„Sterilisieren lassen, das ist nur was für Frauen! Wenn das ein Mann macht, dann ist das einer, der unter dem Pantoffel steht. Oder einer, dessen Frau einfach zu blöd zum Verhüten ist.“ Ich denke, mit dieser Aussage treffe ich den Nerv der Zeit. Die Sterilisation beim Mann ist ein Tabu. Aber lasst uns hier mal eine Ausnahme machen … ;-) Denn meine Samenleiter sind durchtrennt. Ich habe mich sterilisieren lassen und will euch von meinen Erfahrungen mit der Vasektomie berichten. Obwohl sie die sicherste und auf Dauer günstigste Methode ist, um keine Kinder mehr zu zeugen, so zehrte der Weg dahin extrem an meinen Nerven: Ich wurde versetzt, bekam die Diagnose Hodenkrebs und sollte gegen meinen Willen in Vollnarkose operiert werden. Aber von vorn …
Die Entscheidung zur Vasektomie
Ich will nicht, dass meine Frau Evelin sich mit Hormonen vollpumpt oder sich operieren lässt. Und die ganzen Barriere-Methoden wie Kondom und Diaphragma sind lästig.
Die Vasektomie ist ein minimaler Eingriff: Dabei werden die Samenleiter durchtrennt. Ansonsten ändert sich nichts. Auch wenn ich vielleicht manchmal so getan habe, fiel mir die Entscheidung für diese Form der hormonfreien Verhütung nicht schwer – obwohl mir das Vasalgel schon lieber gewesen wäre. Leider ist das im Jahr 2020 aber immer noch nicht auf dem Markt.
Abgeschlossene Familienplanung
Eigentlich wollte ich bereits 2019 die Vasektomie – also noch, bevor wir uns auf unsere Langzeit-Reise durch Europa begaben. Doch als Evelin die ersten Anzeichen für eine erneute Schwangerschaft spürte, schob ich das Thema wieder auf.
Mit der (Allein-)Geburt unseres vierten Kindes ist die Familienplanung bei uns nun wirklich abgeschlossen. Wir fühlen uns „vollständig“ und sind sehr glücklich mit den zwei Mädchen und den beiden Jungen. Ja, es ist grandios, mitzuerleben, wie ein neuer Mensch entsteht und zur Welt kommt. Es gibt nichts Schöneres, als so ein kleines Wunder aufwachsen zu sehen, es zu begleiten und sich zu freuen, wie es die Welt entdeckt und seinen Platz darin findet.
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Ein bisschen wehmütig werde ich schon, wenn ich daran denke, dass wir nie wieder ein selbst gemachtes Baby haben werden. Aber es ist auch anstrengend und mit Sorgen und Verzicht verbunden. Mit der Vasektomie ist die Familienplanung nun aber endgültig besiegelt. Und das ist gut so!
Vorgespräch zur Vasektomie
Es ist nicht leicht, einen Urologen zu finden, der noch „Patienten“ aufnimmt. Ich finde schließlich einen Arzt mit guten Bewertungen. Einen Monat nachdem ich dort anrief, betrete ich mit einem mulmigen Gefühl die urologische Praxis.
Der Mann hinterm Schreibtisch begrüßt mich freundlich und kommt gleich zur Sache. Er befragt mich zu meiner familiären Situation und klärt über die OP auf. Der Urologe empfiehlt die Vasektomie unter Vollnarkose. Denn die Sterilisation unter örtlicher Betäubung ist angeblich ganz ganz schlimm.
Diagnose: Hodenkrebs
Nach dem Gespräch will er sich „die Sache“ anschauen. Also: Hose runter … Er tastet den Hoden ab und bittet mich in die Horizontale. Mit dem Ultraschallgerät durchleuchtet er die Familienjuwelen.
Innerhalb von zehn Sekunden sorgt er dafür, dass meine Welt zusammenbricht. Das folgende Gespräch verläuft etwa so: „Seit Jahren führe ich routinemäßig den Ultraschall bei den Patienten durch, um genau sowas zu entdecken.“ Er zeigt mir einen kleinen, dunkleren Fleck auf dem Bildschirm. „Haben Sie schon einen Termin für die OP?“, fragt er mich. Ich bejahe. „Jetzt wird alles ganz anders. Sie haben Hodenkrebs!“
Wie ich mich fühle, könnt ihr sicher erahnen. Ich nehme es mit Haltung, aber in mir kreisen die Gedanken. Ich frage: „Was passiert, wenn man da nichts macht?“ Er antwortet: „Dann sterben Sie. Der Hoden muss raus. Schnellstmöglich.“
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Chemo- oder Strahlentherapie statt Vasektomie?
Der Urologe ruft im Klinikum in unserer Nachbarstadt an. Dort kommt er nicht weiter, da ein OP-Termin erst in einigen Wochen frei wäre. Also wendet er sich an die Zeisigwaldklinik in Chemnitz und gibt meine Kontaktdaten durch.
Nun soll ich mir von seiner Schwester noch Blut abnehmen lassen. Sie fragt mich, ob ich Hilfe brauche oder etwas trinken will. „Am liebsten einen großen Schnaps“, denke ich. Ich schüttele den Kopf. „Alles okay“, entkriecht es meinem Mund. Danach darf ich gehen.
Ich starte den Motor des Autos, da klingelt das Smartphone. Es ist eine Schwester aus dem Chemnitzer Krankenhaus. Ich solle mich gleich am nächsten Tag vorstellen. Mit einem bizarren Gefühl, kreisenden Gedanken und Tunnelblick fahre ich nach Hause zu Evelin. Dort erzähle ich ihr alles und ich sehe ihr an, wie auch ihre Welt auseinanderbricht.
Zweitmeinung im Krankenhaus
In der Klinik werde ich vom Urologen und Oberarzt genau unter die Lupe genommen. Ich gebe ihm den Befund des anderen Urologen, auf dem steht, dass ich am linken Hoden einen Tumor von sieben Millimetern Größe hätte.
Auch der Oberarzt der Klinik durchleuchtet meine Hoden mit Ultraschall. Er kann keinen Krebs entdecken. Sein Kollege ist telefonisch nicht zu erreichen.
Ich sage zum Urologen, dass ich eigentlich eine Vasektomie durchführen lassen wollte. So gibt er mir einen Termin zur Kontrolle und sagt, wir reden dann noch mal über die Sterilisation. Ohne abschließende Diagnose fahre ich wieder nach Hause.
Kastration oder Sterilisation?
In der Zeit bis zum Kontrolltermin werde ich von Ängsten beherrscht. Wie soll es weitergehen? Was kann ich tun, um gegen den Krebs anzukämpfen? Ernährung, Sport, … Und was ist mit meiner Familie? Werde ich erleben, wie meine Kinder groß werden? Ich denke viel über den Sinn des Lebens und lese alles, was zu dem Thema „Hodenkrebs“ zu finden ist (zum Beispiel die S3-Leitlinie als PDF) und Evelin kümmert sich liebevoll um mich.
Einen Monat später untersucht der Oberarzt meine Hoden erneut. Er nahm sich enorm viel Zeit, um alles zu durchleuchten. Bis auf eine Nebenhodenzyste, um die man sich nicht weiter kümmern muss, und ein Blutgefäß mit der Größe des „Tumors“ sieht er nichts. Das Gewebe im Hoden ist homogen und völlig in Ordnung. Auch das Blut, das mir beim letzten Mal abgenommen worden ist, zeigt keine Auffälligkeiten bei den Tumor-Markern.
Mir fällt ein dicker Stein vom Herzen. Für mich beweist sich mal wieder, dass es unerlässlich ist, eine Zweitmeinung einzuholen.
Zweites Vorgespräch zur Vasektomie
Nun kommen wir zum „angenehmen“ Teil – der Vasektomie. Der Oberarzt erklärt mir noch einmal, was bei der Operation gemacht wird. Hier wird die klassische Methode angewendet: Rechts und links wird ein kleiner Schnitt in den Hodensack gemacht. An beiden Seiten werden die Samenleiter durchtrennt, deren Enden verödet und nach hinten umgeschlagen (Ligaturtechnik).
Der Oberarzt legt mit dem ambulanten OP-Zentrum einen Termin für die Vasektomie fest und schickt mich zum Anästhesisten. Der klärt mich über die Möglichkeiten auf, nichts von der OP mitzubekommen. Er bietet mir zwei Verfahren an: PDA oder Vollnarkose. Ich schlucke. Eigentlich will ich nicht so eine Holzhammer-Methode und bitte um die Vasektomie mit örtlicher Betäubung. Der Arzt schreibt auf den Aufklärungsbogen: „Bevorzugt Regional-Anästhesie“.
Erster OP-Termin – sitzengelassen
Zwei Wochen später sitze ich am frühen Morgen verschlafen im Wartezimmer des ambulanten OP-Zentrums. Und dort warte ich. Ich warte und warte und warte.
Als die anderen Patienten einer nach dem anderen den Warteraum verlassen und als ich schließlich allein dort herumsitze, kommt eine Schwester und fragt mich nach meinem Namen. Ich gebe ihr all meine Unterlagen, auf denen auch der Termin eingetragen ist. Sie wolle nachfragen, was da los ist. Einige Zeit später setzt sich ein Arzt zu mir und erklärt mir freundlich, dass heute keine Vasektomie angesetzt ist. Es gäbe irgendwo einen Fehler im System. Ich stehe nirgends auf der Liste – und er könne daran auch nichts ändern. So darf ich unverrichteter Dinge nach Hause fahren.
Zweiter OP-Termin – die Kosten der Vasektomie
Einige Tage später bekomme ich einen Anruf und einen neuen Termin für die Vasektomie. Ein weiterer Monat zieht ins Land.
„Herr Hager bitte“ … Wow. Ich werde heute wirklich aufgerufen. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Nach ein paar Routinefragen wegen der Corona-Pandemie sagt die Schwester, ich soll mich entkleiden. Gesagt, getan. Ich schlüpfe in ein Patienten-Hemd, welches hinten geschnürt wird und warte. Die Schwester gibt mir zwischendurch den Kostenvoranschlag für die Vasektomie über knapp 430 Euro zzgl. Kosten für die Betäubung über 250 Euro aufwärts, Nachsorge und Labor für etwa 100 Euro und zwei Spermiogrammme für insgesamt 100 Euro. Das haben sie schon schlau gelöst: Wenn das einem Patienten zu teuer wäre, könnte er jetzt im offenen Hemdchen Reißaus nehmen.
Angstmacherei
Ein Mann betritt den Raum. Er stellt sich als Anästhesist vor. Nachdem er mir offeriert, dass der Eingriff unter Vollnarkose stattfindet, sage ich ihm, dass ich das nicht will. Daher wendet er sich erst mal dem anderen Patienten zu, der mit mir den Raum teilt und keine Bedenken bezüglich der Narkose hat.
Danach kommt der Arzt wieder zu mir. Er versucht, mir Angst zu machen. Unter keinen Umständen und niemals würde er die Vasektomie unter örtlicher Betäubung durchführen lassen. Das wäre äußerst unangenehm und schmerzhaft. Er kann mir nur strengstens davon abraten. „Ich denke bis zur OP noch mal drüber nach.“, sagte ich.
Vor der Vasektomie-OP
Ein junger Arzt oder Pfleger kommt mit einem Rollstuhl und fährt mich mit dem Aufzug eine Etage höher in den OP-Raum. Ich könnte zwar laufen, aber mein nackter Hintern soll wohl nicht so herumgezeigt werden. Im OP-Saal sind neben der Urologin, die die Vasektomie durchführt, auch einige andere Menschen. Keine Ahnung, was die da alle zu suchen haben.
Auch der Anästhesist ist dort. Mit aufgesetzter Freundlichkeit will er mich auf die Narkose vorbereiten. Wie? Ich werde nicht noch mal gefragt, wie ich mich entschieden habe? Ich werde sauer und kann gerade noch rechtzeitig sagen, dass ich auf keinen Fall eine Vollnarkose will. Der ganze Raum kann es hören und beugt sich meinem Willen.
Der andere junge Mann, mit dem ich vorhin im Zimmer saß, steht noch unter Narkose. Er wird gerade aus dem OP-Raum geschoben. Nun werde ich an meiner fahrbaren Liege fixiert und es geht los. Zuschauen kann ich leider nicht, weil mir eine grüne Decke den Blick versperrt.
Ich war dabei – meine Vasektomie-Erfahrung
Die Urologin sprüht die Haut meines Hodens mit einem Betäubungsspray ein. Nach kurzer Zeit setzt sie die Betäubungsspritze. Ich merke davon nichts.
Der Anästhesist will nicht umsonst dagewesen sein und noch seinen Obolus an mir verdienen. Also gibt er mir ein „Beruhigungsmittel“ – wahrscheinlich irgendein Opioid. Fühlt sich gut an, dreht ein wenig, doch sonst merke ich davon nicht viel. Hätte er es weggelassen, hätte er mir später Ärger erspart.
Die Frau Urologin schnippelt und operiert an mir rum. Ich würde die Vasektomie als „schmerzlos“ beschreiben. Das Einzige, was etwas unangenehm zwickt, ist das Zunähen auf der rechten Seite. Doch es ist auszuhalten. Wo bleiben nur die höllischen Schmerzen, vor denen der Anästhesist gewarnt hatte?
Nach 20 Minuten ist der Spuk vorbei. Ich bekomme ein Suspensorium zur Stützung des Hodens. Sowas tragen auch Balletttänzer. Doch „meins“ ist ungleich hässlicher.
Wie im Gefängnis – nach der Sterilisation
Nach der Vasektomie werde ich aufs Zimmer entlassen. Dort liege ich noch eine Weile zur Überwachung. Mir geht es gut. Ich könnte sofort heimfahren.
Die Ärztin kommt noch einmal zur Kontrolle vorbei. Sie hat nichts zu meckern, also hätte ich gehen können. Dadurch, dass ich diese Drogen vom Facharzt für Anästhesiologie bekommen habe, bestehen Ärzte und Schwestern nun aber darauf, dass ich eine Begleitperson brauche, die mich nach Hause bringt. Würde ich einfach so abhauen, müsse man die Polizei rufen. Angeblich gab es schon einen Fall, dass dort jemand entlassen worden ist und einen tödlichen Autounfall verursachte.
Es nützt alles nichts. Daher lasse ich Evelin von einem Freund der Familie nach Chemnitz fahren. Das dauert seine Zeit, in der ich ein wenig in einem Buch lese. Als sie endlich da ist, können wir los.
Über die Schmerzen nach der Vasektomie
Schmerzen habe ich im weiteren Verlauf keine. Es drückt und sticht manchmal ein wenig. In den ersten Tagen nach der Vasektomie habe ich einen etwas merkwürdigen Gang. Doch nach nicht mal einer Woche traue ich mich sogar in meinen Yoga-Kurs. Die stehende Vorwärtsbeuge (Padahastasana) geht aber nur mit O-Beinen. Das Bücken ist für mich die unangenehmste Bewegung nach der Sterilisation.
Vasektomie-Kontrolle Nr. 1 – Der Hodenkrebs ist wieder da
Bei der ersten Kontrolluntersuchung nach der Vasektomie einige Tage später gibt es nichts zu meckern. Nur eine Stelle fällt der Urologin auf, die noch mal kontrolliert und von nun an dauerhaft beobachtet werden soll: mein „Hodenkrebs“. Ich solle ab sofort regelmäßig zum Urologen gehen. Doch ganz ehrlich? Große Lust habe ich nicht, ständig zu den Weißkitteln zu rennen. Ich teilte ihr den Befund vom Oberarzt der Klinik mit, in der sie mich operierte. Trotzdem bekomme ich einen Termin für alles, was jetzt noch kommen soll. Ich gehe davon aus, dass die Vasektomie erfolgreich war.
Den Artikel werde ich noch ergänzen, wenn ich das Ergebnis der Spermiogramme habe. Dazu gebe ich zu gegebener Zeit eine Sperma-Probe ab. Und wenn keine Spermien mehr im Ejakulat zu finden sind, bekomme ich die „Freigabe“ für ungeschützten Geschlechtsverkehr. Die Ärztin erinnert mich: Bis dahin soll ich gefälligst noch verhüten! ;-)
Fazit: Habe ich die Vasektomie bereut?
Die Vasektomie bereue ich auf keinen Fall. Es funktioniert untenrum alles wie gehabt. Ich kann nicht denn geringsten Unterschied zu „vor der Vasektomie“ feststellen.
Der Hoden ist am Anfang, kurz nach der OP, etwas geschwollen. Aber das sah nur komisch aus. Wehgetan hat’s nicht. Zwei Wochen später hat sich das gegeben. Nun sind nur noch die Narben etwas berührungsempfindlich. Ansonsten geht’s mir gut und ich bin glücklich, mich für die Vasoresektion entschieden zu haben.
Was haltet ihr von der Sterilisation beim Mann? Wie sind eure Erfahrungen? Findet ihr, es ist zurecht ein Tabu-Thema? Könnt ihr Männer unter den Lesern es euch als Verhütungsmethode für euch vorstellen? Oder habt ihr die Vasektomie bereits hinter euch? Falls ja: Gab’s dabei Probleme? Schreibt’s doch gern in die Kommentare.
Es grüßt euch mit einer ganz hohen Stimme ;-)
Patrick
Titelbild von National Cancer Institute auf Unsplash
Vasektomie mit Hindernissen – ein Erfahrungsbericht von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Hallo Patrick,
ich finde es toll, dass Du so offen über Deine Vasektomie schreibst. Als Verhütungsmethode bei abgeschlossener Familienplanung ist es sicher eine prima Sache. Wenn ich ein Mann wäre, hätte ich aber Zweifel, ob ich nicht vielleicht doch im hohen Alter noch Kinder zeugen wollen würde… Aber das ist vermutlich Quatsch ;)
Die Geschichte mit dem Hodenkrebs ist furchtbar. Ich habe auch schon einmal eine Woche auf das Ergebnis eines CT warten müssen. Zum Glück war alles harmlos. Seitdem bin ich viel dankbarer für meine Gesundheit und die vielen kleinen, wunderbaren Dinge
Ich drück Dir die Daumen, dass auch bei Dir alles gut ausgeht!
Liebe Grüße
Marion
Hallo Marion,
als alter Mann sollte ich noch einmal Papa werden wollen? Wenn meine eigenen Kinder vielleicht selbst Kinder haben? Und da Evelin irgendwann aus dem gebärfähigen Alter raus ist, müsste ich mir für dieses „Vorhaben“ eine Jüngere suchen? Ja, ich glaube, das ist wirklich Quatsch. :D
Es stimmt, dass solch eine Diagnose einen Menschen verändern kann. Wir kennen jemanden, der hat sich wie ein Ar*** benommen und an allem herumgemeckert. Als die Ärzte ihm sagten, er habe Krebs, war er nicht wiederzuerkennen. Im letzten Jahr seines Lebens (R.I.P.) war er freundlich und immer für ein Schwätzchen zu haben. Die Umstände, die ihn einst „störten“, waren überhaupt kein Thema mehr. Ich bedauere, dass es oft erst so einen Schicksalsschlag braucht. Das war bei mir ja ähnlich, bevor ich vegan geworden bin (in unserem Artikel über bewusstseinserweiternde Filme erzähle ich davon).
Ich fühle mich jetzt wohl und gesund. Mein Hoden hat wieder seine Ausgangsgröße erreicht und die Fäden haben sich vor kurzem aufgelöst. Wären nicht die beiden Narben da, würde ich sagen, es hat sich nichts verändert und alles fühlt sich genauso an wie vorher. Ich finde das Liebesleben nach der Vasektomie viel entspannter. ;-) Falls sich daran noch was ändert, werde ich darüber berichten.
Die vielen kleinen Dinge, sind ja eigentlich die, die das Leben ausmachen. Alles andere ist Beiwerk. :-)
Danke fürs Daumendrücken und liebe Grüße
Patrick
Danke für Deine Erfahrungen! :-)
Hallo Heinz,
ich vermute, es sind Ängste, Vorurteile und Unwissen, wieso sich hierzulande nur sehr wenig Menschen für eine Vasektomie entscheiden. Danke, dass Du Deine Erfahrung mit uns teilst!
Beste Grüße
Patrick
Lieber Patrick,
da hast Du ja ganz schön was mitgemacht.
Ich arbeite in einem OP und bei uns werden auch Vasektomien gemacht.
Meist (fast immer) in Lokalanästhesie und damit die Männer nicht so aufgeregt sind , schwatzen wir während der Op mit ihnen. Alles ganz easy.Die Männer sind entspannt. Kein Anästhesist.( Im Notfall ist aber einer da) Allerdings möchten wir auch nicht unbedingt, dass der Patient allein nach Hause geht. Wenn doch, dann unterschreibt er halt, dass er auf eigene Gefahr nach Hause geht. Das Problem ist, dass , wenn ein Patient eine Prämedikation( eine Beruhigungstablette) bekommt, ist er rechtlich für 24 h nicht geschäftsfähig.
Es tut mir sehr leid, dass Du schlechte Erfahrungen gemacht hast.
Ich hoffe, jetzt geht es Dir gut. Alles Liebe für Dich und Deine Familie.
Anke
Liebe Anke,
ich freue mich über Deinen Kommentar.
Deine Erfahrungen direkt aus dem OP sind toll. Es tut gut, auch mal die andere Seite zu hören. Sie ermutigen sicher viele Männer, die über diesen Beitrag stolpern, Zweifel an der Sterilisation zu beseitigen.
Danke Dir – auch für die Wünsche!
Mir geht es gut. In den ersten Wochen nach der OP war mein Hoden noch sehr empfindlich auf Berührungen. Mittlerweile fühlt es sich an wie eh und je.
Herzliche Grüße
Patrick
Danke, Christian! :-)
Danke Sabrina!
Der Vollständigkeit halber sollte man erwähnen, dass laut Studien aus Dänemark von diesem Jahr das Risiko für ein Prostata-Ca um ca. 15% nach Vasektomie zunimmt und eine weitere Studie von August 2020 erstmals die Gründe (Stichwort ZINCK3) dafür benennt. Eine ähnliche Risikoerhöhung für irgendein anderes Verhütungsmittel ist nicht bekannt, damit ist die Vasektomie wohl die riskanteste Methode überhaupt. Selbst die These, dass der Testosteronlevel nicht verändert wird, steht seit diesem Jahr zu Diskussion – man sollte sich also sehr gut überlegen, ob man das wirklich riskiert. Wäre die Vasektomie ein Medikament, hätte sie unter diesen Umständen nie eine Arzneimittelzulassung bekommen.
Die Autoren der dänischen Studie (hier zu finden) fassen zusammen:
Komisch, dass die Pille für die Frau dann eine Arzneimittelzulassung hat. ;-)
Für mich ist das Ergebnis der dänischen Studie kein Grund zur Sorge. Denn die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, an irgendeinem anderen Krebs zu erkranken, nach der Vasektomie insgesamt um neun Prozent niedriger ist. Mehr noch: Bei manchen Krebsarten ist das Risiko in den ersten zehn Jahren um etwa 30 Prozent kleiner – solche, die mit Alkohol und Rauchen in Verbindung stehen.
Übrigens: Eine weitere Studie zeigt ein signifikant geringeres Risiko für Prostatakrebs (von um die 35 Prozent), wenn man sich vegan ernährt.
Möge jeder seine Schlüsse daraus ziehen. :-)
Tja, die Zusammenfassung ist nur bedingt richtig:
1.) Die Reduktion der übrigen Krebserkrankungen hängt einigermassen gesichert mit dem unterschiedlichen sozioökomischem Status der Patienten zusammen: Je höher der soziale Status, desto eher vasektomiert. Damit sinkt automatisch das Risiko für die übrigen Erkrankungen. Steht übrigens so ähnlich im Kommentar zur Studie, also bitte ganz zitieren.
2.) Es geht hier um keinen direkten Vergleich der Verfahren, sondern primär um ein erheblich erhöhtes Prostata-CA-Risiko, und dies kann seit diesem Jahr als gesichert gelten. Ich glaube kaum, dass es einem Mann, der sich vernünftig verhält, ernährt und dank sozioökonomischem Status ein geringeres Risiko hat, besonders hilft, dass er damit statistisch sein Vasektomie-Krebs-Risiko ausgleicht.
Der Verweis auf die aktive Hodenfunktion bestätigt im Übrigen nur das Risiko, denn aus anderen Studien ist ausreichend bekannt, dass vermutlich auf Grund eines Druckanstiegs im Nebenhoden genau diese Funktion leidet, dies ist aus anatomischen Präparaten hinreichend bekannt.
Und was vegane Ernährung mit dem Vasektomie-Risiko zu tun hat- das weiss nur der Verfasser selbst.
Um nochmals Klarheit zu schaffen: die obige Number to harm ist so hoch wie eine Number to threat bei Fettsenkern, im Vergleich damit eine ziemlich unschöne Sache.
Es muss tatsächlich jeder entscheiden, ob er sein Prostata-CA Risiko einfach mal so um 15% erhöht….
Der logische Schluss für mich: Die Vasektomie wieder rückgängig machen lassen. Aber erst, wenn die liebe Gattin in den Wechseljahren ist. ;-)
Sehr groß angelegte Studien kommen nun jedoch zu dem Schluss, dass der oben erwähnte Zusammenhang nicht existent ist. Denn die chinesischen Wissenschaftler Liu und Shang gelangen in ihren Meta-Analysen zu der Überzeugung, dass nach einer Sterilisation kein erhöhtes Risiko zur Prostatakarzinominduktion vorliegt. Liu hat hierbei über eine Million Männer darunter 7.539 Prostatakrebserkrankte untersucht. Bei Shang waren es über 420.000 Männer
Hallo Patrick,
vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht! Bin ja auch der Meinung, dass viel mehr Männer sich da drüber trauen sollten… stattdessen (bin im Gesundheitsbereich tätig) erlebe ich, wie hochschwangere Frauen einwilligen, sich selbst nach der Geburt operieren zu lassen „weil der Mann nicht will“. Das bedeutet Geburt mit evtl. Komplikationen, Kaiserschnitt, Dammriss, etc. plus Neugeborenes das umsorgt werden will PLUS auch noch eine Operation drei Tage nach der Geburt! Nach der Geburt, wenn die Gebärmutter noch sehr groß ist, kriegt man die Eileiter schneller zu fassen, daher schnellere OP, aber es ist immer noch ein Bauchoperation nach all den Strapazen.
Zu deiner Verwunderung, was denn all die Leute im OP machen: Neben mind. 1 Chirurgen und meist 1 Anästhesisten gibt es die OP-Assistenzen, mind. 1 steril (reicht das OP Besteck der Chirurgin) und mind. 1 unsteril (reicht benötigtes weiteres Zeug der sterilen OP-Assistenz), fast immer sind auch Auszubildende aus Pflege, Medizinstudenten, etc. dabei… und, je nach Operation, auch ganz andere Berufsgruppen, bei einem Kaiserschnitt zum Beispiel Hebammen und Kinderärzte ;)
Danke für deinen wertvollen Blog, weiter so!
Hallo Karin,
ja, im OP war richtig was los. Trotzdem finde ich es unangenehm, wenn mir so viele Leute „dort hin“ schauen. ;)
Und ich denke auch, dass eine Sterilisation beim Mann viel simpler ist als bei einer Frau. Gerade nach einer Geburt sollte das keiner Mama zugemutet werden, die doch so sehr von ihrem Baby gebraucht wird.
Vielen Dank für Deine nützliche Ergänzung und die symbolischen Blumen!
Liebe Grüße
Patrick
Habe vor zwei Tagen meine Vasektomie durchführen lassen (Linz in Österreich). War eine sehr kompetente Urologin. Bei mir gab es keine Wahl zwischen Vollnarkose oder lokal. Meiner Meinung nach würde man bei dem Eingriff mit einer Vollnarkose auch übertreiben. Während der OP führten wir ein angenehmes Gespräch und die Angst, die am Anfang da war ist gleich verschwunden. Würde sie jedem Mann empfehlen, der seine Familienplanung abgeschlossen hat. Es gibt doch nichts nervigeres, als wenn man loslegen will noch das lästige Kondom überzuziehen, oder nach einem Riss spät in der Nacht eine Apotheke aufzusuchen die Notfallsdienst hat um die Pille danach zu besorgen ;-)
Hallo Walther,
ich vermute, Ärzte profitieren von der Vollnarkose einfach viel mehr als von einer lokalen Betäubung. Daher ist es super, dass Du eine Urologin gefunden hast, die das im Sinne der Patienten nicht für nötig hält. Danke für Deine Erfahrungen! :)
Beste Grüße
Patrick
Hallo kannst du mir den Arzt empfehlen in Linz ? Name ? Danke
Anonymus/Linz;Vasektomie Experten .at /Bei mir Bregenz Vorarlberg.Eine super Sache. Ich lese immer ;Mann kann nur mit Kondome verhüten,falsch.Steri Mann wird NIE erwähnt.
Hallo Patrick!
Danke, dass du so offen mit dem Thema umgehst. Eine ärztliche Meinung bekommt man bald. Einen persönlichen Kontakt – das ist schon schwerer.
Ich frage mich … gut du hast 4 Kinder. Ich habe keine Kinder. Will keine. Bin 30. Die Angst ist das „was wäre wenn“. Was wäre wenn ich doch eines will. Was … wenn du doch ein 5. willst?!
Oft ist es ja auch nicht das tun, sondern die Möglichkeit zu haben. Du hast diese Möglichkeit nichtmehr. belastet das nicht manchmal?
Freiheit ist ja nicht immer nur zu reisen, sondern die Möglichkeit zu haben zu reisen …
Hallo Mario,
ich habe eben Babydurchfall im Flur aufgewischt und schreibe diesen Kommentar, während die größeren Kinder schreien und toben. :D
Natürlich wäre eine kostspielige Refertilisierung möglich, aber … nein, ich bin glücklich, dass ich diese Möglichkeit jetzt nicht mehr habe. Das verschafft mir und uns als Paar mehr Freiheit.
Du hast kein Kind und willst zum jetzigen Zeitpunkt auch keine. Doch ich denke, dass sich das schon noch ändern könnte – auch abhängig vom Partner. Es gibt zum Glück noch andere, schonende Verhütungsmethoden. Man muss ja nichts übers Knie brechen. ;-)
Ich denke, der Entschluss für eine Sterilisation braucht Zeit, um zu reifen. Man(n) sollte sich schon sicher sein, das wirklich zu wollen.
Liebe Grüße
Patrick
„Jedes Kind ist ein Zeichen der Hoffnung für die Welt.“ – Sprichwort aus Afrika
Lieber Hubert,
es ist alles eine Frage des Standpunktes. Statistisch gesehen hast Du sicherlich recht.
Kindern, die ohne einen kanalisierenden Beistand ihrer Eltern in einer „Konsumgesellschaft“ aufwachsen, in der man scheinbar nur mit Geld, Status und Macht „jemand ist“, tragen natürlich nicht zur Heilung unserer Umwelt bei.
Dennoch steckt in jedem neuen Erdenbürger grundsätzlich auch das Potenzial, die Erde zu bewahren, sie zu schützen und verantwortungsvoll mit ihr umzugehen. Ich habe dazu vor geraumer Zeit einen Beitrag geschrieben:
https://freeyourfamily.net/2020/06/hilfe-mein-partner-ist-antinatalistisch/
Alles Gute
Patrick
Hallo Patrick,
vielen Dank für den tollen (und gleichzeitig auch etwas erschreckenden) Bericht deiner Vasektomie.
Ich habe mich Ende 2019 zu der OP entschlossen. Damals war ich 38 Jahre alt und wir waren uns sicher, dass wir es bei zwei Kindern belassen wollen.
Die OP fand in einer Urologie-Praxis unter örtlicher Betäubung statt. Es war zeitweise schon etwas unangenehm, aber nicht schmerzhaft. Die Nachwirkungen habe ich allerdings ziemlich unterschätzt. Bei mir hatte sich ein Hämatom gebildet, was unangenehmen Druck auf den Hoden ausübte. Als der Arzt bei der Nachkontrolle sagte, dass es bis zu 6 Wochen dauern kann, bis es sich zurück gebildet hat, war ich schon etwas erschrocken. Ich hatte eher damit gerechnet, dass ich nach 3 Tagen wieder Tennis spielen kann.
Ich verbrachte dann die nächsten Tage eher liegend als stehend…
Nach zwei Wochen ging es etwas besser. Ich hatte aber immer noch das Gefühl, die Schwerkraft sei stärker als sonst ;-)
Einige Zeit später war alles wie vorher. Dank der Non-Scalpel- Methode sieht man absolut keine Narbe.
Nach der “ Freigabe“ durch die urologische Praxis zeigte sich, wie vorteilhaft das Liebesleben ohne hormonelle Verhütung sein kann.
Um es kurz zu beschreiben: es ist besser und öfter geworden!
Mein Fazit:
Wenn man sich sicher ist, dass man keine Kinder mehr haben möchte, ist dies die allerbeste Methode.
Ich habe es nicht bereut und würde es sofort wieder machen.
Hallo Marktgräfler,
danke, dass Du Deine positiven Erfahrungen teilst.
Liebe Grüße
Patrick
Annette, eine der Frauen, die unwissenschaftlich und emotional argumentieren…
Auf der Webseite der Prostatahilfe Deutschalnd dürfen auch die Annettes dieser Welt gerne zu dem Thema nachlesen. Laiengerecht aufbereitet.
Der liebe Markus, der angeblich Ausreden sucht, ist übrigens vasektomiert, weil das vor der Veröffentlichung der Studie passiert ist, und ist überhaupt nicht auf der Suche nach Ausreden.
Er ist aber im Gegensatz zu den Annettes so logisch, dass er diesen Eingriff wieder rückgängig machen lässt, um genau dieses beschriebene Risiko zu reduzieren.
Ich lese hier immer von Problemen nach der Steri.Meine Vasektomie war unkompliziert und ausser einem kleinen Bluterguss ohne Probleme.Unser Liebesleben super für Beide.Können es sehr empfehlen bei keinem Kinderwunsch(wie bei uns) b.z.w nach Ende Familienplanung.Kosten einmalig 570 EURO & Nachkontrolle(ohne Sperm) 40 EURO.
Herr Hager,Danke.Dieses wichtige Thema für jeden Mann/Frau wird leider selten erwähnt;Talkshows,Zeitschriften,Fernseh,Radio etc. ignorieren diese sicher,einfache Verhütungmethode des Mannes.
Hallo, danke für die Erfahrungen. Ich hatte mich auch für eine Vasektomie entschieden, aber leider bin ich 1-2% der Männer bei denen der Samenleiter mit den Muskeln, die den Hoden halten, verwachsen ist. So ist das leider kein kleiner Eingriff sondern muss wirklich unter Vollnarkose geschehen. Nachdem meine Frau die Spirale nicht verträgt werde ich es jetzt aber in Angriff nehmen.
Hallo Frank! Es tut mir leid zu hören, dass die Vasektomie bei Dir nicht ohne weiteres durchgeführt werden kann. Das zeigt, dass jeder Körper individuell ist und Probleme nicht ganz auszuschließen sind. Ich wünsche Dir trotzdem viel Genuss an dieser Form der Empfängnisverhütung. Alles Gute! Patrick