Liebe Freunde!

Smoothie hier, Brennnesselsalat da: Rohkost ist in aller Munde. Zumindest ist sie seit einigen Jahren schwer im Trend. Überall auf der Welt kannst Du für viel Geld Fastenkurse machen, Kräuterseminare besuchen, und Dir von unzähligen „Experten“ erklären lassen, wie toll Rohkost ist.

Meine Freundin Irina aus Portugal besitzt ein wildes Stück Land, auf dem sie mit ihrer Familie lebt. Sie bietet in ihrem „Vegan Rawfood Paradies“ u.a. Seminare an, bei denen die roh-vegane Ernährung im Fokus steht.

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Heute schien Irina ganz überrascht, als ich ihr erzählte, dass ich selbst viele Jahre strenge Rohkost hielt – und das freiwillig in meinen „besten“ Jahren: Als Teenager. Wie es dazu kam, wie es mir dabei ging und warum ich jetzt kein Rohköstler mehr bin, verrate ich gern.

Schon immer ein Sonderling?

Ich als roh-veganes Teenie

Ich als roh-veganes Teenie

Wie viele wissen, esse ich seit meiner Einschulung kein Fleisch mehr. Meine Eltern wurden nach der Wende Vegetarier, ließen uns Kinder aber wählen, wie wir wollten. Wir mochten bald selbst auf Fleisch und Fisch verzichten. Irgendwann natürlich auch auf Gummibärchen. Was als gesund gilt und welche Auswirkungen der Fleischkonsum hat, verstanden wir Kinder also schon recht zeitig. 

Als ich 13 Jahre alt wurde, zog in unser Zuhause die Rohkost ein. Ein im Verruf stehendes Buch, in dem streng mit der Schulmedizin ins Gericht gegangen wird, brachte mich dazu, meine vegetarische Lebensweise zu hinterfragen. Ich wollte mehr als nur auf Fleisch verzichten. Ich ließ Medikamente und Impfungen wegen der Tierversuche nicht mehr an mich heran. Eier, Milch und Honig gehörten meines Erachtens schon bald „nur“ den Tieren. Ich wollte kein Tierleid unterstützen und ernährte mich fortan rohvegan.

100 % gesund – kein Schnupfen, kein Püpschen, keine Schmerzen

Auf die Frage, warum mein Essen denn nun nicht mehr erhitzt, geölt, gesalzen oder gezuckert sein dürfe, erwiderte ich, dass es nur so in der Natur vorkäme. Was anderen sehr komplex erschien, war für mich selbstverständlich und simpel. Ausschließlich Wildkräuter, Obst, Gemüse, Nüsse, Spossen, Samen und stilles Wasser zu mir zu nehmen, war für mich kein Verlust. Als Gewinn sah ich, dass ich NIE krank war und mich so wohl fühlte wie nie zuvor. Über 5 Jahre lang hatte ich nicht einmal eine Schnupfennase, keinerlei Periodenschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel, Magen-Darm-Erkrankungen. Nicht mal ein Püpschen kroch aus mir heraus. :-D 

Möhren im Glas

Möhren im Glas – aber bitte roh!

Ich bin doch kein Besserwisser!

Was mir damals nicht bewusst war, ist, dass viele nicht wirklich wissen, welche Nahrungsmittel gesund sind. Ich ging davon aus, dass Milchtrinker wissen, woher ihr Kalziumräuber kommt oder dass jeder weiß, dass Salz genauso abhängig und krank machen kann wie Zucker. 

Inzwischen denke ich darüber anders; Facebook sei Dank. Denn ich wunderte mich zunächst über die vielen Videos in der Timeline, in denen erklärt wird, dass Weizen krank macht. Oder dass Vollkorn das Essen nicht unendlich hoch aufwertet. Und, dass Orangensaft und Vitamintabletten eben nicht das bieten, was die Natur einzigartiger anbietet. 

Am meisten nervten mich aber irgendwelche Frauen, die mir ständig in privaten Nachrichten mit ihren Superfoodkapseln oder -pulvern in den Ohren lagen. Vielleicht meinen sie es gut, die Damen, die x Kilos verloren haben und sich jetzt fit fühlen. 

Dennoch, liebe Fitness-Diät-Königinnen, mir bringen eure Fotos im Jogginganzug mit euren Smoothiegläsern und Müslischüsseln vor euren Spiegeln nichts. Ich kenne mich aus, danke – und kaufe weder Kapseln noch Trainingspläne.

Möchte ich da manchmal antworten.

Dass ich in meinen Jugendjahren „strenge“ Rohkost, auch „Urkost“ genannt, hielt, bedeutete für mich kein Verzicht. Hätte ich etwas anderes gewollt, hätte ich das jederzeit tun können. 

Rebellion und Intoleranz? Fehlanzeige.

Teeniejahre sind oft eine Zeit, in der man sich familiär auseinanderlebt. Meiner Meinung nach hat mich die Rohkost aber noch mehr mit meinen Eltern und meinem Bruder verbunden – weil sie sich auch rohvegan ernährten. 

Meine Klassenkameraden und Freunde zeigten sich absolut tolerant. Auf Klassenfahrten wurde ich mit reifem und regionalem Obst und Gemüse versorgt, bei Filmabenden steckten mir die Mütter leckere Nüsse zu, bei Geburtstagen bestellte man originelle Salate ohne Dressing und mein erster Freund stellte Volvic-Eis her. Sicher lag meine Lebensfreude auch daran, dass ich mich von allen angenommen fühlte.

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Es war kein Hungerwahn. Es machte Spaß!

Die Jugendzeit ist voller schöner Erlebnisse und dennoch spürte ich jede einzelne gesunde Zelle meines Körpers als etwas Besonderes. Es fällt mir schwer, meinen körperlichen Zustand besser zu erklären. Ich will auf keinen Fall behaupten, dass eine Bewusstseinserweiterung durch Veganismus oder Rohkost eintritt. Als körperlich-gesundheitliche Erweiterung würde ich es lieber bezeichnen. Das Wichtigste an allem aber war: Es machte mir Spaß! Es war kein Hungerwahn. Ich bin klein und zierlich, ähnlich gebaut wie meine Eltern. Meine Berufsschullehrer bestätigten es mir eines Tages; ich wirke weder knochig noch ausgehungert, sondern gesund und wohlgeformt. An mir „sei doch alles dran“.

Granatapfel zubereiten

Genuss wie in Jugendjahren

Und danach?

Mit 18 Jahren wollte ich hin und wieder etwas Gekochtes essen. Deshalb kamen ab und zu Kartoffeln oder Linsen zum Salat oder ein Avocadobrot zwischendurch. Übertrieb ich es bei Freunden mit Süßigkeiten, quittierte mir das mein Körper jedoch sofort. Mein Darm war Zucker, Salz und stark verarbeitete Lebensmittel einfach nicht mehr gewöhnt.

Unheilbar krank

Irgendwie schaffte es eine Frauenärztin damals, mir die Pille einzureden. Klar wusste ich um die Nachteile, aber die Vorteile und die Tatsache, dass alle meine Freundinnen brave Pillenschlucker waren, blendeten mich. Es dauerte nicht lange, und ich leidete stark unter einer Colitis Ulcerosa. Das war echt blöd, schmerzhaft, blutig und ekelig. Und während Ärzte Zäpfchen und Tröpfchen verschrieben und Heilpraktiker Schonkostpläne für mich aufstellten, wusste ich bereits besser, was zu tun war. Ich ließ noch einige Zeit mit mir experimentieren, dann reichte es mir. Ich fastete zwei Tage und heilte mich innerhalb weniger Tage mit Rohkost.

Seitdem braucht mir keiner etwas über „gesunde Ernährung“ erzählen. Oder über Medikamente.

Heute lebe ich recht ungezwungen.

Wenn ich Appetit auf einen Tee habe, dann koche ich mir einen. Hat Patrick frühs Brötchen gebacken, landen sie auch auf meinem Frühstücksteller. Bin ich bei Freunden eingeladen, esse ich alles mit, was vegan ist und mich anspricht. Und verliere ich im Familienchaos fast die Nerven, gönne ich mir hin und wieder einen Schokoladenriegel. Sei denn, die selbstgemachte Variante ist noch nicht aus. ;-)

Ernährung ist für mich dann in Ordnung, wenn ich mit meinem Körper in Verbindung bleibe, wenn ich mit ihm und meiner Seele kommuniziere.

Und die Kinder?

Kinder essen Cherimoya und Mango

Kommt immer gut an: frisches Obst

Mit meinen Kindern halte ich es heute ähnlich. Sie kennen Coca Cola, Limonade, Fertigpizza und alle möglichen, bunt gefärbten, chemie- oder palmölgetränkten Süßigkeiten noch nicht. Ich glaube, sie wissen mit ihren 3 und 5 Jahren genau, was ihnen gut tut und was eine Ausnahme bleiben sollte. In diesem Artikel bekommt Du dazu mehr Einblick.

Mein Zweifel an „Experten“

Über Rohkost-Seminare staune ich besonders deshalb, weil ich selbst nie an einem teilnahm. Ich brauchte keinen Mentor, der in seinem stillen Kämmerchen vielleicht doch Kekse knabbert. Für mich bedeutet „jahrelange Erfahrung“ auch nicht, dass die Rohkostjahre ständig von Ausnahmen oder „nur kleinen Beilagen“ unterbrochen wurden.

Ich bräuchte es nicht. Dass Seminare wie die von Irina den Menschen motivieren, der spüren möchte, wie Rohkost funktioniert, kann ich mir aber gut vorstellen.

Was die Erfahrung lehrt

Den Begriff Experte mag ich nicht. Zwei Ratschläge könnte ich jedoch ohne erhobenen Zeigefinger mit auf den Weg geben.

Wenn Du meinst, Rohkost wäre etwas für Dich, dann:

  • Fang einfach damit an, wie es Dir Spaß macht. Du braucht nicht zwingend ein Ziel wie „Die Fastenzeit muss ich durchhalten!“ oder „Am 1. Januar fange ich aber wirklich an.“
  •  Bist Du krank, kannst Du einfach damit beginnen. Du wirst lernen, mit Deinem Körper zu kommunizieren. Es tut gut zu erfahren, dass die Verantwortung für Deine Gesundheit in Deiner Hand liegt. Nicht in der eines Arztes. 
  • Wenn Du Dir die Rohkosternährung für Deinen Partner oder Deine Kinder wünschst, gilt: lebe es Deiner Familie vor. Wie wir alle wissen: Missionieren nervt, Erziehung auch.

Mit jeder Ernährungsform eckt man an. Vielleicht findest du meine Geschichte zu extrem, oder, falls du Urköstler bist, hältst du mich womöglich für schwächlich. Die Wahrscheinlich ist hoch, dass ich weiterhin bzw. wieder als „extrem“ bezeichnet werde. Für mich, meinen Körper und die Tiere wäre das okay. ;-)

Alles Liebe, Deine Evelin

P.S.: Hier das augenöffnende Buch, das nicht alle mögen: Der große Gesundheitskonz.

Und ein Rohkost-Rezepte-Buch für Anfänger, die von einem „rohen“ Kochbuch mehr erwarten als Smoothie-Rezepte und Cashewcreme-Torten.

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CC BY-SA 4.0 Gesundheitsklaps oder Hungerwahn? Wie ich als Teenager nur roh-vegan aß. von Free Your Family ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.