Das Buch „Mit feinen Sensoren. Hochsensitive Kinder verstehen und ins Leben begleiten“ ist an Leser gerichtet, die mit ihrem hochsensiblen Kind den klassischen Weg im System gehen wollen. Es ist einfach gehalten, verständlich geschrieben und christlich geprägt. Für alternativere Familien wie uns ist es nicht hilfreich, weil die Autoren hauptsächlich auf Kindergarten und Schule eingehen. Mir bietet das Buch nicht ausreichend fachliche Zusammenhänge. Ich will im Blogartikel auf die Tipps aus dem Buch für Eltern hochsensibler Kindergartenkinder eingehen, und von meinen eigenen Erfahrungen berichten.
Die Eingewöhnung im Kindergarten
Steht bei Dir die Eingewöhnung des Kindes in einer Kindertagesstätte an, gibt es ein Eingewöhnungsgespräch mit der Leitung der Einrichtung und der Gruppenerzieherin. Allgemeingültige Tipps zur Eingewöhnung findest du in diesem Artikel.
Du solltest Verständnis ernten, wenn Du die Hochsensibilität Deines Kindes ansprichst. Du brauchst kein ärztliches Attest vorlegen, die Vermutung oder Erfahrung als Mutter bzw. als Vater sollte ebenso ernstgenommen werden. Im Gespräch wirst Du erfahren, ob sich das Personal mit Hochsensibilität auskennt und wie sich der Umgang mit „Sensibelchen“ gestaltet.
Meiner Erfahrung nach fällt hochsensiblen Kindern der Einstieg in Waldkindergärten leichter als in konventionellen Einrichtungen. In jedem Fall ist eine Eingewöhnung abhängig von der Erzieherin bzw. dem Erzieher, vom Kind und seinen Eltern. Schenken sich die Erwachsenen gegenseitiges Vertrauen, merkt es das Kind und wird es leichter haben.
Da Kinder mit besonders feinen Wahrnehmungsfähigkeiten in der Natur gut regenerieren, halte ich Kindertagesstätten für sinnvoller, in denen Aktivitäten täglich bei jedem Wetter draußen stattfinden. Geringere Gruppengrößen und eine ruhige Atmosphäre sind zuträglicher. Hochsensible Kinder schätzen die Art der überschwänglichen Kinderanimation eher aufgedrehter, lauterer Erzieher mit geringem Feingefühl nicht. Mich schrecken Kindergärtnerinnen ab, die Lob als Erziehungsmittel einsetzen oder Behauptungen wie „Da muss das Kind jetzt durch“ aufstellen.
Ich vermute, dass mein Mama-Bauchgefühl bei einer „funktionierenden“ Eingewöhnung nicht zurate gezogen würde. Buchautorin und Erzieherin Christa Lüling rät, nicht nur auf das eigene Bauchgefühl zu hören, sondern ebenso auf das des Kindes. Hochsensible Kinder haben so starke Trennungsängst, dass sie sich als Erwachsene noch genau an das mulmige Gefühl und die Verzweiflung erinnern werden. Für mich haben Kindergärten einen eigentümlichen Geruch. Er bereitet mir noch heute unangenehme Erinnerungen, wenn ich z.B. meine Tochter für 30 Minuten in den Kinderchor der Kita nebenan bringe.
Zum Glück setzt das pädagogische Personal heute auf eine längere Eingewöhnungszeit als in meiner Kindheit. Für hochsensible Kinder ist sie nicht ersetzbar. Nach Urlaub, Krankheit oder einem Personalwechsel solltest Du als engster Vertrauter Deines Kindes mit Rückschlägen rechnen und Deinem Kind Zeit schenken, um erneut Anlauf nehmen zu können.
Wie werden hochsensible Kinder im Kindergarten gesehen?
In der Schulliteratur für angehendes Kita-Personal werden Kinder in Charaktere eingeteilt, was viele andere Pädagogen und ich lächerlich finden. Es fallen Bezeichnungen wie der „Kasper“, der „Ruhige“, der „Brave“, der „Schüchterne“ oder der „Mitläufer“. Manche Erzieherinnen loben das gute Benehmen der hochsensiblen Kinder gegenüber den Eltern gern. Die feinfühligen Jungen und Mädchen sind artig, interessiert, machen alle Angebote gemäß den Vorstellungen des Personals mit und werden gern als „Vorzeigekinder“ genutzt.
Weil hochsensible Kinder vieles parallel wahrnehmen, leiden sie automatisch unter einem Kontrollverlust. Das Kindergartenpersonal tut gut daran, nur wenige Aktivitäten in den Tag zu packen. Der strukturierte Tagesablauf ist zwar hilfreich, weil das Kind versteht, was als nächstes kommt. Er führt jedoch ebenso dazu, dass höchstens kleine Puffer zur Regeneration bleiben.
Im Sinne der freien Bildung finde ich das Freispiel zur Bewältigung des Lebens wichtiger als die frühkindliche Förderung mit von anderen Menschen bestimmten Erziehungszielen. Wie wichtig das Spielen für Kinder ist, erfährst Du in hier.
Beim Abholen aus dem Kindergarten oder zuhause brechen die Kinder oft zusammen. Man spürt, wie anstrengend das Zusammensein mit mehreren Gleichaltrigen in einer übererregenden Atmosphäre ist. Viele Eltern beschreiben ihre erschöpften Kindergartenkinder nach dem Abholen als „für den restlichen Tag nicht zu gebrauchen“.
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Um den Kindern den Tag so angenehm und fürsorglich wie möglich zu gestalten, möchten Erzieherinnen am Liebsten auf alles vorbereitet sein. Und sicher willst Du nicht verschweigen, was Deinem Kind bei Wutanfällen, Traurigkeit und Verzweiflung zuhause hilft.
Meine Erfahrungen als Erzieherin mit hochsensiblen Krippenkindern
Persönlich betrifft uns täglich die Hochsensibilität unserer Tochter. Mit hochsensiblen Krippen- und Kindergartenkindern machte ich die ersten Erfahrungen, wie viel Umsicht von mir als Erzieherin erforderlich ist.
Einst betreute ich eine 18-köpfige Gruppe wundervoller 2- bis 3-jähriger, darunter fünf Hochsensible. Da meine Kindergartengruppe nicht von einer anderen Kollegin unterstützt wurde, kannst Du Dir vorstellen, wie stark Erzieherinnen täglich gefordert werden.
Die Eingewöhnung eines Zweijährigen gelang z.B. gut, weil ich ihn bei Ausflügen im Tragetuch hatte und versuchte, so viel Liebe wie möglich zu geben. Bei der Übergabe in eine andere Gruppe bekam er Probleme, weil alles anders war: jüngere, fordernde Kinder und andere (liebevolle) Erzieherinnen. Der einst fröhliche Junge verbrachte die Spielzeit damit, ausdruckslos auf einem Stuhl zu sitzen, den Kopf auf den Tisch gelegt.
Ein Dreijähriger mit reichlich Klinikerfahrung wurde eingewöhnt. Die Mutter zeigte sich überzeugt, dass die Eingewöhnung ebenso unkompliziert vonstattengehen würde wie bei ihrer Tochter. Sie ließ sich nicht auf eine langfristige, stufenweise Eingewöhnung ein. Ihr Kind schrie täglich und war nur auf meinem Arm still. Eine Kollegin bezeichnete ihn als „kindergartenunfähig“. Der unzumutbare Zustand hielt über Wochen an, bis das Kind in eine größere Gruppe wechselte.
Zwei hochsensible Mädchen zeigten sich als wahre Sonnenscheinchen der Gruppe. Sie waren freundlich, höflich, hilfsbereit und begeistert von allem, was ich tat. Wurden sie am Mittag oder Nachmittag von den Großeltern abgeholt, luden sie all den angestauten Stress bei ihren ab. Manchmal schimpften die Großeltern und Mütter deshalb mit ihnen. An Tagen, in denen die Mädchen nicht als „Mittagskinder“ gemeldet waren, achtete ich verstärkt darauf, dass gemeinsame Aktionen nicht zu laut wurden. Zudem half es, pädagogische Angebote, kreative Möglichkeiten und entspannende Aktionen wie Musizieren oder Vorlesen nach draußen zu verlegen und kein Pflichtprogramm für alle Kinder daraus zu machen.
Mir scheint eine gering-stündige Fremdbetreuung für junge, hochsensible Kindergartenkinder im Sinne des Kindeswohls geeigneter.
…und hochsensiblen Kindergartenkindern
Einen ebenso liebevollen, hochsensiblen Jungen erlebte ich aufmerksam, kommunikativ, höflich und ausgeglichen. Sagte ich seinem Tischnachbar beim Mittagessen, dass Messerfuchtelei o.a. nicht geht, fühlte er sich selbst betroffen. Er fing schnell an zu weinen. Ich musste meine gerade ausgeführte Tätigkeit unterbrechen, um sofort zu trösten, sonst steigerte sich der Junge so hinein, dass er Atemprobleme bekam – ähnlich einer Panikattacke. Der regelmäßige Austausch zwischen seiner Mama und mir half, neue Situationen, Geschehnisse und Entwicklungen des Jungen zu kennen und ihm dadurch eine angenehme Kindergartenzeit zu schenken.
Auch während meiner Arbeit im Waldkindergarten wurden hochsensible Kinder betreut. Ich erinnere mich u.a. an ein Mädchen einer kinderreichen Familie. Es war ruhiger als die anderen Mädchen. Da im Wald eine angenehme, harmonische Atmosphäre herrschte, fand das Kind bei den anderen Mädchen rasch Anschluss, und war aus der Gruppe der fröhlichen Kinder nicht mehr wegzudenken. Besonders dieses hochsensible Mädchen genoss es, Waldsofas zu bauen um anschließend darauf die Ruhe in der Natur zu genießen. Ich denke, dass ihr der Wald gute Gelegenheiten schenkte, um sich u.a. auch vom Familienleben zu erholen.
In der Kommentarfunktion hast Du die Möglichkeit das weiterzugeben, was Du mit hochsensiblen Kindergartenkindern erlebt hast, oder welche Gedanken Dich zum Thema bewegen. Wenn Du erfahren willst, wieso unser Familienalltag keinen Kindergartenbesuch beinhaltet, kannst Du das hier nachlesen.
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Hallo,
sehr spannend für mich was ich hier lese. Schade, dass einem sowas keiner sagt bevor man Kinder in Fremdbetreuung gibt. Man wird i. d. R. als Spinner oder Glucke abgetan, wenn man solche Gedanken äußert. Mein Großer ist jetzt knapp 1 Jahr in einem ’normalen‘ Kiga und überfordert. Ein Waldkiga wäre mein Traum für ihn, jedoch hat mein Mann bedenken, dass er Schwierigkeiten in der Schule haben wird, wenn er vorher nur den Waldkiga erlebt hat.
Habt jemand Erfahrungen mit Grundschülern die zuvor im Waldkiga waren?
VG
Liebe Susi,
mit der Schulfähigkeit von Waldkindergartenkindern habe ich mich vor Jahren ausgiebig beschäftigt. Auch, weil es Teil einer Facharbeit war. Überraschender Weise schneiden Kinder aus Waldkindergärten sogar besser ab als Kinder aus regulären Kindergärten. Alle Bereiche (Mathematik, Sprache, Konzentration, Gedächtnis usw.) werden ebenso im Waldkindergarten trainiert – und zwar täglich einfach schon so nebenbei. Es ist mehr als nur Bewegung und Hüttenbauen. Vielleicht ist das auch mal einen Blogartikel wert. Deutlich wurde in verschiedenen Studien z.B., dass die Konzentrationsfähigkeit bei „Waldkindern“ auffällig gut ausfiel. Die Eltern der ehemaligen Waldkigakinder, die ich betreute, bestätigten das.
Man findet heute schon eine ganze Menge darüber, z.B. https://www.besser-bilden.de/naturschule-waldkindergarten/schulreif-im-waldkindergarten/
http://bvnw.de/wp-content/uploads/2013/04/Prof_Gorges_Schulfhigkeit.pdf
https://wald-kindergarten.de/konzept/schulfaehigkeit/
Alles Liebe von der Oberglucke. ;-)
Hallo Susi,
ich heiße Birgit und arbeite in einem Waldkindergarten mit einigen hochsensiblen Kindern. Es ist ein Segen für solche Kinder im Wald sein zu können. Sie können dort am besten lernen Ihre Empfindungen wahrzunehmen und zu regulieren. Ich bin selbst hochsensibel und 52 Jahre alt. Die Kinder lernen im Wald den größten Schatz. Die Verbindung zur Natur. Und zu sich selbst. Den „Schulkram“ lernen sie leicht. Es sind Kinder. Sie lernen schnell. Alles Liebe Birgit
Hallo Birgit, ich freue mich, dass du als „Walderzieherin“ deinen feinen, lieblichen Senf dazugibst. ;-) Ich kann deine Worte nur unterstreichen. Herzlichen Dank und alles Liebe, Evelin
Hallo, meine hochsensible Tochter 4 ist jetzt in der Eingewöhnung in einer normalen Kita und es ist eine Katastrophe, sie sitzt nur bei mir, es ist ihr zu laut und zu viele Kinder auf einmal. Die Erzieherin will das ich nächste Woche mal rausgehen, auch wenn sie dann brüllt.
Ich habe mich mal durchgegoogelt und eine Waldkita gefunden, die auch noch ab Oktober einen Platz hätten.
Nur leider weiß ich nicht, was ich tun soll.
Hallo Roro!
Ich verstehe sehr gut, dass man sich manchmal in Situationen befindet, in denen man einfach nicht mehr weiß, was man tun soll.
Dass du dir große Gedanken machst, was deiner Tochter am besten helfen würde, finde ich wunderbar. Immerhin ist es für niemanden einfach, den Prinzipien der Erzieherin gleich zu widersprechen. Das würde ich an eurer Stelle jedoch auf jeden Fall machen.
Deine Tochter ist bisher bei dir, weil sie sich einfach noch nicht heimisch fühlt. Das kann man vielleicht beispielhaft auf Erwachsene übertragen: Stell dir vor, du würdest einen Freund kennenlernen und man will, dass du so schnell wie möglich zu ihm ziehst. Innerlich bist du aber noch gar nicht bereit – es ist viel lauter dort und zudem gibt es noch gefühlt 1000 Verwandte, die du noch gar nicht gut kennst, aber auf einmal kennenlernen musst. Wie würdest du dich fühlen?
Bitte lass dein Kind nicht allein, wenn es noch nicht so weit ist. Auch wenn die Erzieherin „aus Erfahrung spricht“, vom Fach ist oder es gut meint – du kennst dein Kind am besten und hast nicht umsonst ein Bauchgefühl. Vielleicht findest du noch einen hilfreichen Tipp in meinem Artikel zur Eingewöhnung (https://freeyourfamily.net/2018/05/entspannte-eingewoehnung/).
Wenn ihr einen Platz im Waldkindergarten ergattern könnt, würde ich auf jeden Fall zugreifen. Sicher fühlt sich deine Tochter im Wald geborgener; die Lautstärke ist sehr angenehm und die Kinder verteilen sich auf natürliche Weise und kleben nicht auf einem Haufen.
Ich hoffe, ich konnte dir Mut machen. Euch von Herzen alles Gute! Evelin
Hallo,
ich bin gerade den Tränen nahe. Gerade habe ich die konventionelle Eingewöhnung meiner sensiblen Tochter abgebrochen. Vor der Kindergartenleitung, Betreuer und sogar der zuständigen Sachbearbeiterin bei er Stadt habe ich mich erklärt und nur wenig bzw. gar kein Verständnis geerntet. Der Waldkindergarten ist bei uns leider komplett ausgebucht. Ich versuche es jetzt mal in einer kleineren Spielegruppe. Weniger Kinder und erneut deutliche Hinweise vorher meinerseits auf die Sensibilität meiner Tochter. Ich danke Dir für Deine Inspiration. Liebe Grüße Susann
Liebe mutige Susann,
deine Tochter nimmt es mir bestimmt nicht übel, dass ich mich bei dir in ihrem Namen bedanke. Ich finde, du hast etwas großartiges getan, was meine vollste Anerkennung verdient! In unserer abgestumpften Gesellschaft ist es leider so, dass man Kopfschütteln erntet und keiner auch nur ansatzweise versucht, sich in ein sensibles Mädchen und eine mitfühlende Mutter hineinzuversetzen. Dich vor der KiTa-Leitung, der Betreuer und Amtsdamen zu erklären, ist so stark!
Wenn sich eine Tür schließt, so öffnet sich eine andere. Wie komisch dein Gefühl auch gerade sein mag, es wird sich ändern. Ich bin mir sicher, dass du das Richtige finden wirst, was ganz genau zu euch passt.
Zuversicht, Mut und herzliche Grüße aus Kroatien – Evelin
Hallo Evelina,
Mit großem Interesse hab ich deineb Beitrag zum Thema Hochsensible Kinder im Kindergarten gelesen.
Es ist aktuell so, dass unser großer Sohn (gerade 5 geworden) vom Kindergarten als überaus tolles Kind bezeichnet wird, da er si h unheimlich gut lange Zeit, konzentriert mit Dingen beschäftigt, die er mag und in der Masse nie unangenehm auffällt, er ist überaus freundlich und sehr hilfsbereit, außerdem eckt er mit niemandem an. Nun loben sie ihn zwar über den Klee, aaaaber er ist ihnen zu ruhig, er würde sich regelmäßig zurückziehen und gerne hinlegen und beobachten. Außerdem ist er immer der letzte, wenn es irgendwo hingeht. Er träumt ihnen zu viel.
Gleichzeitig sagen sie mir aber auch dass es momentan unheimlich laut sei und absolut unruhig, weil nach den Sommerferien 7 neue Kinder in die Gruppe gekommen sind und das es vorallem für die großen Kinder sehr anstrengend ist, weil man sich so gut wie gar nicht um die kümmern kann.
Es ist wie im letzten Jahr auch, da herrscht eine totale Unruhe und letztes Jahr war es genau das selbe, als das neue Kindergarten Jahr anfing, wollte unser großer plötzlich nicht mehr hingehen. Er sagt auch oft es sei ihm zu laut.
Er spielt am liebsten mit Mädchen, weil die ruhiger sind, die Jungs sind ihm zu rabaukig. Das abc kann er schon, er zählt bis 20 und aktuell saugt er alles über Dinosaurier auf, was er zu hören kriegt. Also damit will ich nur sagen, er ist definitiv nicht auf den Kopf gefallen.
Nun worauf ich hinaus will, ist folgendes, der Kindergarten macht ein riesiges Problem daraus. Sie sprechen davon, dass es ADS sein könnte. Von einem HPs Kind war bislang noch keine Rede. Ich vermute aber, dass er eher hochsensibel ist, weil er extrem empfindlich auf Geräusche reagiert. Außerdem auf Kälte. Als wir vor zwei Jahren beim Osteopathen waren, weil wir den Eindruck hatten er sei irgendwie gehemmt in seiner motorischen Entwicklung, da fand der gute Mann auch einige Blockaden und inzwischen ist er auch ausbehandelt und er hat schon einiges aufgeholt im motorischen, na der Osteopath empfahl mir damals das Buch Zart Besaitet, weil er sich in unseren Gesprächen und Erzählungen ein gutes Bild von unseren Sohn machen konnte und den Eindruck bekam, dass er hochsensibel sei…
Wie gehen wir denn nun weiter? Wer kann mir sagen, ob es eine hochsensible Persönlichkeit ist oder ob es doch ADS ist. Ich bin vom Kindergarten sehr verunsichert worden. Ich möchte meinem Sohn selbstverständlich helfen, er soll aber auf keinen Fall das Gefühl bekommen es sei etwas mit ihm nicht richtig.
Hallo liebe Sonja!
Dein Sohn ist ein echtes Paradebeispiel für ein hochsensibles Kind. Ich lese von einem Kleinkind, dass ich auf Anhieb mag und toll finde.
Genau solche Menschen braucht die Welt: Die feinfühligen Männer, die nicht ständig im Kanon der lauten Masse schreien und stattdessen ein Gespür für ihre Umwelt und die eigene Gesundheit haben.
Umso trauriger finde ich es, dass man deinem Sohn das Träumen, seine eigene innere Uhr und damit insgeheim sein Wesen infrage stellt. Jede Erzieherin sollte sich über Kinder in der Gruppe glücklich schätzen, die zur Harmonie der großen Kinderschar beitragen.
Ich kann mich an manche Jungs erinnern, die meinen Kolleginnen und mir positiv durch ihre freundliche und ruhige Art auffielen. Es schien, als brächten sie einen Teil des „gesunden Elternhauses“ mit in die Einrichtung.
Pädagogen in Kindertagesstätten sind dazu angehalten, die Entwicklung der Kinder festzuhalten. Sie wenden dabei verschiedene Beobachtungsbögen, Tabellen und Tests an. Zum Glück gibt es unter dem Personal der Kitas einige, die dies ablehnen. Doch der Druck seitens des Teams, „um jeden Preis professionell zu sein“, „Qualität“ zu beweisen etc. drängt viele ErzieherInnen in die Enge. Sie meinen, den Eltern gegenüber beweisen zu müssen, welche Entwicklungsfortschritte das Kind macht. Gleichzeitig will man zeigen, dass man mögliche Entwicklungsstillstände ebenso aufmerksam verfolgt.
Leider fordern viele Eltern dieses „Monitoring“ auch bewusst oder unbewusst ein.
Und dann gibt es die Eltern, die ein Gespür für ihr Kind haben. Sie haben ein besseres Bild von ihrem Schützling und sind nur selten so blauäugig, dass sie Unstimmigkeiten in der Entwicklung nicht erkennen. Aus diesem Grund ist es mir wichtig, in dieser Angelegenheit dein Bauchgefühl zu stärken.
Das Personal einer Kita mag pädagogisch geschult sein. Sie haben jedoch keine medizinische Ausbildung, die es ihnen erlaubt, sowas wie ADS zu diagnostizieren. ADS ist ein Begriff, der in den Ausbildungsbereichen kein Thema ist.
ADS und ADHS sind in aller Munde; und jeder „Dahergelaufene“ meint zu wissen, welches Kind betroffen ist. Es bleiben jedoch Mutmaßungen.
Hochsensibilität ist jedoch so gut wie unbekannt. Hochsensibilität hat keine ICD-Nummer. Daher haben selbst Ärzte oft noch nie etwas davon gehört. Es könnte also sein, dass das Kita-Personal ebenso nicht mit Hochsensitivität vertraut ist.
Was also kannst du nun tun?
Stärke dein Kind, indem du offen mit ihm sprichst. Sage ihm, dass es toll ist und ihr euch das von niemanden ausreden lasst. Es gibt ruhige Kinder, laute Kinder, beobachtende Kinder, Kinder die nicht alleine sein können, Kinder die sich gerne mal alleine mit etwas befassen, Streitsucher, Mitläufer …
Einige Mütter verrieten mir, dass sie den Erzieherinnen entsprechende Literatur schenkten oder liehen. Hier wäre es wünschenswert, wenn sich die Pädagogen offen und dankbar zeigen.
Natürlich kannst du einen guten Kinderarzt (vielleicht bei der nächsten U?) auf die Situation im Kindergarten ansprechen und um seine Einschätzung bitten. Auf lange Tests würde ich jedoch verzichten, denn dein Bauchgefühl sagt dir schon, ob alles in Ordnung ist.
Wenn du möchtest, kannst du mit ihnen die Vermutung eures Osteopathen teilen. Mach ihnen deutlich, dass du nicht als stur erscheinen willst, aber selbst beurteilen kannst, ob das Verhalten deines Kindes natürlich und in Ordnung ist.
Ich schicke dir einen großen Sack voller Stärke und Selbstvertrauen! Dein Kind ist toll so wie es ist!
Alles Liebe, Evelin
Hallo, vielleicht können sie mir mehr infos zu hochsensibilität bei kindern geben. Mein sohn wird oft ahgresiv im Kindergarten und fühle sich laut erzieher nicht wohl obwohl er schon 4 Jahre in den Kindergarten geht. Nachdem kindergarten ist er kaputt und hat zu nichts lust mehr außer drin was zu gucken also ohne anstrengungen. An freien Tagen zu Hause ist er nie so wie die Erzieher es mir schildern.
Liebe Nadine,
viele Menschen haben in ihrer Vorstellung, dass Kindergärten Einrichtungen sind, in denen den ganzen Tag gespielt wird. Wer genauer hinsieht, weiß das natürlich besser. Mehrere Stunden in einer Kindergruppe zu verbringen, ist für alle anstrengend und für unsere Kinder bedeutet „in den Kindergarten gehen“ eigentlich „zur Arbeit gehen“. Der Lärmpegel ist phasenweise extrem hoch, man muss aufeinander Rücksicht nehmen, soll eigene Bedürfnisse zurücknehmen können oder auf eine gewisse Zeit aufschieben und unterwirft sich einem von anderen vorgegeben Tagesablauf. Vermutlich ist kein Kindergartenaufenthalt so entspannt, frei und so wenig durchreglementiert wie das Sein zuhause.
Es ist verständlich, dass dein Sohn nach dem Kita-Aufenthalt kaputt ist. Das geht besonders hochsensbiblen Kindern so. Ruhige Dinge, die ohne Anweisung, ohne Überstimulation (durch Szenen-reiche Trickfilme, Bildschirmarbeit etc.) und ohne Korrektur/ Belehrung/ Erziehung erfolgen, helfen den Kindern, wieder in ihre Mitte zu finden. Kuscheln mit Mama, kurze Geschichten vorlesen, vertraute und beruhigende Lieder vorsingen, kreative Schöpfungen wie (freies) Malen, Plätzchen verzieren, allein vor sich Hinspielen usw.
Sollte sich dein Kind erst seit kurzem aggressiv verhalten, kann das mehrere Gründe haben: Ein neuer Entwicklungsschritt, zu viel angestauter Stress, neue Situationen zuhause, im Freundeskreis oder Personalwechsel, eine neue Gruppenzusammenstellung, ein veränderter (oder fordernderer) Tagesablauf in der Kita…
Ich finde es wichtig, Kindern genügend Urlaub, freie Nachmittage und, wenn möglich, eine geringere Betreuungszeit zu ermöglichen. Als wertvoll erweist sich natürlich die enge Zusammenarbeit mit den Erziehern. Das Thema Hochsensibilität sollte zur Sprache kommen und in einem Gespräch nach Möglichkeiten gesucht werden, was für mehr Ruhe und Ausgeglichenheit im KiTa-Alltag sorgt. Vielleicht helfen Bücher weiter, die du sicher auch mal an das pädagogische Personal verborgen darfst (Hochsensibilität ist auch unter Erziehern nicht immer bekannt). Du findest sie in unserem Shop.
Alles Gute! Evelin
Liebe Evelin,
vielen Dank für den tollen Artikel. Ich gehe in die 12. Klasse und schreibe im Moment meine Abschlussfacharbeit über das Thema „Welche Chancen bieten Waldkindergärten hochsensiblen Kindern?“
Der Artikel ist der einzige der mir zu 100% weiterhilft. Vielen, lieben Dank dafür!
Liebe Grüße
Ida
Hallo Ida,
das freut mich sehr! Ich wünsche dir viel Freude und gutes Vorankommen bei der Erarbeitung dieser spannenden Facharbeit.
Liebe Grüße
Evelin
Hallo liebe Evelin und an alle anderen,
mein Sohn ist 5,5 Jahre und geht schon seit er 2 Jahre alt ist täglich 5-6 Std pro Tag in eine Kita mit offenem Konzept also ohne feste Gruppen. Das heißt ca 40 Kinder sind in mehrere Räumen verteilt und jedes Kind entscheidet frei wo es sich aufhalten möchte .Vor ca sechs Monaten fing es an, dass mein Sohn absolut nicht mehr zum Kindergarten wollte (richtig gern gegangen ist er noch nie) . Und nach der Kita entweder heftige Weinkrämpfe bekam die bis zu einer Stunde dauerten oder enorme Wutanfälle samt um sich schlagen und treten. Wir standen vor einem Rätsel und wußten erst nicht was das Problem war. Auch die Kita Leitung bat mich zum Gespräch und erzählte mir von enormen Wutausbrüchen die er zwischendurch dort bekam. Nachdem wir bei einer Therapeutin waren, war die Sache schnell völlig klar, er ist extrovertiert hochsensibel. Wir haben unseren eigenen Alltag enorm umgestellt. Da ich Tagesmutter bin kann ich mir erlauben meinen Sohn 1 – 2 mal pro Woche zuhause zu lassen oder früher von der Kita abzuholen. Nachmittagsprogramm ist nur noch nach langer Pause nach der Kita angesagt bzw kein muss nur wenn es passt . Und aufregende Serien guckt er nicht mehr. Wir bauen bewußt viele Pausen in den Alltag ein er hört dann eine ruhige CD oder wir lesen viel zusammen. Die Kita beherzigt diese Dinge ebenfalls. Wenn die Gefühle und der Stress zu groß werden, versuchen wir ihm auch immer wieder einen anderen Umgang damit aufzuzeigen und bitten ihn auszusprechen wie er sich fühlt, statt körperlich zu reagieren. Auch unseren eigenen Stress reduzieren wir so gut es geht, denn unser Sohn spiegelt auch unsere negativen Gefühle und Stressreaktionen ganz extrem. So ist es Stück für Stück sehr viel besser mit seinen emotionalen Ausbrüchen geworden. Nur das Thema Schule das jetzt im Sommer ansteht macht mir natürlich große Sorgen. Ich wünsche allen Eltern von hochsensiblen Kindern viel Kraft und Ruhe. Danke für diese Seite liebe Evelin!!
Liebe Steffi,
danke, dass du meinen Artikel mit deinem lebendigen Beispiel ergänzt. Es ist schön, dass ihr zuhause wie auch in der Kita (die momentan wahrscheinlich pausiert) gute Ansätze gefunden habt. Ich kann verstehen, dass ein bevorstehender Schuleintritt Sorgen bereitet. Bei der Eingangsuntersuchung kann natürlich versucht werden, dein Kind erst im darauffolgenden Jahr eingeschult werden. Vielleicht tappt ihr auch Schritt für Schritt näher an die Belastungen des Schulalltags, um besser vorbereitet zu sein. Manche Dinge werden im Kindergarten auch spielerisch dargestellt, damit die Kinder eine Ahnung für den Schulbesuch bekommen. Doch das werdet ihr sicher längst schon wissen. Sonst kann ich natürlich noch dazu ermuntern, nach alternativen Schulformen in der Umgebung zu schauen, mit der Lehrerin im Gespräch bleiben und positiv zu denken, damit sich die Gegebenheiten zu euren Gunsten fügen. Zum Schulleben mit hochsensiblen Schulkindern soll mir auch noch etwas aus der Feder fließen; dabei muss ich alle Leser jedoch weiterhin um etwas Geduld bitten.
Viele liebe Grüße, Evelin
Hallo,
im Rahmen meiner Ausbildung zur Erzieherin schreibe ich meine Facharbeit über Verhaltensweisen hochsensibler Kinder im Kitaalltag. Da ich mich sehr für das Thema interessiere, ich aber leider noch nie mit hochsensiblen Kindern in Kontakt kommen konnte, wollte ich fragen, ob Sie weitere Tipps haben, wie Erzieher mit hochsensiblen Kindern sollten. Dies wird auch Teil meiner Facharbeit sein, unwissenden Erziehern dieses Thema näher zubringen.
Vielen Dank schon mal, der Text hat mir sehr weiter geholfen.
Hallo liebe Claudi,
das klingt nach einer spannenden Facharbeit! :-) Neben meinen anderen Artikeln zur Hochsensibilität nützen dir sicher auch weiterführende Bücher. Vielleicht kannst du auch eine Hochschulbibliothek (u.a. Fernleihe) nutzen?
Ich würde zur Aufklärung der Pädagogen womöglich Begriffserklärung, die „Symptome“, den Umgang mit hs Kindern und entsprechende Rahmenbedingungen (Betreuungsschlüssel etc.) einbringen. Das Personal sollte besonderes Augenmerk auf eine ausreichende Eingewöhnungsphase achten wie auch auf Möglichkeiten von pädagogischen Angeboten, in denen Kinder ihre Gefühle ausdrücken und ihre Wahrnehmung bewusst erfahren können (Förderungen zur Ruhe, der Sinne, musikalischer und kreativer „Talente“ etc.).
Finde ich richtig schön, dass du das Thema weiter unter die Leute bringst! Alles Gute und viel Freude bei der weiteren Erarbeitung, Evelin
Hallo Evelin,,
ich habe einen hochsensiblen 5jährigen Sohn. Er ging noch nie gerne in den Kindergarten. Zur Zeit ist es wieder sehr schlimm für ihn da hinzugehen. Gerade habe ich ihn weinend abgegeben. Es zerreißt mir das Herz. Wie kann ich ihm den Alltag dort erleichtern? An zwei Tagen isst er dort zu mittag weil ich arbeiten gehe, wir haben leider keine andere Betreuung. So oft es geht melde ich ihn vom Mittagessen ab, was aber von den Erzieherinnen nicht gerne gesehen wird, weil wir dadurch einen Platz belegen, den andere vielleicht brauchen würden.
An drei Vormittagen arbeite ich nicht, theoretisch könnte er da zu Hause bleiben. Allerdings habe ich auch Termine und Erledigungen. Und ich habe festgestellt, wenn ich ihn ab und zu zuhause lasse,fordert er es immer mehr ein und geht an den anderen Tagen noch ungerner in den Kindergarten. Ich weiß langsam nicht mehr weiter. Wie kann ich die Situation entschärfen? Ein Gespräch mit der Erzieherin hatte ich vor kurzem, sie kennt sich leider gar nicht mit Hochsensibilität aus….
Viele Grüße Stefanie
Liebe Stefanie,
ich habe lange über eure Situation nachgedacht. Es ist gar nicht leicht, eine Lösung zu finden. Lass mich deshalb deine Sätze etwas auseinandernehmen, vielleicht kommen uns dann ein paar klare Gedankenfünkchen. :-)
Du schreibst, dass dein Sohn nach dem Abgeben in der Kita weint. Das zerreisst dir, und mir irgendwie auch, das Herz. Es schmerzt dich vielleicht so sehr, weil du weißt, dass dieser Trennungsschmerz nicht gleich vorbei ist und dein Kind noch lang diesen Kloß fühlt, der vermutlich sogar fast bis zum Mittagessen in seinem Hals steckt.
Dabei scheint es nicht gern in der Kita zu essen, denn du meldest deinen Sohn ja oft vom Mittagessen ab.
Vielleicht liege ich mit der nächsten Annahme richtig: Wenn dein Fünfjähriger noch nie gern in die Kita ging, läuft dort entweder zwischen dem Verhältnis Erzieher – Kinder etwas falsch oder die Eingewöhnung ist nicht gelungen. (Gern mal diese zwei Links zur Eingewöhnung beachten.)
Ich würde dir wünschen, dass du die Erzieherin oder Leiterin noch einmal bittest, eine Art zweite Eingewöhnung zu wagen. Einfach Zeit, in der du mal mit da bist. Ein Tag, Ausflug, eine Bastelstunde – das wäre ideal, doch ich habe keine Ahnung, wie das unter „Corona“-Umständen noch möglich sein wird.
Was die drei Vormittage angeht, wird ein Fünfjähriger bald eine genaue Vorstellung entwickeln: Entweder entscheide ich mich für ein paar Stunden im Kindergarten oder ich muss zu allen Erledigungen und Terminen meiner Mami mit – schaue ihr dabei womöglich gelangweilt zu und darf nicht stören.
Wenn du ihn zu oft zuhause lässt, brennt die Kindergartensache natürlich noch mehr an. Das ist verständlich und es gibt viele Kinder, die diese Chance nicht ungenutzt lassen würden. Meine Idee ist hier: Vereinbart mit einem Kalender, vielleicht eignet sich dafür ein Hausaufgabenheft, in dem jeder Tag seine eigene Farbe bekommt, an welchen Tagen was ansteht: Z.B. Mama geht Montag und Mittwoch arbeiten, Kind in den Kindergarten. An den anderen Tagen verhandelt ihr und notiert euch das mit einfachen Bildern in euren Wochenplaner. Jeden Abend kann noch einmal geschaut werden, was am nächsten Morgen ansteht.
Auch bei der Verabschiedung im Kindergarten könntet ihr euch etwas Handschriftliches, etwas Festes, etwas Abgemachtes ausmachen. (Natürlich am Besten vorher, also bevor der dicke Klos und die Tränen kommen.) Hilft es, in euren Planer zu schauen, was am Nachmittag gemeinsam gemacht wird? Hilft es, wenn die Erzieherin deinem Kind jeden nächsten Schritt im Kita-Alltag erklärt? Hat dein Kind Lust, die Uhr zu lernen, um selbst bald einschätzen zu können, wann es abgeholt wird? Könnte dein Kind ein Hilfs-Kind an sich heranlassen, dass ihm ein bisschen Mut, Trost oder Spielideen schenkt? Ein Teddy allein erinnert vielleicht auch nur daran, dass die kuschelige Mama fehlt…
Was Kinder immer beschäftigt ist, wenn sie merken, wie traurig Mama oder Papa bei der Verabschiedung sind. Ja, wir sollen ehrlich sein. Aber wenn wir uns als Eltern wünschen, dass es unser Kind schafft, sich im Kindergarten wohl zu fühlen, dann sollten wir versuchen, auch dieses Gefühl zu zeigen. Dann darf man sagen: „Ich wäre jetzt gerne mit dir zusammen, aber das können wir erst heute mittag. Ich weiß, dass du dass hier schaffst. Du bist so mutig, dass mir das ganz viel Kraft schenkt für meine Arbeit. Bitte gib mir noch ein bisschen Mut von dir ab, damit ich auch so stark bin wie du.“
Wenn du meinst, die Erzieherin wäre dankbar über mehr Infos zur Hochsensibilität, magst du ihr vielleicht ein Buch schenken oder borgen oder einen Link weiterleiten.
Ebenso halte ich es für wichtig, dass du dir keine Vorwürfe machst, weil andere den Platz vielleicht brauchen würden. Weil DU arbeiten gehst, brauchst DU ihn. Die Erzieher sehen es zwar nicht gern, ja, und sie haben ihre gute Not mit einem traurigen Kind, was sich nicht so richtig im Nest fühlt und das irgendwie immer eine Sonderbehandlung braucht, aber der Kindergarten ist ein Dienstleistungsgeber. Du bezahlst sie dafür. Du gibst ihnen etwas, du nimmst nicht. Lass diese Art der Schuldgefühle also ruhig schon mal von deinen Schultern rutschen. Ich bin mir sicher, dass dich das bestimmt auch schon etwas leichter atmen lässt.
Von Herzen alles Liebe! Evelin
Ich habe unserer Kita gleich am Anfang gesagt, dass mein Sohn 3 1/2 hochsensibel ist. Aber unsere Kita kommt damit nicht klar und will ihn nun nach 2 1/2 Jahren loswerden. Sie meinen, dass sie meinen Sohn nicht mehr betreuen können und er in eine kleinere Gruppe soll. Wo findet man in D (Hamburg) kleinere Gruppen? Es ist doch überall der gleiche Schlüssel. Mein Sohn fühlt sich in der Kita wohl, ein Kitawechsel wäre wieder mit extremen Stress bei ihm verbunden.
Ich bin mittlerweile sehr verzweifelt. Vielleicht könnt ihr mir sagen, was ich machen kann.
Ich habe unserer Kita gleich am Anfang gesagt, dass mein Sohn 3 1/2 hochsensibel ist. Aber unsere Kita kommt damit nicht klar und will ihn nun nach 2 1/2 Jahren loswerden. Sie meinen, dass sie meinen Sohn nicht mehr betreuen können und er in eine kleinere Gruppe soll. Wo findet man in D (Hamburg) kleinere Gruppen? Es ist doch überall der gleiche Schlüssel. Mein Sohn fühlt sich in der Kita wohl, ein Kitawechsel wäre wieder mit extremen Stress für ihn verbunden.
Ich bin mittlerweile sehr verzweifelt. Vielleicht könnt ihr mir einen Tipp geben, was ich machen kann.
Liebe Sandra,
die Kita kann die HS eines Kindes nicht zum Kündigungsgrund machen. Rechtlich kann euch so zumindest nichts passieren.
Wahrscheinlich kommen Vorschläge bei dem Team nicht so toll an – von einer Mutter, die man rausekeln will. Grundsätzlich wäre es aber möglich, zusätzliches Personal in Gruppen einzusetzen wie Heilerziehungspfleger, Sozialassistenten etc.
Das Problem des Schlüssels wird sich deutschlandweit wohl noch verschärfen, weshalb ich keine Lösung oder keinen guten Tipp habe. Vielleicht bekommst du sie, wenn du dich an den Träger der Kita wendest.
Alles Gute für euch!
Evelin
Liebe Evelin, vielen Dank für deine Antwort. Wir sollen nun einen Antrag auf Eingliederungshilfe für behinderte Kinder stellen, dann käme ein Gutachter in die Kita, der unseren Sohn genauer unter die Lupe nehmen wird. Erachtest du das für sinnvoll oder sollten wir besser zu unsere Kinderärztin gehen und dort lieber vorstellig werden. Die Erzieher in unsere Kita kennen sich mit dem Thema ‚HSP‘ kaum aus. Unsere Sohn ist noch nicht trocken, daher befürchte ich, dass es auch schwierig werden könnte, eine andere Kita zu finden. LG Sandra
Liebe Sandra, ein Gutachter sollte in der Regel eine objektive Bewertung abgeben, kann aber in der Kita nur eine Momentaufnahme begutachten. Daher wäre es sicherlich sinnvoller, wenn du dich an die Institute für Kindesentwicklung wendest. Du möchtest bestimmt auch selbst wissen, was mit deinem Kind los ist und wie man ihn langfristig helfen und unterstützen kann. Sicherlich wird der Gutachter euch dann auch an die Institute verweisen, da er ja keine eindeutige Diagnose stellen wird bzw. es durch die Momentaufnahme einschätzen kann.
Meine Schwester arbeitet in einer pädagogischen Praxis für Kindesentwicklung. Sie hat auch viel mit hochsensiblen Kindern zu tun. Aber dass diese viele Dinge parallel wahrnehmen und so automatisch unter einem Kontrollverlust leiden, wusste ich nicht. Da spreche ich mal mit meiner Schwester drüber.