Titelbild: Eigenschaften für die ich meine Kinder bewundereDiesen Monat ergreift uns eine Welle der Blogparaden. Während Patrick für Blogmojo 3 Wohlfühltipps für Blog-Newcomer verriet, schreibe ich meine Gedanken für ideas4parents.com nieder. Wie ihr Name verrät, geht es hier um mein Lieblingsthema: Kinder. Um an grauen Regentagen mit viel Lärm in der Bude, Gezänk, Geschrei, umgeworfenen Möbelstücken und ausgeschütteten Trinkbechern nicht durchzudrehen, hilft folgende Frage: Welche drei Eigenschaften beneide ich an meinen Kindern?

Romy fordert in ihrer Blogparade „#Kindereigenschaften – Worum ich meine Kinder beneide“ auf, sich mit Hilfe dieser Gedanken bewusst zu werden, dass Kinder genial und wundervoll sind. Mir liegt es mir fern, Kinder zu „beneiden“. Ich freue mich über all das, was meine beiden Mädchen anstellen. Ich gönne ihnen von Herzen all das Beneidens- oder, besser gesagt, Bewundernswerte. Denn sie sind die wundervollsten Geschöpfe, die ich kenne.

Wundervolle Geschöpfe

Wundervolle Geschöpfe

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Vertragen ohne Entschuldigung?

Ich bewundere meine Töchter, weil sie sich nach einem heftigen Streit im Nullkommanichts wieder vertragen. Inzwischen lernte ich, bei Streitereien seltener einzugreifen. Kinder müssen sich nicht ausmachen, sich wieder miteinander zu versöhnen. Keiner wartet auf Entschuldigungen. Niemand fordert eine Wiedergutmachung.

"Geh weg!"

„Geh weg!“

Sieht das bei uns Großen nicht immer anders aus? Wenn es Ehekrach gab, dauert es, bis ein Küsschen ausgeteilt wird. Bei einem Verkehrsunfall mit kaum erkennbaren Mini-Kratzspuren warten die Kraftfahrer auf der Kreuzung, bis die Polizei schlichtet. Schwiegereltern und Schwiegerkinder bestehen auf die Einsicht des „Schuldigen“, ohne ein „Das war echt blöd, wir sollten das harmonischer angehen“ über die Lippen zu lassen.

Unsere Kinder sind besser. Durch täglichen Geschwisterstreit kennen wir das Geschrei, die ausgerissenen Haare, das Hauen, Kratzen, Beißen, Treten oder Schupsen. Wir Eltern könnten uns in solchen Momenten aufregen, wie unsozial sich die jungen Damen benehmen. Aber im Grunde sind sie sozialer als wir, die wir uns „erwachsen“ nennen.

Vertieft im Spiel

Vertieft im Spiel

Guckt man nicht hin und lässt Interventionen weg, wie: „Das geht jetzt zu weit, ihr macht das jetzt so und so, und dann vertragt ihr euch wieder!“, beobachtet man, dass Kinder einfach wieder zusammenkommen. Friedlich. Ruhig. Wie vor dem Konflikt. Sie können damit leben, dass eine Kampelei eben mal dazugehört, und warten nicht darauf, bis sich erst jemand entschuldigt. Inzwischen äußern unsere Kinder zunehmend Sätze wie: „Oh, das hab ich jetzt nicht gewollt! Entschuldige bitte, Schwester!“

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Der Kinder Bauchgefühl.

Bevor ich Kinder hatte, machte ich mir Sorgen, ob ich eines Tages fähig wäre, einer Familie regelmäßige Mahlzeiten zu servieren. Europäer scheinen schon von klein auf darauf konditioniert zu werden, feste Regeln und Gebräuche zu befolgen. Frühstück, Teepause, Mittagessen, Vesper, Abendessen – als unser erstes Kindchen zum Futtern mit Patrick und mir am Tisch saß, kam ich mitunter ganz schön ins Schwitzen. Doch umsonst: Unsere Kinder hören noch heute auf ihre Gefühle für Hunger und Appetit. Wir brauchen keinen Essensgong.

Ich koche mir selbst etwas

„Ich koche mir selbst etwas“

Ich darf darauf vertrauen, dass unsere Kinder auf ihr (Magen- und) Bauchgefühl hören und ihren Tag nicht nach festen Mahlzeiten ausrichten. Es ist so einfach wie erstaunlich: Sie spielen mit Gurkenschalen, wünschen sich im Supermarkt Obst und Minigemüse, essen mit Freude und Lust, anstatt Gedanken ans pünktliche Sattwerden zu verschwenden.

Spielen, statt zu lernen, und spielen, um zu lernen.

Mein damals gerade vier Monate alter Erstling erhielt täglich geplante, pädagogische Angebote. Ich befand mich völlig im Förderwahn. Mein zwei Jahre jüngeres Kind musste darauf verzichten, denn ich fand keine Zeit mehr, die „Berufskrankheit“ der ehemaligen Kindergärtnerin auszuleben. Was wie ein Wunder scheint, ist eigentlich ganz offensichtlich: Kinder haben den Drang, sich zu entwickeln! Ich durfte erleben, wie das zweite Töchterchen einfach darauf los probierte und experimentierte. Versuch und Irrtum.

Socken selbst anziehen

Socken selbst anziehen

Lässt man Kinder in Ruhe und vertraut ihnen, spielen sie drauf los. Sie sorgen sich nicht, wie sie irgendein pädagogisches Ziel erreichen. Sie leben; und es passiert von allein, dass sie den Deckel auf die Dose schrauben, Zwiebel von Apfel unterscheiden, von einem Tag auf den anderen laufen und eine Sprache erlernen. Sie lernen durch Begeisterung, ohne unser Zutun. Wir brauchen ihnen nichts lehren und erklären. Es reicht, wenn sie einfach nur am Leben teilnehmen. Diese Feststellung ist eine der wichtigsten Erfahrungen meines Lebens.

kleine Weltentdecker

kleine Weltentdecker

Wir Großen grübeln, wie wir im spanischsprachigen Reiseland zurechtkommen werden und wie anstrengend der Spanischkurs sein wird, den wir abgekämpft an einer VHS besuchen könnten. Dabei würden wir vielleicht ähnlich schnell lernen wie unsere Kinder. Nicht mit Sorge, sondern mit Begeisterung. Mit dem Leben. Im Kontakt mit anderen Menschen. Und mit Freude. Einfach so.

Was immer du tust, tu es mit Freude. – Augustinus

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