Letzte Aktualisierung: 21.07.2020

Früchte der Ölpalme (Quelle: Pixabay)

In den letzten Jahren taucht eine bestimmte Zutat zunehmend in Lebensmitteln auf. Selbst in Nahrungsmitteln, die sich „bio“ nennen, ist sie enthalten: Palmöl. Hier erfahrt ihr zehn Gründe, warum wir es meiden und wie wir das realisieren. Denn die Produktion und der Konsum des Fetts ist eine Katastrophe für Mensch und Umwelt.

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Was ist Palmöl?

Palmöl wird aus der Ölpalme gewonnen. Es ist ein billiger und ergiebiger Rohstoff, der vor allem Fertigprodukten zu finden ist. Über die Hälfte aller Produkte, die ihr im Supermarkt findet, enthalten Palmfett. Dabei ist es schädlich für Mensch und Umwelt.

Palmöl bedroht den Regenwald und das Klima

1. Rodung von Regenwald

Die Entwaldung Borneos

Die Entwaldung Borneos (Kartograph: Hugo Ahlenius, 2006, Quelle: grida.no)

Die Nachfrage nach dem Tropenöl steigt stetig. Die Industrie erzeugt immer mehr Palmöl. Für den Anbau von Ölpalmen rodet sie vor allem in Indonesien und Malaysia große Flächen Regenwald. Der üppige Dschungel ist ein Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Jetzt verschwindet er. Denn ein Gebiet so groß wie drei Fußballfelder geht jede Minute verloren.

2. Beschleunigung des Klimawandels

Brandrodungen für Palmöl

Brandrodungen für Palmöl 2014 (Quelle: NASA)

Die Rodungen setzen große Mengen CO2 frei, das in den Wäldern gebunden ist. Die entwaldeten Flächen sind anfällig für gewaltige Torfbrände. Auch hier werden Unmengen an CO2 frei. Bei der Raffination von Palmöl entsteht zudem in nicht geringem Maße Methan, eines der stärksten Treibhausgase. Die Folgen für das globale und regionale Klima sind massiv: Extremes Wetter und Überflutungen nehmen immer mehr zu.

3. Verseuchte Böden und Gewässer

Der massive Einsatz der „Chemischen Keule“ in den Plantagen verseucht die Böden und das Grundwasser.

4. Keine Luft zum Atmen

Die grünen Lungen der Erde, die das CO2 aus der Atmosphäre binden und uns mit Sauerstoff versorgen, sind in Gefahr.

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Zerstörte Lebensräume, Vertreibung und Ausbeutung

5. Artensterben

In den Regenwäldern Indonesiens leben viele Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind. Das sind zum Beispiel:

  • Orang-Utans
  • Gibbon-Affen
  • Sumatra-Tiger
  • Zwergelefanten und
  • wenige Nashörner.

Die Tiere und Zehntausende der Ureinwohner der Region verlieren ihr Land an die Besitzer der Plantagen.

6. Landraub und Vertreibung

Die indigenen Völker werden vertrieben und ihrer Lebensgrundlage beraubt.

7. Nahrungsmittelknappheit

Kleine Bauern wandeln ihre Betriebe in Ölpalmen-Plantagen um. Die Ressourcen und die Nahrungsmittel werden knapp. Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis steigen.

8. Verletzung der Menschenrechte

Menschenrechte? Das ist ein Fremdwort für die Plantagen-Besitzer. Kinderarbeit ist üblich und Frauen müssen Überstunden leisten. Die Arbeit ist zudem schwer und gefährlich und die Bezahlung schlecht.

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9. Vergiftungen

Die auf den Plantagen versprühten Chemikalien (wie Paraquat) sind giftig. Sie haben schwere Schäden für die Gesundheit der Arbeiter zur Folge.

10 . Palmöl ist nicht gesund

Rohes Palmöl ist nicht genießbar. Bei der Verarbeitung entstehen leicht „Glycidol“ und „gebundenes Glycidol“. Diese Stoffe lösen leicht Krebs aus. Im raffinierten Öl ist das Glycidol an Fettsäuren geknüpft. Der menschliche Körper sieht die Fettsäuren als Nahrung an und spaltet das Glycidol ab. Dadurch wird es freigesetzt. Glycidol verändert und schädigt das Erbgut. Es gibt keine Grenzwerte, bis zu denen der Stoff „unproblematisch“ ist. Ein einziges Molekül kann ausreichen, um Krebs zu erzeugen. Es entsteht in jedem raffinierten Öl oder Fett. Doch bei der Raffination von Palmöl kann es sich viel leichter bilden als bei Sonnenblumen- oder Rapsöl. Selbst wenn die Hersteller ihr Möglichstes tun, um die Bildung von Glycidol weitgehend zu verhindern, gibt es keine völlige Sicherheit. Im raffinierten Palmöl sind auch „Monochlorpropandiol-Verbindungen“ (MCPD) enthalten. Auch Sie können Krebs auslösen und die Organe schädigen.

Stillen ist das Beste fürs Baby. Leider greifen immer noch viele Eltern auf Babymilchnahrung für ihre Kinder zurück. Da diese genauso viel Fett in ähnlicher Zusammensetzung wie Muttermilch enthalten soll, wird durch die Hersteller oft das billige Palmöl verwendet. Mit dem Wissen um die Probleme und Gefahren, die das Palmöl mit sich bringt: Würdet ihr euren Kindern eine solche Fertignahrung ernsthaft anbieten?

Biopalmöl – eine Alternative?

Beim Bio-Anbau von Ölpalmen dürfen keine künstlichen Dünger und Pestizide in den Plantagen genutzt werden. Die Umwelt, die Arbeiter und die Böden werden beim Bio-Anbau nicht durch die Chemikalien belastet. Das Bio-Palmöl stammt aus Südamerika und aus West-Afrika, nicht aus Indonesien. Eine Garantie, dass für die Plantagen keine Regenwälder abgeholzt und keine Menschenrechte verletzt werden, gibt es auch bei Bio-Palmöl nicht.

Bio-Palmöl ist übrigens nicht das oft mit einem Siegel beworbene „zertifizierte Palmöl“. Gerade beim Palmöl wird mit großem Aufwand Greenwashing betrieben, wie der Film „Die grüne Lüge“ eindrucksvoll zeigt.

Palmöl ist Energie

Eine große Menge Palmöl landet in Tanks von Autos und in Kraftwerken zur Erzeugung von Energie. 2017 waren es allein in der Europäischen Union 5,1 Millionen Tonnen. Fast die Hälfte des in Deutschland importierten Palmöls (1,4 Millionen Tonnen) wurde zur Erzeugung von Biodiesel, Strom und Wärme genutzt. Erst im Juni 2018 beschloss das EU-Parlament, dass es weiterhin für diese Zwecke genutzt werden darf – mindestens bis 2030. Und das, obwohl Wissenschaftler, Umweltschützer und Menschenrechtler sich dagegen zur Wehr setzten.

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ – Weissagung der Cree

Bewusst und nachhaltig leben

Die Weltbevölkerung wächst. Damit steigt auch der weltweite Bedarf an pflanzlichen Ölen. Die Ölpalme produziert auf gleicher Fläche wesentlich höhere Erträge als Sonnenblumen, Raps oder Soja. Auf den ersten Blick scheint es also sinnvoll, auf dieses billige Fett zurückzugreifen. Da das aber große Probleme mit sich bringt, kann es nicht die Lösung sein. Meiner Meinung nach ist es zielführender, Öle und Fette bewusst zu konsumieren. „Qualität statt Quantität“ schont nicht nur die Umwelt, sondern fördert auch die Gesundheit.

9 Maßnahmen, die dabei helfen, die Nachfrage nach Palmöl zu reduzieren:

  1. Wenn ihr biologisch angebautes Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten sowie Wildpflanzen und -Früchte esst, bleibt ihr gesund und schädigt die Umwelt nicht. Regionale Bio-Lebensmittel vom Markt oder aus dem Bioladen sind auch in Ordnung. Wer selber kocht, weiß, was in seiner Nahrung steckt.
  2. Fertigprodukte enthalten oft Palmöl. Dabei können wir solche Produkte einfach selber machen, zum Beispiel Kekse und Aufstriche.
  3. Allein in Deutschland landen acht Prozent des importierten Palmöls im Tierfutter. Auch wenn es schwerfällt: Das Nachhaltigste, was ihr tun könnt, ist der Umstieg auf vegane Kost.
  4. Wenn wir Fertigprodukte kaufen, vergewissern wir uns im Kleingedruckten, dass kein Palmöl enthalten ist. Mit Codecheck gibt auch eine passende App dafür.
  5. Lebensmittelverschwendung ist ein großes Problem. Nicht nur, dass vieles direkt aus den Supermarktregalen im Müll landet, weil es aufgrund der Überproduktion nicht von den „Kunden“ gekauft worden ist. Auch das, was gekauft aber nicht verbraucht wurde, landet viel zu oft im Abfall. Also kaufen wir nur, was wir wirklich brauchen.
  6. Unsere Kinder wünschen sich auf ihr Brot oft etwas zum Streichen. Fast alle normalen Margarinen enthalten jedoch Palmöl. Und wenn kein Palmöl verwendet wird, ist meist Kokosöl drin. Das ist aber, wegen den weiten Transportwegen und der Tierquälerei für der Ernte, ebenso keine Option. Und andere Margarine ohne Palmöl besteht aus gehärteten Fetten. Die sind ebenfalls nicht gesund. Am liebsten stellen wir unsere Aufstriche selbst her, zum Beispiel aus Nüssen oder aus Kichererbsen. In kaltgepressten Ölen, ist grundsätzlich kein Glycidol drin. Solche Öle eignen sich gut, um Pesto mit Wildkräutern oder Mayonnaise als „Butter-Ersatz“ anzurühren.
  7. Wir verwenden Kosmetika, bei denen wir sicher sind, dass kein Palmöl enthalten ist. Roggenmehl hat sich als Shampoo bewährt und Natron als Deo. wir nutzen auch selbst gemachte Zahnpasta und vegane Seife ohne Palmöl.
  8. Seine Wege zu Fuß, mit dem Rad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erledigen bedeutet nicht nur, „Biodiesel“ auf Palmölbasis zu vermeiden. Es ist auch gut für Umwelt und Gesundheit. An der Zapfsäule haben wir leider keine Wahl. Momentan verzichten wir noch nicht aufs Auto, da es für uns als sechsköpfige Familie hier im ländlichen Raum umständlich und teuer ist. Eine Busfahrkarte kostet 2,20 Euro pro Person, selbst wenn wir nur bis zur nächsten Haltestelle fahren. Ein kostenloser ÖPNV würde das Auto tatsächlich obsolet machen.
  9. Elektrische Energie, die nicht verbraucht wird, muss nicht erzeugt werden (in Analogie zum Geld). Wer Strom spart oder ihn aus erneuerbaren Energien (Solar, Wind, Wasser) bezieht, hilft dabei, die Ressourcen, die Umwelt und das Klima zu schonen.

Filme über Palmöl

Asimetris – eine Dokumentation über Palmöl in Indonesien

Vom Urwald in die Schokocreme

Die Gier nach billigem Fett

Nachhaltigkeits Lüge

Tödliches Palmöl – Die letzten Orang Utans von Sumatra

Quellen und Links zum Weiterlesen

Auswirkungen der Palmöl-Produktion auf die abiotischen und biotischen Ressourcen tropischer Länder (PDF)

Wie konnte Palmöl zu so einem großen Problem werden – und was können wir dagegen tun?

Bio-Palmöl – vermeiden oder unterstützen?

Krebsrisiko durch Palmöl in Lebensmitteln

Palmöl-Ersatz ist auch keine Lösung

Palmöl – der Tod des Regenwaldes

THE LOSS OF REASON – Human Rights Violations in the Oil-Palm Plantations in Indonesia (PDF)

WWF über Palmöl

Aktionsbündnis Regenwald statt Palmöl

Globale Konzerne profitieren von Kinderarbeit auf Palmöl-Plantagen

Ich hoffe, ich konnte euch einen umfassenden Überblick über die Probleme geben, die Palmöl mit sich bringt. Mit jedem Einkauf entscheidet ihr über den Erhalt von Umwelt und Natur, über die Artenvielfalt und die Zukunft eurer Kinder. Wenn ihr nachhaltig und tierleidfrei einkaufen wollt, schaut euch gern mal in unserer Liste rein veganer Online-Shops um.

Alles Liebe
Patrick

CC BY-SA 4.0 10 Gründe, warum wir Palmöl vermeiden – und wie wir das umsetzen von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.