Traum-GeburtWie soll man sich das eigentlich vorstellen? Eine Geburt, der so viele Topics zufallen: auf den Tag genau geplanter Zeugungs- und Wunschgeburtstermin, Lotusgeburt, Hypnobirth, Wassergeburt, Familiengeburt mit Kleinkind-Geschwisterchen, Hausgeburt – und dann auch noch „schön“?

Wir erlebten die Geburt unseres zweiten Kindes auch wieder fernab eines Klinikums, genossen die Fürsorge der Hebammen bei uns zu hause und wollen unsere wunderschöne wie auch etwas traurige Geburtsgeschichte mit euch teilen:

Let’s do it, Baby!

Unsere Große ist 17 Monate alt, als meine Frau Evelin zum ersten Mal den Wunsch nach einem zweiten Kind laut ausspricht.

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Gesagt, getan – in ihr gedeiht ein neues Kind.

Schon in den nächsten Tagen versichert sie mir diese Tatsache mit Übelkeitserscheinungen. Ich freue mich.

Einige Wochen gedulden wir uns, um Bestätigung auf einem positiven Schwangerschaftstest zu finden und die Betreuung durch unsere Hausgeburtshebamme Katja aus dem Erfurter Geburtshaus sicherzustellen. Schließlich brauchen wir ihren Rat, welche Erfahrungen sie mit der Geburt beiwohnenden Geschwisterkindern gemacht hat. Katja bestätigt uns in unserem Bauchgefühl: Geburten mit Geschwisterkindern seien wunderbar.

Katja kann sich lediglich an eine einzige Geburt erinnern, bei der das anderthalbjährige Kind in den letzten Minuten der Geburt wach wurde und der stehenden Mami während der Austreibungsphase weinend am Bein hing.

Unsere Große erzählt dem Baby im Bauch, was sie erlebte.

Unsere Große erzählt dem Baby im Bauch, was sie erlebte.

Wir sind doch nicht… konventionell

Ich vertrete nicht die Meinung, dass eine Geburt das Geschwisterkind völlig verstören würde, wenn es eine Hausgeburt erlebt.

Doch in der „modernen“ Zivilisationsgesellschaft findet der Gedanke, dass ein Geschwisterkind bei einer Geburt anwesend ist, keine große Zustimmung; Gründe: das Geschwisterkind sieht viel Blut, die Mutter womöglich vollständig entblößt und erlebt sie stöhnend und schreiend. Demzufolge wird ein Kind in Angst und Schrecken versetzt und wird mit der Mutter leiden, heißt es.

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Anscheinend gilt die Geburt noch immer als etwas sehr blutiges, ekliges und gefährliches.

Vorurteilsbehaftete Ängste wollen wir nicht auf unser Kind projizieren. Wir wünschen uns für unsere Große, dass sie sich nicht merkwürdig fühlen muss, wenn sie in einem vielleicht unbehaglichen Augenblick weggeschickt wird und beim Wiedereintreffen auf ein anderes Kind in unseren Armen stößt.

Glücklich und gesund in der Schwangerschaft.

Glücklich und gesund in der Schwangerschaft.

Wenn mich meine Frau zum Kneifen braucht, brauchen wir einen Babysitter

Ich denke oft an unsere erste Hausgeburt (hier berichten wir darüber). Nur für wenige Minuten konnte ich mir damals im Badezimmer eine Pause gönnen.

Ich erinnere mich noch genau an den Schmerz in meinen Oberschenkeln, in die Evelin während der Austreibungsphase kniff. Bisher war mein Kind nie länger als zwei Stunden von Evelin getrennt. Wenn ich während der nächsten Geburt allein für die Betreuung unserer Großen zuständig bin, in welche Oberschenkel soll Evelin dann kneifen?

Wir brauchen einen Babysitter! Und dieser muss unbedingt kompetent genug sein, selbst eine Geburt zu „verkraften“. Zur Geburtsbetreuung unseres Mädchens stellen sich so viele Freunde und Nachbarn zur Verfügung, dass ich fast den Überblick verliere.

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Intensive Zeit mit der bald großen Schwester

Intensive Zeit mit der bald großen Schwester

Blutverschmierte Kinderbücher? Fehlanzeige!

Zunächst wollen wir unser Mädchen mit Bilderbüchern auf den großen Tag vorbereiten.

Doch in fast allen Kinderbüchern machen die Geschwister erst Bekanntschaft miteinander, wenn das große Wunder vorbei ist – und sind dabei dann oft alles andere als freudig überrascht.

Im Bilderbuch von Uwe Spillmann (übrigens ein toller Mensch; Evelin telefonierte kürzlich mit ihm) und Inga Kamieth „Runas Geburt: Meine Schwester kommt zur Welt“ darf die vierjährige Lisa bei der Hausgeburt dabei sein: Von ungewohnten Gerüchen, über laute Wehen, dem Heraustreten des Babyköpfchens bis zum Durchtrennen der Nabelschnur erlebt das Kind eine Geburt ganz real, ungeschönt und doch so schön mit.

Lebensfreude

:-)

Leider entdecken wir dieses Lieblingsbuch erst sehr spät, und so zeigt Evelin bis dahin unserem Kind alle Fotos und Skizzen in geburtsvorbereitenden Büchern, z.B: Die Hebammensprechstunde oder Die selbstbestimmte Geburt: Handbuch für werdende Eltern. Mit Erfahrungsberichten.

Ab und zu schaut das Mädchen auf meinem Schoß sitzend vollkommen interessiert ein Hausgeburtsvideo auf Youtube an.

Geburtsvorbereitung mit und für Geschwister

Dass ein Baby im Bauch ist, versteht unser in ihrer Sprachentwicklung bereits weit entwickeltes Mädchen recht schnell. Zunehmend erzählt sie mit ihrem Geschwisterchen, „füttert“ es durch Evelins Bauchnabel, malt und cremt den dicken Bauch ein, fühlt die Bewegungen und übt sich kurz nach ihrem zweiten Geburtstag in einem Geschwisterchen-Vorbereitungskurs. Manchmal sitzen wir im Geburtspool „Probe“.

Bodypainting

Bodypainting

Salbung des Babybäuchleins

Salbung des Babybäuchleins

Durch die Übungen zum Hypnobirthing in Marie F. Morgan Buch „HypnoBirthing. Der natürliche Weg zu einer sicheren, sanften und leichten Geburt“ übt mein süßes Mädchen zusammen mit ihrer Mama die Entspannungstechniken und die Geburtsatmung.

Tatsächlich lässt sich all das im Buch beschriebene ohne Kind jedoch wesentlich besser üben, meint Evelin.
Kullernde Kiesel

Kullernde Kiesel

Wozu braucht unser Kind schon einen Arztkoffer?

Durch die Vorsorgen der Hebammen gehört es mittlerweile zum täglichen Spiel, das Hebammentäschchen herauszukramen, um den Babybauch mit dem Maßband zu messen, ihn abzutasten oder abzuhören. Während der Schwangerschaft vertraut meine Liebste ganz ihrem gesunden Körper und verzichtet deshalb auf unnötige Untersuchungen.

Hebammentäschlein

Hebammentäschlein

Sie lässt lediglich ein einziges Mal eine Ultraschalluntersuchung zu, um zu schauen, ob die Organe des Babys okay sind und um zu schauen, wo die Plazenta liegt – damit von „rechtlicher Seite“ kein Risiko für eine Hausgeburt abzusehen ist. Obwohl nur für zwei Minuten gescreent wird, ist es um mich geschehen. Ich „sehe“ das Baby und bekomme feuchte Augen.

Traumgeburt ohne Traumhebamme?

Die letzten Schwangerschaftstage über dem berechneten Geburtstermin sind im Geburtshaus zeitaufwendiger als bisher. Es ist unklar, ob unsere Lieblingshebamme unsere zweite Geburt begleiten kann. Wahrscheinlich hat es unser Baby deshalb auch gar nicht eilig, so schnell auszuziehen.

Hebamme im Einsatz

Hebamme im Einsatz

Am Abend vor Evelins Geburtstag gibt Katja ihr OK, dass sie anstelle einer anderen Hebamme womöglich doch unsere Geburt betreuen kann. Evelin ist erleichtert. Alles scheint perfekt: Der Geburtspool wartet aufgepumpt im Abstellraum, die Schwiegermutter steht als Babysitter in den Startlöchern, die Wunschhebamme in Rufbereitschaft, unsere Große nach bestem Wissen vorbereitet – Tag X kann kommen! Weil es bei unserer großen Tochter bereits geklappt hat, und ich überzeugt bin, dass es auch diesmal funktionieren würde, brechen wir nun unsere bis dato selbstauferlegte, mehrwöchige Abstinenz und lieben uns. Die Prostaglandine und das Oxytocin wirken!

Es geht los!

Nachts um ca. 4 Uhr höre ich unverkennbare Laute aus dem Badezimmer. Ich verlasse das Familienbett, versichere mich, dass Evelin wirklich im Bad steht und ihre ersten, doch schon heftigen Wellen veratmet.

Ich verlege die Schläuche für Zu- und Ablauf zum Geburtspool ins Wohnzimmer. Es dauert nicht lange, bis unsere Große erwacht. Evelin rechnet sich aus, wann sie unser Baby in ihren Armen halten wird: Die Geburt unseres großen Mädchens dauerte knapp sechs Stunden. Weil es nun die zweite Geburt ist, reichen vielleicht auch 5 Stunden. Sie kündigt die Geburtsstunde für circa 9 Uhr an.

Um 5 Uhr rufe ich meine Schwiegermutter an, damit sie die zweistündige Fahrt zu Evelins Geburtstagsfeier vorverlegen kann. Später melde ich mich noch telefonisch bei unserer Hebamme Katja, die meine Frau im Hintergrund bereits tönen hört.

Schwitzen, Stöhnen, Spielen

Zunächst spielt unser Erstling neben meiner gelassen Evelin im Geburtspool und lässt sich nicht großartig aus seinem Spiel bringen. Auch nicht, wenn ich hektisch angesaust komme, um Evelin minutenweise zu stützen. Unser Kind freut sich darüber, in dem großen Planschbecken mit Badeente und Gießkanne das warme Nass zu genießen.

In den Wellenpausen erzählt Evelin ihr, dass das Baby heute kommt. Sie erzählen darüber, dass das Baby tüchtig mithilft und dabei ganz schön viel – und auch laut – geatmet werden muss. Durch das aktive Miterleben der Schwangerschaft sowie die täglichen Gespräche und Geburtsgeschichten scheint unsere Zweijährige das tatsächlich schon zu verstehen. Bin ich froh!

Es ist 6.30 Uhr und unser Mädchen hat genug vom Baden. Ich komme noch mehr ins Schwitzen, denn ich will gefühlt gleichzeitig alle Befehle ausführen: „Heb die Große aus dem Pool! Da, das Handtuch. Kochst Du mir den Mutterkrauttee? Unsere Maus hat Durst. Sie braucht auch was zu … ahhhhh, Welle; Komm schnell! Du musst das Wasser nochmal warm aufdrehen. Nimm die Maus ruhig mit. Ahhhrrr, das ist kaaalt! Heiß, heiß, ich hab doch heiß gesagt! Lies dem Kind doch mal was vor! Und wo ist mein Tee? Schnell, ich brauch einen Eimer!“

Wie soll ich plötzlich ein Stillkind beruhigen?

Ich rechne bei jeder Welle damit, dass das Baby geboren wird. Deshalb flitze ich mit Kind im Arm zwischen meinen Aufträgen und dem Pool hin und her. Ich lege die Regenbogen-Entspannung für die Hypnoseatmung ein. Zwischen den Wellen scheint das bei meiner Frau und sogar bei unserer Großen zu funktionieren.

Ich biete meinem Kind die Snackbox an. Nichts sagt ihm zu.

Es will lieber gestillt werden, wie es das auch während der Schwangerschaft gewohnt war. Ich betrachte Evelin und erkenne sofort, dass Stillen jetzt unmöglich ist. Ich hole schnell etwas Mandelmilch aus dem Kühlschrank und reiche sie in einer Nuckelflasche. Ganz falsch! Während meine große Herzensdame in der nächsten Wehe laut wird, steigt meine kleine Herzensdame in ebenso lautes Weinen ein. Kalte Milch ohne schöne Umverpackung entspricht eben nicht ihrer Gewohnheit.

Ich nehme mein Mädchen und lenke sie auf dem Sofa mit Büchern von ihrem Saugbedürfnis ab.

Die Hebamme kommt kuscheln

Die Lieblingshebamme klingelt. Sie erfasst den Status der Geburt, hält diesen für in Ordnung und widmet sich unserer Zweijährigen. Ihre liebevolle Einladung für Trost und Zuwendung wird mir noch lange im Ohr bleiben: „… was denkst Du denn, wie toll die Katja kuscheln kann…“.

Schon sitzt sie mit meinem Kind auf dem Sofa, um die nächsten Bilderbücher durchzugehen. Ich kauere mich hinter den Geburtspool, um Evelin zu stützen.

Oma soll nicht kuscheln

Nachdem die zweite Hebamme und etwas später meine Schwiegermutter eintreffen, können sich die Hebammen aus der Rolle der Kinderanimateure lösen und ihrer Berufung nachgehen. Unsere Große scheint nicht damit einverstanden zu sein, sich mit ihrer Oma abgeben zu müssen.

Der Mutterkrauttee entspannt Evelins Bauch aber nicht mein Mädchen.

Unsere Große wird traurig, dass Evelin nicht aus dem Pool zu bewegen ist, nicht mit ihr kuschelt und sie nicht stillt. Krokodilstränen laufen. Unter keinen Umständen will sie jetzt nochmal in den Pool. Stattdessen findet sie einen Beruhigungssauger, den sie gestern durch reinen Zufall im Handschuhfach entdeckte und zum allerersten Mal in ihrem Leben in den Mund steckt. Ruhe is‘!

Omas stillen nicht

… Aber nur kurz! Unsere Große kriecht unter den Tisch und verlangt ihre Mami. Jetzt krabbelt die Oma auch unter den Tisch. Das Kind wird lauter. Sie will nicht in den Pool! Evelin soll ‚raus.

Evelin will sie beruhigen. „Ich ka-h-n-n nich…“ haucht sie schwach, als sie wieder eine heftige Geburtswelle in ein anderes Reich schweben lassen will. Natürlich lässt sich davon kein Kleinkind beruhigen.

Nun ruft Evelin meiner Schwiegermutter zu, dass sie ihr ihre Brust geben soll. Ich denke dabei an die alten Massaifrauen, die ihre Enkel beim Babysitten an ihre Brust setzen. Meine Schwiegermutter hört es nicht. Mein Kind ist zu laut.

Die Geburtsarbeit stagniert

Meine Frau sagt mir, dass sie jetzt meine Arme zum Stützen braucht, sonst hält sie diese Geburt nicht aus.

Evelin versucht, sich auf die Hypnoseentspannung der Geburts-CD zu konzentrieren, was ihr nicht mehr gelingt. Ihr Körper entscheidet sich, die Geburt nicht fortzusetzen.

Zwar bemüht sich Welle um Welle, das Baby tiefer zu schieben, doch scheint die Ausschüttung von Adrenalin, dem Stresshormon, klar dafür zu sorgen, dass die Geburt nur in vollständiger Geborgenheit für alle Beteiligten weitergehen kann.

Das Kind muss weg

Katja spricht ein „Machtwort“. So verschwindet unser Kind heulend mit ihrer Oma im Schlafzimmer, um sich dort hinter dem Bett zu verstecken. Inzwischen ist es 8 Uhr, doch aufgrund des zeitigen Aufstehens und der Aufregung wird es unmöglich sein, das im Bademantel bekleidete Kind zu einem Winterspaziergang zu motivieren.

Stattdessen sitze ich nun auch im Geburtspool und die Geburtsarbeit geht nun wieder gut voran. Trotzdem sind wir sehr traurig, dass unser großes Baby so verzweifelt ist.

Evelin atmet sich eine Stunde weiter und vermisst unser großes Mädchen. Ich bekomme nicht mit, ob und wie meine Schwiegermutter unser Kind beruhigt. Jetzt hören wir sie weinen. „Sie weint schon 2 Stunden, oder?“ bedauert Evelin unser armes Kind. „Nein, bis jetzt insgesamt eine viertel Stunde.“ versichere ich ihr.

Wunschtraum ausgeträumt

Wir finden es schade, dass unser Plan nicht aufzugehen scheint: Die Austreibungsphase hatte sich Evelin schon lange so ausgemalt, dass sie eine Froschstellung einnimmt, während wir zusammen mit unserer Zweijährigen das Baby in Empfang nehmen und es noch im Geburtspool als neues Familienmitglied willkommen heißen würden.

Ich bin davon überzeugt, dass meine Tochter, so klein wie sie trotz allem ist, dieses Wunder der Natur weder schockierend noch ekelig finden würde. Sie soll ihr Geschwisterchen, mit dem sie wahrscheinlich ein Leben lang besonders verbunden sein wird, von Anfang an kennen dürfen. Genauso, wie mich als Vater die Geburt etwas angeht, darf es auch alle anderen engen Familienmitglieder etwas angehen.

Zeitziel der Geburt nicht erreicht

Es ist 9 Uhr und Evelins hat ihr Geburtszeitziel nicht „geschafft“. Das Geschrei und die Gedanken, wie sie unserer Großen helfen könnte, verzögern die Geburtsarbeit.

Die Tür geht auf. Meine Schwiegermutter kommt und setzt unsere Große, mit der Bedingung, leise zu sein, in den Geburtspool. Evelin küsst unser Mädchen auf den Kopf. Sie scheint nun bereit für den Endspurt. Zwar fühlt sie sich nicht in der Lage, in die Froschstellung zu gehen, doch ist sie glücklich.

Romantische Sturmflut!

In der nächsten Welle bilde ich mir ein, richtige Kraft zu spüren. Evelin schreit laut. Die Fruchtblase platzt. „Wahnsinn!“, denke ich, während sich Evelin stöhnend von dieser Welle erholt.

Unser Kind „schnullert“ und wirkt total relaxed. Meine Frau sitzt vor mir, mein Kind fast kuschelnd neben mir. Die Badeente dreht ihre Runden und die kleine Gießkanne findet ihren Besitzer wieder.

Planschen im Geburtspool

Planschen im Geburtspool

Die kräftigen Wellen erreichen die Stärke von Sturmwogen und Evelin folgt Katjas Anweisung, jetzt mitzuschieben.

Katja greift noch einmal zum Fetal Doppler mit dem sie die Herztöne des Babys kontrollieren will, nur, um es sich gleich wieder anders zu überlegen; Ein Tsunami bricht herein!

Meine Frau gibt Vollgas und presst, wie noch nie jemand gepresst hat. Sie will das Baby wahrhaftig mit einem Mal komplett herausschieben! Das Babyköpfchen schneidet ein und sie lässt alle hören, wie anstrengend eine Geburt ist.

Unser Kind beobachtet jeden Handgriff der Hebammen und fühlt sich im lauten Mittendrin sichtbar geborgen.

Ein allerletzter Kraftakt. Meine Liebste muss einfach brüllen. Doch womöglich kommt das gar nicht zur Geltung, weil sich alle im gleichen Moment unüberhörbar motivieren, anfeuern und freuen.

Unsere Zweijährige ist mittendin und kann alles mitbekommen: Dass der Papa weint und gleichzeitig lacht, dass die Oma wie ein junges Schulmädchen aufgeregt herumhüpft und eine ganz hohe Stimme bekommt, dass die Augen der Hebamme funkeln und ihr Mund ein glückliches Lächeln zeigt und wie das Baby „unserer“ hochkonzentrierten Katja entgegenschießt – und wie schnell Evelin es in ihre Arme schließen kann.

Das Baby ist da.

Das Baby ist da.

Meine Große kuschelt sich an Evelins andere Seite. „Ohhhr, das Baby ist da!“ sagte sie, berührt vorsichtig das Babyköpfchen und bemerkt, dass das Baby ganz kleine Finger hat, dass es Augen, Nase und Mund hat.

So ein großer Junge!

Damit unser Baby keinen Wärmeverlust hat, legen wir ihm ein rotes Handtuch über, was die Hebammen mit warmem Wasser begießen.

Ich bewundere mein Baby. Es ist ganz ruhig und blinzelt uns aus seinen kleinen Augen an. Wie putzig es aussieht! Das Baby ist sehr groß und stabil gebaut und ich bin der festen Überzeugung, dass es ein Junge ist. Wir fühlen einen richtig heiligen Moment.

Dann lacht Evelin und teilt mir mit, dass unser großes Baby ein Mädchen ist. Unsere Töchter werden gestillt.

Mit der nächsten Welle und Katjas Hilfe wird die Plazenta geboren.

Ab jetzt feiern wir Doppelgeburtstag

Dank Evelins perfekt gewähltem Geburtstag schneiden wir etwas später und natürlich im Trockenen außerhalb des Pools den Geburtstagskuchen an und feiern unser zweites Mädchen, aber auch Evelin. Unsere große Tochter strahlt vor Freude, als wir mit ihr anstoßen.

Meine zierliche Frau ist sehr stolz auf das 53 cm große und fast 4 Kilo schwere Baby, dessen Nabelschnur mit der Plazenta verbunden bleibt.

Gute Geburt, gutes Wochenbett?

Obwohl die Nabelschnur unseres ersten Kindes erst nach dem Auspulsieren durchtrennt wurde, fühlte sich das für uns nicht richtig an. Wir überzeugten uns von den gesundheitlichen Vorteilen (z.B. http://www.lotusgeburt.de/) und wünschten uns deshalb für unser nächstes Kind eine Lotusgeburt.

So bestaunen wir nun die kalte, weiche Nabelschnur gemeinsam mit unserer Großen und können die Plazenta, das Kuscheltier des ehemaligen Bauchbewohners, bewundern.

Wir wissen um die Möglichkeit, den Mutterkuchen in speziellen Plazenta-Taschen mit Salz und Kräutern zu „marinieren“. Mit dieser Idee konnten uns jedoch nicht anfreunden, denn, ähnlich wie bei Globuli aus Plazenta, wollen wir „unsere“ bei Bedarf im Krankheitsfall pulverisiert reichen (als Literatur hierzu können wir das Buch „Heilmittel aus Plazenta: Medizinisches und Ethnomedizinisches“ empfehlen).

Evelin hat Sieb und Schüssel für ein erstes Abtrocknen des Mutterkuchens bereitgestellt. So kann die Plazenta bequem neben das Sofa gestellt werden. Am Nachmittag legen wir die Plazenta in ein Dörrgerät, um auf minimaler Stufe mit dem Trocknen zu beginnen. Ich richte das Gerät so ein, dass es weder im Bett stört noch sich die Wärme über die Nabelschnur auf das Baby überträgt.

Ich beobachte, wie die Nabelschnur von beiden Seiten beginnt, dünner zu werden und zu trocknen. Die kleinen Finger des Babys berühren die Nabelschnur.

Auch in der Nacht wirkt das Baby ruhig, selig und zufrieden.

Schon am nächsten Abend ist die Nabelschnur komplett durchgetrocknet.

Auch die Plazenta ist schon gut getrocknet. Es riecht nicht unangenehm. Wir entscheiden uns, die Nabelschnur auf ca. acht Zentimeter zu kürzen und das Trocknen der Plazenta in einem anderen Raum fortzusetzen.

Getrocknete Plazenta

Getrocknete Plazenta

Nach fünf Tagen fällt das kleine Schnürchen vom Nabel unserer kleinen Tochter ab.

Nabelschnur und pulversisierte Plazenta

Nabelschnur und pulversisierte Plazenta

Und wie machen wir das beim nächsten Mal?

Evelins Traum einer romantischen „Familiengeburt“ ging in Erfüllung, worüber wir sehr dankbar sind.

Reflektierend möchten wir sagen, dass wir unsere nächsten Geburten zusammen mit unseren Kindern nicht grundlegend anders planen würden. Gemeinsame Schwangerschaftsvorsorgen, Geburtsgeschichten und das tägliche Teilhabenlassen an der Schwangerschaft sind meiner Meinung nach die wichtigste Vorbereitung.

Halte ich mein Kind für alt genug, um die Geburt eines Kindes so erleben zu können wie mit bzw. in der Natur lebende Völker, sehe ich keine Notwendigkeit, es vor einer normal verlaufenden Geburt behüten zu wollen.

Tipps für die Geburt mit Geschwisterkindern

Für die Zeit bis zum Endspurt ist es auf jeden Fall von Vorteil, sein großes Kind in liebevollen Händen bei einer guten Beschäftigung zu wissen.

Snacks und Stillersatz sollten am besten schon einmal vor der Geburt auf Tauglichkeit geprüft werden.

Traumatisierung?

Besondere Nebenwirkungen hat das Beisein eines Geschwisterkindes bei der Geburt mit Sicherheit: Die Geburt wird aus allen Perspektiven verarbeitet. So bekamen nicht nur alle Freunde und Verwandten von unserem Erstling berichtet, wie eine Wassergeburt stattfindet. In der Wochenbettzeit wurde nahezu täglich Geburt gespielt. Lagen wir im Bett, verkroch sich unsere Große unter der Decke, legte sich in Höhe unserer Beine und erklärte: „Papa, schrei jetzt ganz laut. Nein, nicht so. Richtig laut!“ und schlüpfte schließlich am Fußende als eben geborenes Baby.

Unser großes Mädchen beherrscht jedoch auch eine ruhige „Hypnoseatmung“ und erklärt ihr leises Spiel: „Papa, ich hab gerade ein Baby gekriegt.“

Noch heute schaut sie sich gern das Geburtsvideo an und erklärt ihrer Schwester alle Details, die ich längst vergessen habe. Sie beschreibt ganz genau ihre Gefühle, sagt, dass sie geweint hat, weil sie nicht stillen konnte, und dass sie den Nuckel hatte, dass dann die Katja kam, die ganz lieb zu ihr war, dass sie hinter dem Bett weinen wollte, weil dort die Oma nicht hinkommen konnte und (mit freudig aufgeregter Stimme), dass dann endlich das Baaabyyyy raus kaaam!

Ein Wort zu den Hebammen

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf das Thema „Hebammen“ eingehen: Es wird für Frauen, die ein Kind erwarten, immer schwieriger, eine Hebamme zu finden, die Hausgeburten (aber auch Klinikgeburten) betreuen. Und wenn sie eine Hebamme finden, müssen sie sich die Rufbereitschaft aufgrund gestiegener Kosten für die Hebammen auch leisten können.

Wir bezahlten für unsere Große im Jahre 2012 noch 350 €, die komplett von der Krankenkasse übernommen worden sind. Bei unserer kleinen Tochter waren es 2015 bereits 550 € Rufbereitschaftspauschale. Die Krankenkasse war zudem lediglich bereit, 150 € hiervon zu übernehmen.

Der Beruf der Hebammen ist in Gefahr. Mehr Informationen findest Du hier: https://www.hebammenverband.de/

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