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Im ersten halben Jahr mit unserer Tochter entwickelten wir ein verlässliches Gespür für ihr unbedarftes, junges Wesen. Wir Eltern wissen, was dem kleinen Erdenbürger wohltut und spüren, wenn ihn etwas beunruhigt. Jedoch ist es nicht immer so.
Wut, Zorn und Raserei
Die ersten extremen Wutanfälle unsres Kindes waren kaum zu ertragen. Uns Eltern hilft es, gelassen zu bleiben, um die Situation zu bedenken oder Termine abzusagen.
Mit der Krabbelzeit begann ebenso die „Meckerzeit“. Manchmal fiel es uns extrem schwer, das nörgelige Geschrei unserer Großen zu deuten. Sie wirkte rasch unzufrieden, sobald sie den Topf auf dem Schrank nicht erreichte, der Deckel nicht auf die Dose passte oder ihr nicht eingeräumt wurde, Papas Brille zu verbiegen.
Derartige Zwischenfälle wiederholten sich mehrmals täglich, zumindest innerhalb der eigenen vier Wände. Wir ertrugen es nur mit Mühe, unser aufgebrachtes Kleinkind den gesamten Tag umherzutragen, zu trösten, zu besänftigen, zu beschäftigen und hierdurch alle anderen Verpflichtungen zu vernachlässigen.
Lange vor der Autonomiephase, die kinderfeindlich als „Trotzphase“ zwischen dem 2. und dem 4. Lebensjahr bezeichnet wird, traten die ersten Wutanfälle unserer Großen auf. Bei hochsensiblen Kindern wirken sie extrem und sind begleitet von ausdauerndem, schrillem Schreien. Hochsensible Kleinkinder sind schwer zu beruhigen. Selbst feinfühlige Eltern erkennen die Gründe für die Verärgerung oftmals nicht.
Nachdem jeglicher Beruhigungsversuch scheiterte, schlief unsere Tochter bei ihrem ersten, dreißigminütigen Wutanfall vor Erschöpfung ein. In solchen Situationen verschafft elterliche Ruhe hochsensiblen Kindern die Gewissheit, dass wir für sie da sind, wann immer sie uns brauchen. Sie fühlen sich nicht abgelehnt. Wir Eltern sind ihr „Fels in der Brandung“.
Fahren im Auto
Um dem Alltagstrott zu entfliehen, besuchte ich mit meiner Tochter wöchentlich einen Kleinkindtreff. Die zehn- bis zwanzigminütige Autofahrt wurde zu einer Tortur, wenn ich nicht jede Kurve, jeden Berg, jedes Hupen, Beschleunigen, Abbremsen, Warten, Weiterfahren, Überholen und Klappern kommentierte. Ich erinnerte mich an eine Mutter, deren begleitenden, erklärenden Kommentare ihrem autistischen Kind beim Autofahren enorm halfen, solange die Reihenfolge bei jeder Fahrt akribisch beibehalten wurde.
Auf die Unterschiede hochsensibler Menschen zu jenen mit Asperger-Syndrom komme ich weiter unten zu sprechen.
Das Liegen in der Babyschale strengte mein acht Monde altes Kind oft so sehr an, dass es im Krabbeltreff an meiner Brust einschlief. Viele Eltern gewöhnen ihre Kinder in diesem Alter – aufgrund der bescheidenen Euphorie beim Autofahren – an die gebräuchlichen, nach vorn gerichtete Kindersitze. Das zogen wir, dank unsres Sicherheitsbedürfnisse, für uns nicht in Betracht.
Als unsere Tochter ihr erstes Lebensjahr vollendete, kauften wir einen Reborder, der ihre Fahrfreude jedoch nicht steigern wollte. Das Modell von Besafe gibt es leider nicht mehr. Für unsere Kleine kauften wir den Britax Hi-Way 2 direkt in Schweden (hier: und finden ihn klasse.
Aggressivität des hochsensiblen Kindes
Hochsensible Kinder können introvertiertes aber auch extrovertiertes Verhalten zeigen. Mein Kleinkind zeigte beides: sowohl ausgeprägtes, aufmerksames Nachdenken, gepaart mit intensiver Beobachtung des Geschehens. Nach dem zweiten Geburtstag wurde sie zunehmend extrovertierter und begann u.a. mit Nägelkauen.
Im Krabbeltreff lernte mein Kind zwar andere Dinge und Räume als bei uns zu Hause kennen, doch brachten sie manche Situationen aus der Fassung. Wurde ein Turm gebaut, war das okay. Das Umstürzen gehörte sich ihrer Meinung nach jedoch nicht. Sowohl in jüngeren als auch in älteren Kindern fand mein Töchterchen harmonische Spielgefährten. Der Kontakt mit Gleichaltrigen gelang hingegen nur bedingt: Meine Tochter biss aus scheinbar heiterem Himmel zu. Auch wenn wir andere Kinder besuchten, biss meine Einjährige – unabhängig davon, ob das besuchte Kind zuvor an den langen Haaren meiner Tochter zog oder „zu viel“ Spielzeug besaß.
Du bist nicht allein!
Es überkam mich das beklemmende Gefühl, eine doofe Mutter mit einem unberechenbaren Balg zu sein. Dass es anderen mir sympathischen Mamas ähnlich erging, beruhigte mich. Von Bloggerinnen, befreundeten Psychologinnen und Hebammen zu hören, dass sie ebenso ein bissiges oder hochsensibles Kleinkind haben, tat gut. Lara Horlacher gibt z.B. preis, dass ihre erste Tochter vom Tragetuch aus versuchte, andere Menschen derb zu kneifen.
Um mich nicht als „doofe“ Mutter zu fühlen und darzustellen, half es, mit meinen Freundinnen, also i.d.R. mit den „betreffenden“ Müttern, darüber zu sprechen, wie sie an meiner Stelle reagieren würden.
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Es hilft dem zwischenmenschlichen Zusammenleben nicht, wenn ich mich mit meinem Kind zuhause verschanze. Eine Auszeit (damit meine ich nicht jene hirnrissige „Erziehungsmethode“), mehr Ruhe und weniger Unternehmungen helfen dem hochsensiblen Kleinkind, Stress zu minimieren.
Apropos: Zu Übergriffen unseres Kindes kam es nicht, wenn wir unsere Verabredungen nach draußen verlegten.
Die Energien lenken
Zeitweise reichte ich meiner immer sprachgewandteren Tochter einen beliebigen Gegenstand (z.B ein Plüschtier oder eine Puppe) in den sie ihre Wut ableiten konnte.
Allerdings musste ich mich vor Nachbarn hüten, die Mitleid mit der heruntergeworfenen Puppe empfanden.
Wenn Erwachsene in Wut ein Kissen durch den Wohnraum katapultieren ist das legitim. Wenn ein Kind genauso reagiert, ist das ein unmenschliches Sakrileg. Ich bin überzeugt, dass Kindern keine „kleinkindhafte Blödheit“ unterstellt werden darf! Kinder wissen genau, dass das Püppchen – stellvertretend für sämtliches Spielzeug – keinerlei Schmerz empfindet.
Kinder haben unglaubliche Detektoren für Hintergedanken. Sie sind loyal, nicht naiv. Wenn sie tun, als ob sie unsere Lügen glaubten, dann nur aus Loyalität. – André Stern
Eine andere Meinung vertrat die Sozialpädagogin, die den Kleinkindtreff betreute; Eine Frau, die sich damit rühmte, an der Fachhochschule Jena studiert zu haben. Nachdem meine Anderthalbjährige einen Teddy haute, hielt die Sozialpädagogin ihr eine Moralpredigt. Darüber hinaus konnte sie mir beim Thema „Hochsensibilität“ nicht weiterhelfen. Als ich sie auf meine Vermutung ansprach, beteuerte sie, davon noch nie gehört zu haben.
Nach dem Vorfall mit dem Teddy verdeutlichte mir meine Tochter, dass sie – genau wie ich – keine Lust mehr auf diese Art gelenktes Spiel hatte.
Hilfe in der Not
Wenn Du mit Deinem Kleinkind nicht mehr weiter weißt, kannst Du Dir Hilfe in Schreiambulanzen suchen, die sich bis zum dritten Lebensjahr Deines Kindes zuständig fühlen. Bei älteren, hochsensiblen Kindern vermitteln sie Psychologen, Erziehungsberater oder andere Hilfsgruppen.
Auf schreibaby.de findest Du Schreiambulanzen sowie Schrei- und Stillpraxen in Deiner Umgebung.
Oder ist es Autismus?
Auf YouTube wurden wir gefragt, welche Unterschiede zwischen Hochsensiblen und Autisten bestehen.
Da ich in meiner Arbeit als Erzieherin mit autistischen Kindern arbeitete, bereiteten mir die Wutanfälle meiner Tochter anfangs große Sorgen.
Es wird vermutet, dass Autisten mit Asperger-Syndrom ebenso hochsensibel sind. Kinder mit Asperger Syndrom verfügen über eine vergleichbare Wahrnehmung für Details, durchleben ähnliche Gefühle bei Überforderung und in sozial schwierigen Situationen. Sie haben genauso häufig eine Abneigung gegenüber Smalltalk.
Hochsensible Personen leiden zwar ebenfalls deutlich darunter, wenn die eigenen Grenzen von anderen überschritten werden, doch können sie das eher tolerieren und damit zurechtkommen als Autisten.
Hochsensible Kinder sind kontaktstark und ausgesprochen kommunikativ, vor allem gegenüber ihren Bezugspersonen. Zudem haben sie, anders als Kinder mit Autismus, keine Probleme mit Nähe. Defizite oder Entwicklungsstörungen treten bei hochsensiblen Kindern nicht auf.
Ausblick
Wie unser Leben mit einem hochsensiblen Kind im Alter von 3-6 Jahren aussieht und wie sich die Betreuung hochsensibler Kindergartenkinder gestaltet, erfährst Du in einem der nächsten Artikel.
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