellschaft und produziert und vertreibt die Luvos-Heilerde nach der Philosophie ihres Gründers.

5. Was ist „Heilerde“?

Heilerde besteht aus Mineralien, Tonkristallen sowie Salzen und ist frei von chemischen Zusätzen. Die ausgelieferten Chargen unterliegen einer regelmäßigen Kontrolle auf Schadstoffe.

In Abhängigkeit ihrer Zusammensetzung gibt es sie in rötlicher, gelblicher, grauer, grünlicher bis zu weißer Farbgebung.

Jedes Korn ist nur ein tausendstel Millimeter groß. In ihrer Gesamtheit bildet die Heilerde jedoch eine riesige Oberfläche, wodurch sie Schadstoffe an sich bindet. Je feiner vermahlen eine Heilerde ist, desto größer ist ihr Bindungsvermögen.

6. Meine erste Bekanntschaft mit heilender Erde

Ich lernte die Heilerde erst durch Evelin kennen. Sie nimmt sie seit rund 20 Jahren jeden Morgen auf nüchternen Magen mit einem Glas Quellwasser ein. Mir empfahl sie sie in Tagen unserer ersten Schwärmereien, als mich ein fürchterliches Sodbrennen quälte.

Unabhängig von jeder Schwärmerei erntete meine wunderschöne Frau für ihren Rat auch bei anderen Dankbarkeit, da die Heilerde jede Übelkeit, jedes Bauchweh und sogar einen „Kater“ im Nu abklingen ließ.

7. Wirkungen der Heilerde

In der Literatur fand ich folgende Informationen zur Wirkung der Heilerde:

Die Wirkungsweise der Heilerde beruht auf Adsorption (Bindung von Stoffen an der Oberfläche des Teilchens), z.B. von Schwermetallen, und Absorption (Aufnahme von Stoffen ins Teilchen), z.B. von Fetten und Cholesterin. Die Wirkung kannst Du einfach nachprüfen, wenn Du Mundgeruch hast. Nach der Einnahme von Heilerde verschwindet er.

Heilerde bindet Stoffwechselgifte wie Gärungsgase, die bei der Verdauung pflanzlicher Lebensmittel entstehen können, und Fäulnisgase, die sich durch den Verzehr von Tierprodukten bilden. Sie hilft somit bei Völlegefühl und Blähungen.

Schädliche Bakterien und Pilze im Magen-Darm-Trakt werden ebenfalls gebunden, wodurch allergische Reaktionen wie Asthma, Kopfschmerzen, Kreislaufstörungen, Durchfall usw. reduziert werden können.

Das Darmgewebe wird durch die Heilerde saniert und bietet der natürlichen Darmflora so ein besseres Milieu. Die Darmflora wird durch Heilerde nicht negativ beeinflusst. Magen-Darm-Geschwüre haben keine Chance.

Die meisten Bestandteile der Heilerde liegen als Silikate vor, d.h. sie sind an Kieselsäure (Silizium) gebunden. Diese Mineralien können dennoch einen bedeutenden Beitrag zur Mineralstoffversorgung leisten, da vor allem Kalzium, Kalium, Eisen und Magnesium durch die Magensäure herausgelöst werden.

Heilerde sorgt für ein ausgeglichenes Säure-Basen-Verhältnis im Körper, wobei die enthaltenen Silikate eine Pufferfunktion übernehmen. Diese Eigenschaft erklärt die entzündungshemmende Wirkung der Heilerde, z.B. bei Magenschleimhautentzündungen, da Entzündungen meist bei Verschiebungen im Säure-Basen-Verhältnis entstehen.

Ionen aus der Oberfläche der Heilerdepartikel können mit anderen aus der Umgebung ersetzt werden, was vermutlich die Hypophyse und die Nebennierenrinde anregt. Das wiederum führt zur Ausschüttung körpereigener Hormone, was vor allem bei Frauenkrankheiten und Rheuma hilfreich ist. Zudem beugt Heilerde oxidativem Stress vor, weil sie freie Radikale bindet.

Heilerde hilft durch ihre Eigenschaft, Fett- und Cholesterin aus der Nahrung zu binden, beim Abnehmen, und zügelt – morgens auf nüchternen Magen und 30 Minuten vor der Mahlzeit eingenommen – den Appetit.

8. Zusammensetzung von Heilerden

Informationen über die Zusammensetzung verschiedener Ton- und Heilerden sind rar. Im Netz ist vor allem Adof Justs Luvos-Heilerde gut dokumentiert. So besteht der Luvos-Löss z.B. hauptsächlich aus Silikat (42%), Kalkspat (19%), Dreischichttonmineralen (16%), Feldspat (16%), Dolomitmineralstoffen (4%) und Spurenelementen in unterschiedlicher Zusammensetzung (3%).

Folgende Mineralstoffe befinden sich in der Luvos-Heilerde:
Aluminium: 60,4 mg/g, Chrom: 0,09 mg/g, Eisen: 46,3 mg/g, Fluor: 1,4 mg, Kalium: 17,8 mg, Kalzium: 57,9 mg, Kobalt: 0,015 mg, Kupfer: 0,016 mg, Mangan: 0,6 mg, Magnesium: 11,1 mg, Molybdän: 0,001 mg, Natrium: 5,3 mg, Nickel: 0,03 mg, Phosphor: 0,8 mg, Selen: 0,002 mg, Silizium: 325,7 mg, Strontium: 0,001 mg, Titan: 5,1 mg, Vanadium: 0,08 mg, Zink: 0,058 mg

In der grünen Mineralerde von Terra Natura finden sich (gemäß Packungsbeschriftung) diese Mineralstoffe:
Silizium: 495 mg/g, Eisen: 56 mg/g, Magnesium: 22 mg/g, Kalzium: 88 mg/g, Kalium: 37 mg/g, Natrium: 2 mg/g

Die Heilerden unterscheiden sich zwar in Korngröße und Mineralstoffzusammensetzung, in den Anwendungsgebieten indes nicht.

9. Erkranke ich vom Aluminium in der Erde nicht an Demenz?

Das Aluminium ist schwerlöslich in Alumosilikaten gebunden und wird deshalb nicht vom Körper aufgenommen.

Die Zeitschrift „Natur und Heilen“ schreibt:

Die Vorstellung, daß das Aluminium in Heilerde zur Alzheimer-Demenz beiträgt, hält sich zwar hartnäckig, ist aber längst widerlegt; es lag ein Fehler bei den entsprechenden Untersuchungen vor. Wir nehmen Aluminium schließlich ständig in Spuren durch Wasser und Nahrung auf und erkranken dennoch nicht an Alzheimer.

Wir Menschen nehmen Aluminium hauptsächlich über die Nahrung auf. Es steckt in fast allen Nahrungsmitteln, vor allem in getrockneten Gewürzen und Kräutern sowie in Schokoladenprodukten, und ist eines der häufigsten Elemente in der Erdkruste.

Weitere Informationen rund um das Aluminium und die aktuellen Erkenntnisse zu diesem Element und seiner Wirkung auf den Organismus findest Du im Artikel „Wie gefährlich ist Aluminium?“ vom Spektrum der Wissenschaft.

So wird unter anderem belegt, dass eine Demenzerkrankung nur unter extremsten Bedingungen auftritt. Also bei Mengen, die der Mensch unter normalen Umständen über die Haut oder Nahrung gar nicht aufnimmt. So z.B. bei Dialysepatienten, die mit der Dialyseflüssigkeit große Mengen Aluminiumsalze erhalten haben.

10. Worauf ist bei der Einnahme zu achten?

Traditionell wird Heilerde im Rahmen des Fastens oder einer Frühjahrskur eingenommen. Es gibt Heilerde in Form von Pulver und Kapseln, die gemäß Packungsbeilage oder Fastenanleitung eingenommen werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten kann deren Wirkung verzögert oder gar nicht eintreten, weshalb Du eine oder besser zwei Stunden Abstand zwischen der Einnahme der Erde und der Medikamente einhalten solltest.

11. Nachteile der Heilerde

Wenn Du zu wenig Flüssigkeit einnimmst, kann die Einnahme großer Mengen Heilerde zu Verstopfung führen. Diese kannst Du durch ausreichendes Trinken jedoch wieder lösen.

Bei einer beständigen, hochdosierten Einnahme kann es zu Nierenentzündung aufgrund der Silikate in der Heilerde kommen.

12. Heilerde in der äußerlichen Anwendung

Auch, wenn es in diesem Beitrag hauptsächlich um die innere Anwendung von Erden geht, zeigt Heilerde auch ihre faszinierenden Fähigkeiten als Gesichtsmaske für eine reine, geschmeidige Haut.

Sie hilft zudem bei Hauterkrankungen, Insektenstichen, Verbrennungen (auch Sonnenbrand), Schuppen, Juckreiz, fettigen Haaren sowie Muskel- und Gelenkerkrankungen. Auch zur Zahnpflege lässt sie sich einsetzen.

Wir werden Dir von der äußerlichen Anwendung von Heilerde in einem zukünftigen Blogbeitrag erzählen.

13. Bezugsquellen für Heilerde

Du bekommst Heilerde in Apotheken und Online-Apotheken, in Reformhäusern, Drogeriemärkten, auf Ebay oder bei Amazon.

14. Fazit und Literaturempfehlungen

Wir schätzen Erde. Sie ist eines der natürlichsten Dinge der Welt, mit der wir Menschen in Kontakt kommen, und ein wunderbares Therapeutikum bei verschiedensten Leiden.

Unsere Kinder spielen mit Erde, sie dürfen z.B. in schlammigen Pfützen spielen und baden und im Garten Matsch herstellen. Heilerde zur Erhaltung unserer Gesundheit wollen wir nicht mehr missen.

Spaß in der Pfütze

Spaß in der Pfütze

Vielleicht willst Du sie auch mal ausprobieren?

Wenn Du bereits Erfahrungen mit der Anwendung von Heilerde gemacht hast, teile sie doch in den Kommentaren mit uns! :-)

Interessante, empfehlenswerte Literatur zur Heilerde, ihrer Wirkung und ihren Anwendungsgebieten (z.B. bei Fastenkuren) findest Du in unserem Shop.

Hinweis: Wir stehen in keiner wirtschaftlichen oder persönlichen Verbindungen zu den genannten Marken oder Unternehmen. Der Artikel dient der allgemeinen Information über ein Gesundheitsthema, nicht der Beratung individueller Anliegen. Bei gesundheitlichen Beschwerden wende Dich bitte an den Arzt oder Heilpraktiker Deines Vertrauens. Auch wenn die Infos in diesem Beitrag gründlich recherchiert sind, können fehlerhafte, veraltete oder unvollständige Informationen nicht ausgeschossen werden. (Letzte Änderung am 3. Januar 2018: Bezugsquelle ergänzt)

CC BY-SA 4.0 Erde essen? Gute Idee! – über Geophagie und Heilerde von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.