Drei Tage verbrachten wir mit unseren Kindern in Norwegen, dem Land der Trolle und Riesen. Wir nehmen euch mit und erzählen von unseren lustigen, beeindruckenden und schlimmen Erlebnissen.
Diesen Blogpost gibt es auch als Video, falls Du keine Zeit oder Lust zum Lesen hast:
Über die grüne Grenze von Schweden nach Norwegen
Am Tag nach dem Midsommarafton in Schweden reisten wir nach Norwegen weiter. Wir fuhren über Östmark straßenbreiten, festgefahrenen, mit riesigen Pilzen und blühenden Lupinen gesäumten Waldwegen entlang. Die gemütliche Strecke und die oft grandiose Aussicht machten die Reise zu einem kurzweiligen Vergnügen.
Das Navi wollte uns zwar partout eine andere Strecke entlangführen, aber wir widersetzten uns. Problemlos passierten wir schließlich die grüne Grenze in Rottnemon.
Als wir norwegisches Staatsgebiet unter den Rädern hatten, stellte das Navi nüchtern fest, dass unser Weg doch der kürzere war.
Die hübschen, meist rot angestrichenen Häuser, wie wir sie in Schweden sahen, wichen zunehmend überwiegend braun oder weiß angestrichenen Block- und Holzhäuschen.
Nachdem wir den Waldweg verlassen haben, fuhren wir über die 201 und eine weitere Umleitung durch den Wald in Richtung Hamar, weil die App Park 4 Night dort eine tolle Übernachtungsmöglichkeit ausspuckte.
Zurück in der Zivilisation
Wir konnten es kaum fassen: Im Vergleich zum ruhigen, dünn besiedelten Schweden auf demselben Breitengrad, hatten wir hier in Norwegen eine Landschaft vor uns, die uns sehr an zuhause erinnerte:
Norwegen ist zwar ebenfalls von großen Seen und Wäldern geprägt, aber es gibt in dem Land auch weite Ebenen mit vielen, nahe beieinander liegenden Ortschaften, großen Feldern, etlichen Baustellen, einem gut ausgebauten Straßennetz und – vor allem – viel mehr Verkehr auf den Straßen.mWas gleich auffiel: Hier fahren viel mehr Elektrofahrzeuge, vor allem der Marke Tesla, herum als bei uns.
Die Rache des Raubvogels
Unsere erste, größere Pause legten wir in Elverum beim Norsk skogmuseum ein, um dort im Museumsshop erfolglos nach einem schönen Aufkleber für unser Auto zu schauen.
Da wir die „Jagd“ nicht gutheißen und noch einen weiten Weg vor uns haben, verzichteten wir auf einen Museumsbesuch. Unsere Kinder hatten trotzdem viel Spaß mit den lebensgroßen Tierskulpturen und dem Labyrinth im Außengelände.
Wieder am Auto sahen wir das Unheil: Ein Vogel hatte einen riesigen Haufen auf die Frontscheibe gesetzt. Wir konnten die Vogel-AA zwar abwischen. Die Schlieren auf dem Glas fuhren wir jedoch noch auf der ganzen Reise durch Norwegen spazieren.
Hamar
Der zur Übernachtung ausgewählte Parkplatz in Hamar war uns dann doch zu windig und stark frequentiert, auch wenn er wunderschön am See lag, so dass wir nach einem Einkaufsbummel durch einen örtlichen Supermarkt noch etwas weiter in Richtung Lillehammer fuhren.
Das Angebot in den Kaufhallen ist vergleichsweise preisintensiv – unserer Meinung nach – neben der norwegischen Zuckersteuer – einer der Gründe, weshalb die Menschen in Norwegen so schlank und relativ gesund aussehen.
Übernachtung im Auto am Torpavegen
Kurz vor Lillehammer fuhren wir bei Vingrom den nicht stark befahrenen Torpavegen ins Gebirge hinauf und fanden dort einen ruhigen Parkplatz, wo wir übernachten konnten.
Am nächsten Morgen wechselte sich eine kühle Brise mit Windstille gefühlt im Minutentakt ab. Die Sonne sendete ihre wärmenden Strahlen. Wir hörten die Vögel zwitschern, entfernt den Schrei einer Krähe und das Läuten der Glocken um den Hals frei herumlaufender Schafe und Rinder.
Das Schaf auf der Straße
Als wir vom unbequemen Nächtigen im Auto relativ gebeutelt zurück ins Tal fuhren, kreuzten mehrere Rinder- und Schafherden unseren Weg.
Ein Schaf lag merkwürdig auf der Straße und wir dachten, es wäre vielleicht verletzt. Als Evelin ausstieg, um nach dem Tier zu sehen, wandelte sich unsere Sorge in schallendes Gelächter. Ein Lamm, das offensichtlich mitten auf der Straße gestillt wurde, flüchtete vor Evelin und riss dabei seine Mama mit.
Das Lämmchen trug die Schafmama, die sich nur mit den Vorderbeinen auf der Straße abstützen konnte, quer über die Straße. Es war ein herrlicher Anblick, da die Schafmutter offensichtlich nicht wusste, was gerade mit ihr passierte.
Die Autofahrer waren alle sehr achtsam und hielten für die Tiere an.
Ein scharfer Sonntag in Lillehammer
Es war Sonntag und die Stadt Lillehammer stand auf dem Programm. Die Parkplatzsuche gestaltete sich einfach. Am Sonntag kostete der Platz, den wir uns aussuchten: nichts.
Wir bummelten durch die Stadt und konnten in einem arabischen Geschäft einige Lebensmittel einkaufen. Unser Kleiner naschte dort aus Versehen von einer sehr scharfen Chili-Schote. Er fing an zu schreien und konnte sich nicht mehr beruhigen. Er wollte nicht stillen, und auch das Gürkchen, das der hilfsbereite Verkäufer ihm brachte, nützte wenig. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Schmerz nachließ. Wir sind froh, dass nichts Schlimmeres passierte.
Wir fuhren zum Museumskomplex Maihaugen, wo am Abend ein großes Feuer entzündet werden sollte, entschieden uns aber doch, das Eintrittsgeld zu sparen und weiter nach Tretten zu fahren, wo wir für zwei Nächte als Couchsurfer unterkommen durften.
Von Tretten nach Lom
Unser Gastgeber – ein freundlicher und aufgeschlossener, junger Mann – zeigte uns noch am ersten Tag einen kleinen Wasserfall in seiner Nähe und wusste viel über Land und Leute zu berichten.
Um unsere Anwesenheit in Norwegen auszukosten, wollten wir nach einer erholsamen, hellen Nacht einen Tagesausflug nach Lom und ins Hochgebirge Skandinaviens unternehmen, genauer gesagt zum Nationalpark Jotunheimen – benannt nach dem Land der Riesen aus der nordischen Mythologie.
Allein der Weg nach Lom war den Ausflug wert. Um die zahlreichen Mautstraßen zu umgehen, ließen wir uns vom Navi unbefestigte, teils sehr schmale, abenteuerliche Waldwege entlangführen. Über den Wildwasserfluss Sjoa, und am Lemonsjøen vorbei, leitete es uns bis nach Lom, wo eine Stabkirche aus dem 12. Jahrhundert, der türkisblaue Fluss Bøvra und viele, viele Touristen auf uns warteten.
Nachdem wir den Ort erkundeten und uns an einem Brunnen das „weltbeste Wasser“ in unsere Flaschen abfüllten, fuhren wir noch ein Stück weiter ins Hochgebirge hinein.
Visdalsvegen
Das Visdalen, das genau zwischen den beiden größten Bergen des skandinavischen Gebirges – dem Galdhøpiggen und dem Glittertind – hindurchführt, wartete auf uns.
Das Auto ächzte unter der Fahrt über den Visdalsvegen. Da uns bei Lauvbakken ein Schild auf die Mautpflicht und für größere Autos unpassierbare Engstellen beim Befahren der vor uns liegenden Strecke aufmerksam machte, ließen wir das Auto verschnaufen und nutzten die Gelegenheit für einige Schnappschüsse dieser beeindruckenden Landschaft, bevor wir uns auf den Weg zurück nach Tretten machten.
Im Nachhinein ärgere ich mich darüber, dass wir die Sognefjell Road, die höchste Pass-Straße Europas, die von Lom bis zum Lustrafjorden führt, nicht weitergefahren sind. Jürgen Heidorn hat das, was wir verpasst haben, in seinem Youtube-Video festgehalten:
Auf dem Rückweg nach Tretten haben wir diesmal eine Mautstelle mitgenommen – besser als die 70 Kilometer zu fahren, um sie zu umgehen.
Von Eindrücken überwältigt fielen wir ins Bett.
Abreise mit der Fähre von Oslo nach Frederikshavn
Der nächste Tag war verregnet und trüb.
Wir räumten das Auto ein und fuhren gen Oslo, von wo aus uns eine Fähre über Nacht nach Frederikshavn in Dänemark bringen soll. Die Fähre der Stenaline haben wir vor Antritt unserer Reise für ca. 200 Euro gebucht.
Um zum Fährhafen zu gelangen, kommt man um Mautstraßen nicht herum. Da mussten wir also in den sauren Apfel beißen. Die Mautrechnungen sollen dem Fahrzeughalter innerhalb eines Jahres zugestellt werden.
Wir sind pünktlich am Fährhafen eingetroffen und warten im Nieselregen auf unser Schiff. Das Auto fand einen Platz auf dem Parkdeck. Wir nahmen so viel wir tragen konnten, suchten unsere Kajüte und fanden sie in der Nähe der Schiffsmotoren.
Nun hieß es, die Fähre zu erkunden, auf der es Bars, Restaurants, einen Einkaufsmarkt, Spielhallen, eine Disco und Angebote für „kleine Piraten“ gibt. Auf der Fähre ist alles auf Konsum, Unterhaltung und Vergnügen ausgelegt.
Das sanfte Dröhnen der Schiffsmotoren wiegte uns nach einer Dusche und einem provisorischen Abendessen aus Knäckebrot, Smøremyk und Salat in den Schlaf.
Pünktlich um 6 in der Frühe weckte uns der Kapitän der Fähre über die Bordlautsprecher. Da waren wir wieder in Dänemark.
Eine eindrucksvolle Reise durch Skandinavien liegt hinter uns und wir freuen uns nun auf die Länder und Abenteuer, die noch vor uns liegen.
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Was für ein wunderschönes Land! Natur und Architektur sind faszinierend. Großartige Aufnahmen!