Begriffsverwirrung ErziehungSobald man äußert, seine Kinder nicht erziehen zu wollen, entsteht oft eine nicht enden wollende Diskussion, weil die meisten Menschen davon überzeugt sind, dass der Begriff „Erziehung“ in erster Linie alles vereint, was das Zusammenleben mit Kindern mit sich bringt.

Es ist kein Wunder, wenn man mit einer Forderung nach einem antipädagogischen, erziehungsfreien Umgang auf taube Ohren stößt, wenn alles in einen Topf geworfen wird, der in Wirklichkeit viel kleiner ist als allgemein angenommen.

Was ist Erziehung denn nun?

All jenen, die der „Erziehung“ genauer auf den Zahn fühlen wollen, sei gesagt, dass die meisten Erziehungswissenschaftler Obengenanntes nicht für Erziehung halten. Bei ihren vielleicht ähnlich wie bei uns hitzig geführten Diskussionen an der Kaffeetafel wurden sie sich bezüglich einer Definition einig, die von einschlägigen Berufsbildungsstätten übernommen wurde:

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„‚Erziehung‘ sind Handlungen, mit denen Erwachsene die Absicht verfolgen, Kinder so zu beeinflussen, dass sie bestimmten Erziehungszielen näherkommen.“

Mit anderen Worten: Es ist die zielgerichtete und beabsichtigte Tätigkeit Erwachsener zur Formung von Kindern. Da hierbei der Fokus auf der Intention (= Absicht) der Erwachsenen liegt, spricht man auch von „intentionaler Erziehung“.

Parallel dazu gibt es die „funktionale Erziehung“, die auch als „funktionales Lernen“ bezeichnet wird. Dies schließt alles ein, was vom Kind erlebt wird.

Doch reicht es nicht, Erziehung nach intentional und funktional aufzuspalten.

Es ist zunächst noch unklar, was alles unter eine beabsichtigte (intentionale) Erziehung fällt. Deshalb wird diese ebenfalls unterteilt in die ergänzende und in die substantielle Erziehung. Auch das wollen wir Dir erklären.

Wenn Du die Fragen Deines Kindes beantwortest, wenn Du seinen Aufforderungen nachkommst oder wenn Du Dich in eine akute Situation einmischst, die Dein Kind wahrscheinlich noch nicht allein bewältigen kann, zählt dies zur sogenannten ergänzenden Erziehung.

Bei der substantiellen Erziehung hingegen geht es im wahrsten Sinn des Wortes an die Substanz der Kinder: Gemeint sind alle Handlungen, die das Kind ändern sollen – in seinem Wesen und in seinem Sein. Substantielle Erziehung geht vom Erwachsenen aus, weil er mit dem momentanen Zustand des Kindes nicht einverstanden ist. Aus diesem Grund soll das Kind „verbessert“ werden. So ändert man es dauerhaft durch Formung seines Charakters und Prägung seiner Gefühle, Einstellungen und Überzeugungen. Die Erwachsenen erheben damit einen Herrschaftsanspruch gegenüber Kindern. Manchmal geschieht die erzwungene Unterwerfung des Kindes sogar genial versteckt. Aber wir wollen es nicht länger übersehen! Wenn wir in unserem Blog den Bergiff „Erziehung“ gebrauchen, so meinen wir diese Form, denn niemand käme auf die Idee, Versorgungs- und Pflegehandlungen, das Spielen, das Beantworten von Fragen und das Äußern der eigenen Meinung „Erziehung“ zu nennen. Auch Hilfs- und Rettungsaktionen sind nichts, was man so betiteln würde.

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Substantielle Erziehung muss abgeschafft werden!

Dieser Meinung ist auch Ekkehard von Braunmühl. Der Kinderrechtler und Publizist setzt sich in seinen antipädagogischen Werken für das Recht des Kindes auf Freiheit, Achtung und Würde ein. Sein kurzweiliges Buch Zeit für Kinder: Theorie und Praxis von Kinderfeindlichkeit, Kinderfreundlichkeit, Kinderschutz liest sich zügig und ist zur Zeit unser liebstes und spannendstes Buch zum Thema.

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