Wie finde ich andere alternative Familien in meiner Nähe? Wo sind die Mamas und Papas im „real life“, mit denen ich über Tragetücher oder kindergartenfrei / freilernen quatschen kann? Wer gründet mit mir einen Gemeinschaftsgarten oder ein Mütterteam? Wenn euch diese oder ähnliche Fragen im Kopf herumgehen und ihr euch nach Vernetzung mit Gleichgesinnten sehnt, dann ist der folgende Artikel genau für euch geschrieben.

Ein „alternativer“ Freundeskreis gegen die Einsamkeit

Vorab: Natürlich gibt es nicht DIE typische alternative Familie. Und es ist klar, dass jede Familie für sich selbst einen stimmigen Weg finden muss und es dabei kein „richtig“ oder „falsch“ gibt. Daher ist es in jedem Fall ratsam, offen zu sein für andere Meinungen und Vorstellungen des Familienlebens. Und man kann auch durchaus gut mit anderen Eltern befreundet sein, die bestimmte Themen anders sehen, als man selbst.

Trotzdem weiß ich, wie frustrierend es ist, wenn man ständig das Gefühl hat, als einzige Mutter auf dem Spielplatz oder in der Gruppe alles anders zu sehen. Es strengt an, seinen Weg immer wieder rechtfertigen oder diskutieren zu müssen. Vielen Menschen fällt es schwer, alternative Wege zu verstehen oder auch einfach nur zu respektieren. So kann es sehr heilsam sein, andere Eltern kennenzulernen, die einen ähnlichen Lebensstil führen: bindungsorientiert, achtsam, umweltbewusst

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Eine Mama brachte es kürzlich mit ihren Worten in einer E-Mail an mich ganz gut auf den Punkt:

„Wenn ich mit anderen zusammen war, hatte ich oft das Gefühl, dass nur ich anders denke und fühle, und überlegte, ob ich mich vielleicht nicht so anstellen sollte, nicht so kritisch sein sollte, nicht alles hinterfragen usw. Ich habe sehr deutlich gespürt, dass ich eine Vernetzung brauche mit gleichgesinnten Menschen. Denn schlimmer als die Einsamkeit zu Hause, fand ich die Einsamkeit unter anderen Menschen.“

So geht es in der Tat vielen Müttern, die sich bei mir melden. Deshalb möchte ich euch heute einige Tipps mitgeben, wie es euch gelingen kann, ein tolles Netzwerk aufzubauen.

Meine 11 Tipps zur Vernetzung mit gleichgesinnten alternativen Familien

1. Schreibt ganz klassisch kleine Flyer / Zettel, über die ihr nach alternativen Familien sucht und hängt sie überall dort aus, wo ihr eure Zielgruppe vermutet: in Bioläden, Stillcafés, Freien Schulen, Waldorfkindergärten, aber auch beim Bäcker oder am schwarzen Brett in der Bibliothek. Je weniger professionell sie aussehen, desto mehr Aufsehen werden sie erregen. ;-) Ich habe über diesen einfachen Weg zwei langjährige Freundinnen gefunden.

2. Nutzt parallel auch die Möglichkeit, Anzeigen über ebay-Kleinanzeigen, quoka, naturkost.de oder das Mitteilungsblättchen eurer Stadt zu veröffentlichen.

Sucht nach alternativen Kursangeboten und Treffen in eurer Stadt, das könnten zum Beispiel sein:

3. Stillcafés/Stilltreffs: Häufig trifft man sich wöchentlich oder einmal im Monat in ungezwungener Runde. Manchmal gibt es Vorträge oder es werden mit anwesenden Stillberaterinnen oder Hebammen spezielle Themen besprochen. 

4. Tragetreffs: Erkundigt euch bei Trageberaterinnen in eurer Nähe, ob sie so etwas anbieten, oder sucht im Internet danach. Alternativ: Bietet selbst Treffen an und verteilt Flyer dafür.

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5. Offene Artgerecht-Treffen: Schaut nach, ob es in eurer Nähe Artgerecht-Coaches gibt und ob sie regelmäßige Treffen anbieten oder besucht im Sommer ein Artgerecht-Familiencamp.

6. Auch Pikler-Spielräume, Malorte nach Arno Stern, Freilernertreffen, Waldorf-Eltern-Kind-Kreise oder Eltern-Kind-Waldspielgruppen können gute Anlaufstellen sein, um andere alternative Familien kennenzulernen.

Freilerner-Treffen

Ein Freilererntreffen ist ein idealer Ort, um sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen

7. Wenn ihr kindergartenfrei / kitafrei lebt, registriert euch auf kindergartenfrei.org und schaut auf der Landkarte nach Familien in eurer Nähe. Es gibt außerdem zahlreiche regionale Facebookgruppen, in denen sich kindergartenfreie Familien vernetzen.

8. Auch die Gemeinschaft „Mütter der neuen Zeit“ ist eine gute Anlaufstelle für Mamas, die anders denken. Ihr findet sie über ihre Website und diverse Social-Media-Kanäle.

9. Traut euch, und sprecht Eltern an, die euch sympathisch erscheinen: Im Bioladen, auf dem Flohmarkt, im Wald, Tragemamas … bestimmt werden auch sie sich über neue Kontakte freuen.

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Auf meiner Website „Mütterimpulse – bewusst und natürlich leben“ biete ich selbst folgende Unterstützung bei der Vernetzung an:

10. Tragt euch in die Vernetzungs-Landkarte ein oder überprüft, ob es dort schon Familien in eurer Nähe gibt.

11. Besucht ein Vernetzungs-Picknick in eurer Nähe (bis Ende September 2021 gibt es noch zahlreiche Termine in ganz Deutschland!) oder organisiert selbst eins.

Vernetzung beginnt mit dem ersten Schritt

Mir ist klar, dass es nicht jedem leicht fällt, fremde Menschen anzusprechen oder zu netzwerken und, dass durchaus auch Mut dazugehört. Doch ich denke, dass viele Eltern besser vernetzt sein könnten, wenn sie öfter mal die Initiative ergreifen würden, statt sich als Opfer der Umstände zu sehen. Stichwort: Eigenverantwortung übernehmen.

Es kann zum Beispiel sein, dass ihr die obige Liste durchgeht und nach ausführlicher Recherche feststellt: In eurem Ort gibt es weder Familien auf den Online-Vernetzungskarten, noch Waldspielgruppen oder andere alternative Angebote.

Dann habt ihr zwei Möglichkeiten: Ihr könnt euch entweder über diese äußeren Umstände beschweren und darüber jammern, dass ihr einfach in der falschen Stadt wohnt oder ihr entscheidet euch ganz bewusst dafür, Verantwortung für euer Leben zu übernehmen, um eure Situation zu verbessern.

Spiel beim Freilernertreffen in Prag

Das Eis brechen: gemeinsames Spiel beim Worldschooling-Picknick in Prag

Habt ihr euch denn schon selbst auf den Landkarten eintragen lassen? Könntet ihr vielleicht eine Waldspielgruppe ins Leben rufen oder einen Picknicktermin für eure Stadt festlegen und verbreiten?

Ja genau – macht ihr den ersten Schritt! Das mag vielleicht ein Schritt aus der Komfortzone sein und ihr könnt euch einreden, dass ihr das doch nicht könnt oder bla bla bla … Aber vielleicht hilft dir der Gedanke, dass es noch fünf bis zehn andere Eltern in eurer Umgebung geben könnte, die sich ebenfalls noch nicht trauen, aber nur darauf warten, dass jemand Initiative ergreift. Und die sich euch dann mit großer Freude und Erleichterung sofort anschließen, wenn ihr den ersten Schritt gegangen seid.

Gemeinsam können wir unsere Visionen umsetzen

Ihr müsst dafür nicht einmal ein besonders ausgetüfteltes Konzept für eine Waldspielgruppe oder einen Kindergartenfrei-Treff im Hinterkopf haben. Es reicht, wenn ihr im ersten Schritt eure Idee verbreitet, so etwas ins Leben zu rufen. Dadurch könnt ihr andere Interessenten finden und die Sache gemeinsam angehen. Dann wird es sich auch gleich viel leichter anfühlen.

Alles beginnt mit dem ersten Schritt. In meinem Kopf entstand zum Beispiel vor sieben Jahren das anfangs utopisch erscheinende Bild einer Landkarte, auf der überall dort kleine Fähnchen eingezeichnet waren, wo andere alternative Mütter und Familien gerade auf der Suche nach Vernetzung sind. „Das wär’s doch!“, dachte ich damals noch träumerisch schmunzelnd. Inzwischen ist die Landkarte längst realisiert und knapp 1.000 Mamas freuen sich über eure Kontaktaufnahme.

Dank Internet sind die Möglichkeiten zur Vernetzung heutzutage fast unbegrenzt. Es braucht nur manchmal kreative Ideen, die richtigen Begriffe oder hilfreiche Links. Ich hoffe, dass ich euch davon in meinem Artikel ein paar mitgeben konnte und ihr jetzt motiviert seid, euch ein tolles Netzwerk aus gleichgesinnten Familien aufzubauen.

Ich wünsche euch dabei viel Erfolg!
Eure Sophie

 

 

CC BY-SA 4.0 11 Tipps zur Vernetzung mit gleichgesinnten alternativen Familien von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.